Puddle Of Mudd
Dem Sensenmann knapp entkommen
Interview
Zuletzt geriet Scantlin 2017 mit dem Gesetz in Konflikt, als er mit einer Luftpistole in Gepäck am Airport in L.A. in einen Flieger steigen wollte. „Sorry für die BB Guns – das war einfach ein Missgeschick,“ erzählt Wes. Ich habe sie immer dabei, falls mal jemand auf mich schießen will. Na ja, ich hatte vergessen, sie aus meinem Rucksack zu nehmen und bin so zum Flughafen gefahren.“ Was dann passierte, können wir uns inzwischen selbst ausmalen: Scantlin wurde ein weiteres Mal verhaftet, unter Anklage gestellt, doch im Gegensatz zu anderen Vorfällen belief sich die Kaution zur Freilassung diesmal auf 850.000 US-Dollar. Und es sollte noch dicker für den 1972 in Missouri geborenen Musiker kommen: Anfang Oktober wurde er innerhalb einer Woche gleich zwei Mal verurteilt. Während Scantlin im ersten Verfahren wegen Hausfriedensbruch und Vandalismus in seinem ehemaligen Wohnhaus mit einer dreijährigen Bewährungsstrafe und 40.000 $ Geldstrafe für Entschädigungen davon kommt, verhängt das Gericht im zweiten Fall mit Waffen am Flughafen 20 Tage Haft und das Verbot, den Los Angeles International Airport zu betreten; Ausnahme nur aus beruflichen Gründen.
Im Gefängnis, so sagt er, sei er leise gewesen, hätte viel geschlafen. „Ich war die ganze Zeit in einer Zelle und konnte die auch nicht verlassen.“ Ein unbequeme Erfahrung, die sein Leben nun nachhaltig verändert? „Yeah, der Knast war schon ein Schlüsselerlebnis,“ grinst Scantlin und wirkt dann eher nachdenklich. „Nein, eigentlich war es schon davor, denn ich merkte, dass mein Körper nicht mehr mitspielte. Ich habe so lange Party gemacht, wie es ging, aber irgendwann hat mein Körper total dicht gemacht. Ich hatte keine Lust mehr auf Alkohol oder Drogen, weil es mir dann echt beschissen ging. Es war der richtige Zeitpunkt damit aufzuhören. Ich hätte sterben können, war echt nah dran am Tod, vermutlich 25 bis 30 Mal. Und ich habe Glück gehabt, denn ich weiß nicht wieso, aber das Ergebnis ist: Ich bin jetzt völlig gesund! Dabei hätte ich alles verlieren können.“
Aus dem Vollzug ging es für Wesley also direkt in den Entzug. Die schlimmste Abhängigkeit war nach seinen eigenen Worten das Kokain rauchen, „wobei Alkohol auch eine ganze miese Nummer für den Körper ist. Zigaretten ebenso, damit habe ich auch aufgehört.“
Der 9.September 2017 sei der Tag gewesen, seit dem er weder Alkohol noch Drogen zu sich nimmt. Mittlerweile ist der „bad guy“ also seit mehr als einem Jahr clean. Wie fühlt es sich an, nach all den Jahren zur Abwechslung wieder nüchtern zu leben? „Es ist ein Unterschied, mein Sexleben ist anders. Ich mochte mein Sexleben, als ich noch trank,“ meint Scantlin schmunzelnd. „Nun versuche ich, meinen Rhythmus wiederzufinden,“ lächelt er. „Schwierig, wenn man immer auf Tour ist. Die Leute denken, wir legen reihenweise Frauen flach, aber so ist es nicht. Wir versuchen, so gut wie möglich zu spielen und zu singen – das beschäftigt uns auf einer Tour mehr als alles andere.“
Inzwischen kann man ihm in dieser Hinsicht wieder Glauben schenken, denn PUDDLE OF MUDD ziehen solide und ohne Entgleisungen ihre zahlreichen Konzerte durch. Vor einiger Zeit lief das noch gänzlich aus dem Ruder, denn psychische und physische Ausfälle bei Liveauftritten läpperten sich im Laufe der Zeit. Zerstörung von Equipment während einer Show, Scantlin konnte teils nur noch sitzend performen, ihm wurde Gesangsplayback vorgeworfen, er beschimpfte Fans, warf sein Mikrofon und Bier in die Menge oder brach Shows abrupt ab. Das Publikum buhte PUDDLE OF MUDD aus; die Band löschte daraufhin ihre Facebook-Seite. Im März 2016 platzte dann Leadgitarrist Matt Fuller, Bassist Michael John Adams und Drummer Dave Moreno, die seit 2014 mit dem einzigen Gründungsmitglied Wes Scantlin spielen, der Kragen: Mitten in einem Gig im englischen Doncaster ließen sie ihn allein auf der Bühne zurück. Medien spekulierten diesseits und jenseits des großen Teiches über das endgültige Ende von PUDDLE OF MUDD. Matt, Michael und Dave haben allen Unkenrufen zum Trotz die desaströse Zeit mit Wes durchgezogen. „Yessss, sie sind meine Lieblingsmenschen, die besten, die jemals dabei waren! Wir streiten uns nicht um Belanglosigkeiten, sondern motivieren uns gegenseitig. Wir sind wie beste Freunde und wenn einer down ist, versuchen die anderen, ihn da wieder rauszuholen, damit er sich besser fühlt.“
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Doncaster, nicht Donington, war es 2016 in England wo die Band die Bühne (nicht jedoch Wes) verlassen hat, wo die Band allerdings 45 Minuten ihres 1-stündigen Sets gespielt hat. Ebenfalls hat die Band an den darauffolgenden 5 Tagen weitere Konzerte gespielt. Und die Leute bei dem Konzert in Dallas 2014 haben zugegeben dass sie damit angefangen haben, Sachen auf die Bühne zu werfen.
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VG, Stefan