Jinjer
Manchmal jagen wir den Menschen Angst ein!
Interview
JINJER haben sich in den letzten Jahren immer weiter nach oben gekämpft und sich auch die großen Festivalbühnen zu eigen gemacht. Mit ihrem neuen Album „Duél“ liefern die Ukrainer erneut spannendes Material in einem stetigen Mix aus progressivem Metal, aggressiven Riffs und unglaublichem Groove. Als Mitverantwortlicher für den speziellen Style der Band sitzt Vladislav Ulasevich hinter dem Schlagzeug und treibt den Sound der Ukrainer voran. Im Gespräch mit Vlad hinterfragen wir, welche Herausforderungen die Bandmitglieder von JINJER bewältigen, reden mit ihm über die Besonderheiten des neuen Releases und klären, warum man manchmal Angst vor JINJER haben könnte.
„Duél“ ist ein sehr kraftvolles Album. Welche Duelle (metaphorisch oder real) haben euch bei den Aufnahmen inspiriert?
Die hauptsächliche Inspiration waren wir selbst und wie wir die Songs umsetzen wollten. Wir haben bei den Aufnahmen einfach darauf geachtet, so ehrlich und direkt wie möglich an das Material heranzugehen.
Ihr seid bekanntlich eine Band, die keine Angst davor hat, Neues auszuprobieren und zu experimentieren. Gab es für dich bei den Aufnahmen einen Moment, wo du dachtest: „Ok, das ist jetzt wirklich merkwürdig, aber lasst uns das ausprobieren?“
Das ist eine sehr interessante Frage. Der Gitarrensound auf „Duél“ ist diesmal sehr mächtig. Wir haben mit einigen Verzerrungen gearbeitet. Das mag für den einen oder anderen zu viel sein, aber uns hat es sehr gefallen. Wir wollten, dass die Gitarren so richtig schwer herüberkommen. Die Riffs stehen bei „Duél“ deutlich im Vordergrund, was das Album von den anderen unterscheidet. Normalerweise fokussieren wir uns immer zuerst auf die Drums. Dieses Mal wurde der Schlagzeugsound aber den Gitarren angepasst. Dadurch kann es sein, dass sich das Ganze hier und da etwas überproduziert anhört. Aber wir wollten unbedingt diesen übermächtigen, kraftvollen Gitarrenklang. Vielleicht hört sich das für andere merkwürdig an, aber genau so war unser Plan und der ist aufgegangen.

Das klingt nach einer ziemlich gut eingespielten Teamarbeit.
Ich denke, wenn man zusammenarbeitet, kommt man an den Punkt, an dem das eigene Instrument nicht unbedingt im Mittelpunkt steht, sondern es wichtiger ist, mal etwas auszuprobieren und etwas anderes zu liefern. Wir haben uns bei dem Album zum Beispiel volle zwei Monate um den Gesang gekümmert, uns für diese Zeitspanne ausschließlich auf die Vocal-Demos konzentriert. Also könnte man sagen, die Gitarren und die Vocals zusammen waren der Kernpunkt des Ganzen.
Was war dein persönlicher „Wow“- Moment, in dem du festgestellt hast, dass der Sound in die korrekte Richtung ging?
Wir arbeiten zusammen so lange, bis die ganze Band einen kollektiven „Wow“-Moment hat. Jeder von uns muss mit den finalen Songs zu einhundert Prozent zufrieden sein. Jetzt kann ich zum Beispiel sagen, dass „Duél“ das beste Album ist, das JINJER jemals gemacht haben. Als wir „Wallfowers“ veröffentlichten, haben wir dasselbe gesagt. Jedes neue Album ist unser bestes Album. Wir versuchen genau nach diesem Gedanken zu arbeiten. Wir hören erst auf, wenn jedes Bandmitglied jedes einzelne Riff, jede einzelne Note, jeden einzelnen Ton supercool findet.
Bei uns gibt es ein Drei-Punkte-System: Level 3 ist „Supercool“, Level 2 ist „Ok“ und Level 1 ist „Shit“. „Shit“ geht gleich in den Mülleimer. Bei „Cool“ wird so lange daran gearbeitet, bis es „Supercool“ ist (lacht). Wir versuchen immer, nicht nach unserer eigenen Kopie zu klingen. Das ist manchmal echt schwer, ist uns aber unfassbar wichtig und der hohe Anspruch an uns selbst.
Was ist die größte Herausforderung, in einer Band wie JINJER zu sein?
Dass wir uns alle nicht irgendwann töten (lacht). Nein, ich muss das erklären. Also, wir kennen uns alle unfassbar lange und wir neigen dazu, über alles zu diskutieren. Wirklich über alles. Und jeder hat seine eigene, spezielle Meinung und da kann das ganz schön wild zugehen. Wenn wir eine junge Band am Neuanfang wären, ginge das ziemlich schnell in die Brüche. Aber wir kennen uns so lange und so gut, dass es wie eine Familie ist, die sich streitet und diskutiert.
Unsere Flüche und Ausrufe können ganz schön hart sein. Wenn Außenstehende das hören, missverstehen sie das oft. Wir können den Menschen um uns herum damit auch echt Angst einjagen. Hinzukommt, dass wir untereinander Russisch sprechen. Das klingt dann immer, als würden wir gerade streiten, obwohl wir uns über das Wetter unterhalten (lacht).
Gibt es einen Song auf dem neuen Album, der dir persönlich besonders am Herzen liegt?
Oh, mein absoluter Favorit ist „Kafka“, auf dem zweiten und dritten Platz sind „Hedonist“ und „Duél“. Musikalisch gesehen sind das für mich die besten Songs, die wir jemals gemacht haben. Und dann haben wir noch den interessanten Track „Tumbleweed“, der sich sogar nicht nach JINJER anhört. Uns wurde gesagt, dass er nach Doom Metal klingt, aber das finde ich ziemlich lustig.
In einem Artikel stand, dass eine der persönlichen Weisheiten lautet: „Entwickele deinen eigenen Stil und kopiere niemals“. Wie schaffst du es als Musiker, einzigartig zubleiben?
Es ist sehr schwer. Alles, was dir hilft und dich einzigartig bleiben lässt, ist ARBEIT, ARBEIT, ARBEIT. Du musst viel an dir arbeiten, viel komponieren, viel produzieren. Eine Menge davon mag vielleicht im Mülleimer landen, aber nur die ständige Arbeit an dir selbst und deiner Musik bringt dich weiter. Daraus entsteht etwas Gutes, etwas Neues.
Vielen Dank für das Gespräch, Vlad! Die letzten Worte an die metal.de-Leser gehören dir.
Ich hoffe, dass allen unser neues Album „Duél“ gefällt. Von unserer Seite aus ist es monumental und wir sind sehr stolz darauf.