Peaceville Records
30 Jahre im Geschäft!
Interview
Mit MORTA SKULD und AKERCOCKE sind zwei ehemalige Paeceville-Bands nach vielen Jahren zu euch zurückgekehrt, nachdem man einige Jahre nichts von ihnen gehört hatte. Außerdem sind sie nicht die einzigen Bands, die im Laufe eurer Geschichte wieder auf euch zugekommen sind. Wie ist das für dich, wenn sich so eine Band nach Jahren wieder meldet und wie war es im speziellen bei MORTA SKULD UND AKERCOCKE?
Damals hatte ich mit diesen beiden Bands keinen Kontakt, das war vor meiner Zeit, aber es war ein gutes Zeichen, dass Peaceville ihre erste Wahl waren. Bei MORTA SKULD war es so, dass wir gerade am Re-Release von ihrem Debüt „Dying Remains“ saßen, als wir erfuhren, dass sie an neuem Material arbeiteten. Das Timing stimmte da einfach. Eine ziemlich unterbewertete Band, gerade wenn man berücksichtigt, wie gut die alten Alben gealtert sind.
Ähnlich war es bei AKERCOCKE. Da brachten wir gerade „Goat of Mendes“ auf Vinyl heraus und kamen in Kontakt zueinander, als sie gerade neue Songs schrieben, mit denen sie schließlich auf uns zukamen. Das zeigt, dass beide Bands immer noch große Achtung vor dem Label haben und es ist toll, dass wir sie nun beide erneut willkommen heißen können.
Kannst du mir was über die klassischen MAYHEM-Live-Alben erzählen, die ihr in den letzten Jahren herausgebracht habt? Was ist die Geschichte dahinter und woher bekommt ihr das Material?
Das ist ein wirklich großartiges Projekt – gerade für mich persönlich, denn die „Live in Leipzig“ war das erste MAYHEM-Album, das ich gehört habe und die Bedeutung dieses Albums für die Geschichte des Black Metal kann man einfach nicht verleugnen. Mit diesen Releases, bei denen wir eng mit Finn Roedland (@thetruemayhemcollection) und anderen Leuten wie Metalion zusammenarbeiten, versuchen wir, die Atmosphäre der damaligen Zeit einzufangen. Wir bauen in die Veröffentlichungen möglichst viele alte Flyer und Fotos ein, sowie Interviews mit Zeitzeugen, um ein möglichst genaues Bild der damaligen Ereignisse zu zeichnen.
Angefangen hat alles mit dem 25. Jahrestag der Veröffentlichung von „Live in Leipzig“ und ist ziemlich gewachsen, seitdem wir begriffen haben, dass es eine gute Gelegenheit ist, diesen einmaligen Zeitabschnitt zu bewahren. Die Tonaufnahmen kamen von ganz verschiedenen Stellen. „Live in Zeitz“ zum Beispiel schlummerte seit Jahren bei Roberto von Aventgarde Records auf der B-Seite seiner Kopie von „Live in Leipzig“. Alles in allem gaben wir uns bei diesen Veröffentlichungen viel Mühe und versuchen, sie möglichst authentisch zu veröffentlichen.
Wenn ich mir Peacevilles letzte Veröffentlichungen so ansehe, entdecke ich ganz schön viele Jubiläen, die es dieses Jahr neben eurem 30. Jahrestag zu feiern gibt: 30 Jahre AUTOPSY mit Re-Releases von „Severed Survival“ und „Mental Funeral“, 30 Jahre „Nightfall“ von CANDLEMASS und 30 Jahre „Day of Reckoning“ von PENTAGRAM. Wie fühlt sich das an, solche Klassiker in eine neue Form zu gießen? Hast du zu diesen Alben auch eine persönliche Verbindung?
Ja, uns gibt es jetzt 30 Jahre, ebenso wie AUTOPSY und DARKTHRONE. Dazu kommen noch die 30, welche die genannten Klassiker von CANDLEMASS und PENTAGRAM nun draußen sind. Da fühlte es sich einfach richtig an, dass wir unseren Katalog um ein paar spezielle Veröffentlichungen erweitern. Ich habe gehört, dass einige Leute so ihre Vorbehalte gegenüber Re-Releases haben, aber wenn diese Alben vergriffen sind und eine neue Generation von Fans sie nicht kaufen kann, dann geht es mit dem Metal irgendwann bergab. Es sich auf Spotify oder YouTube anzuhören, ist doch einfach nicht dasselbe. Wenn die großen Klassiker der Vergangenheit verschwinden, dann haben wir nur noch die Musik der Gegenwart und die – so meine persönliche Meinung – kann da nicht mithalten.
Mit AUTOPSY und DARKTHRONE verbinde ich die vielen Jahre der gemeinsamen Arbeit, insbesondere mit Chris Reifert, der ja auch mit ABSCESS bei uns war. Beides sind angenehm unkomplizierte Bands, um mit ihnen zusammenzuarbeiten, denn bei ihnen gibt es keinen Stress und keine dritten Parteien. Mit Leif Edling von CANDLEMASS hatte ich einige Zeit auch viel Kontakt, auch wenn es nur um das Re-Release ging. Der ist auch so ein entspannter und gleichzeitig enthusiastischer Typ und natürlich ein sehr guter Musiker.
Nachdem wir jetzt über so viele alte Bands gesprochen haben – bist du immer noch auf der Suche nach neuen Bands, die du unter Vertrag nehmen kannst? Hast du immer noch einen Stapel Demos auf dem Schreibtisch, oder besser gefragt: ein Mail-Postfach voller Einsendungen?
Sicher, wir halten immer noch die Augen offen und bekommen viele Anfragen. Unsere neue Band MORK kann schon irgendwie als neue Band betrachtet werden, auch wenn „Eremittens Dal“ schon ihr drittes Album ist. Die verdienen auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit, denn sie erinnern an alte DARKTHRONE und BURZUM. Deswegen ist es auch toll, dass Fenriz die Jungs aktiv unterstützt und für sie die Werbetrommel rührt. Sie sind eine wirklich gute Band, welche die Flagge des organischen Sounds hochhält – vorausgesetzt Flaggen haben einen organischen Sound.
Was für Veröffentlichungen erwarten uns denn im 31. Jahr der Peaceville-Historie? Hast du gerade was im Ofen, das du an dieser Stelle teasern möchtest?
Ja, da gibt es tatsächlich eine große Sache, aber die werden wir erst in den ersten Monaten des neuen Jahres ankündigen. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt darauf. Es geht um eine typische Peaceville-Band, würde ich sagen, zumindest was Vorwärtsdenken und kompromisslose Attitüde angeht.
Außerdem arbeiten wir gerade daran, weitere sehr gute Bands unter Vertrag zu nehmen, es wird also ein gutes Jahr. Wenn ich dann noch Fenriz dazu bekomme ein neues ISENGARD-Album im Stile von „Our Lord will come“ aufzunehmen, wäre ich für alle Ewigkeit zufrieden.
Was sind denn ganz generell deine Pläne für die Zukunft? Wie wird sich Peaceville in den nächsten Jahren idealerweise entwickeln, auch mit Hinblick auf die immer stärker werdende Stellung des digitalen Vertriebs?
Dankenswerterweise haben wir einen großartigen Katalog voller Klassiker, durch den wir immer wieder alte Alben in physischer Form neu auflegen können, also sehe ich da in den nächsten zwei Jahren keine große Veränderung, abgesehen von einem erhöhten Absatz von Vinyl-Tonträgern. Es wird jedenfalls ein trauriger Tag, wenn du die neue DARKTHRONE nur noch digital bekommst, also lasst uns alle daran arbeiten, dass das nicht passiert! Zu unserem Glück sind Metal-Fans die leidenschaftlichsten und hingebungsvollsten, wenn es um die Geschichte und Traditionen ihres Genres geht. Das Schicksal der Metal-Welt ist also in guten Händen.
Was denkst du über den Brexit und auf welche Art er eure Geschäfte beeinflussen wird?
Mit Politik beschäftige ich mich nicht so, um ehrlich zu sein, aber mit dem Brexit sehe ich kein Problem, auch wenn es interessant war, die panischen Reaktionen vieler EU-Politiker zu sehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unser Geschäft eingeschränkt wird, auch wenn manche Leute diese Angst gerne schüren.
Ganz anderes Thema: Was ist eigentlich mit deiner ganz persönlichen Musiker-Karriere? Was hast du als Musiker für Erfahrungen mit anderen Labels gemacht? Oh – und fühle dich natürlich frei, ein bisschen Eigenwerbung für deine Bands zu betreiben!
Ach, über andere Labels will ich nicht viel sagen, weil ich ja gar nicht weiß, wie die internen Abläufe bei denen genau sind und ehrlich gesagt, hatte ich da auch nie große Probleme oder das Gefühl, dass mich jemand abzocken würde. THINE gehen in die Prog-Rock-Richtung, sind schon seit drei Alben bei Peaceville und werden vor der Apokalypse noch zwei Alben herausbringen. THE DEATHTRIP machen primitiven Black Metal, haben bisher ein Album herausgebracht und ein zweites bereits aufgenommen. Da fehlen nur noch die Vocals. In der Zwischenzeit habe ich ein Album geschrieben, das Old School-Death Metal im Stile von AUTOPSY, ENTOMBED, DISMEMBER und REPULSION enthält. Nächstes Jahr sollte es fertig sein, genauso wie eine begleitende EP. Sorry, aber du hast gesagt, dass ich Eigenwerbung betreiben kann, hehe.
Eine letzte Frage: Wenn du eine Band zusammenstellen könntest, die aus Mitgliedern aller ehemaligen und aktuellen Peaceville-Bands besteht – wer wäre dabei und welche Musik würden sie machen?
Haha, coole Frage. Erstmal können wir uns dafür auf Black Metal einigen und auf Bands, die Teil unseres Kataloges sind. Am Schlagzeug sollten sich Carl-Michael Eide von OLD, Fenriz von DARKTHRONE und Hellhammer von MAYHEM abwechseln. An die Gitarren kommen Snorre Ruch und Euronymous von MAYHEM – da wäre ich echt neugierig, wie eine weitere Zusammenarbeit geklungen hätte. Den Gesang übernehmen Aldrahn von DØDHEIMSGARD, Nocturno Culto von DARKTHRONE und Dead von MAYHEM. Am Bass, sagen wir mal, Vicotnik von DØDHEIMSGARD, dann haben wir mit ihm und Carl-Michael Eide zudem zwei Drittel von VED BUENS ENDE wieder vereint.
Paul, danke für die Zeiten und die interessanten Antworten! Die letzten Worte gehören dir.
Danke euch allen vielmals! Checkt MORK, FLEURETY und – falls ihr sie damals verpasst habt – gebt G.G.F.H. eine Chance, um eure kranken und geplagten Seelen zu beruhigen!
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Stile | Black Metal, Death Metal, Doom Metal |
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