Lordi
Interview mit Mr. Lordi über "Monstereophonic", Pornos und Halloween

Interview

LORDI stehen seit Jahren für monströsen Hard Rock und haben dies auch mit ihrem aktuellen Album „Monstereophonic“ bewiesen. Wir trafen Bandchef Mr. Lordi und haben uns mit ihm über lauter spannende Themen, wie extreme Pornos und Horrorfilme, unterhalten. Dabei nahm der gut gelaunte Finne kein Blatt vor den Mund…

 

„Monstereophonic (Theaterror vs. Demonarchy)“ ist das achte Album, oder genauer gesagt neunte Album seit der Gründung 1992. Warum habt ihr es in zwei Parts gesplittet?

Es gibt da diese beiden Seiten von LORDI. Der eine Part ist die klassische LORDI-Seite, also das, wofür man uns kennt. Diese 80er-Melodic-Rock-Nummern mit griffigem Chorus oder wie auch immer du es nennen magst. Und dann gibt es diese andere Seite von LORDI, welche sich seit dem Album “To Beast Or Not To Beast“ herauskristallisierte. Hier geht es moderner und Metal-orientierter zu. Die Fans wollten beides hören und deshalb dachte ich mir, dass wir doch ein Split-Album aufnehmen könnten. Sechs klassische Songs und sechs Songs in die andere Richtung. Allerdings ist dies nur neu für das LORDI-Publikum, denn ich habe diese Art von Songs schon in den Anfängen der Band geschrieben. Das war Anfang der Neunziger und die Songs für “Bend Over And Pray The Lord“ waren schon länger, Metal-orientierter und vielleicht auch komplexer…

…und haben auch einige Industrial-Elemente enthalten, wenn ich mich nicht irre.

Ja, genau. Auch wenn diese so nicht auf “Monstereophonic“ dabei sind, klingen sie ähnlich aggressiv. Also habe ich solche Songs schon seit Jahren geschrieben, aber wir wollten erst jetzt in diese Richtung gehen.

Welche Rolle spielen Humor und Entertainment in Eurer Musik?

Ich meine, alles sollte sich um Spaß drehen. Dennoch gibt es bei mir eine strikte Trennung zwischen “fun“ und “funny“. “Fun“ ist für mich auch Horror. Ich liebe es Filme zu schauen, in denen Leute in Stücke gerissen werden, oder knallharte Pornos mit Fisting und so weiter. Entertainment ist auch sehr wichtig. Es ist sozusagen das wichtigste überhaupt. Ich schreibe Musik, um mich selbst zu unterhalten. Und wenn es jemand nicht mag, dann ist das okay. Wenn es aber jemand kritisiert, dann denke ich mir nur „What the fuck…?!“ Denn ich stecke so viel Arbeit und Mühe in meine Kunst. Und Kunst ist letztlich Entertainment.

Dieses Entertainment habe ich auch in der monströsen Show vorher wahrgenommen.

Yeah, das ist uns sehr wichtig. Und ich glaube auch nicht an den Bullshit, dass Musik pädagogisch, politisch oder religiös sein sollte. Sie kann es sein, sollte es aber nicht. Denn Musik muss unterhalten und nicht lehren.

Lass uns doch ein bisschen über den Sound von “Monstereophonic“ sprechen. Warum habt ihr wieder mit Nino Laurenne zusammen gearbeitet?

Ursprünglich sollte das Album mit Mikko Karmila aufgenommen werden – wie schon zuvor bei “Scare Force One“. Aber dann kamen einige Dinge dazwischen. Zum Beispiel starb mein Vater ein paar Wochen bevor wir ins Studio wollten. Dann war es Weihnachten und Neujahr und alles verschob sich nach hinten. Der Release war schon für Mai geplant und deshalb riefen wir schnell Nino an. Er hat zum Glück Zeit gefunden und wir haben lange Studiotage hinter uns.

Das sind allerdings einige Umstände! Eine Begebenheit in Bezug zum Album muss ich noch ansprechen. In Deutschland muss man 18 Jahre alt sein, um sich das Video zu “Hug You Hardcore“ anzuschauen. Glaubst Du, man kann heute noch mit Musik schocken?

(lacht amüsiert) Ich dachte, dass das nicht mehr möglich ist. Aber anscheinend lag ich damit falsch. Es werden immer noch so viele Videos heruntergenommen. Einiges wird von den Leuten da draußen als zu hart empfunden; gegen meinen Willen. Ich sagte zum Video-Regisseur, dass er nur auf mich hören soll. Letztlich war es dann allerdings doch nicht so hart, wie ich es ursprünglich haben wollte. Eigentlich plante ich die Familie mit der Axt zu zermetzeln.

Was mich persönlich am meisten schockt, ist, dass die Leute sich nicht wegen der Gewalt aufgeregt haben, sondern wegen einer Frau, die sich einen Dildo umschnallt und einen Mann bezwingt. Das ist doch kein Verbrechen…obwohl, vielleicht Vergewaltigung?! Wie auch immer, niemand beschwerte sich über die Gewalt im Video, sondern nur über den verdammten Dildo. Und das ist doch nichts Schlimmes. Das zeigt mir, dass einige Fans noch nicht richtig verstanden haben, um was es bei Songs wie “Fire In The Hole“, “Would You Love A Monsterman“ oder “Wake The Snake“ geht. Es ist dreckiger Sex! Wacht auf!

Wenn wir gerade über die Lyrics sprechen. Brauchst Du eine bestimmte Atmosphäre oder eine gewisse Stimmung, um Songs zu schreiben? Dunkle Räume, Alkohol…?

Nein, nichts davon! (zündet sich eine Zigarette an) Das meiste habe ich im Kopf schon fertig. Wenn ich mich dann an die Instrumente setze und mir noch die Melodie einfällt, dann ist das für mich ein eindeutiges Zeichen das Demo aufzunehmen. Heraus kommen dann immer viel zu viele Songs. Für jedes Album wählen wir aus bis zu 50 Songs aus. “Monstereophonic“ ist das einzige Album bisher, für welches wir ausschließlich neues Material verwendet haben. Also alles ab Mai 2015.

So, nun erlaube mir mal eine etwas andere Frage. Wie pisst ihr eigentlich mit den Kostümen? Ich stelle mir das schwierig vor mit den langen Klauen…

(lacht) Oh, das ist ganz einfach! Ich ziehe den Lappen hier vorne hoch und dann geht’s los.

Das Anziehen der Kostüme ist bestimmt auch ein Akt. Du sprachst mal von drei Stunden.

Yeah, am längsten dauert die Maske. Für die brauche ich über zwei Stunden. Das Kostüm an sich ziehe ich in einer guten Viertelstunde an. Aber da brauche ich auch Hilfe, weil ich nicht die ganzen verdammten Sachen selbst anziehen kann.

Was kostet es denn so eine Maske?

Au, das ist fast unmöglich zu sagen. Da spielt so viel eine Rolle. Allein das Material, also Latex und Gips und so Zeug, dann die Arbeitsstunden und all das – da kommt schon einiges zusammen. Also für alle fünf Kostüme braucht es sechs Wochen, um sie fertig zu haben. Und dabei rede ich von Tagen mit über zwölf Stunden Arbeitszeit. Reine Materialkosten liegen ganz grob gesagt bei 3.000-4.000€.

Und Du hast noch alle deine Kostüme?

Absolut!

Sind die Kostüme noch irgendwo ausgestellt?

Zurzeit sind sie wieder im Lager. Vielleicht kriegen wir ja mal wieder eine LORDI-Ausstellung hin. Die “The Arockalypse“-Kostüme sind noch im ABBA-Museum in Stockholm. Obwohl?! Die sollten die doch schon längst zurückbringen!

Mr. Lordi, bald ist wieder Halloween. Was ziehst Du an?

Meine ganz normalen Klamotten. Meine bequemen KISS-Shirts und meine Jogginghose. Dann setze ich mich aufs Sofa, esse viele Süßigkeiten, werde fett  und schaue Horrorfilme. Das ist alles. Ich meine, wir haben ja keine Show an Halloween, sondern nur am Tag davor.

Du bist also an den anderen Tagen ein Monster?

Richtig! An Halloween möchte ich nicht arbeiten. Schließlich sind wir an Halloween in Amsterdam und da gibt es andere Dinge zu tun, wenn du weißt, was ich meine.

(beide lachen) Oh ja, ich weiß worauf du hinaus willst!

Wenn wir mal zurückschauen, dann sind Du und Mr. Amen die letzten verbleibenden Gründungsmitglieder.

Ja, das ist richtig. Nach den ersten Demos kamen Amen und Enary 1997 dazu.

Und ihr seid immer noch so fit und habt Spaß auf der Bühne! Nächstes Jahr feiern wir 25 Jahre LORDI. Ist irgendwas Spezielles geplant?

Hmm, wir haben eigentlich nichts Großes vor. Vielleicht eine paar Shows nur mit den Demonarchy-Songs. Denn diese haben wir bisher noch nicht live gespielt.

Dann bin ich mal gespannt, was da auf uns zukommt. Nun, Mr. Lordi, die letzten Worte an die deutschen Fans…

Yeah, Dankeschön! Danke dafür, dass ihr zu uns steht. Deutschland ist unsere erste Adresse. Nirgendwo anders haben wir mehr Konzerte gespielt.

26.10.2016
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