Firkin
Irischer Folk-Punk aus Ungarn! - Das Interview

Interview

Es ist schon amüsant, wenn eine Band aus Ungarn irische Folk-Songs spielt und nach FLOGGING-MOLLY- oder FIDDLER’S-GREEN-Art in ein punkiges Gewand packt. Was dabei herauskommt ist fesselnder Party-Folk-Rock unter dem Namen FIRKIN. Die Ungarn sind hierzulande noch nicht annähernd so bekannt wie in ihrer Heimat, was durch diverse Festivalauftritte in Deutschland geändert werden soll. So trafen wir Sänger Andor (Andy) und Manager Kojak nach dem Gig auf dem ROCKHARZ Festival 2017 und sprachen ausführlich über das eben stattgefundene Konzert, das bald erscheinende neue Album und mögliche Pläne mit FLOGGING MOLLY. Was als Interview geplant war, verlief sich schlussendlich zu einer gemütlichen Plauderei. Aber lest selbst!

metal.de: Ihr kommt gerade von eurem Auftritt auf dem ROCKHARZ Festival. Hat es euch gefallen?

Andy: Hm was kann ich dazu sagen? (lacht) NATRÜLICH! Es war die allerallerallerallerbeste Show, die ich mit FIRKIN hatte. Es war, wie soll ich das sagen … ?

Kojak: Ein “Ohrgasmus“?

Andy: Ja, auf jeden Fall! Ein “Ohrgasmus“! Ein Orgasmus deiner Seele, es war fantastisch. Das Publikum, die Organisation, alles ist so großartig.

metal.de: Ihr habt mitbekommen, wie das deutsche Publikum durchgedreht ist. Gibt es einen Unterschied zwischen dem deutschen und dem ungarischen Publikum?

Andy: Klar, sie sprechen verschiedene Sprachen! (lacht) Eigentlich ist die Atmosphäre dieses Festivals wirklich einzigartig. In Ungarn gibt es zwar auch einige richtig gute Festivals, aber Deutschland hat natürlich den größeren Markt und damit auch größere Festivals. Man vergleicht hier Äpfel mit Birnen. In Ungarn gehen die Leute ab, aber in Deutschland auch.

Kojak: Wir waren sprachlos, denn die Show war großartig. Das hat man am Feedback der Leute gemerkt.

Andy: In Osteuropa mögen sie eher die Coversongs und –bands. Hier in Deutschland ist es genau umgekehrt. Wir spielen ja irische Traditionals und unsere eigenen Lieder. Das kommt gut an. In Deutschland sind die Leute eher offener für Neues, in Ungarn weniger. Dort musst du in Ungarisch singen, deswegen haben einige unserer Songs auch ungarische Lyrics, damit wir auch die ungarischen Fans ansprechen. Es ist also ein weniger schwer den ungarischen Markt zu erobern, im Vergleich zum deutschen Publikum.

metal.de: Also ist das deutsche Publikum insgesamt offener? 

Andy: Ich denke schon. Hier werden sie eher wie gleichwertige Menschen behandelt. Der Mainstream ist nicht immer das, was in den Medien dargestellt wird. Daher denke ich, dass das Publikum hier offener ist. Das ist nichts Negatives in Bezug auf das ungarische Publikum, sondern einfach ein Fakt.

metal.de: Du hast eben auch erwähnt, dass ihr einige irische Traditionals im Programm habt. Habt ihr nach fast 10 Jahren FIRKIN einen oder zwei dieser Songs so richtig satt? Oder liebt ihr es jedes Mal aufs Neue, wenn ihr “Whiskey In The Jar“ spielt?

Andy: Wir lieben es jeden einzelnen Song zu spielen. Irische Musik ist eine spezielle Art von Musik, die…

Kojak: … nie langweilig wird.

Andy: Genau, es wird nie langweilig. Wir spielen es ja auch für das Publikum und jeder springt und lacht. Das ist jedes Mal eine komplett neue Energie.

Kojak: Es geht hier vielmehr um die Einstellung und nicht um den einzelnen Song. Es ist eben Teil der Show. Und genau deswegen denkst du nicht “Jetzt kommt ‘Whiskey In The Jar‘, das hasse ich.“, aber ich spiele es eben nochmal.“ Es ist eben Teil der Show und die Leute lieben es, daher gibst du ihnen was sie lieben. Deswegen spielen IRON MAIDEN auch immer “Fear Of The Dark“, weil es jeder hören will.

[Mensch im Hintergrund: “Run tooo the hiiiills!“, allgemeines Gelächter]

metal.de: Ihr trefft hier auf dem Festival auf viele Menschen, die eure Musik noch nicht kennen. Welches Album würdet ihr potentiellen neuen FIRKIN-Fans empfehlen?

Andy: Auf jeden Fall das neue Album, was im November oder Dezember 2017 rauskommen wird.

Kojak: Oder im Januar 2018.

Andy: Ja, oder eben im Januar. Es wird auf jeden Fall fantastisch. Es gab vor kurzem auch eine Single, “Into The Night“ mit zwei zusätzlichen Songs, also insgesamt zehn bis 15 Minuten lang. Das war quasi ein Vorgeschmack für das kommende Album. Und wir empfehlen es unseren Fans definitiv.

metal.de: Also wäre das neue Album der perfekte Einstieg für neue Fans?

Andy: Das wird das erste Album mit meiner Stimme, da ich als Sänger neu in der Band bin. Ich bin jetzt seit 2 Jahren dabei und das kommende Album wird das erste mit mir sein. Es wird also ein wenig anders werden, ein wenig anders gewürzt. Wir arbeiten auch oft mit anderen Musikern zusammen, die dann auf dem Album zu hören sind. Wir organisieren auch oft Konzerte, Akustikkonzerte zum Beispiel, die dann eine ganz besondere Atmosphäre haben. Es gibt auch immer Gastmusiker aus der ganzen Welt, natürlich auch ungarische, aber auch internationale “Stars“. Das fügt dem Ganzen immer etwas hinzu. Wir wollen immer ein kleines Extra für unsere Alben und Shows. Das ist nahezu unmöglich, aber wir versuchen es. Das ist auch der Grund warum wir hier sind. Ich glaube kaum, dass es jemals eine ungarische Band hier auf dem Festival gab. Dafür sind wir sehr dankbar.

metal.de: Gibt es einen persönlichen Songfavoriten, den ihr immer wieder gerne live spielt?

Andy: Ja, den gibt es: “Loch Lomond“, den wir manchmal live spielen. Das ist ein wunderschönes schottisches Tradtional. Wir spielen ihn ein bisschen… nun ja, wir sagen immer, dass wir den Song “´FIRKINized“ haben. Es entspricht eigentlich nicht mehr dem Traditional, wir ziehen das Tempo ganz gewaltig an. Aber hier bei 40°C wäre das ein wenig zu gefährlich. Entschuldige bitte wie ich spreche, ich bin einfach müde nach 12 Stunden Fahrt, 3 Stunden Schlaf im Van und knapp einer Stunde Show bei 40°C … aber es war fantastisch!

metal.de: Ja die Show war wirklich klasse. Die Menschen sind durchgedreht und das ist bei dieser Hitze nicht selbstverständlich.

Kojak: Wir nehmen keine Show für selbstverständlich hin. Du musst immer alles geben, egal ob da 2 oder 20.000 Leute stehen.

metal.de: Nächste Woche werde ich ein Interview mit FLOGGING MOLLY führen.

Andy: Ja wir sind einmal zusammen in Budapest aufgetreten und wir schauen sie uns nächste Woche in Mailand an. Wir freuen uns schon drauf.

metal.de: Ich freue mich auch auf das Konzert am Freitag in Dresden, meiner Heimatstadt.

Andy: Ach du kommst aus Dresden? Wir haben da vor zwei Wochen gespielt!

metal.de: Nein! Oh man, das wusste ich nicht! Werdet ihr denn irgendwann zurück nach Dresden kommen?

Andy: Wir hoffen es. “Warum nicht?“ (auf Deutsch)

metal.de: Also wird es eine Tour zum neuen Album geben?

Andy: Das werden wir sehen. Es wird derzeit noch organisiert.

Kojak: Wenn es ein neues Album gibt, dann musst du eigentlich im Anschluss auf Tour gehen. Die Band steht aktuell auf einer Stufe, in der eine lange Tour nicht unbedingt möglich ist, aber wir versuchen ein wenig höher zu steigen. Wir haben dafür hier in Deutschland eine großartige Agentur, Extratours, denen wir sehr dankbar sind. Die helfen uns sehr und wir hoffen, dass wir das auch verdienen. Du musst halt professionell sein, nicht nur an der Gitarre und am Gesang, sondern auch im Kopf. Du musst dich benehmen und ich hoffe, dass sich meine Band benehmen kann.

Andy: Wir schmeißen schon keine Fernseher aus dem Hotelzimmer. Wir sind nicht DIESE Art von Punks.

metal.de: Was ich ursprünglich fragen wollte war, ob ich FLOGGING MOLLY irgendwas von euch aus fragen soll?

Andy: Wir möchten unbedingt mit denen auf der Salty Dog Cruise [Kreuzfahrt-Festival, organisiert von FLOGGING MOLLY, Anm. d. Red.], die jedes Jahr in der Karibik stattfindet. Wir haben der Band gezeigt, dass FIRKIN eine gute Band ist. Und wenn es ihnen gefällt, wären wir total froh auf der Salty Dog Cruise zu spielen. Das würde auch gut auf unser Album folgen. Wenn wir unser Album Ende Januar veröffentlichen und die Cruise im März ist würde das gut passen.

metal.de: Ok, dann frage ich sie, ob ihr mitfahren dürft.

Kojak: Super. Und wenn es klappt, dann darfst du mitkommen!

metal.de: Deal! Kommen wir zur letzten Frage. Was macht ihr normalerweise nach einem solchen Festivalgig? Macht ihr ordentlich Party, gebt Tausende Interviews oder ruht ihr euch aus?

Andy: Wir werden einige Bierchen trinken.

Kojak: Nicht wahr, das erlaube ich denen nicht! (lacht) Morgen fliegen wir dann schon. Um ein Uhr nachts müssen wir schon das Hotel verlassen. Dann geht es nach Berlin. Von Berlin geht es dann nach Amsterdam, von Amsterdam nach Bordeaux und dann weiter nach Mailand. Das ist der Plan. Du musst überall präsent sein, du musst klug sein in Bezug auf Planung und Organisation. Die Jungs sind da sehr professionell. Als Kindergärtner der Band erlaube ich ihnen dann aber auch einiges.

metal.de: FIRKIN, Vielen Dank für das Interview! Euch alles Gute und noch viel Spaß auf dem Festival!

Die Reaktion von FLOGGING MOLLY könnt ihr bald hier auf metal.de lesen!

 

28.07.2017
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