Ferndal
Unser Stil ist nicht gleich Windir

Interview

FERNDAL haben uns mit ihrem zweiten Album „Singularitäten“ ziemlich gepackt. Zum Anlass des heutigen Erscheinens präsentieren wir euch nachfolgend ein Interview mit Sorathiel (Bass, Gesang) und ein Gewinnspiel des Debütalbums auf den folgenden Seiten.

Grüß dich Sorathiel! Zunächst einmal Glückwunsch zum gelungenen neuen Album. Wer sollte das Album eurer Meinung nach unbedingt hören?

Danke für die Glückwünsche! Die Frage kann ich auf zwei Arten beantworten: 1. Wem würde ich das Album empfehlen und 2. Von wem würde ich mir wünschen, dass er das Album hören würde? Zur ersten: „Singularitäten“ hat sich in unseren Augen stilistisch deutlich weiterentwickelt. Natürlich sind unverkennbar die FERNDAL-Elemente dabei – jemand, dem das erste Album gefallen hat, wird bestimmt schnell Zugang zu den neuen Songs finden. Aber es stecken auch viele neue Ideen und Einflüsse darin, die sich nicht unbedingt in ein Genre einordnen lassen. Ich denke, das Album ist etwas für Menschen, die Musik ernst nehmen und dabei offen für Neues sind. Ob man mit unserer Ausdrucksform klar kommt, wird sich dann zeigen… Ich weiß, das klingt nicht sehr konkret, aber wer sich in der zweiten Antwort auf die Frage wiederfindet, für den kann das Album auch nicht ganz falsch sein: Ich würde mir wünschen, dass jemand das Album hört, der auch für mich selbst als musikalisches Vorbild etwas bedeutet. Leider können das davon schon viele nicht mehr, wie Valfar oder vielleicht Jon Nödtveidt – ganz zu schweigen, von den vielen, die vor Jahrhunderten gelebt haben. Aber speziell zum neuen Material haben wir schon viele positive Rückmeldungen von Musikern bekommen, die für FERNDAL eine Rolle spielen.

Die Platte ist ein anspruchsvolles Black-Metal-Album geworden. Welche Einflüsse und Inspirationen verarbeitet ihr bei FERNDAL im Allgemeinen und auf dem Album im Speziellen?

So viele Leute bezeichnen unsere Musik als „anspruchsvoll“, was ich interessant finde. Das klingt irgendwie kompliziert und als müsste man sehr intellektuell und konzentriert daran gehen. Lestaya und ich toben uns kompositorisch aber eigentlich ziemlich intuitiv aus und versuchen nicht, irgendeiner anspruchsvollen Form gerecht zu werden. FERNDAL macht es wohl aus, dass man beim aufmerksamen Zuhören viel entdecken kann. Aber wenn man dazu gerade keine Lust hat, kann man auch ganz unbedarft Spaß an der Musik haben. Sie ist natürlich von allem Möglichen beeinflusst, das wir selbst hören und gehört haben und da hilft uns unser recht breiter Geschmack. Vieles kommt nicht aus dem Metal, passt aber trotzdem ziemlich gut. Dass klassische Musik dabei ist, ist natürlich keine Überraschung mehr. Aber viele „Einflüsse“ hört man auch nicht sofort heraus. Den Song „Siebter Gesang“, zum Beispiel, kann man einfach als Metal-Song hören. Hört man genauer hin, gibt es aber auch Elemente aus Jazz und neuer Musik.

Ich meine in eurer Musik zudem einen sehr starken WINDIR-Einfluss erkennen zu können. Ihr hattet auch ja ein WINDIR-Cover auf dem Debütalbum. Wie wichtig ist diese Band für euch und welche Schaffensperiode hat euch besonders inspiriert?

WINDIR spielten auf jeden Fall bei unserem Debütalbum eine große Rolle. Einerseits, weil die Band uns tatsächlich zu einem großen Teil zu unserer Musik motiviert und inspiriert hat und andererseits als Hinweis für Andere, um sich etwas unter unserem Stil vorstellen zu können. Wir haben natürlich nicht aktiv versucht, nach WINDIR zu klingen und das tun wir meiner Meinung nach auch gar nicht. Aber bei der Stilfindung hat uns ihre Art geholfen, klassische und folkloristische Elemente im Black Metal unterzubringen, ohne dabei an Gradlinigkeit oder Ernsthaftigkeit zu verlieren. Die folkloristischen Elemente sind auf unserem zweiten Album deutlich schwächer. Dass du trotzdem Schnittpunkte wahrnimmst, liegt daran, dass wir kompositorisch aus ähnlichen Quellen schöpfen, wie es Valfar getan hat. WINDIR hat uns auch insofern geholfen, als dass sie für einen Teil des Metal-Publikums schon den Weg für solche Einflüsse geebnet haben. Dort haben wir einen guten Anknüpfungspunkt gefunden. Wie schon gesagt, hat sich aber auch dieser Aspekt in der Musik des zweiten Albums in neue Richtungen entwickelt.

Was bedeuten die titelgebenden „Singularitäten“ in Bezug auf das Konzept des Albums und in welchem Zusammenhang stehen diese mit dem Coverartwork?

Zuerst einmal will ich etwas zum Umgang mit dem ganzen Konzept sagen, bevor du den Eindruck bekommst, wir wären komplett abgehoben: In der Zeit, in der sich das Album entwickelt hat, haben wir uns viel mit dem angesprochenen Thema beschäftigt. Das findet sich auch in quasi allen Texten wieder und ist auch die Botschaft, die wir in das Album gegeben haben. Man muss sich zum Hören der Musik nicht unbedingt damit beschäftigen und wir haben auch kein starkes Sendungsbewusstsein bei unserer „Botschaft“. Aber ich finde, dass es dieser Art von Musik eine zusätzliche, tiefere Ebene gibt, wenn man auch inhaltlich etwas zu sagen hat.

Ferndal - Singularitäten (Cover)

Coverartwork von „Singularitäten“

Das Wort „Singularität“ bezeichnet in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen etwas, das an einem vorgestellten Schema einzigartige Eigenschaften hat oder das sich nicht in vorher definierte Kategorien einordnen lässt. Ordnung und Chaos, freier Wille und Determinismus, Gut und Böse erscheinen als Widersprüche und füllen den weit überwiegenden Teil unseres kategorischen Denkens aus. Aber wir suchen in unseren Texten immer das dritte Element, das sie außer Kraft setzt oder verbindet. Das meinen wir mit „Singularität“. Aus Paradoxen ergeben sich unendliche Möglichkeiten. In dem Coverartwork (für das ich übrigens ein großes Lob an die Künstlerin aussprechen möchte, die es auf die Leinwand gebracht hat) sieht man zwei Spiralen, die sich zueinander bewegen. Man ahnt, dass es in der Unendlichkeit einen Punkt geben muss, an dem sie sich verbinden und ihre Richtung wechseln. Dieser Punkt hat selbst keine Richtung, sondern ist unbestimmt. Es gibt auch kein Gleichgewicht, weil der Zustand viel zu fragil ist. Aber dort liegt ein Moment der Entscheidung, in welche Richtung sich etwas bewegt. Unsere Botschaft ist, dass es erstrebenswert ist, dieses Moment immer wieder zu suchen. Tut man das nicht, dann ist man den Kräften unterworfen und führt ein passives Leben.

 

Auf Seite 2 geht es um die musikalische Entwicklung der Band, Vinyl und Ex-Drummer Alboîn (EIS).

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Quelle: Interview mit Sorathiel, Jan. 2019
11.01.2019

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1 Kommentar zu Ferndal - Unser Stil ist nicht gleich Windir

  1. nili68 sagt:

    Unabhängig davon, dass die Musik mir ganz gut gefällt, ist es auch erfrischend, dass es konzeptuell nicht um Satan & Co geht.. hoffe ich mal. Vielleicht können die das ja auch nur besser verstecken.. lol 😀