Traitor
Metal steckt überall

Interview

Habt ihr den Film „Total Thrash“ schon gesehen? [Anm. d. Red.: Das Interview fand wenige Tage vor der Weltpremiere von „Total Thrash“ statt.]

Ich hab ihn schon ein paar Mal gesehen, allerdings noch nicht in der Endfassung, in der die Audiospuren und die Farben gestimmt haben. Daher sehe auch ich ihn bei der Endpremiere erst in der fertigen Version. Ich bin gespannt, aber der wird lustig. Den Großteil der Leute kenne ich und das ist dann so, als ob man ein Jahrbuch durchblättert. Der Film ist sehr informativ und selbst ich habe ein paar Sachen gelernt, obwohl ich mich schon ein bisschen mit Thrash Metal beschäftigt habe. Ich bin gespannt, wie das bei den Leuten live ankommt, aber ich denke, dass es sehr gut wird.

Denkst du, dass der Film nur innerhalb der Szene Anklang findet oder auch außerhalb und dann für gezeigte Bands ein Pushfaktor sein könnte?

Auf jeden Fall. Daniel hat das gut gemacht, er hat ihn in drei Kapitel unterteilt: Die Anfangsphase in den Achtzigern, die Experimente in den Neunzigern und dann ab 2000, was die Neuzeit darstellt. So 2008 ging es ja los mit der New Wave Of Thrash Metal. Es sind auch echt kleine Bands ohne Veröffentlichungen mit drin, so REACTORBLAST mit zwei Teenagern und dann sind da auch alte und ganz neue Bands dabei, die Leute gar nicht richtig auf dem Schirm haben. Ein Konglomerat aus Thrash Metal und der ANVIL-Story. Wenn du keine Ahnung von der Musik hast, macht es schon Spaß, dir das anzuschauen. Ich glaube, dass es nicht nur in der Thrash-Metal-Gemeinde dann geschaut wird, sondern szeneübergreifend Anklang findet und es wäre ja toll, wenn es diesen Effekt hat, dass das Interview im Streifen irgendeiner Band bei der Steigerung ihres Bekanntheitsgrades hilft.

Eine „Eigenart“ bei euch, die ich sehr schätze, ist das Abdrucken eurer Songinspirationen im Booklet. Warum habt ihr euch dafür entschieden?

Das kommt von unserem Drummer Andi, der die Texte schreibt und er ist halt ein Nerd. Voll der Trekkie, er fährt total auf Serien und Computerspiele ab, die oft gute Themen für Metalsongtexte abgeben. Beim Song ‚Zordrak‘ geht es um „Traumstein“, eine Kinderserie aus den Neunzigern. Und der Zordrak ist eigentlich ein lila Drache, der Herr der Aplträume ist und kleine Gnome gefangen nimmt, um sie zu quälen. Nett gemalt wie die Schlümpfe, obwohl es auch brutal ist, was dort abgeht. Das kann man zu guten Metaltexten verarbeiten, was Andi auch gern macht. Er hat auch zwei kleine Kinder und guckt mit denen Kinderserien.

Bei den Songs fällt auf, dass die Inspirationen alle etwas älter sind. „Into The Nightosphere“ ist das einzige Lied, was sich auf einen Stoff aus diesem Jahrtausend bezieht. Weißt du, worin für Andi da der Reiz liegt oder ist das Zufall?

Weiß ich nicht, das ist wohl eher zufällig. Man muss aber auch dazu sagen, dass wir keine 20 mehr sind und wir damit auch großgeworden sind. Das ist präsent im Kopf und wenn man selbst Kinder hat, will man denen auch zeigen, was man früher auch cool fand. „Into The Nightosphrere“ ist von „Adventure Time“ inspiriert, was einfach nur witzig ist. Da muss er diese „Saperat de vistum“ sagen, einen Liter Milch ins Pentagramm kippen, einen Schokokeks drauflegen und eine Vampirin als Freundin haben, damit er in diese „Nightosphere“ kommt, wo der Teufel ist. Das kann man auch zum Metaltext verdichten. Und dass der Rest älter ist, liegt daran, dass wir heutzutage weniger Zeit haben, um Computerspiele zu spielen und Filme anzugucken. Da greift man dann eher zu den alten Erinnerungen.

Die Form des Albums ist ja etwas besonders, dadurch dass einige Tracks nicht speziell für diese Veröffentlichung geschrieben wurden. Die vier Songs von „Decade Of Revival“, die Neueinspielung von „Teutonic Storm“ und dann das „Careless Whisper“-Cover. Warum habt ihr die „Decade Of Revival“-Songs nochmal dadraufgepackt?

Als dieses Album rauskam, hatten wir nur 500 Boxen, die schon vor der Veröffentlichung ausverkauft waren. Das sorgte für Ärger bei vielen Fans. Wir haben richtige Wutnachrichten bekommen, was uns denn einfallen würde, dass es kein Vinyl gebe. Da haben wir gesagt, dass sie sich ans Label wenden müssten, weil es richtig teuer ist, das zu pressen und es dann ja eine Doppel-LP wäre. Und dann kam kurz nach der Veröffentlichung Corona, wodurch viele Leute die Songs nicht mitbekommen haben. Das fand ich schade und dann dachten wir uns, dass wir dann ja unsere Bringschuld erfüllen, wenn wir die Stücke auf „Exiled To The Surface“ packen. Wir haben das so festgelegt, dass auf die A-Seite die neuen Songs kommen und auf der B-Seite die älteren ihr Vinyldebüt feiern können. Das war bei dem Boxset nicht drin und wegen der Preise wollte auch das Label das nicht.

Warum habt ihr ‚Teutonic Storm‘ nochmal neu aufgenommen?

Durch die Neuauflage von ‚Teutonic Storm‘ kamen wir dann auch mit dem Film in Kontakt. Daniel war ab 2019 dabei und wir hatten wie bei „Some Kind Of Monster“ immer ein Filmteam um uns herum und da wollte er den Song für den Film haben, weil er viel von dem Old-School-Metal aufgreift. Und da wir ohnehin den Titelsong geschrieben haben, meinten wir, dass wir „Teutonic Storm“ auch nochmal in neuem Gewand aufnehmen können. Der ist auch nicht komplett gleich: Die Sturktur, Soli, Drummingparts sind ein bisschen anders. Der Gesang unterscheidet sich dadurch, dass Andi die Neuauflage alleine singt. Diese beiden Tracks aufzunehmen, war die Grundidee. Aber als wir dann schon in diesem Schreibeprozess drin waren, dachten wir uns, dass wir noch mehr Lieder komponieren können, woraus dann „Exiled To The Surface“ entstanden ist.

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08.07.2022

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