Gojira
"Hier sind die neuen GOJIRA. Deal with it!"
Interview
Das neue Album von GOJIRA mit dem Titel „Magma“ wird am 17. Juni erscheinen. Dabei setzen die Franzosen ihre Entwicklung fort, weg vom reinen Death Metal, hin zu einem deutlich rockigeren, progressiveren Sound. Aber nicht nur das, auch wurden im Vorfeld zu den Aufnahmen drastische Änderungen vorgenommen, welche die Arbeitsweise der Band grundlegend verändert haben. Wir hatten die Möglichkeit, im Vorfeld mit Schlagzeuger Mario Duplantier zu sprechen, und haben uns mit ihm über den Entstehungsprozess, die Veränderungen im Sound und über die Magma als solche unterhalten.
Handelt es sich bei „Magma“ um ein Konzeptalbum?
Also „Magma“ ist zunächst einmal weniger ein Konzeptalbum, eher handelt es sich bei der titelgebenden Magma um ein zentrales Thema, dass sich durch die Songs hindurchzieht. Magma ist quasi ein Symbol der Fusion. Einerseits kochend, gefährlich, unbarmherzig und tödlich, andererseits ist sie aber auch ein Lebensquell. So sind beispielsweise Vulkanlandschaften ideale Weinbaufelder.
Wie lief das Songwriting?
Wir begannen mit dem Schreiben während unserer Tour in den Vereinigten Staaten, im Rahmen derer wir SLAYER unterstützten. Die Erfahrungen des vergangenen Albums brachte uns aber dazu, einen komplett anderen Ansatz zu wählen. Anstatt wieder Unmengen an Geld in einem etablierten Studio zu investieren, fingen wir an, unser eigenes Studio einzurichten. Mit dazu beigetragen hat die Tatsache, dass wir für „L’Enfant Sauvage“ nur begrenzt Zeit hatten, um die Vocals aufzunehmen. Es war einfach zu teuer. Dazu kam, dass wir auch endlich mal so eine Art Hauptquartier haben wollten, eine GOJIRA-Zentrale, von der aus wir in Zukunft arbeiten können. Und es war natürlich auch eine Herausforderung, ein Test, ob wir das hinkriegen.
Als der Bau des neuen Studios dann schließlich Anfang 2015 abgeschlossen war, konnten wir endlich mit dem musikalischen Teil unserer Arbeit beginnen.
Die Idee zu „Magma“ kam dabei aus unseren Lebensumständen heraus. Sowohl Joe als auch ich sind Vater geworden. Und dieses überwältigende Gefühl hat uns dazu gebracht, ein Album über diese Thematik zu schreiben. Es ist also unser bislang persönlichstes Album.
Wie lange haben die Aufnahmen gedauert?
Wir haben uns für „Magma“ richtig Zeit genommen. Jeweils 7 Tage haben die Aufnahmen von Drums und Bass gebraucht, mit den Gitarren haben wir dann richtig experimentiert. Für die Gitarrenspuren haben wir fast einen Monat gebraucht.
Wie würdest du das Album in euer Œuvre einordnen?
Wir lieben es natürlich, allein schon deswegen, weil wir so viel Zeit und Arbeit hineingesteckt haben. Es ist ungewöhnlich und fühlt sich für uns wie ein Statement an. Wir haben uns entwickelt und „Magma“ ist der Beweis dafür. Im Grunde lässt sich diese Entwicklung seit „From Mars To Sirius“ nachvollziehen, sodass wir trotz alledem, was anders ist, immer noch 100% GOJIRA sind. Es hat immer noch den alten Charme.
Würdest du sagen, dass der Titel „Magma“ programmatisch für den neuen Stil von GOJIRA ist?
Ein sehr interessanter Gedanke, ich stimme dir zu. Unsere Musik ist nicht intellektuell, auch wenn das manchmal behauptet wird. Sie ist sehr emotional, mächtig und mysteriös. Sie ist wie Magma, sie sucht sich ihren Weg, eine Urgewalt, der der Mensch als solcher nicht gewachsen ist. Man weiß nie, wann der Vulkan ausbrechen wird.
Mir ist noch aufgefallen, dass der Sound von „Magma“ deutlich rockiger ist und etwas weiter vom Metal entfernt ist.
Ja stimmt, wir klingen rockiger, auch progressiver. „Magma“ ist für uns eine Herausforderung gewesen, nicht nur musikalisch. Es ist eine unserer ambitioniertesten Arbeiten. Das geht beim Opener „Shooting Star“ los, der deutlich ruhiger ist, als man das von GOJIRA erwarten würde. Dieser Opener allein ist schon ein Statement: Hier sind die neuen GOJIRA. Deal with it. (lacht) Das wir uns etwas vom Metal entfernt haben, war gar nicht mal beabsichtigt. Wir lassen die Musik einfach laufen, ähnlich eben wie die Magma ihren Weg sucht. So versuchen wir, der Musik ihren natürlichen Lauf zu lassen, zu sehen, wo sie uns hinführen kann. Wir wollen keine Karikatur unserer selbst sein. Wir sind immerhin Musikliebhaber, also müssen wir auch unsere eigene Musik mit Respekt behandeln.
Welcher Track gefällt dir am meisten?
Ich liebe sie alle, aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich den Titeltrack nehmen, da er der seltsamste Song des Albums ist und die neue Persönlichkeit von GOJIRA noch am besten reflektiert. Im Grunde kann man „Magma“ [das Album, Anm. d. Red.] aber als einen durchgehenden Song betrachten und sollte es auch so genießen. Es ist eben kein Konzeptalbum, sondern einfach eines, dass einem gewissen Thema untergeordnet ist, nämlich dem Thema „Magma“. Als solches wohnt dem Album eine gewisse Spontanität inne. Für uns steckt da natürlich die Wildheit und Unberechenbarkeit unserer Arbeit im Studio drin.
Was denkst du, wie wird es ankommen?
Ich habe keine Ahnung, wie es ankommen wird, aber ich bin zuversichtlich, dass die Fans es mögen werden. Sie erwarten von GOJIRA schließlich immer etwas besonderes, etwas andersartiges, und das möchten wir ihnen geben. Wir sind schließlich nicht CANNIBAL CORPSE. Damit du das nicht falsch verstehst: Wir lieben CANNIBAL CORPSE. Wir lieben Death Metal. Aber wenn CANNIBAL CORPSE ihren Sound derart drastisch ändern würden, dann würden die Fans vermutlich Amok laufen. (lacht) Das ist bei uns weniger ein Problem, wir sind eine Band, die sich konstant entwickelt hat.
Seht ihr euch denn als Prog Band?
Durchaus, denn auch wenn wir natürlich im Death Metal verwurzelt sind, so haben wir schon immer progressive Musik, aber auch Bands wie die BEATLES und LED ZEPPELIN gehört. Diese haben uns sehr inspiriert. Daneben ist natürlich auch der Jazz eine Inspiration gewesen.
Vielleicht als letztes noch mal zum Thema Drums: Deine Spielweise ist ja mit eines der Aushängeschilder des Stils von GOJIRA. Was geht in dir vor, wenn du an den Kesseln sitzt?
Ich spiele wirklich stundenlang und versuche dabei, hochkonzentriert zu sein. Da wird nicht gelacht, nicht gelächelt, ich sehe es einfach als meine Aufgabe, wie ein Tier zu spielen und auf Diplomatie und dergleichen zu pfeifen. Als ob ich das innere Biest entfesseln wollte. (lacht) Dabei versuche ich, Melodien zu trommeln. Soweit es dem Schlagzeuger eben möglich ist, Melodien zu trommeln. Wichtig ist, dass die Musik synchronisiert ist, allen voran der Bass und das Schlagzeug. Zusammen sind sie der Puls eines Songs, ohne den die Musik leblos wäre. Tatsächlich trifft das auf etwa 50% unsere Songs zu, die zunächst von mir „vorgetrommelt“ werden, ehe die restlichen Instrumente darauf einsteigen.
Dann bedanke ich mich dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, die letzten Worte gehören dir.
Danke auch, ich hoffe dass die Fans es mögen werden.
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Band | |
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Stile | Dark Metal, Death Metal, Experimental, Progressive Rock |
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Genauso denke ich auch, man sollte das Album als ganzes genießen.
Danke für dieses interessante Interview. Fröhliche Weihnachten