Leprous
"Alle Bands ernähren sich von der Energie des Publikums"
Interview
In den letzten Jahren gab es nur eine Richtung für die Progger LEPROUS – nach oben. Die jungen Musiker haben sich, besonders mit den letzten beiden Alben, eine treue Fanschar erspielt. Nun legen die Norweger nach und veröffentlichen mit „Live At Rockefeller Music Hall“ ein starkes Livedokument auf CD und DVD. Wir sprachen vor einigen Wochen mit Sänger und Keyboarder Einar Soldberg über Konzerte von sich und anderen, die Entwicklung der Band und seine ganz eigene Wahrnehmung des legendären Abends in Oslo.
In einigen Wochen werdet ihr euer erstes Livealbum veröffentlichen, was sind deine persönlichen Erinnerungen an den Abend in der Rockefeller Music Hall?
Es war auf jeden Fall ein sehr hektischer Tag. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, noch am selben Tag etwas früher eine Test-Show zu machen. Aufgrund von Missverständnissen, mussten wir uns dann auf die Suche nach verschwundenem Equipment machen und letztendlich blieb dann keine Zeit mehr für eine Test-Show. Als die Türen dann geöffnet wurden und alle in die Halle strömten, war die Frustration darüber aber umgehend vergessen. Wir waren allesamt reine Nervenbündel bevor wir auf die Bühne gingen, und die Show hat dann alle unsere Erwartungen übertroffen. Es war ein toller Abend.
Und warum habt ihr euch genau für diesen Veranstaltungsort entschieden?
Wir entschieden uns tatsächlich in erster Linie aus logistischen Gründen für Oslo und natürlich auch, weil es einfach cool ist in seiner Heimatstadt zu spielen. Rockefeller selbst wurde ausgewählt, weil wir den Veranstaltungsort und das Personal dort schon kannten und wir wussten dass beide, das Personal und auch das Equipment, erstklassig sind. Und noch dazu ist es eine sehr legendärer Ort für Musik in Oslo, also war es eine ganz klare Wahl.
Was ist die wichtigste Sache, die du über die Jahre gelernt hast, auf die man achten sollte, wenn man eine gute Show abliefern möchte?
Es gibt nicht das eine Rezept, um eine gute Liveshow zu machen. Wichtig ist aber sicherlich, dass du dich immer wieder selbst hinterfragst und versuchst, nicht in Routine zu verfallen. Uns ist es immer wichtiger eine gute Atmosphäre herzustellen. Wichtiger, als das Publikum zu befriedigen und einfach die Songs zu spielen, von denen wir wissen, dass sie sie hören wollten. Wenn einzelne Stücke in der Setlist nicht funktionieren, dann fliegen sie raus und sollten nicht drin sein, nur weil sie eben bekannt sind. Proben ist auch ein sehr wichtiger Aspekt. Wir probten besonders viel, bevor wir Lieder von „The Congregation“ live gespielt und üben generell sehr viel für die Liveshows.
Und wie fühlst du persönlich dich auf der Bühne, was ist deine ganz eigenen Wahrnehmung von einem LEPROUS-Konzert?
Es gibt Tage, da bin ich ganz versunken und es fühlt sich schon fast wie eine Meditation an. Dann bin ich zu 100% in meinem Element. An anderen Tagen ist es dann schon eher routiniert und man profitiert von den vielen Proben. Sicherlich versuche ich immer im Moment da zu sein, aber nach 50 Konzerten am Stück, wird es selbstverständlich manchmal etwas schwierig. Für mich fühlen sich LEPROUS-Konzerte sehr intensiv an, es verlangt mir physisch und mental eine Menge ab. Für mich gibt es die ganze Show über keinerlei Pausen. Das ist eigentlich genau das, was ich mag. Aber manchmal ist es doch etwas zu intensiv.
Wie wichtig sind dir dann die Reaktionen des Publikums?
Das ist verdammt wichtig. Wenn man sich fühlt, als ob man eine Wand anspielen würde, dann ist besonders schwer im Moment zu sein. Alle Bands ernähren sich letztendlich von der Energie des Publikums, genauso wie das Publikum von unserer Energie auf der Bühne zehrt.
Was war das Verrückteste, dass dir jemals auf der Bühne passiert ist?
Einmal hatte ich mir beim Kickboxen die Rippen gebrochen und knallte während des Auftrittes auf mein Keyboard, nicht zum ersten Mal übrigens. Blutüberströmt und mit den gebrochenen Rippen, musste ich dann die komplette Show beenden und gleich danach schnurstracks zur Notaufnahme, um dort genäht zu werden. Das war schon ganz schön heftig. Natürlich sind noch mehr verrückte Dinge auf der Bühne passiert, aber die hebe ich mir für einen anderen Moment auf (lacht).
Live zu spielen heißt meistens, dass man unterwegs sein muss. Magst du es zu touren?
Den größten Teil der Zeit mag ich es, aber nicht nimmer. Ja schon, es ist mir schon sehr wichtig, dass mein Leben dynamisch verläuft und ich hasse es, wenn Dinge routiniert oder statisch werden. Wenn ich nur touren würde, würde es langweilig werden und wenn ich gerade nicht toure, fühle ich mich so, als ob es bald wieder losgehen könnte. Noch dazu kommt es sehr auf die Tour selbst an. Manche sind richtig klasse und andere eben weniger gut.
Gibt es ein besonderes Live-Highlight, an das du dich ganz sicher immer genau erinnern wirst?
Das war tatsächlich das Konzert im Rockefeller in diesem Jahr, definitiv!
Und was war das beste Konzert, das du selbst jemals besucht hast?
Eine überragende Show war die von MASSIVE ATTACK in Manchester, das war 2010. Die Show war in jeglicher Hinsicht, visuell und musikalisch, komplett und ich nahm von dieser Band so viel Inspiration mit. Jetzt hätte ich ein bisschen Angst, sie mir nochmal live anzusehen, ich könnte enttäuscht werden und wahrscheinlich werde ich mir einfach die Erinnerung bewahren.
Hörst du selbst auch gerne Livealben und hast eventuell sogar einen Favoriten?
Ehrlich gesagt höre ich mir nicht so oft Liveplatten an. Aber ich hoffe, dass die Leute unser Livealbum hören möchten (lacht).
Gibt es ein Land oder einen besonderen Veranstaltungsort, wo ihr mit LEPROUS gerne mal spielen möchtet?
Wir haben eigentlich schon in den meisten Ländern gespielt, in denen es so üblich ist zu spielen. Und sogar an welchen an denen man eigentlich nicht spielt. Wie auch immer, wir haben noch nicht in Südafrika und ich habe nur Gutes über die Fans dort gehört. Wir hatten vor einigen Wochen einen kleinen Vorgeschmack von lateinamerikanischen Fans bei einem Auftritt in Mexiko, aber ich würde auf jeden Fall noch gerne südlicher spielen. Also – Südafrika ist interessant.
Wie würdest du die Erfahrungen mit LEPROUS, vom Anfang bis heute, zusammenfassen?
Es war ein langer und harter Weg. LEPROUS haben keine Einschnitte in der bisherigen Karriere und wir haben die Band seit 2001, damals noch als Teenager, Stück für Stück aufgebaut. Klar, die ersten 10 Jahre waren weniger erträglich, als die letzten 5 Jahren, aber ich tippe mal auf den Schneeballeffekt. Jetzt hoffen wir, dass der Schneeballeffekt noch mehr Fahrt aufnimmt (lacht). Wir haben ganz jung angefangen und waren die ersten paar Jahre auch nicht wirklich gut, aber wir hatten immer Ambitionen. Und ich denke, dass uns das letztendlich da hingebracht hat, wo wir heute stehen.
Nachdem ihr nun schon so viele exzellente Show gespielt habt, lass‘ mal die Hosen runter und erzähle uns von dem schlechtesten Konzert, das LEPROUS jemals gespielt hat?
Das war 2013 in Rostock in Deutschland auf der kleinen Bühne der Alten Zuckerfabrik. Es waren genau 11 Leute da. Ein Fan und der Rest waren Metalheads aus der Umgebung, die eben was trinken gehen wollten. Das war die kleinste Bühne, auf der wir jemals standen und das Publikum war quasi keines. Das war eine dieser Show, nach denen wir unsere Karriere nochmals kurz überdacht haben (lacht).
Was sind eure Tourpläne für die Zukunft, besonders natürlich für Deutschland?
Wir machen eine sehr lange Tour mit DEVIN TOWNSEND und BETWEEN THE BURIED AND ME, hier sind die Daten für Deutschland:
09.02.2017 Stuttgart – LKA Longhorn
10.02.2017 München – Backstage
17.02.2017 Leipzig – Täubchenthal
21.02.2017 Hamburg – Grünspan
07.03.2017 Berlin – Columbia Theater
08.03.2017 Dortmund – FZW
Super, danke für deine Zeit und weiterhin viel Erfolg mit LEPROUS!
Ich danke dir auch sehr.
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Stile | Avantgarde, Progressive Metal, Progressive Rock |
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