Deserted Fear
Von Rockstars, Göttern und Pfeffi
Interview
Wie begegnet ihr eventuellen Vorwürfen zum Thema „Großes Label = Schritt Richtung Mainstream = Ausverkauf“?
Ach dieses Mainstream-Ausverkauf-Gelaber fand ich schon immer doof. Und jetzt, wo ich hinter die Kulissen blicken kann, erst recht. Mit Death Metal wird keiner reich, auch nicht auf Biegen und Brechen. Bei den großen Labels sitzen auch nur Metal-Fans, die im Gegensatz zu einem selbst zwar ihren Lebensunterhalt mit deiner Musik verdienen, aber reich werden auch die damit nicht. Von daher wären solche Vorwürfe totaler Käse.
Ist es für euch eigentlich generell vorstellbar, mal irgendwann euren Stil zu ändern, oder werden DESERTED DEAR immer für Old School Death Metal stehen?
Einen absichtlichen Stilwechsel kann ich mir nicht vorstellen, nur wenn er Teil unserer natürlichen Entwicklung wäre. Wir spielen ja einfach Death Metal in der Form, wie wir ihn selbst am liebsten hören wollen. Ob das Old School Death Metal ist, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Ich frage mich nämlich oft, was ist für die Leute eigentlich Old School Death Metal? Sind das nur noch Bands die räudig klingen, oder sind Bands wie z.B. AT THE GATES oder CARCASS immer noch Old School? Eigentlich ist das doch auch scheißegal, denn die Grenzen der Musik sind eh viel zu dehnbar, um alles immer in eine Schublade zu stecken. Deswegen sage ich einfach mal, dass DESERTED FEAR zumindest immer für Death Metal stehen werden.
Das beruhigt einen dann schon als Fan. Kommen wir nun endlich zur neuen Scheibe. „Dead Shores Rising“ ist natürlich nicht mehr so ungestüm wie „My Empire“, alles wirkt irgendwie reifer, durchdachter und erwachsener. Ist das ein ganz natürlicher Prozess oder stecken da schon grundsätzliche Entscheidungen und Überlegungen dahinter?
Wir haben in den letzten Jahren viele Konzerte gespielt. Und auch wenn das natürlich nicht immer spielerische Glanzleistungen waren (hehehe), sind wir doch auf unseren Instrumenten besser geworden. Die Melodien schreiben sich einfach mittlerweile leichter, da ich mir nicht mehr jeden Ton einzeln auf dem Griffbrett suchen muss. Mahne hat seine Stimme auch noch mal gefestigt und ist eigenständiger geworden. Und Simon hämmert auch viel kreativer auf sein Schlagzeug ein. Wir versuchen einfach, immer das Beste aus uns rauszuholen, live und natürlich auch auf Scheibe. Sicherlich kommt uns am Ende aber auch zu Gute, dass wir auf unseren Instrumenten dann doch keine Götter sind und somit eine gute Mischung finden.
Und genau diese Verbesserungen in allen Bereichen spürt man finde ich deutlich. Für mich bewegt sich die neue Scheibe gleichbleibend auf einem erstaunlich hohen Niveau, ohne Ausreißer nach unten. Ist da beim Songwriting einiges auf der Strecke geblieben, was einfach nicht gut genug für „Death Shores Rising“ war?
Danke, das freut uns zu hören! Nein, sicher sind beim Songwriting hier und da mal ein paar Riffs oder ganze Parts raus geflogen, aber es gibt keinen Demo-Song, der es nicht auf die Platte geschafft hat. Wir schreiben immer so lange Songs, bis alle Demos für uns eine runde Sache ergeben. Dann legen wir das alles für eine Weile beiseite, und wenn es dann beim erneuten Hören noch immer gut klingt, geht‘s ins Studio. Da uns Century Media für die CD-Version ein Special-Edition-Digipak spendiert haben, konnten wir sogar noch zwei alte DESERTED FEAR Songs als Bonustracks aufnehmen. Auf „The Path Of Sorrow“ sind wir besonders stolz, dort ist unglaublicher Weise Tomas Lindberg von AT THE GATES mit dabei. Wahnsinn, dass das geklappt hat!
Wie kam es eigentlich zur Absage der Europa-Tour mit DARK FUNERAL. Möchtet ihr darüber reden, oder ist das Kapitel für euch einfach abgehakt?
Klar können wir darüber reden. Ich werde es aber trotzdem diplomatisch ausdrücken, hahaha. Sagen wir mal so, wir waren absolut bereit für die Tour und dann hat es sich leider jemand anders überlegt. Die Konditionen für uns haben sich dadurch so geändert bzw. verschlechtert, dass es leider so gut wie unmöglich war, es dann noch auf eigene Faust zu stemmen. Das Routing war echt geil und wir hatten für die Zeit von unseren Chefs sogar unbezahlten Urlaub genehmigt bekommen. Umso härter war die Nachricht dann kurz vor dem Tourstart natürlich. Doch bei unserem Status gewinnen halt die anderen. Und auch wenn das nicht schön ist und so eigentlich auch nicht passieren sollte, gilt es, in dem Moment die Sache so schnell wie möglich abzuhaken und nach vorn zu schauen.
Gutes Stichwort. Was steht bei euch 2017 bis jetzt schon alles auf dem Programm?
Jetzt natürlich erst mal die drei „Dead Shores Rising“-Release-Shows in Jena, Trier und Essen zusammen mit DESASTER und ROGASH, was sicher richtig fett wird. Dann spielen wir bis zum Sommer noch einige Clubshows, unter anderem im März mit HEAVEN SHALL BURN in Wiesbaden, das Dark Easter Metal Meeting in München und dann Ende April ein paar Konzerte mit den Jungs von MANTAR und DEATHRITE, was bei dem Line Up sicher auch richtig geil wird. Dann ist ja schon Sommer und neben Protzen, Rock Harz und weiteren Festivals spielen wir auch beim Brutal Assault in Tschechien, weswegen das Party.San für uns zumindest für einen Tag flach fällt. Wir sind gespannt, wie es dann nach dem Sommer weiter geht, mal schauen. Wir freuen uns auf jeden Fall drauf!
Eigentlich sollte das Interview an dieser Stelle beendet sein. Doch dann wurde das zweite Video „Open Their Gates“ letztens veröffentlicht und kann ganz einfach nicht unkommentiert so stehen bleiben.
Fabian, Hand aufs Herz, was zum Teufel wollt ihr uns mit diesem Clip sagen? Und wie viel Pfeffi war da wirklich im Einsatz?
Wir wollten einfach mal die üblichen Probleme junger Menschen aufgreifen. Wer kennt das nicht, du gehst mit deinen Kumpels zelten, siehst ein paar heiße Mädels und willst ohne jegliche Absichten einfach mal „Hallo“ sagen. Wenn sie dich dann links liegen lassen, muss eine wasserdichte Methode her, um die Mädchenherzen doch noch zu erobern. Wir dachten, eine Flasche Pfeffi, serviert von einem Zombie aus einer Torte, das kommt sicher gut an. Naja, dass der Kerl die Flasche auf dem Weg zum Bungalow schon heimlich leer säuft, konnten wir ja nicht wissen. Spaß beiseite, wir sind einfach nicht die Art von Band, die zum Lachen in den Keller geht. Mit „Face Our Destiny“ wollten wir mal ein Statement setzen und mit „Open Their Gates“ jetzt einfach wieder was Lustiges drehen. Einige werden sicher wieder sagen, dass das doch alles nichts mit Death Metal zu tun hat. Uns ist das aber völlig egal, wir wollen ja Spaß haben, und der Videodreh hat echt super viel Spaß gemacht!
Ok, dann bedanke ich mich bei euch für das Interview und man sieht sich dann auf alle Fälle auf dem Dark Easter Metal Meeting in München! (P.S.: Bitte Pfeffi mitbringen…)
Danke für das Interview, Christian, und danke auch an deine Kollegen bei metal.de! Macht weiter so, wir freuen uns sehr über euren Support der ersten Stunde. Grüße an alle Leser, hoffentlich sehen wir uns bei dem einen oder anderen Konzert! Kommt noch gut durch den Winter, bis bald!
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