Istapp
Istapp
Interview
Es ist lange her, dass ich mir spontan die Gitarre nehmen und bangend einen Black Metal-Song mitspielen musste (und konnte…), der jünger war als zehn Jahre. ISTAPP haben das geschafft. Ist aber auch kein Wunder, die Band besteht nämlich aus drei Göttern (oder waren es Dämonen?!), zudem welchen mit erstaunlich viel Humor (oder ist das keiner?). Ich habe für Euch mit Sänger Mordechai geklärt, ob Wintergötter Sonnenbrand kriegen, warum Metal Blade dieser schwedischen Bande hörig sind und wieso man das Ziel von ISTAPP in Zahlen und Symbolen ausdrücken kann.
Ich fühle mich ja ganz geehrt, mal ein Interview mit einem echten Wintergott führen zu dürfen. Wie geht es einem denn dieser Tage, wenn man Wintergott ist und nach einer Albumaufnahme gerade in seine heimische Höhle zurückgekehrt ist?
Wie könnten wir uns je wohl fühlen, solange der böse Stern immer noch die Oberfläche unseres Reiches versengt? Was das gefrorene Blut in unseren Herzen da einzig beruhigt, ist das Wissen darum, was die Veröffentlichung von „Blekinge“ symbolisiert: das beginnende Ausradieren der verfaulten und hässlichen Sonnenanbeter, und danach die Errichtung des Absoluten Nullpunktes und der finale Schlag, um die verhasste scheinende Kugel vom Himmel zu ballern.
Was soll so schlimm an der Sonne und Leuten, die sie schätzen, sein? Kriegen Wintergötter schneller gefährliche Sonnenbrände, oder warum eine solche Kampagne nur wegen ein bisschen Licht?
Vermutlich ist deine natürliche menschliche Schwäche der Grund für deine Ignoranz… aber wenn der Tag kommt, wo die Eiswelle wieder über der Erde schwappt, kann es dafür kein Vergeben geben. Du musst auf unsere Seite wechseln, so wie der Rest eurer Spezies das ebenfalls zu tun hat, oder eure Körper werden implodieren und zersplittern wie Glas, das man auf einen Stein pfeffert.
Es gibt so viele unterhaltsame Themen, die man sich für eine Black Metal-Band aussuchen kann (Satanismus, Vampire, Krieg, Winter, Satanismus, Selbsthass, Nationalsozialismus, Winter, Krieg, Satanismus, ehm…) – warum muss es denn ausgerechnet der Ewige Winter sein?
Wir haben uns doch nichts aus irgendwelchen Themen ausgesucht, die irgendwelche fehlgeleiteten und verwirrten Sonnenanbeter sich ausgedacht haben! Wir haben schon immer dem Winter gedient, und wenn wir uns dafür entscheiden, unsere Messages durch Hymnen und Melodien zu kanalisieren, wählen wir dafür natürlich Noten und Klänge, die zu dieser Message passen. Und nicht andersrum!
Die drei Mitgl… ehm, Mitgötter von ISTAPP haben zuvor in verschiedenen Death und Power Metal-Bands gespielt oder tun es noch. Soviel zum Thema „wir haben schon immer dem Winter gedient“…
Am Anfang war nichts als die Kälte. Unser Leben hat darin begonnen und wird in dieser Kälte enden, und was immer an intriganten Lügen von unseren konspirierenden Feinden verbreitet wird, sollte natürlich niemand glauben. Der Absolute Nullpunkt ist unsere Mission. Wir unterwandern diese Welt in vielen Formen und auf vielen Wegen.
Eine dieser Formen ist das klassische Demo, das seit 1995 leider auch immer weniger auftaucht. Bei ISTAPP waren es sogar drei von der Sorte. Da glaubt man ja fast, Ihr wärt damals auch Tapetrader von der alten Sorte gewesen.
Wie du die Jahre zählst, bedeutet für uns gar nichts. Egal zu welcher Ära deines Kalenders du uns über unsere Erinnerungen befragst, es wird dabei immer nur Kampf und Elend rauskommen. Schmerz und unaussprechliche Qual darüber, was aus dieser Welt geworden ist: ein dreckiger Zufluchtsort für die Huren des Lichts.
Dann berichte mir doch mal, welches Elend zwischen 2000 und 2005 – der Gründung von ISTAPP und der Veröffentlichung des ersten Demos – über Euch gekommen ist, dass das so lange gedauert hat. Diese Wintermission wird doch am Ende nicht irgendwie halbherzig… ?
Fjalar war der erste, der ausgeschickt wurde, um die Grundlage für unsere Mission zu legen. Ashuck ist dazugekommen, um seinen Blickwinkel zu erweitern, und das endete im ersten Erscheinen unter euch Menschen. Bevor aber nicht Mordechai sich dazu entschied, seine Kräfte mit uns an der Front zu bündeln, konnten wir unser Banner unten in Blekinge nicht hissen und zu den Waffen rufen. Von jetzt an genießt der Tod der Feinde ISTAPPs unsere volle Aufmerksamkeit.
Eure drei Demos sind allesamt schon als „Köldens Union“ auf CD wiederveröffentlicht worden. Komischerweise sind dieselben Songs, neu aufgenommen, auch auf „Blekinge“. Wieso sollen jetzt Besitzer von „Köldens Union“ auch noch „Blekinge“ kaufen?
Die Wichtigkeit der Message in diesen Songs kann gar nicht oft genug betont werden. Das ist jetzt genauso wichtig, wie es auf „Köldens Union“ war. Besitzer dieser CD müssen „Blekinge“ kaufen, um unsere Message vollständig verstehen zu können. Die Songs sind diesmal mit der kompletten unheiligen Dreifaltigkeit Fjalar, Ashuck und Mordechai aufgenommen, und ein paar neue Kapitel sind ebenfalls zu dem Buch dazu gekommen. Die Songs waren vorher natürlich schon toll, aber in den neuen Versionen sind sie echte Meisterwerke.
Wie kommt eigentlich eine debütierende schwedische Black Metal-Band, Götter oder nicht, zu einem Deal mit Metal Blade?
Uns ist aufgefallen, dass sie, historisch gesehen, sehr erfolgreich mit Veröffentlichungen von kontroversen Bands waren, und haben ihnen daher die Anweisung gegeben, „Blekinge“ herauszubringen. Dabei hat natürlich nie eine Rolle gespielt, welche Musik das Label dieser Tage sonst so veröffentlicht oder ob sie in Erwägung ziehen, uns abzulehnen. Wir sind zuversichtlich, dass sie weiterhin tun werden, was ihnen aufgetragen ist.
Dann haben Metal Blade bei der etwas außergewöhnlichen Produktion (ist das ein Drumcomputer?) sicher auch nichts mitzureden gehabt.
Fjalar hat die Drums perfekt gespielt, ohne irgendwelche Maschinen. Unser Ziel war, natürlich, einen Sound abzuliefern, der einem zerstörerischen Blizzard ähnelt. Um das zu erreichen, konnten wir die Verantwortung dafür natürlich niemals in die Hände eines sehr zweifelhaften Abkömmlings der Affenrasse legen, also haben wir das einfach selbst gemacht.
Bei so markigen Winterworten wartet der Hörer irgendwie auf die schiere blastende Brutalität. Stattdessen gibt’s melodischen Metal mit cleanen Vocals. Warum soll das mehr Winter sein als beispielsweise MARDUK?
Weil das, im Gegensatz zu MARDUK, von ISTAPP aus Blekinge kommt. Die schimmernde, gefrorene Farbe der Melodien ist dazu da, um die Schönheit und tödliche Perfektion des Winters zu verkörpern. Um diejenigen Seelen, die Eis in ihren Herzen tragen, zu erfreuen und zu erfüllen, nicht um sie zu vergraulen.
Mir als Nichtschweden fällt das volle Verständnis Eurer Texte etwas schwer. Es geht also um Winter. Und im Detail? Und was ist „Blekinge“ – soweit ich verstanden habe, die Region, in der Eure Heimathöhlen liegen (müsste das Album dann nicht in guter alter SHINING-Tradition „I: Blekinge“ heißen?)?
Die Sprache, die wir verwenden, ist nicht immer Schwedisch. Es ist eine uralte Sprache namens Blekingska, die heute nur noch von denen gesprochen wird, die sich an die alten Wege erinnern. Aber sie bleibt verständlich für diejenigen von euch, die ihre Deckung aufgeben und uns gestatten, Kontrolle über ihre Gedanken und ihre Seele zu ergreifen. Tut das, und die wahre Bedeutung der Songs wird euch entschleiert. Blekinge ist die Essenz des Winters, das Herz der Kälte und der sichere Hafen des Absoluten Nullpunktes.
Wenn ich das Geseiere so lese – wieviel von Black Metal ist eigentlich Image und Spielen mit Klischees, und wieviel ist ernsthafter Glaube an das, was man da an Blödsinn von sich gibt?
Wir glauben, dass du deines Lebens nicht würdig bist, wenn du nicht ausschließlich deiner Aufgabe dienst. Falls es da draußen Kreaturen unter dem ganzen Ungeziefer geben sollte, die bis jetzt die Maske der Gläubigen getragen haben, aber in ihren beschränkten und gespaltenen Seelen immer noch die Sonne tragen, so soll ihnen eine einzige Chance zum Erwachen gewährt sein. Wenn sie nach der Veröffentlichung von „Blekinge“ immer noch ihre Gesichter betend zum Himmel richten, müssen sie ausnahmslos unter unaussprechlichen Schmerzen hinfortgefegt werden! Vor ISTAPP mag es Fehler gegeben haben, aber von jetzt an wird uns diese Szene folgen oder aufhören zu existieren.
Vielleicht wäre es zur Rekrutierung von Anhängern ganz sinnvoll, hier und da ein Konzert zu spielen. Weil ISTAPP ja nicht VENOM sind, werdet Ihr den einen oder anderen zusätzlichen Musiker brauchen.
Wir werden uns wieder zeigen, wenn die Zeit gekommen ist. Wir haben eine nicht enden wollende Schar von Dienern, die nur zu gerne ihre Leben uns zu Füßen legen und uns ihr Wissen ausnutzen lassen würden. Derzeit nutzen wir die sehr talentierten langjährigen Winterkrieger T. Carlsson und Morg für verschiedene Zwecke, und das werden wir auch weiterhin tun, bis ihre Ressourcen verbraucht sind oder sie sich als würdig erwiesen haben, vollen Zugang in den Kreis der Mächtigen zu erlangen.
Was hat es mit dem Symbol für den neunten Track auf sich?
Es ist das Zeichen des Wahren Winters. Es soll von allen jenen getragen werden, die uns ihre schwachen Seelen übergeben wollen, damit sie friedvoll dahinscheiden können an dem Tag, wenn diese Version der Welt zu ihrem Ende kommen wird.
Gut. Kommen wir abschließend zur Waffenwahl.
„Hammerheart“ oder „Under The Sign Of The Black Mark“?
„Blood on Ice“!
Eiskaffee oder deutsches Bier?
Eiskaltes deutsches Bier.
IMMORTAL oder DISSECTION?
ISTAPP.
Nord- oder Südpol?
Egal, beides Teile von Blekinge.
Hervorragend. Bevor jetzt der Ewige Winter auf uns herniedersinkt, gibt’s noch etwas zu sagen?
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