Fit For An Autopsy
Interview mit Will Putney zu "Oh What The Future Holds"
Interview
metal.de: Ich finde das neue Album hat ein paar mehr sich festsetzende Refrains, ihr hattet das auch schon in der Vergangenheit, aber noch prominenter jetzt vertreten. Schreibt ihr das auch mit dem Hintergedanken an den Livekontext so oder hat sich das zufällig so entwickelt?
Will: Es ist wahrscheinlich einfach nur eine Reflektion von der Musik die wir momentan selber hören und mögen, es ist jedenfalls kein bewusst geplanter Prozess gewesen. Es gibt definitiv Stellen auf dem neuen Album wo sich das gut angefühlt hat und ich denke Joe ist ein toller Sänger, der auch mehr Gelegenheit haben sollte, seine Stimme variabel zeigen zu können und seine Stärken auszuspielen. Es gibt aber auch viel brutales Zeug wieder auf dem Album. Ich denke es geht einfach um das Finden einer gewissen Balance, so dass ein Album interessant bleibt.
metal.de: Wenn es um den Song „Far From Heaven“ geht, wer ist mit dem echt interessanten Tapping-Riff, das mich an GOJIRA erinnert, um die Ecke gekommen und wie ist das sehr ungewöhnliche Video oder eher die Idee dazu entstanden?
Will: Das Video war ein mehr oder weniger fortwährendes Konzept das ich schon länger im Kopf hatte und das mit einem Song noch irgendwie zusammen spielen musste. Wir dachten es wäre cool, das Video in einem Rutsch mit den verschiedenen Szenen und Themen zu drehen und die Geschichte, die sich natürlich auch lyrisch, aber auch historisch durch den Background der Band zieht, in starken Standszenen visuell darzustellen. Ich wollte immer schon ein mehr cinematisches Video in dieser Art drehen. Ich habe mich mit Eric Richter als Regisseur in Verbindung gesetzt, der einen tollen Job geleistet hat, alle unsere bekloppten Ideen auch in Szenen umzusetzen. Wir hatten viel Spaß beim Videodreh, wir waren sehr mit den Vorbereitungen involviert, die ganzen Schauspieler, Requisiten und so zusammenzustellen und es ist echt gut geworden, ich bin sehr stolz auf das Endresultat.
Ich persönlich sehe die GOJIRA-Vergleiche nicht so ganz oder hatte sie beim Schreiben zumindest nicht im Kopf. Es gab einen alten Song um 2015 herum den wir hatten, der diesen Tapping-Part hatte, er heißt „Ghost In The River“. Und ich mochte den Song zwar, aber in meinen Ohren war das Riff nie richtig eingesetzt und zu Ende gedacht worden. Und ich wollte das ständig irgendwie abschließen und mit einem etwas mehr strukturierten Song für Joe zu verbinden, der dann über diesen Part singen kann und letzten Endes ist das „Far From Heaven“ geworden. Ich hab also quasi von mir selber kopiert (lacht).
metal.de: Das ist cool! Gibt es irgendwelche anderen Songs wo du Ideen gesammelt hast, die liegen gelassen worden sind und die jetzt in einem anderen Song wiederverwendet wurden?
Will: Wahrscheinlich hab ich etwas ähnliches bei anderen Songs wiederholt, aus dem Kopf fällt mir jetzt gerade keiner ein. Wir haben für das neue Album viele Songs geschrieben, mehr als sonst. Ich hab vielleicht um die zwanzig Songs geschrieben und ich weiß, dass ich sogar zwei oder drei unfertige Songs habe, die als Ideen existieren, aber wo noch etwas fehlt. Ich mache solche Dinge von Zeit zu Zeit, einfach einen Song herausbringen, auch wenn ich vielleicht nicht ganz zufrieden bin, der später quasi von mir selbst in einem anderen „vervollständigt“ wird in einem nächsten Zyklus.
„Iron Moon“ von „The Great Collapse“ war ein weiteres Beispiel. Es ist ein ziemlich altes Riff, dass ich nicht fertig stellen konnte zu der Zeit und dann bin ich später erneut da drauf gekommen und endlich fiel der Groschen. Manchmal lass ich Zeug, von dem ich glaube dass es Potential hat, einfach liegen und nutze es dann für zukünftige Dinge. Ich weiß, dass ich von diesem Album noch eine Menge Zeug übrig habe, was ich als Munition fürs nächste verwenden kann, wenn du verstehst was ich meine, hehe.
metal.de: Wie läuft der Entscheidungsprozess für dich ab, welches Material aufs Album kommt und was du möglicherweise für zukünftige Alben verwendest?
Will: Ich probiere Alben auszubalancieren mit Dingen die wir mögen. Ich war konstant am Schreiben und Ideen ausprobieren und am Ende habe ich versucht herauszuhören, welche Ideen das zusammenhängendste Album bilden würden. Es gibt keine richtige Regel, es ist mehr ein Gefühl, was am besten passt. Ich höre da auf mein Bauchgefühl.
metal.de: Was ist denn dein Lieblingssong vom neuen Album und warum?
Will: Ich weiß es ehrlicherweise noch nicht so ganz. Wir alle mögen „Pandora“ sehr gerne, der Song bündelt eine Menge verschiedener Einflüsse und ist sehr spaßig. Ich denke es ist ein guter Querschnitt von uns als Band. Ich mag auch „Two Towers“ sehr gerne, denn er ist eher ungewöhnlich für uns und auch textlich mehr herausfordernd für uns gewesen. Aber es fühlt sich alles noch zu sehr nach einem großen Song für mich an, es ist hart, das Album für mich auseinanderzuhalten. Ich muss es noch ein paar mal erneut hören (lacht).
metal.de: Was den Albumtitel angeht: Was hält die Zukunft denn deiner Meinung nach für FIT FOR AN AUTOPSY bereit? Vielleicht auch künstlerisch?
Will: Ich glaube das Ausprobieren und die Zeit für Experimente auf diesem Album werden sich auch auf ein neues Album übertragen. Wir probieren uns weiter zu entwickeln und es spannend zu halten. Ich weiß logischerweise noch nicht, wie es sich anhören wird, aber wahrscheinlich nicht nach einer Kopie von diesem Album. Der spaßige Teil an Musik für mich ist auch, sich ständig neu ausprobieren zu können und nicht immer das gleiche zu machen.
metal.de: Was Bands neben euch angeht, die das Genre dadurch „frisch“ halten, wen hättest du da im Blick? Und mit welchen Bands würdet ihr vielleicht gern noch mal auf Tour gehen?
Will: Was Zeug angeht, dass unsere Mitstreiter gerade noch so machen finde ich RIVERS OF NIHIL’s Entwicklung momentan echt beeindruckend. Ich mag die Classic-Rock-Einflüsse, die sie in ihre Art von Death Metal mit einbringen, sehr gern. Es gibt eine UK-Band namens CONJURER die echt toll sind, sehr talentiert. Sie haben ein wenig meine Ideen geklaut, denn die Art wie sie Stile verbinden ist auch etwas, was sehr lange in meinem Kopf fast genauso umhergeschwebt ist.
Was Bands angeht mit denen wir gerne touren würden, da gibt es eigentlich keine Präferenzen. Alle die nette Menschen sind, coole Musik machen und ein paar Kids im Club ziehen können gehen klar (lacht). Unsere Band strengt sich wahrscheinlich am meisten an und kann am ehesten überzeugen, wenn wir in einem ungewohnten Setting sind, also auf einem Festival mit sehr diversen Line-Ups oder Tourpaketen. Also wir sind eigentlich down, so gut wie mit jedem zu touren, so lange du kein Arschloch bist. Wir mögen es, die „odd ones out“, die bunten Hunde auf Tour zu sein.
metal.de: Da du RIVERS OF NIHIL gerade schon angesprochen hast: Immer mehr neue Bands probieren ihre Musik durch neue Sounds zu bereichern, etwa Field Recordings. Wäre das etwas, was du auch für FIT FOR AN AUTOPSY in Erwägung ziehen würdest?
Will: Klar, wenn das für den Song passt. Ich mein wir haben ähnliche Dinge bereits in der Vergangenheit probiert, etwa mit Layern experimentiert und so weiter. Ich präferiere es, unsere Musik hauptsächlich nur über unsere Instrumente in erster Linie sprechen zu lassen, aber es ist nichts, wo ich kategorisch gegen wäre. Es passt nur momentan nicht ganz in unseren Sound wie ich finde. Ich hab keine besonders starke Meinung dazu. Momentan nicht, aber ich bin auch nicht grundsätzlich dagegen.
metal.de: Das ist es soweit von mir, gibt es zum Abschluss vielleicht noch etwas, was du mit den Fans zu FIT FOR AN AUTOPSY teilen kannst, was vielleicht noch nicht jeder weiß?
Will: Hm, ich glaube nicht. Vielleicht nur, dass wir alle normale Leute sind, die ruhig angesprochen werden dürfen? Ich glaube manchmal erliegen Menschen der Illusion, dass wir Musiker alle diesen unnahbaren Superstars sind und für manche mag das gelten, aber wir sind einfach normale Dudes die Spaß an harter Musik haben und sind genauso Fans wie ihr. Behaltet das einfach nur im Hinterkopf auf den nächsten Konzerten. Wir mögen es zusammen abzuhängen, Bier zu trinken und zu quatschen, keine falsche Scheu! Wir erwarten keine Sonderbehandlung oder so.
metal.de: Danke für deine Zeit, viel Erfolg!
Will: Kein Problem, ich bin froh dass dir das Album gefallen hat, wir haben eine europäische Headliner-Tour im Juni geplant, vielleicht sieht man sich!
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Stile | Death Metal, Deathcore |
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