Ensiferum
Interview mit Sami Hinkka: "Wir probieren alles, ganz egal wie verrückt es ist."
Interview
Wie lange habt ihr an „Two Paths“ gearbeitet?
Der Kompositionsprozess läuft bei uns dauerhaft. Wenn wir genug Songs haben, dann machen wir ein Album und im Moment arbeiten wir sogar schon am nächsten Album. „Two Paths“ ist ein gutes Beispiel dafür, es gibt einen Song namens “ I Will Never Kneel“, die erste Demo dazu ist schon sieben Jahre alt. Wir haben die bis jetzt nicht fertig gemacht, weil uns immer noch was gefehlt hat. Dann gibt es noch den Song „King Of Storms“, der ist auch schon vom letzten Sommer, den haben wir nach einem Festival in Spanien backstage geschrieben. Es kommt immer so sehr auf den Song an, ich kann nicht immer genau den Tag sagen, aber es ist einfach ein konstanter Prozess.
Ihr habt diesmal wieder mit Anssi Kippo gearbeitet, welchen Einfluss hat er auf „Two Paths“?
Wir würden niemals ein Studio buchen, wenn die Songs noch nicht fertig wären. Alle Teile sind dann also schon geschrieben und mehr oder weniger fertig. Was Anssi als Produzent einbringt ist aber, dass er uns in den Arsch tritt (lacht) und diesmal haben wir sehr viel analoges Equipment für Schlagzeug, Bass, Gitarre und den harschen Gesang genommen, wir haben ganz altmodisch auf Tape aufgenommen. Wir wollten, dass das Album klingt wie ein Livealbum. Als wir das Schlagzeug aufgenommen haben, spielte der Rest der Band auch gleich mit. Es klang also so, als ob wir rockten. Weil wir ja auch gerockt haben (lacht).
Manche von den Bassspuren sind nicht so astrein, weil wir sie aus diesen Sessions genommen haben. Als ich noch klein war, war es aber üblich, dass man Schlagzeug und Bass gleichzeitig auf diese Art aufgenommen hat. Damit garantiert man, dass es authentischer klingt. Die letzte Entscheidung lässt Anssi auf jeden Fall der Band, aber es hat einen so beeindruckenden musikalischen Horizont und schlägt manchmal Dinge vor, die gerade für Metal sehr unüblich sind. Das gefällt mir. Was er uns bei „Two Paths“ wieder näher gebracht hat, ist, dass es nicht immer um technische Perfektion geht, sondern um die Emotionen und die Seele, die auf dem Album landet.
Früher war es manchmal so, dass man einen Song von Anfang bis Ende gespielt hat und dann hieß es: Ja, das war dann super, technisch einwandfrei, aber jetzt bitte nochmals mit Leidenschaft. Vergiss mal, dass du hier im Studio bist, stell dir vor du bist auf einem richtig tollen Festival und die lass dich von der Musik leiten.
Auf diesen Aspekt der Musik haben wir uns diesmal konzentriert und ich hoffe, dass man das hört. Außerdem haben wir nicht so viel editiert, das war nicht der Kern der Sache und wir wollten, dass es ganz roh klingt. Es soll klingen wie eine Band (lacht), denn das sind ENSIFERUM.
Emotionen zu zeigen ist manchmal schwerer, als Techniken zu erlernen. Ich kann dir da voll zustimmen, man hört den Spaß auf dem Album, das läuft einfach gut rein und steckt an. Das ist jetzt mal meine ganz subjektive Fan-Meinung.
Danke. Freut mich, so viel feedback haben wir ja noch nicht gekriegt, da wir erst einen Song veröffentlicht haben.
Ich habe ja das Album schon mehrfach gehört und kann jetzt verstehen, warum es so gut klingt. Der Lautstärkeregler ging auf jeden Fall gleich nach oben. Man hört auch den Einfluss von Netta Skog ganz toll.
Wir haben ihr Akkordeon jetzt natürlich vollwertig in die Songs integriert. Sie spielt ja digitales Akkordeon, das ist wie ein Keyboard und man kann alle möglichen und möglichen Töne damit fabrizieren.
Man hört diesmal richtig, dass ihr sie nicht nur als Alibi dabei habt. Manche Bands agieren ja nach dem Motto: Wir sind eine Viking-Metal-Band, also brauchen wir Geige oder Akkordeon. Sie scheint eine richtig gute Musikerin zu sein, besonders bei „Feast With Valkyries“ ist mir das aufgefallen.
Ja, ich bin sehr stolz, dass wir sie seit letztem Jahr als festes Bandmitglied dabei haben. Sie war erstmal nur Ersatz für unsere Ex-Keyboarderin Emmi. Als Emmi uns sagte, dass sie jetzt gar nicht mehr mitmachen kann, da war es ganz klar, dass wir Netta fragen. Der Wechsel verlief sehr sanft. Von Anfang an haben wir ihr gesagt, dass sie sich voll einbringen soll, eine von uns ist und ihre Meinung genauso wertvoll ist wie unsere.
Sie sollte sich bloß nicht zurücknehmen vor uns vier Typen. Wir reden uns manchmal schon in Rage beim Komponieren, es wird viel debattiert. Wir haben nie wirklich Streit, aber es geht schon hoch her. Wir haben ihr also gesagt, dass sie es nicht persönlich nehmen soll, wenn etwas von ihr es nicht auf das Album schaffen sollte, wir werden aber jede Idee anhören und versuchen. Das ist eine der Regel, die wir bei ENSIFERUM haben: Wir probieren alles aus, ganz egal wie verrückt es ist. „Feast With Valkyries“ hat also tatsächlich eine Melodie und einen großen Anteil des Arrangements von ihr.
Vorher hatte man auch bei den Liveauftritten das Gefühl, dass sie gerne mehr machen würde. Und es war sicher nicht einfach, sich gegen vier Typen durchzusetzen, die schon so lange miteinander musizieren und touren.
(lacht) Ja, schon.
Auf dem letzten Album „One Man Army“ hat Markus den Großteil der Songs geschrieben, davor bei „Unsung Heroes“ schien es so, als ob fast jeder den gleichen Anteil am Songwriting hatte. Wie verhält es sich diesmal?
Immer schwer zu sagen, da ja jeder Ideen bringt und die Albumcredits sagen in der Regel nur aus, wer die Grundidee hatte. Aber letztendlich ist schon alles von uns gemeinsam. Deshalb dauert es ja auch immer so lange. Es wäre wirklich einfacher, wenn wir einen Diktator in der Band hätten, der uns sagt wie es läuft. Da wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, alles anhören und dann analysieren … (lacht) also ehrlich gesagt verplempern wir ganz schön viel Zeit mit sowas. Aber ich würde schon sagen, dass 50 % von Markus kommen und der Rest von uns zusammen.
Und wie verhält sich das mit den Texten, die sich ja immer auf Sagen und Geschichten beziehen, aber auf aktuelle Themen übertragen werden. Wer war diesmal dafür zuständig?
Das mache ich schon seit einer sehr langen Zeit (lacht). Hat sich irgendwie so ergeben, als ich in die Band kam, eigentlich weiß ich auch nicht warum. Ich lese ziemlich viel Fantasie, über Mythologie, die ganze Viking-Sachen wie die skandinavische Götter- und Heldensagen in der Edda, aber die Rohideen kommen schon auf dem realen Leben. Mir macht das richtig Spaß, dafür dann die Metapher zu finden und es in diese ENSIFERUM-Heldenwelt zu packen.
Seit den letzten drei Alben weist ihr auch jedem Album eine eigene Farbe im Artwork zu. Arbeitet ihr seitdem mit demselben Künstler?
„One Man Army“ und „Two Paths“ wurde von einem Künstler aus Ungarn gemacht, die davor wurden von einem Schweden gemacht, der sich immer Gemälde als Vorbild genommen hat. Bei den letzten beiden war wir mehr involviert, früher haben wir nur Ideen geschickt und dann meistens die fertigen Bilder nach einigen Monaten akzeptiert. Jetzt läuft es etwas anders, wir stehen im ständigen Austausch, er kriegt einige Texte zur Inspiration und schickt uns Ideen in Zwischenschritten zurück, die wir dann wieder kommentieren. Das neue Artwork ist echt atemberaubend.
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Stile | Folk Metal, Pagan Metal, Viking Metal |
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