Painted
Der Weg ist das Ziel – oder?!
Interview
Eile mit Weile war jedoch auch hier das Leitmotiv: Erst mehr als ein Jahr später war die Produktion der acht Songs abgeschlossen. „Das hat so lange gedauert, weil wir alle berufstätig sind,“ beschreibt Härtel die Studiozeit. Während er als Sozialassistent in einer Schule mit behinderten Kindern arbeitet, ist Nico im Bereich Marketing und Kommunikation tätig, Kevin verdingt sich als Handelsfachwirt und Jan nebst Steffen verdienen ihre Brötchen buchstäblich schichtweise bei einem weltweit bekannten Autokonzern in Wolfsburg. „Unser Kumpel und Produzent Till musste auch arbeiten und so war das insgesamt ein Zeitproblem. Das Schlagzeug hat Jan in seinem Werksurlaub eingespielt, und wir konnten alles andere meistens nur an den Wochenenden machen.“
Der Titel des Album resultiert übrigens daraus, dass bei Treffen der Bandmitglieder auch immer wieder ein gewisser Jack D. aus einer Destillerie in Lynchburg/ Tennessee – zumindest für eine begrenzte Zeit! – anwesend ist. „Lynchburg Tapes drückt aus, was wir in unserer Freizeit so gerne machen,“ erläutert Felix die Entscheidung für den Albumtitel. „Wir sind alle miteinander befreundet, treffen uns auch außerhalb von Probeterminen und Auftritten. Wir sitzen gerne zusammen, trinken ein bisschen was und quatschen; das verbindet uns neben der Musik.“
Auch musikalische Vorlieben werden geteilt. „Inspiration liefert auf jeden Fall Heavy Metal der 80er und 90er Jahre, wie IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST. Wenn es um die 90er geht, dann finden wir ALICE IN CHAINS sehr geil, PANTERA, BLACK LABEL SOCIETY …“ der Sänger überlegt, „… und STONE SOUR. Das sind so die gängigsten Bands, wo wir alle nicken und sagen würden, das sind unsere Vorbilder.“
Das Songwriting läuft bei PAINTED Hand in Hand, jeder kann, darf und soll seine Songideen einbringen. Der Großteil der Lyrics stammt allerdings aus Härtels Feder. „Auf ‚Lynchburg Tapes‘ sind alle Texte von mir bis auf den letzten Track „In My Head“, den Kevin damals schrieb,“ berichtet der sympathische Frontmann. Sind Texte für ihn reine Notwendigkeit oder will er damit auch Aussagen transportieren? „Tatsächlich ist das teils so, teils so. Ich habe nicht bei allen Songs eine tiefe Message, die ich irgendwie ‚rüberbringen will. Aber einige Texte sind mir schon wichtig.“
Einer davon ist der Opener „Cycle Of Stones“, der sich inhaltlich um die Erde und die Natur dreht. „Auf die Idee hat mich eine Doku auf N24 gebracht, in der es um die Entstehung der Erde ging. Auf eine Art auch ein atheistischer Songtext, denn es heißt in einer Zeile ‚it’s not in God’s hand‘, weil alles, was auf der Erde ist, quasi durch die Erde erschaffen wurde. Ein Kreislauf, in dem nicht unbedingt eine höhere Macht oder ein Schöpfer dahinter steckt.“ Die Nummer „Gimme Some Hooyeah“ bezeichnet Härtel hingegen „so ein bisschen als Leitspruch der Band. Wenn man etwas braucht, was einen aufweckt, was einen bewegt – gimme some Hooyeah! Dass man nicht nur ‚rumsitzen und sich langweilen sollte, sondern das auch etwas da ist, was einen pusht.“
Ein wichtiges Thema ist für ihn ebenfalls die Aussage in „Bittersweet Mistake“, das sich im Kontext mit der aktuellen Situation auf unserem Planeten gesellschaftskritisch zeigt. „Es geht darum, dass wir viele Probleme vor uns herschieben, ohne dass jemand so richtig etwas unternimmt. Überall Rassismus auf der Welt. Viele Leute, die sich gar nicht mehr auf Gefühle konzentrieren, sondern einfach nur noch stumpf rational handeln … und es keinen interessiert. Niemand tut etwas dagegen, das man weiter in einem Albtraum lebt, in dem Gefühle keine Rolle mehr spielen.“ Angelehnt daran handelt das Lied „Scream“ darüber, „dass man auch mal ‚rausgehen und seine Feelings ‚rausschreien sollte,“ so der Sänger.
Der Track „Heroin“ zählt zu den Stücken, die PAINTED schon lange im Repertoire haben und den Felix mit 16 schrieb. „Ja, ein sehr alter Song von 2010. Ich habe damals versucht, einen Song über einen Heroinsüchtigen zu schreiben. Die Perspektive ist aus der Sicht der Droge und soll die Gier derselben nach dem Menschen ausdrücken: ‚I’m your hero, I’m your heroin‘. Sie verspricht das Gute, aber letztendlich geht man dann doch vor die Hunde.“ Hatte Härtel etwa schon im jugendlichen Alter Drogenerfahrung? „Nein, absolut nicht! Ich habe früher viel NIRVANA und ALICE IN CHAINS gehört … mache ich immer noch,“ betont er grinsend. „Solche Texte sind von der ganzen Grungemusik, die ich so höre, beeinflusst.“
Und das ist ein relevanter Aspekt im noch jungen Leben des Sängers, wobei ein Toter eine prägende Rolle spielte. Felix war gerade mal zarte 11 Jahre alt, als er zum ersten Mal von einer Band aus Seattle und Kurt Cobain hörte. Noch heute kann er sich genau daran erinnern. „Ja, ich spielte gerade mit Lego und plötzlich lief ‚Smells Like Teen Spirit‘ im Radio. Ich hab mir das angehört und bin direkt zum meinem Vater, weil ich wissen wollte, wer das war. Er zählte mir dann die Story von NIRVANA und Kurt Cobain, der sich erschoss, weil er drogenabhängig war. Ich fand das als Kind so erschreckend, denn ich stamme aus einem guten Elternhaus und kam mit solchen Geschichten bis dahin gar nicht in Berührung. Mich hat das irgendwie beeindruckt, auch dieses Rebellische. In der Pubertät hörte ich also NIRVANA rauf und runter, das hat mich einfach gecatcht! Kurt Cobain faszinierte mich schon damals, weil der Typ überhaupt nicht Mainstream und total dagegen war. Ich fand den unheimlich authentisch und das hat mich total angemacht – echt geil! Ich dachte nur, boahh, das will ich auch machen und dann fing das mit der Gitarre an.“
Musikalisches Talent sog der im Oktober 1993 in Helmstedt geborene Felix offenbar bereits mit der Muttermilch ein. Während Mama Härtel neben Gitarre, Keyboard und Flöte auch Akkordeon spielt, war Härtels Vater selbst Gitarrist und Sänger in einer Coverband. Der Versuch, Klein Felix als Kleinkind für eine Spielzeuggitarre zu begeistern, scheiterte jedoch kläglich. „Die habe ich, sehr zum Bedauern meiner Eltern, ziemlich schnell kaputt gemacht und mich auch nicht weiter für ein Instrument interessiert. Erst zu meinem 13. Geburtstag bekam ich dann auf Wunsch meine eigene E-Gitarre.“
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Stile | Heavy Metal, Rock |
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