Versengold
"...also machen wir doch eine Versengold-Schublade draus" - Interview mit Malte und Eike
Interview
VERSENGOLD – Der persönliche Blick auf den Erfolg
Wer die Geschichte von VERSENGOLD in den letzten Jahren verfolgt hat, dem dürften einige Sachen aufgefallen sein. Zum einen ging es mit der Band durch die Decke: Ausverkaufte Shows und Platz 2 in den Albumcharts sprechen wohl für sich. Doch mit der damit verbundenen musikalischen Entwicklung war offenbar nicht jeder zufrieden, so las man doch vermehrt negative Äußerungen in den Kommentaren in sozialen Netzwerken. Wie die Band zu Erfolg und Kritik steht, wie es zum Ausstieg Thomas Heuers kam und weswegen sie ein ganz besonderes Verhältnis zu Dresden haben erzählten uns Sänger Malte Hoyer und Bassist Eike Otten im ausführlichen Interview. Geführt wurde dies mit jeder Menge Gelächter und mindestens genauso vielen nachdenkliche Momenten zum Konzert der “Funkenflug“-Tour in Dresden.
metal.de: Für dieses Interview habe ich mich durch die Kommentarspalten auf Facebook und Youtube gewühlt, denn ich habe die Band über viele Jahre hinweg verfolgt und mir fiel auf, dass es für das jüngste Album “Funkenflug“ deutlich mehr negative Kritik gab, als für die Alben davor. Wie habt ihr das wahrgenommen? Gab es tatsächlich mehr negative Kritik oder war der Großteil doch positiv? Was bleibt eher hängen?
Malte Hoyer: Natürlich das Positive. Ich habe da ja auch schon mal bei Facebook reagiert, denn ich lese mir ja auch immer aufmerksam die Kommentare durch, ob es nun bei Youtube ist oder Facebook. Man will es nicht meinen, aber ich bekomme tatsächlich so gut wie alles mit, was da passiert. Was einem dabei auffällt ist, dass es Leute gibt, die mit bestimmten Sachen nicht zufrieden sind, aber es sind vor allem fast immer die gleichen. Das relativiert sich ein bisschen. Wenn man dann den Namen zum fünften Mal liest, dann fragt man sich auch: “Och Mensch, Junge, wenn du Frust abbauen musst, dann mach das, aber muss das denn drei Mal in Folge sein?“ oder “Was willst du damit erreichen?“. Man kann ja Kritik auch höflich formulieren und man darf ja auch sagen, dass man irgendwas nicht mehr mag oder einem ein Stilwandel nicht gefällt. Da hat ja überhaupt keiner etwas dagegen. Leider neigen einige Leute dazu, eher in eine persönliche Richtung zu gehen und dann Behauptungen aufzustellen, die völlig abwegig sind. Mich persönlich nervt das. Ich müsste mich davon mehr distanzieren. Im Großen und Ganzen ist es so, um mal auf deine Frage vollständig zu antworten, dass die Taten der Leute ausschlaggebender sind als die Worte. Abgesehen davon, haben wir natürlich auch viele positive Kommentare bekommen. Es ist so, dass wir mit der neuen CD super viel bewegt haben und ich noch nie so viel Feedback für die einzelnen Songs auch privat über mein Profil bekommen habe. Und du siehst es: Hier haben wir in Dresden mal eben unsere Publikumszahl mehr als verdreifacht, ohne dass wir irgendwie damit gerechnet hätten. Also die Leute nehmen es im großen Teil sehr gut auf und wir freuen uns darüber.
Eike Otten: Es ist wirklich ein gefühlt sehr kleiner Teil von Leuten, die sich negativ positioniert haben. Von daher ist alles super.
Malte: Genau, für einige ist es ja auch ok. Wir gehen stringent unseren Weg seit ein paar Jahren. Unsere Musik wächst ja mit uns. Dann ist es ja völlig ok, wenn einer sagt: “Ich fand die ersten sechs CDs geil und mit den letzten beiden kann ich nicht mehr so viel anfangen.“ Da kann man nur sagen: “Ey man, dann freu dich doch, dass du sechs CDs hast, da kannst du einen halben Tag Musik haben.“ Wir haben jetzt gerade ein anderes Feeling und wir wollen authentisch bleiben und nicht irgendwie eine Form erfüllen.
metal.de: Wie reagiert ihr, wenn solche Kommentare euch gegenüber geäußert werden? Beispielsweise, wenn ein Fan nach einem Konzert vorbeikommt und sagt: “Früher war alles besser!“
Eike: Also im Grunde passiert so etwas eigentlich selten.
Malte: Das liegt natürlich auch daran, dass die Hemmungen größer sind. Naja, a) liegt es daran, dass die Leute, die mit unserer Musik nichts mehr anfangen können, in der Regel nicht mehr auf unsere Konzerte kommen und b): Wenn sie etwas auszusetzen haben, dann ist die Hemmschwelle größer an die Musiker heranzutreten. Das wird dann lieber übers Gästebuch oder Facebook gemacht, aber es kommen auch Leute zu uns. Wir haben ja ein recht enges Verhältnis zu unseren Fans. Daher kommen auch Leute mit Kritik zu uns. Wir nehmen das alles auf! Wir sind ja selbst nicht kritiklos. Wir sehen ja auch, was funktioniert und was nicht, und welcher Song live funktioniert. Es gibt Songs, die wir jetzt auf der Tour spielen aber bei denen wir wissen, dass wir sie danach nicht mehr spielen werden. Der gehört aber jetzt einmal rauf auf die Bühne. Wir verarbeiten das. Das arbeitet auch in einem drin. Das ist nichts, was hinten über fällt. Wenn es eine gute Kritik ist, dann werden wir sie in der Band besprechen und tatsächlich auch in Produktionen mit einbauen. Wenn du eine CD mit etwa zwölf Stücken machst, und du liest in allen Rezensionen und hörst von 1000 Fans: “Lied Nummer 5 und Lied Nummer 7 sind nicht so schön“, dann sitzt du bei der nächsten Produktion da und denkst, dass du an dem Stil nicht unbedingt weiter arbeiten musst. Aber ausprobieren tun wir es trotzdem.
metal.de: Malte, du hast mit dem Post “Was ist VERSENGOLD?“ sehr private Einblicke gegeben. Hattest du das Gefühl zu solch einer Ansage genötigt worden zu sein oder musste das einfach mal raus?
Malte: Das musste einfach mal raus! Es sind genau diese Leute, die da kommentieren und über die wir gerade gesprochen haben, die ein ganz verzerrtes Bild davon haben, wie das auf dem Musikmarkt heutzutage läuft. Es mag ja vor 20 oder 30 Jahren mal anders gewesen sein, aber wenn man heute denkt, auch mit unserem Erfolg mit dem zweiten Platz in den Albumcharts: “Die sind jetzt Millionäre“ – das ist sowas von albern. Aber es gibt wohl einige Leute, die leben noch in den Neunzigern. Die sind was das angeht noch ein wenig uninformiert. Was mich dann ärgert, wenn man so uninformiert ist oder nur über Halbwissen verfügt, sollte man nicht irgendwelche Theorien aufstellen. Und ich musste oft lesen, dass ich jetzt reich bin und nur noch alles für das Geld mache und sowas. Das ist dann echt hart. Wenn du, wie ich es geschrieben habe, über 14 Jahre diese Band aufbaust und zehn oder elf Jahre davon nicht mal im Ansatz davon leben kannst, sondern das nebenbei machst – da hatte ich echt harte Zeiten. Da habe ich gedacht, dass ich da mal ein paar persönliche Eindrücke vermitteln muss, damit die Leute wissen, dass da ein Mensch dahinter steht. Genau diese Leute! Damit die mal sehen, das ist nicht nur diese Rolle auf der Bühne, das ist nicht nur der Malte der da gerade erfolgreich ist. Es ist auch der Malte, der ein Leben hat und das trag ich nun mal mit mir herum. Wir sind weit davon entfernt, uns nach hinten lehnen zu können oder uns finanziell oder auf sonst eine Art zu entspannen. Deswegen ärgert mich das manchmal. Ich muss aber öfter solche Kommentare lesen. Mittlerweile reagiere ich darauf mit Ironie. Ich weiß nicht, was mir dazu noch anderes einfällt. Vielleicht haben sie ja mal irgendwann recht und wir sind wirklich reich, dann dürfen sie das alles schreiben.
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Naja, ich gehöre in diesem Fall zu der „Früher war alles besser“-Fraktion. Zumindest die ZEITLOS war mir etwas zu schlagerlastig. Mal sehen, wie sich das so entwickelt…
Der fehlende weibliche Gesang ist auch nicht gerade ein Pluspunkt.