Isvind
Interview mit Goblin zu "Intet Lever"

Interview

Isvind

GEGENWART

Einer der wichtigsten Faktoren für ISVINDs Rückkehr ist, wenn ich das richtig verstanden habe, dass Ihr Euer eigenes Studio gebaut habt, das Likbaalet Studio. Bitte führt uns mal in dieses Studio ein – können wir uns das eher wie DARKTHRONEs Necrohell II (als Homerecording-Studio) oder wie ein kommerzielles Studio, in dem auch andere Bands aufnehmen, vorstellen? Wie sieht’s mit der Technik aus, was nutzt Ihr?

Zum Techniktalk: Cubase 5 auf einem Mac Pro. Zwei Soundkarten: Steinberg MR816X und M-Audio 2424, die die simultane Aufnahme von 16 Spuren ermöglichen. Es gibt Yammie- (Yamaha, für die Nicht-Techniker) und KRK-Monitore. Wir haben einen Haufen Mikrophone, von 57ern bis hin zu teurem und exotischem Kram. Für die Drums nutze ich derzeit die DW Performance-Serie (10”, 12”, 14”, 16” und 22”), und eine verdammt geile 13” Pearl Reference Snare. Zildijan-Becken. Ich nutze meine vertrauensvolle Ibanez, um die Gitarren aufzunehmen, und mache das durch ein Digitech Weapon-Pedal und in einen Black Heart 3W Röhrenamp. Wir haben sehr wenig Außenbord-Equipment, aber der Mac hält die meisten der notwendigen Plugins bereit. Der Aufnahmeraum ist schallisoliert, sodass wir 24/7 aufnehmen können, ohne dass die Polizei anklopft. Das Ding ist zentral in Oslo gelegen, in einer erschlossenen Gegend. Es gibt ein weiteres Album, das wir ganz dort produziert haben, und wir werden auch weiterhin dort aufnehmen. So, wo Du nun das Geheimnis kennst, muss ich Dich leider töten.

“Intet Lever” ist das oldschooligste Album, das ich seit einem Dutzend Jahren gehört habe. Wie alt ist das Material? Limitiert Ihr Euch selbst auf alles, was nach 90ern klingt, wenn Ihr neue Songs schreibt?

Wie ich vorhin schon schrieb, geben wir unser Bestes, um das Material auf das zu limitieren, was auch zu ISVIND passt. Ich denke, in acht von zehn Fällen gelingt es uns auch, die richtige Auswahl zu treffen. Das meiste des Materials auf “Intet Lever” ist von 2008, mit Ausnahme der beiden genannten Songs von 2003 und dem Chorusriff von “Himmelfjell”. Das letzte ist von 2000, glaube ich. Der noch neuere Kram, den wir gerade für zukünftige Releases schreiben, passt meiner Meinung nach total in den ISVIND-Sound. Für “Intet Lever” hatten wir eigentlich zwei oder drei weitere Songs, die wir aber aussortiert haben, weil sie beschissene Lieder waren, und keines davon wird je das Licht der Welt erblicken.

Wo siehst Du wesentliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu “Dark Waters Stir”, sowohl in kompositorischer als auch in produktionstechnischer Hinsicht?

Wir haben uns getraut, Riffs länger auszuspielen und atmosphärisches Zeug gemacht damals, dieser Tage tendiere ich dazu, schnellere und brutalere Musik zu machen. Ich denke, die Art und Weise, wie wir heute Riffs machen, ist verglichen mit früher etwas intelligenter, weil wir einfach mehr Erfahrung haben. Es gibt jetzt ein paar mehr Ornamente in den Melodien. Was die Produktion angeht, sorgt die Möglichkeit, über längere Zeit an etwas zu arbeiten und auch, dass alles digital ist, für einen flüssigeren Prozess, und wir können einfach mehr Zeit investieren, um alles richtig zu machen. Natürlich würden wir trotzdem 10000 Dinge an den Platten ändern, wenn wir das nochmal könnten. Aber beide Alben sind mehr oder weniger nach dem First-Take-Prinzip aufgenommen – heißt, wenn wir die Drums versaut haben, haben wir von vorne angefangen, wir würden nichts hinterher digital nachbearbeiten.

Ihr habt niemals Eure Texte abgedruckt oder allzu viel Zeit in Booklet-Artworks investiert. Warum nicht?

Wahrscheinlich, weil wir daran gewöhnt waren, alles selbst zu machen, und niemand von uns ein guter Designer war oder ist, also ließen wir lieber alles schön einfach. Aber warte ab, wenn Du die CD-Version in der Hand hast, wirst Du überrascht sein, dort sowohl Fotos als auch einen Text zu finden.

Wenn ich heute Ähnlichkeiten zu anderen Bands nennen sollte, würde ich sagen, dass das schon weit über das DARKTHRONE-Klischee hinausgeht und eher mit z.B. CARPATHIAN FOREST vergleichbar ist, mit einer Menge Punk- und alten Thrash-Einflüssen. Was hat Euch diesmal inspiriert, und ist es heute nicht noch wichtiger, eigenständig zu klingen als vor 15 Jahren? Schreibt Ihr eigentlich beide Songs?

Ich habe mir die letzten 15 Jahre eigentlich meistens Vintage Metal und Death angehört (mit Ausnahme des Techno-Viking-Alter-Egos mit der pinken Hose…). Moderne Musik von 2000 an hat mir eigentlich nie irgendwas gegeben. Natürlich muss man da auch immer ein paar Ausnahmen erwähnen, aber der ganze Soundrahmen und dieses überproduzierte Zeugs haben es niemals bis in die Casa Goblin geschafft…
Sowohl Arak als auch ich machen Musik für ISVIND. Ich versuche meistens, wie er zu klingen, und er versucht, wie ich zu klingen: Voilá ? ISVIND! In einer perfekten Welt kümmern sich die Leute mehr um ihre Musik als darum, eigenständig zu klingen. Ich denke, in einer Luftblase zu leben, wie ISVIND es tun, ist sehr heilsam für uns, um unserer Art und Weise treu zu bleiben, das sorgt vielleicht schon dafür, dass es eigen klingt.

“Intet Lever” ist zuerst in digitaler Form erschienen, und die einzige Möglichkeit, über Eure Aktivitäten informiert zu bleiben, ist Facebook. Wie passt das mit Eurer Oldschool-Herangehensweise zusammen?

Es ist so oldschool, wie es eben ist. Digitale Vertriebe und Promotion beschleunigen nur den ganzen Prozess. Wir sind momentan in einem “Demo”-Status, was unsere Einstellung angeht, und wir versuchen, “Intet Lever” Leuten zugänglich zu machen, die an uns interessiert sind. Physische Kopien gibt’s Anfang Januar, und das wird sich auch sehr nach früher anfühlen, weil wir die Dinger selbst in die Umschläge packen und an die Hörer schicken werden.

Musik selbst zu veröffentlichen, scheint für kleinere Bands wieder attraktiver zu werden. Warum habt Ihr Euch entschieden, wieder alles selbst zu machen und das nicht in die Hände eines Labels zu geben, das die Arbeit macht? Wie haben die ganzen Black Metal-Fans der alten Schule darauf reagiert?

Wir waren nahe dran, einen Deal zu unterschreiben, wir haben aber in letzter Minute abgesagt. Es gab da eine Sache, dass unsere Musik von der norwegischen Organisation einem Copyright unterstellt werden sollte. Da war es für uns einfacher, es einfach selbst zu machen. Das Feedback bis jetzt sagt uns, dass die meisten Leute einfach froh sind, neues Material von uns zu hören. Aber nicht wenige sind auch sehr heiß darauf, eine physische Kopie in der Hand haben zu können. Wir sind auch große Unterstützer davon, sich eine CD oder LP ins Regal stellen zu können. Es fühlt sich einfach besser an, hinzugehen, eine Platte rauszunehmen und Play zu drücken, als sich bei Youtube oder Spotify einzuloggen und ohne alles dazustehen, weil man seine ganze Musiksammlung unter den Fingerspitzen hat.

Trotzdem habt Ihr dem griechischen Label Kyrck Productions das Recht eingeräumt, das erste Album neu zu veröffentlichen und die LP-Version von “Intet Lever” herzustellen. Wie hat der Mann das geschafft?

Ich denke, ich kriege ein Bier, wenn ich mal in Griechenland bin… Der Mann hat übrigens auch fantastische Wiederveröffentlichungen gemacht, und wir verneigen uns vor ihm wegen seiner tollen Arbeit, die in seinen Veröffentlichungen steckt. Er hat wirklich Blut vergossen, um das machen zu können.

Galerie mit 10 Bildern: Under The Black Sun 2016 - Isvind

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05.01.2012

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