Mono Inc.
Persönliches Interview mit Martin Engler

Interview

Metal.de: Bei der Tracklist stechen ja zwei Titel heraus: “Boatman“ und “Children Of The Dark“. Ich denke mal, dazu wurdest du schon genug befragt, …

Martin: Ich kann trotzdem gerne und immer wieder Antworten geben. Es gibt ja auch immer unterschiedliche Gründe, warum diese Titel herausstechen. Tatsächlich sticht es ja für die Leute plakativ heraus, weil das Who-Is-Who mit an Bord ist. Für die Band stachen diese beiden Songs aber einfach als Songs heraus. Als bei “Children Of The Dark“ das Demo im Kasten war wusste ich schon “Okay… DAS geht!“ Aber was wolltest du eigentlich fragen?

Metal.de: Ich wollte ursprünglich fragen, ob es denn abseits dieser beiden Hits einen Song gibt, der dir persönlich sehr wichtig ist und warum?

Martin: Ich überlege, aber es gibt keinen Song auf der Platte, der mir nicht wichtig ist. Die erste Messlatte ist, noch bevor die Band einen Song hört, ob bei mir schon irgendwas überspringt, bevor ich das Demo präsentiere. Es sind einige Songs dabei, die mir persönlich sehr wichtig sind:  “The Tide“ und “Across The Waves“ zum Beispiel, weil es einfach die Geschichte erzählt. Naja und “Boatman“ ist natürlich sehr wichtig – inspiriert durch meine nicht gerade sehr glückliche Kindheit. Und dieser Wunsch, wenn ich damals mit blauen Flecken mit dem Hund durch den Hafen gegangen bin, irgendwie auf einen Frachter zu gehen, Huckleberry-Finn-mäßig, einfach um weg zu kommen. Darum geht es in “Boatman“. Und das war auch das, was Ronan (Harris, VNV NATION, Anm. d. Red.) so begeistert hat an der Nummer. Es war ja nicht so, dass wir gesagt haben “Wir müssen mal einen Song zusammen machen und ich schreib mal was“, sondern es war gerade Sommer in Hamburg und wir haben telefoniert. Er meinte “Hey, ihr macht ein neues Album? Lass mal reinhören!“ – “ Woah ‘Boatman‘ berührt mich so dermaßen, lass uns den zusammen machen.“ Und das von jemandem, der Ire ist … dass ich irgendwie als Hamburger Jung einen englischen Text schreibe und ein Ire sagt: “Ich hab ‘Gänsehaut, Alter!“. In so einem Moment ist dir auch scheißegal, ob der Song ein Hit wird, denn in dem Moment war das für mich Lob.

Metal.de: Ich finde “Boatman“ ist ein Song, der sich entwickelt. Am Anfang hat er mich nicht ganz so gepackt, aber je öfter ich den Song gehört habe desto besser hat er mir gefallen. Mittlerweile ist er einer meiner Lieblingstitel. Er baut sich auf und man spürt die Emotionalität von Mal zu Mal mehr, meiner Meinung nach.

Martin: Danke sehr! Deshalb haben wir uns auch für diese Album-Version entschieden, die so völlig Anti-Single ist. Die Plattenfirma hat sich die Haare gerauft und gemeint “Alter, meinst du das ernst mit sechseinhalb Minuten?“ – “JA! Das meinen wir ernst“, nämlich eben nicht das, was alle von einer Single erwarten. Kein BAM BAM BAM, sondern es muss hinten raus atmen. Ich liebe diesen Instrumentalteil. Live haben wir den nochmal verlängert: “Och komm, noch mal zwei Minuten drauf.“ Die Leute stehen dann abends vor der Bühne. Natürlich ist es kein “Hey, Hey, Hey“-Alle-Hände-hoch-Track. Wir stehen auf der Bühne und gucken in die Reihen, die wir sehen können und sehen dann das ein oder andere feuchte Auge. Das ist so… YES! Ich meine, gefeiert wird ja schon genug.

Metal.de: Das zeichnet euch denke ich als Gothic-Band auch aus, also dass man auch Songs zum Nachdenken und emotionale Nummern mit dabei hat.

Martin: Ja Gothic, Gothic… Was ist schon noch Gothic? Da kommen irgendwelche Leute, die sich bunt anmalen und irgendwelche Industrial-Beats abfeuern und die sind dann auch eine Gothic-Band. Also was ist Gothic bitte?

Metal.de: Meinst du platter und oberflächlicher?

Martin: Ich finde einfach, dass mir der Begriff nicht mehr so viel gibt. “Gothic-Szene“ … da gehört auch ein bisschen Qualität und Emotionalität dazu. Und wenn wie gesagt irgendwelche Pre-Set-Beats, ein krasses Styling und Marketing schon dazu führen, dass es Gothic ist, dann bin ich eben nicht so Gothic. Wir sind eine Rockband mit einem Hang zu viel Emotionalität, Melancholie. Da gibt’s halt noch keinen neuen Begriff. Wenn dir mal einer einfällt, lass es mich wissen. So, wie war die Frage?

Metal.de: Ich weiß es mittlerweile auch nicht mehr! Aber du meintest eben bei “Boatman“ auch, dass es eine Single ist, die keine Anforderungen und Wünsche erfüllt, sondern eine eigenständige Nummer ist. Gibt es denn im Songwritingprozess irgendwelche Momente, in denen man Fanvorlieben mit einfließen lässt? So nach dem Motto “Das müssen wir so und so machen, das gefällt den Fans bestimmt gut“?

Martin: Wenn wir das machen würden, dann hätten wir “Viva Hades“ seit dem fünf Mal neu aufgenommen. Also für all das, wofür wir in den Jahren Backenfutter bezogen haben, für “Terlingua“ und für “Oh, jetzt singen sie Deutsch“ und bla … Guck dir mal die Geschichte von DEPECHE MODE an. Egal welches Album die rausbringen, man hört immer “Oh es ist ja alles Scheiße! Es ist alles nicht mehr wie früher!“. Na klar, wie soll es auch sein wie früher?

Metal.de: Eine letzte Frage noch. Die Festivalsaison steht ja auch bald an…

Martin: Erstmal Urlaub.

Metal.de: Klar, erst Urlaub! Und dann Festivalsaison!

Martin: Und dann nochmal Urlaub!

Metal.de: Nochmal Urlaub? Wow, ich bin neidisch. Wie dem auch sei, gibt es denn Festivals auf denen ihr generell besonders gerne spielt?

Martin: Ja. SUMMER BREEZE, da sind wir ja Co-Headliner auf der … ach wie hießen die noch?

Metal.de: Main und Pain Stage?

Martin: Ja genau und beide sind gleich groß. Im Endeffekt ist es ja auch egal. Das ist einfach eine Ansage, wenn da 30.000 abgehen und da hat es die letzten Jahre immer schon viel Spaß gemacht. Das ist sehr geil. M’ERA LUNA ist für uns auch schon sehr heimspielmäßig. Das ist wie wenn die Bayern gegen eine Mannschaft aus der sechsten Liga spielen und du weißt sowieso vorher schon, dass du zweistellig zu Null vom Platz gehen wirst. Das ist halt ein bisschen unfair, aber deswegen spielt man das gern. Außerdem ist es ein sehr professionell organisiertes Festival. GREENFIELD Festival in der Schweiz. Das ist fucking fantastic. Und auch das ROCKHARZ ist ein tolles Festival, was sich immer mehr verbessert hat, auch in der Infrastruktur. Für uns zählt ja nicht nur ob die Bühne breit ist, sondern ob man duschen kann und ob der Nightliner bis zur Bühne fahren kann und so weiter. So Kleinigkeiten. Und dann gibt’s es noch ein ganz kleines Festival, wo wir allerdings auch schon länger nicht gespielt haben. Das ist das CASTLE ROCK Festival in Mühlheim an der Ruhr. Das ist ein sehr kleines Festival mit einer 2000er Kapazität, aber sehr toll, extrem liebevoll gemacht und eins der ersten Festivals, die uns gebucht haben, als wir vor drei Leuten gespielt haben. Die haben gesagt: “Denen geben wir die Chance hier mittags als erste Band vor 30 zu spielen.“ Und über die Jahre hinweg waren wir da Headliner und dann triffst du den Veranstalter wieder und kennst den Namen und sagst danke!

Vielen Dank an Martin Engler von MONO INC. – wir sehen und auf dem ROCKHARZ 2017!

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03.07.2017

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