Odroerir
Mi Heimet - Meine Heimat
Interview
In der Presseinfo wird zudem der große Einfluss von BATHORY hervorgehoben. Was bedeutet dir diese Band und welche Alben sind für dich besonders relevant?
Fakt ist, dass es ODROERIR ohne BATHORYs geniale Wikingeralben „Hammerheart“ und „Twillight Of The Gods“ so nicht geben würde. Es sind wahrlich nicht die einzigen Einflüsse, welche mich bewegen derartige Musik zu machen, aber sie sind ausschlaggebend für, sagen wir es mal so, eine ruhigere Version von Pagan Metal zu kreieren. Quorthon hat das eingefangen, was bisher für mich keine Band mehr bis heute geschafft hat. Ich kann mir diesbezüglich auch keine Coverbands reinziehen. Da scheitert es schon meistens an der spielerischen Umsetzung, bevor der Gesang dann alles zunichte macht.
Ich kann mich noch ganz genau erinnern, wo nach dem sehr guten und brachialen Album „Blood Fire Death“ die Scheibe „Hammerheart“ rauskam. Anfangs war ich am Boden zerstört, wo auf einmal dieses langsame und clean gesungene komische Zeug meine Ohren vernahmen. Circa zwei Jahre brauchte ich, ehe ich mich damit anfreunden konnte und endlich verstand und begriff, was die Platte mir eigentlich sagen wollte. Danach habe ich sie rauf und runter gespielt und immer wieder neue Raffinessen herausgehört, so auch beim Nachfolgealbum. Eine Zeit lang war es auch eine Sonntagabend Pflicht für mich, mit einer gestopften Pfeife und laut aufgedrehten Kopfhörern, diese beiden Platten zu hören.
Die „Blood on Ice“ ist auch nicht schlecht und der Gesang hat sich wesentlich verbessert, aber sie kommt leider an die beiden zuvor genannten nicht heran. Nach Quorthons eigener Aussage er werde nie wieder ein Wikingeralbum herausbringen, kamen ja noch die zwei „Nordland“ Platten, welche mich aber auch nicht so richtig berührt hatten. Am schlimmsten fand ich hier den synthetischen Gitarrensound und den schrecklichen Drumcomputer.
OROERIR sind ihrer textlichen Grundlage in den Jahren treu geblieben. Welche Quellen und Texte ziehst du hierfür heran und hat sich dein Verständnis und deine Herangehensweise an das Thema Paganismus und Mythologie in den letzten Jahren verändert oder vertieft?
Es ist immer noch der facettenreiche mythologische und geschichtliche Hintergrund des vorchristlichen Mittel- und Nordeuropas. Ich kann gar nicht genug Platten machen, um das Thema gänzlich abzuarbeiten. Wie vor Jahren auch schon wird sich hier drüber informiert, recherchiert, belesen und dementsprechend verarbeitet. In den Anfangstagen bin ich noch oft in der heimischen Bibliothek unterwegs gewesen, wo es aber hauptsächlich nur Sekundärliteratur zu dem Themenkomplex gab. Mittlerweile recherchiere ich dazu viel im Netz. Falls ich dort nicht fündig werde, bestelle ich mir die entsprechenden Bücher oder Abhandlungen.
Eine Leidenschaft, die ich schon ewig hege, ist das Aufsuchen historischer Monumente. Geschichte vor Ort zum Anfassen und Imaginieren. Hierbei wird das meiste auch vor der Reise ausgesucht, nachgeforscht und gegebenenfalls in die Route mit eingearbeitet. Einiges kenne ich davon schon aus Büchern oder anderen Quellen. Bei vielen unbekannteren Zeitzeugen betrete ich dabei auch oft Neuland. Vieles diesbezüglich habe ich in die Videos der DVD-Edition mit eingearbeitet. Die Frontcover von den beiden Albumversionen sind ebenfalls bei einer dieser Reisen entstanden.
Andere themenbezogene Erinnerungsfotos sind schon seit Ewigkeiten in die CD-Gestaltung mit eingeflossen oder wurden auf unseren Internet-Präsentationen gezeigt. Vor Kurzem war ich wieder mal in Schweden auf einer ca. 1.000 km langen Tour auf dem Reiserad unterwegs. Ein paar der neu dazu gewonnenen Eindrücke habe ich direkt auf unserer Facebook-Seite hochgeladen.
Der Song „Phol ende Uuodan“ von eurer aktuellen Platte, welchen ich übrigens sehr gelungen finde, beschäftigt sich mit den Merseburger Zaubersprüchen. Kannst du uns dazu noch etwas mehr erzählen?
Bei „Idisi“ wurde der 1. Teil und bei „Phol Ende Uuodan“ der 2. Teil der sogenannten Merseburger Zaubersprüche vertont. Jene Zauberformeln sind die einzigen bekannten Schriftstücke in althochdeutscher Sprache mit rein heidnischem Inhalt. Sie wurden von Georg Waitz 1841 in der Bibliothek des Domkapitels von Merseburg bei Untersuchungen von theologischen Handschriften aus dem 9./10. Jahrhundert wieder entdeckt.
Jakob Grimm verarbeitete als Erster diesen Sensationsfund und glaubte sogar seinerzeit an einen thüringischen Dialekt. Im Text von „Idisi“ wird geschildert, wie heilige bzw. zauberkundige Frauen Idisen (vermutlich identisch mit den Disen in der nordischen Mythologie) auf einem Schlachtfeld gefangene Krieger von ihren Fesseln befreien. Bei „Phol Ende Uuodan“ reiten zwei Götter (Phol und Wotan) durch einen Wald, wobei sich ein Pferd den Fuß verrenkte. Nach mehrmaligen und gescheiterten Versuchen konnte erst der zauberkundige Wotan (Odin) selbst das Unheil durch Zauberspruch heilen.
Natürlich bin ich nicht der Erste und wahrscheinlich auch nicht der Letzte, welcher jene Texte vertonte. Das war mir schon vornherein bewusst. Aber bedingt durch den heidnisch bzw. germanischen Charakter und das sie auch in Heimatnähe gefunden bzw. niedergeschrieben wurden, war es für mich quasi eine Pflicht ihnen selbst ein musikalisches Gewand zu geben.
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Stile | Folk Metal, Pagan Metal |
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Deutschtümelei, aber wie und als verwechseln. Top!