While She Sleeps
Loz und Aaran im Interview: "Manchmal wünsche ich mir echt die alte Zeit zurück."
Interview
Vor wenigen Monaten veröffentlichte die britische Metalcore-Band WHILE SHE SLEEPS ihr drittes Studioalbum „You Are We“. In der Review wurde latent über die Chordichte und die schnellen Melodiewechsel gemeckert. Wenn sonst nichts ist … Diverse Liveauftritte später stellt sich genau das als großes Plus heraus und grundsätzlich lässt sich erfreut feststellen, dass die Band immer besser wird und trotzdem noch genauso sympathisch und auf dem Boden geblieben ist, wie beim letzten Interview zum Album „Brainwashed“.
Über Fans, Crowdfunding und geheime Talente
Ihr habt vor einigen Monaten euer neues Album „You Are We“ veröffentlicht. Es scheint, als ob ihr diesmal genau darauf gehört habt, was die Fans wollen. Die haben immer vom Zusammenhalt in den Texten und den mitsingbaren Melodien geschwärmt. Offensichtlich habt ihr beides jetzt auf die Spitze getrieben.
Aaran: Ja, wobei wir nicht eigentlich nicht auf die Fans gehört haben. Wir hören nie darauf, was die Fans sagen (grinst und zwinkert, Loz lacht). Das hat sich einfach so ergeben, je weiter wir im Studio gekommen sind. Wir machen uns keine Gedanken darüber, in welche Richtung das Album jetzt gehen soll, alles soll ganz natürlich passieren, auch wenn sich nach einigen Wochen schon ein gewisser Stil herauskristallisiert. Aber so richtig vorgeben wollen wir uns nichts, es passiert einfach. Auch wenn das jetzt echt wie Klischee klingt und viele Bands sowas sagen, aber es war einfach so.
Und wo genau seht ihr jetzt die Unterschiede im Vergleich zum Vorgänger „Brainwashed“?
Loz: Definitiv so wie du gesagt hast, es klingt hymnischer. Das Schönste, wenn du live spielst, ist immer noch, wenn du genau diese Balance halten kannst und es ein Miteinander zwischen Band und Fans gibt, wenn die Fans laut mitsingen können. Noch wichtiger ist aber für uns, dass wir keine Band sein wollen, die sich selbst limitiert und auf einen speziellen Stil festlegt. Die Grenzen müssen immer in alle Richtungen offen bleiben. Ich finde das schön, wenn die Fans sich noch freuen können und fragen, was denn wohl auf dem nächsten Album passieren wird.
Es scheint so, als ob ihr den Gesang etwas verändert habt?
Loz: Ja, Sean hat die meistens Gesangs- und Gitarrenmelodien geschrieben. Er wollte etwas mehr singen und wir hatten ja schon immer drei Leute in der Band, die immer mal wieder einen Teil übernommen haben. Im Studio hat sich das dann so entwickelt, dass Seans Ideen immer wieder aufgegriffen wurden. Man darf solchen Dinge aber auch nicht immer so viel Gewicht geben, es hat sich so ergeben und ist deshalb jetzt so auf dem Album.
Es hat also nichts mit deiner Stimmband-OP oder deinen Stimmbändern zu tun?
Loz: Nein, nicht wirklich. Es wird auch so bleiben, dass ich die harten, schreienden Parts weiterhin singe. Wobei ich jetzt auch viele der melodischen Teile übernommen habe und man nie so genau weiß, wer da jetzt singt. Es kann Matt sein, oder ich oder Sean. Ich mag es auch, dass ich jetzt mehr singen kann. Versteh‘ mich nicht falsch, schreien ist toll. Ich mag Metal und krasse Dinge mit meiner Stimme zu machen. Es ist aber auch toll, eine Note richtig zu treffen und halten zu können. Letztendlich ist es auch ein Spielen mit dem Sound, mit der Band. Mal austesten, wie weit wir die Grenzen überschreiten können, wie weit wir kommen und was es noch zu erreichen gibt. Wer weiß, das nächste Album ist vielleicht schon wieder ganz anders (grinst).
Warst du früher gut darin, in der Schule auswendig zu lernen? Du hast diesmal so verdammt viel Text …
Loz (lacht): Na klar, war ich immer!
Aaran: Das ist ja auch immer ein sehr langer Prozess, von der Erschaffung der Texte und vom letztendlichen Einsingen. Mit den Gitarrenparts ist das genauso. Wenn man das dann immer und immer wieder macht, das geht es in Fleisch und Blut über und du kannst es einfach.
Loz: Es ist wie der Muscle Memory Effekt! (lacht)
Aaran: Genau, nur mit dem Hirn (lacht).
Abgesehen von der Menge, hattet ihr offensichtlich inhaltlich auch sehr viel zu sagen diesmal. Was hat euch dazu inspiriert, der Brexit oder was in Amerika abgeht?
Aaran: Ja, die genannten Themen haben das schon irgendwie beeinflusst. Der Brexit war, als wir so in der Mitte der Aufnahmen waren und hat definitiv Themen geliefert. Deshalb ja auch der Titel „You Are We“, der sich ja an den Zusammenhalt von Menschen generell richtet. Diese Botschaft nach außen zu tragen, in einer Zeit, in der unsere Führer eher für Segregation und Teilung der Kulturen und Länder sorgen und eine positive statt einer negativen zu senden, das war schon wichtig.
So wie beispielsweise mit dem Song „Civil Isolation“?
Aaran: Das kam von Loz.
Loz: (lacht) Ja, ich mag es auf diese Art mit Wörtern zu spielen. Das ist ein Wortspiel zwischen Civilisation und Civil Isolation.
Aaran: Es scheint ja so, als ob man immer besser vernetzt ist. Du kannst mit jemandem am anderen Ende der Welt über ein Gerät in deiner Hand in Kontakt stehen. Und im gleichen Moment ignorierst du Leute, die direkt um dich herum sind.
Loz: Erstmal hört es sich an, als ob man es falsch ausspricht. Aber wenn du verstehst, woher es kommt, dann ist es natürlich kein Quatsch mehr. Diese kleine Veränderung betont genau den Gegensatz.
Aaran: Ja, weil Civilisation den Zusammenhalt der Community meint …. oh, das ist auch ein gutes Wortspiel: Community und come unity. (Hält stolz inne, Loz und ich tauschen anerkennende Blicke aus und nicken ihm zu.) Das schreib ich mir gleich auf! Auf jeden Fall ist es so, dass wir statt weiter zusammenzurücken, häufig weiter voneinander entfernen.
Manchmal liest man aber auch im Internet zu viel dummes Zeug und kriegt dann einen falschen Eindruck davon, was wirklich abgeht. Die Fans, die da draußen auf euch warten, gehen alle sehr freundlich miteinander um. Unter ihnen sind auch einige Obdachlose, die mit Einkaufswagen durch die Mengen fahren. Die Fans geben brav und ganz selbstverständlich ihr Pfand bei ihnen ab, kommen mit ihnen ins Gespräch und fragen sie, warum sie in dieser Situation sind.
Loz: Toll! Das ist wirklich toll.
Aaran: Ja, auf jeden Fall!
(Der Schlagzeuger sitzt auf einem Sessel und hört zu.)
Adam, da du gerade hier bist. Du hast das Artwork für „You Are We“ gemacht? Hast du auch das komplette Merchandise gemacht und alle Artworks davor?
Adam: Ja, ich und Matt haben das gemacht. Und wir haben alle bis jetzt gemacht.
Was genau habt ihr euch diesmal dabei gedacht?
Adam: Wir haben versucht, die Texte durch die Bilder zu reflektieren. Es war gar nicht so einfach, beispielsweise das Frontcover mit dem Logo zu machen. Wir wollten möglich viel Interpretationsspielraum lassen und trotzdem unsere Vorstellungen von Zusammenhalt in das Bild packen. Das Gleiche haben wir für jeden einzelnen Song gemacht. Im Booklet gibt es zu jedem Song ein spezielles Bild, das auf einen Blick den Kern des Songs treffen soll.
Aaran: Und jedes Bild beinhaltet die Kernbotschaft von „You Are We“.
Die Texte sind also immer die Vorlage für das Artwork?
Adam: Ja, ich würde jetzt nicht sagen immer, aber meistens. In der Regel ist das Artwork immer der letzte Schritt. Wenn die Musik größtenteils fertig ist, dann macht man sich Gedanken darüber, wie man das fertige Ergebnis am besten präsentieren könnte und welche Bilder dazu passen.
Loz: Wir sprechen immer sehr lange über diesen Schritt. Wir haben immer eine bestimmte Farbe pro Sound und überlegen uns, nach welcher Farbe könnte das jetzt klingen? Das ist dann noch nicht das fertige Design, sondern einfach die Überlegung, welche Farbe zu diesem Gefühl passt.
Adam: Bei den Symbolen für die einzelnen Songs haben wir am längsten gebracht. Es war nicht einfach etwas zu finden, dass auf einen Blick passt und offensichtlich klar ist.
Und ihr habt „You Are We“ diesmal mit einer Pledge-Kampagne finanziert. Soweit ich das verfolgen konnte, habt ihr das Ziel sehr schnell erreicht. Wie viel Angst hattet ihr denn davor, dass es nicht klappt?
Loz (lacht): Ja, da war schon immer eine kleine Unsicherheit, was im schlimmsten Fall passieren könnte, wenn nicht genug Leute hinter uns stehen. Aber die Resonanzen waren von Anfang an echt gut.
Aaran: Das war das erste Mal in unserer Karriere, dass wir keine Label im Rücken hatten. Und wir wussten natürlich nicht, was passieren soll, wenn es schief läuft. Also ja, wir haben schon gezittert. Allerdings haben wir ja dann ganz schnell gemerkt, dass unsere Fans ganz offensichtlich die besten in der Welt sind und zu 100 % hinter uns stehen. Joa, da kann man sich echt nicht beschweren.
War das jetzt ein Versuch, macht ihr das jetzt immer so? Oder mal anders formuliert: Es wird ja irgendeinen Grund geben, warum die meisten Bands ein Label haben, oder?
Aaran: Das ist überhaupt noch nicht raus, ob wir das jetzt immer so machen. Für dieses Album war es richtig. Davor war das mit dem Label etwas undurchsichtig für uns, es war für uns nicht das Richtige. Die Leute, die mit uns gearbeitet haben, hatten nicht die gleiche Leidenschaft dafür, wie wir sie haben. Wir denken, dass wir selbst die besten Verantwortlichen sind, wenn es um unsere Musik geht.
Loz: Wir sind eine Band, die ja schon aus dem Punk Rock und dem D.I.Y. kommt. Wenn dann ein Label kommt und mitreden will, dann reglementiert uns das an Punkten, an denen wir es nicht wollen. Das hat sich echt nicht so gut angefühlt.
Was genau ist denn bei den Alben davor passiert?
Loz: Ja, es war irgendwie undurchsichtig und kam zu kleinen Unstimmigkeiten. Dass beispielsweise Songs schon raus gehauen wurden, bevor wir selbst darauf aufmerksam machen konnten. Sachen in die Richtung. Wenn man so hart an etwas gearbeitet hat und so stolz darauf ist, dann will man jeden Teil des Prozesses begleiten und mitgestalten können. Irgendwann kamen wir einfach an den Punkt, an dem wir gemerkt haben: Das können wir eigentlich auch alles selbst machen. Bei folgenden Alben können wir es vielleicht auch gar nicht mehr machen, weil wir es dann gar nicht mehr schaffen. Denn es ist auch sehr anstrengend und zeitintensiv. Für das nächste Album müssen wir uns ganz genau überlegen, wie wir vorgehen. Eventuell nicht genauso wie bei „You Are We“, aber ganz sicher ähnlich.
Und gibt es etwas, dass man nur über ein Label erreichen kann?
Loz: Ein Label hat in erster Linie viel Geld und kann dafür sorgen, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort die wichtigen Leute trifft. Bis zu einem gewissen Punkt braucht man das auch, wenn man startet und bekannt werden muss, um herauszukommen und die Fans zu finden. Grundsätzlich ist an einem Label nichts Schlimmes, für uns hat es eben nur bei diesem Album nicht gepasst. Als wir zum ersten Mal einen Labelvertrag bekommen haben, waren wir, wie wohl jede andere Band, auch total geflashed. Mittlerweile sind wir auch etwas älter und wissen eher, was genau abgeht und was für uns passt.
Aus diesem Grund habt ihr wohl auch gleich fünf Videos im Vorfeld veröffentlicht, um die Aufmerksamkeit hoch zu halten? Das ist ja eine sehr unübliche Menge vorab.
Loz: Heutzutage ist es sehr wichtig, in den üblichen Medien auch präsent zu sein, besonders im Musikbusiness. Im Zeitalter von Smartphone und Macbook braucht man einfach eine visuelle Verbindung zu der Musik. Die Leute sehen so viele Dinge auf Instagram, Facebook und so weiter, da gibt es so viele Bilder und Videos und auf Videos gibt es immer noch die meisten Reaktionen und die größte Aufmerksamkeit. Um auf unsere Musik aufmerksam zu machen, ist das eben der beste Weg. Wir wollen den Leuten etwas Interessantes bieten, auf das sie sich kurz konzentrieren können und worüber sie uns wahrnehmen. Das scheint generell immer mehr zu werden – immer mehr Bands veröffentlichten vorab immer mehr Singles von ihren Alben, so läuft es wohl jetzt.
Mögt ihr das oder seid ihr davon genervt?
Aaran: Ich bin da ehrlich gesagt sehr altmodisch. Ich gehe in den Laden und kaufe mir das Album, ohne vorab eine Single gehört zu haben. So läuft das bei mir ab, aber anscheinend scheint das nicht mehr der übliche Weg zu sein. Ich bin wohl nicht das Vorzeigemodell, wenn es darum geht, wie Bands heutzutage ihre Musik verkaufen können. Man kann schon so vieles umsonst im Internet anschauen und hören …
Loz: Kostenlos oder sehr billig …
Aaaran: … da müssen wir einfach realistisch bleiben. Besonders wenn man sich überlegt, dass die Bands selbst so um die zwei Jahre schon mit dem Album beschäftigt sind. Man schreibt es, man nimmt es auf, man feilt daran und geht schon fast wieder ins Studio, um das nächste anzufangen. Und letztendlich sind zwei Jahren für Leute eine verdammt lange Zeit, da verliert man das Interesse. Um also wieder ins Spiel zurückzukommen, ist die Veröffentlichung einer Kombination aus Musik und bewegten Bildern, der beste Weg. Die Fans würden ja am liebsten die ganze Zeit alles sehen.
Wenn ich von einer Band überzeugt bin, dann bin ich da so ähnlich wie du. Ich schaue mir die Videos höchstens mal beiläufig im Schnellmodus an, entscheide dann, ob es gut oder nicht so gut ist und kaufe mir das Album trotzdem auf jeden Fall.
Loz: Die Möglichkeit vorab Sachen anzuhören, nutze ich auch. COMEBACK KID bringen bald ein neues Album raus, da hab ich schon drei Songs gehört und das reicht mir schon aus, um auf jeden Fall die Platte haben zu wollen. (lacht) Na ja, wie auch immer, das mit den Bildern ist schon wichtig.
Ist eine ganz simple Marketingstrategie. Bild schlägt Wort und Video schlägt Bild.
Loz: Ja, (lacht) manchmal wünsche ich mir echt die alte Zeit zurück.
Im Rahmen der Kampagne konnten die Fans ins unterschiedliche Pakete investieren. Teilnahme am Videodreh oder sonstige Treffen mit euch waren im Angebot. Welche Art von Leute habt ihr da getroffen und wie sind die euch begegnet?
Loz: Das tolle an unserer Fanbase ist, dass wir für die ganz offensichtlich nicht auf einem Podest stehen. Sie wissen, dass wir ganz normale Typen sind und eigentlich jeder das erreichen kann, was wir erreicht haben. Fünf gute Freunde, die gemeinsam an einem Traum arbeiten. Wir haben tolle Leute getroffen, die bei unserem Anblick auch nicht sofort schreiend ausgerastet sind – ok, das gab es auch – aber der Großteil war ganz entspannt. Mit vielen Fans haben wir schon eine ziemlich gute Zeit verbracht. Die meisten sind so zwischen 18 und 30 Jahre alt, würde ich schätzen, das ist ein tolles Alter, in dem man noch offen und begeisterungsfähig ist. Viele sagen, dass die Botschaften in unseren Songs und der Gedanke an Zusammenhalt ihnen durch harte Zeiten geholfen hat. Das ist besonders schön für uns, denn die Texte sind ja während Zeiten entstanden, in denen wir harte Zeiten durchlebt haben. Das gilt besonders für die alten Alben. Es zahlt sich also aus, sowas durchzumachen und man kann auf diese Art anderen Leuten helfen.
Ich frage das auch, weil ich euch auf dem Rockcamp in Saarwellingen gesehen habe und du Aaran, bist bei „Brainwashed“ in die Menge gesprungen, um direkt bei den Fans zu sein. Viele sind auf dich zugestürzt, haben deine Gitarre angegrapscht und es sah fast so aus, als ob sie dir dein Instrument klauen wollten. Und ich dachte mir nur: Verdammt, warum macht ihr das? Seid doch froh, dass er sowas überhaupt macht und feiert mit ihm!
Aaaran: (lacht) Ich habe es auch bereut, das getan zu haben, aber eher weil es so unfassbar staubig war. Von der Bühne aus hat man das gar nicht gesehen. Das war bei vielen Festivals in diesem Sommer so, wegen der Hitzewelle in Europa gab es eher Staub anstelle von Matsch. Ich bin beinahe erstickt.
Loz: Sehr oft erinnere ich mich daran zurück, als ich jünger war und als Emo-Kind zu Shows gegangen bin. Ich denke daran, wie es sich angefühlt hat in der Menge zu stehen, den Sänger zu sehen und die Band abzufeiern. Ich wollte die auch immer anfassen, abklatschen und „Hey Dude, alles klar?“ rufen. Man hat also Verständnis dafür.
Während euren Konzerten erreicht ihr mittlerweile ziemlich viele Leute. Ist es euch bewusst, dass ihr für die so eine Art Vorbild sein könntet und denkt ihr darüber nach, was ihr so sagt und wie ihr euch verhaltet? Ihr könntet Akzente setzen.
Aaran: (lacht) Da könnte ich jetzt ein sehr schlechtes Beispiel dazu nennen, wenn ich wollte.
Ok, mach!
Aaran: Ich will ja aber nicht (lacht).
Loz: (lacht) Man will sich eigentlich nicht so sehen, als Vorbild. Wir versuchen jetzt nicht so krass rüber zukommen, wie wir es könnten. Leute, die die Band gut kennen, wissen, dass wir eigentlich noch verrückter sein könnten. (lacht)
Habt ihr eigentlich schon mal für eine andere Band in eine Pledge-Kampagne investiert?
Loz: Ja, vor Kurzem habe ich in HUNDREDS SUNS, von dem Typen von NORMA JEANs neuer Band gekauft und auch schon bei DARKEST HOUR.
Aaran: In eine Pledge habe ich noch nicht investiert, aber schon öfter mal bei Indiegogo gekauft, T-Shirts und sowas.
Was? DARKEST HOUR haben ihr letztes Album, das tolle mit dem langen Titel, der mir jetzt nicht einfällt, über eine Kampagne finanziert?
Loz: Ich glaube schon, dass sie es über Crowdfunding gemacht haben. Oder?
Aaran: DARKEST HOUR? Ja, über Indiegogo, meine Freundin hat investiert.
Das ist ein ziemlich starkes Album, was meint ihr?
Aaran: Ja, aber es ist sehr anders im Vergleich zum Vorgänger.
Loz: Ich mochte das graue mit dem Stern vorne drauf, das „Darkest Hour“ von DARKEST HOUR.
Echt, auch die Songs mit dem Klargesang?
Loz und Aaran gleichzeitig und durcheinander: Ja, ja. Na klar, das war toll!
Aber mal so grundsätzlich ist das eine verdammt unterbewertete Band, zumindest hier in Deutschland.
Loz: Ja, keine Ahnung was da passiert ist. Als ich jünger war, sah es echt so aus, als ob die gerade richtig aufsteigen, das war so zu den „Sadist Nation“.
Aaron: Ich weiß es auch nicht, woran das liegt. Für mich ist das auf jeden Fall eine meiner absoluten Lieblingsbands.
Loz: Für mich auch! Seine Stimme ist so toll.
Die habe ich sogar hier in der Halle zum letzten Mal gesehen. Und wie heißt das aktuelle Album jetzt?
Aaran: „Godless Prophets & the Migrant Flora“
Loz: (lacht) Ja gut, wem das helfen soll, weiß jetzt ich jetzt aber auch nicht (lacht). Das ist jetzt echt nicht leicht zu merken, oder?
Die geben eben einen Scheiß auf Marketing, wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum die nicht so erfolgreich sind, wie sie es sein könnten. Ihr habt allerdings gerade in Asien gespielt.
Loz: Ja, wirklich erst vor Kurzem und sogar schon mehrfach.
Aaran: Wir waren vor einigen Monaten in Japan, dann auf dem Hard Times Festival in Hong Kong, dann Taiwan, dann China, dann wieder Hong Kong, Thailand, Südkorea, dann nochmal alles zurück.
Konntet ihr etwas Tolles vom Land sehen?
Aaran: Ja ja, wir waren auf der Chinesischen Mauer.
Loz: (stolz) Sind hochgelaufen.
Aaran: Ich zeig’s dir kurz (holt einen Laptop …)
Loz: Das war echt atemberaubend, Wow!
Wie war das Publikum?
Loz: Toll, unsere Musik scheint die Leute anzusprechen und schon seit dem ersten Mal ist es sehr eng und toll mit den Leuten dort.
Aaran zeigt mir das Video. Zu sehen sind WHILE SHE SLEEPS beim Aufstieg auf die Chinesische Mauer, verschwitzt mit hochroten Gesichtern, aber offensichtlich sehr glücklich. Musikalische Untermalung liefert gezupfte Gitarrenmusik.
Loz: (lacht) Die Musik ist voll Metal …
Das sind die tollen Seiten einer Tour, oder? Aaran, du schneidest also alle Videos, die man auf eurem Kanal bei YouTube sehen kann?
Aaran: Ja, das macht mir total Spaß.
Während der Japan-Tour wurde bekannt, dass Chester Bennington von LINKIN PARK Selbstmord begangen hat. Ihr habt ein Video mit singenden Fans veröffentlicht und ihn damit geehrt.
Aaran: Ja genau, das war in Hong Kong!
Habt ihr ihn mal getroffen?
Aaran und Loz gleichzeitig: Nein, leider nicht.
Loz: Aber mein jüngerer Bruder hat ihn mal getroffen, sogar vor gar nicht so langer Zeit. Ach Mann, das ist wirklich sehr traurig.
Sind LINKIN PARK für euch etwas Besonderes?
Aaran und Loz gleichzeitig: Auf jeden Fall!
Aaran: Das war eine der ersten Bands, auf die ich richtig abgegangen bin.
Alle Alben oder die ersten drei?
Loz: Besonders die ersten drei Alben, die waren wirklich der Oberhammer, haben mich so beeindruckt und inspiriert. Das war genau in der Zeit, als Nu Metal für mich das Größte war.
Für „You Are We“ habt ihr mit Olli Sykes von BRING ME THE HORIZON zusammengearbeitet. Das hat mich etwas überrascht, ich dachte immer, dass ihr euch nicht sonderlich grün seid.
Loz: Wir hatten in der Vergangenheit etwas Stress, das stimmt schon. Aber als Tom Searle von ARCHITECTS starb, waren wir auf der Beerdigung und die Jungs von BRING ME THE HORIZON auch. Das war sowieso eine sehr bewegende Zeit und hat uns stark zum Nachdenken gebracht. Also haben wir die Gelegenheit genutzt, einige Worte miteinander zu wechseln und die Wogen zu glätten, den ganzen Scheiß vergessen. Als sie dann das Video gesehen haben, mit dem wir unsere Pledge-Kampagne angestoßen haben, hat Olli uns angesprochen. Er bot an, etwas beizutragen, um uns nach vorne zu bringen, fragte ob wir mit ihnen auf Tour wollen. So kam eines zum anderen.
Das war damals als ihr eigentlich eine Headliner-Tour hattet und diese dann abgesagt habt, um mit BRING ME THE HORIZON zu spielen?
Aaran: Ja, aber wir haben nur einige Daten und nicht alle abgesagt. Alle haben voll rumgeheult deshalb (lacht).
Ja, in meinem Bekanntenkreis gab es auch einige, die die Aktion komplett in den falschen Hals gekriegt haben und richtig traurig waren.
Loz: Man kann es nicht immer allen recht machen und die Leute konnten uns ja dort sehen. Auf jeden Fall kam es so zu „Silence Speaks“.
Wenn ihr das Lied live spielt, dann dürfen die Fans seinen Part übernehmen?
Loz (lacht): Ja, haben wir ein paar Mal so gemacht. Es weiß ja jeder, dass es sein Part ist und von daher ist das ok.
In eurem Fall scheint die Beziehung zwischen Fans und Band also zu funktionieren. Vor gar nicht langer Zeit gab es einige Bands, die ihren Stil geändert haben und damit so gar nicht auf Gegenliebe gestoßen sind. Da denke ich an SUICIDE SILENCE oder HUNDRETHS.
Loz: HUNDRETHS haben sich verändert, aha.
Hast du das neue Album „Rare“ schon gehört?
Loz: Ne, ich mag die Band nicht oder besser gesagt, ich mag den Sänger nicht.
Auf jeden Fall haben beide sich verändert und die „Fans“ von SUICIDE SILENCE haben sogar eine Kampagne gestartet, um die Veröffentlichung von deren Album zu stoppen.
Loz: (lacht) Was? Das ist ja echt mal richtig unverschämt. Die Bands haben in der Regel sehr hart gearbeitet, bis das Album veröffentlicht werden kann.
Aaran: Und sowas geht dann echt eindeutig zu weit.
Loz: Eine Kampagne ist echt heftig. Das ist wie wenn du ein Bild gemalt hast, du darfst es nicht zeigen, aber du liebst ist. Die Band mochte ja ganz offensichtlich, was sie da gemacht haben. Der ganze Aufwand ist es wert, wenn du es magst und dann liegt es auch an dir, ob du es zeigst oder nicht. Es ist schon so, dass man ohne Fans nichts ist, aber gleichzeitig ist es auch so, wenn jemand die Band mag, dann soll er zumindest mal rein hören. Wenn man es dann nicht mag, dann ist das ja auch in Ordnung. Alles anderen können sich irgendwie ficken. Es gibt so viele Bands da draußen, dann hört doch die. Wer weiß (lacht) eines Tages geht es uns vielleicht genauso.
Ja, wenn ihr nächstes Mal ein Country-Album macht.
Loz: (lacht) Genau, spätestens dann.
Welche Band ist denn eure Lieblingsband für alle Zeiten, die immer unterstützen würdet?
Aaran: THRICE! Ich sage das echt immer, aber so ist es einfach mal.
Loz: (lacht) Ja, THRICE, ist so.
Das gilt für die …
Aaran: … ja! Für die ganze Band.
Ihr liebt THRICE?
Aaran: Nein, wir lieben die nicht. (Pause) Wir verehren sie.
Loz: (überlegt kurz und kommt ins Grübeln) Obwohl, ich weiß nicht, ob sie für immer unterstützen würde, aber …
Na eben hast du noch gesagt, es sei deine Lieblingsband und jetzt bist du dir nicht mehr sicher?
Loz: Sowas sagt man doch eigentlich eher über Bands wie MOTÖRHEAD oder BLACK SABBATH, oder? Ach ich weiß auch nicht (lacht).