Rings Of Saturn
Interview mit Aaron Stechauner zu "Ultu Ulla"
Interview
Auf ihrem aktuellen Album „Ultu Ulla“ zeigen sich die jungen Deathcore-Aliens von RINGS OF SATURN geerdeter, organischer und bisweilen eingängiger als zuvor. Wir sprachen mit Schlagzeuger Aaron Stechauner über die Vision des Albums, den Unterschied zwischen programmierten und live eingespielten Drums sowie den Eigenanspruch, den Deathcore in eine neue Ära zu führen.
Als seine Band, die den Anspruch hat, sich stetig weiter zu entwickeln, ist euch laut eigener Aussage daran gelegen, mit jedem Album neue Facetten in den Sound von RINGS OF SATURN einzuführen. Worin bestehen deiner Meinung nach die Hauptunterschiede zwischen eurem neuen Album „Ultu Ulla“ und dem Vorgänger „Lugal Ki En“?
Es gibt auf jeden Fall mehr Dynamik und ganz allgemein mehr musikalischen Fortschritt. Wir haben einen „signature sound“, der es uns erlaubt, relativ uneingeschränkt zu schreiben, so lange wir einfach einige wenige essentielle Zutaten nicht vergessen. „Ultu Ulla“ war dabei keine Ausnahme. Wir haben mit den Grundbausteinen von RINGS OF SATURN angefangen und ausgehend davon den Himmel erobert.
Zumindest ich hatte den Eindruck, dass viele der Songs für den Hörer einfacher zu erfassen sind, da sie zum Beispiel wiederkehrende und teilweise melodische Parts aufweisen. Was nicht heißen soll, dass das Material nicht trotzdem extrem technisch ist …
Das war absolut die Idee hinter dem Album. Es ist noch immer technisch und es gibt immer eine Menge Chaos in den Songs. Gleichberechtigt neben Chaos und Hektik stehen diesmal jedoch auch eine gewisse Ordnung und eine noch klarere Vision.
Würdest du RINGS OF SATURN immer noch als Deathcore-Band bezeichnen? Ich bin ja der Meinung, dass ihr euch hauptsächlich durch die zahlreichen Elemente aus anderen Genres mit eurer Musik von der Masse abhebt.
Das würde ich, ja. Obwohl du natürlich nicht ganz falsch liegst. RINGS OF SATURN haben sich schon immer durch das ausgezeichnet, was uns von anderen Bands absetzt – deswegen auch die Bezeichnung „Aliencore“ für das, was wir tun. Unsere Wurzeln spielen natürlich noch immer eine wichtige Rolle, aber wir versuchen uns (und ehrlicherweise auch den Rest der Metal- und Deathcore-Community) kontinuierlich anzutreiben und den Schritt in eine neue Ära zu tun, die uns schon lange bevorsteht.
Was denkst du über die Deathcore-Szene in den USA ganz allgemein? Wohin entwickelt sie sich und welch interessanten Neuerungen gibt es zu beobachten?
So ein bisschen habe ich das eigentlich gerade schon beantwortet. Aus meiner Perspektive ist ein Fortschritt in eine wirklich neue Richtung erkennbar. Wir streben aktuell danach, zu den Anführern dieser Bewegung zu gehören.
Welche Bands beeinflussen dich im Moment am meisten?
Mich persönlich? THE DEAR HUNTER, BAD SUNS, DON BROCO, ARTIFEX PEREO, TIDES OF MAN.
„Ultu Ulla“ fällt auch durch den vermehrten Einsatz von akustischen Gitarren auf. Welche Verbindungen habt ihr in diese Richtung? Habt ihr auch klassisches Gitarrenspiel gelernt?
Die klassischen Einflüsse auf dem neuen Album kommen sicherlich von Miles (Dimitri Baker, Gitarre – Anm. d. Red.). Er ist ein richtiger Theorie-Nerd und liebt klassische Musik abgöttisch („loves it to death – no pun intended“ – Anm. d. Red.). Die meiste Musik, die er in der Zeit zwischen unseren Anfängen als Kids und jetzt geschrieben hat, weist irgendeine Art von Einfluss aus diesem Bereich auf. „Unhallowed“ entstand im Kern tatsächlich als wir 16 oder 17 Jahre alt waren. Es ist ein kleiner Jam, den Miles geschrieben und getabbt hatte, und den wir immer schon irgendwo einbauen wollten.
Für meine Ohren klingt „Ultu Ulla“ natürlicher und organischer als eure letzten Alben. Habt ihr vieles in Sachen Produktion verändert?
Auf jeden Fall. Die Gitarren klingen organischer und die Drums wurden diesmal tatsächlich aufgenommen. Bei den letzten drei Alben waren es programmierte Drums. Obwohl wir bezüglich des Schlagzeugspiels auch diesmal viele Sounds digital bearbeitet und ersetzt haben, hört man die Nuancen und Dynamiken diesmal deutlicher, die ein Programm so niemals zu 100 Prozent hinbekommen würde. Auch die Cymbals machen einen großen Unterschied zwischen programmierten und live eingespielten Drums aus.
Wollen RINGS OF SATURN überhaupt menschlich klingen? Oder hilft euch das Alien-Motiv einfach dabei, Musik zu transportieren, die klingt, wie aus einer anderen Galaxie?
Das Ziel ist ein bisschen was von beidem. Ich selbst möchte etwas wildes erschaffen, dass manchmal tatsächlich klingt, wie nicht von dieser Welt. Gleichzeitig unternehme ich größte Anstrengungen, um andere durch etwas zu inspirieren, das menschliche Gefühle, Passion und Herz aufweist.
Ihr habt vor kurzem auch angefangen, Playthrough-Videos zum neuen Album hochzuladen. Wolltet ihr damit auch auf die immer wieder vorgebrachten Beschuldigungen reagieren, ihr wäret eine reine Studioband, die sich zu sehr auf digitale Nachbearbeitungswerkzeuge verlassen würde?
Ehrlich gesagt war das nichts, was ich dabei im Sinn hatte. Ich mache schon seit einer Weile Videos und ich dachte mir, unser neues Release wäre ja die perfekte Gelegenheit, um mal ein bisschen zusätzliches Material rauszuhauen. Jeder liebt Playthroughs. Sei es, um Inspiration zu suchen, unterhalten zu werden, einen Song zu lernen, oder YouTube-Kommentarkriege von der heimischen Tastatur aus zu starten (lacht). Von mir werden noch einige Videos kommen. Sowohl von „Ultu Ulla“ als auch von anderen Projekten.
Kannst du mir noch etwas zum Albumkonzept sagen?
Aliens und Zeit.
Letzte Frage: Geht es für euch bald auch nach Europa?
Definitiv. Noch ist nichts in Stein gemeißelt, aber innerhalb der kommenden Monate werden wir ganz sicher mindestens einmal in Europa touren.
Vielen Dank für das Interview! Hast du selbst noch ein paar Worte?
Genießt „Ultu Ulla“. Ich habe meine Parts mit der Hoffnung geschrieben, dass ihr sie immer und immer wieder hören wollen werdet und jedes Mal etwas Neues und Inspirierendes findet. Verfolgt RINGS OF SATURN und mich weiter, wenn ihr in Sachen Videos, Tours, Interviews und neue Musik auf dem Laufenden bleiben wollt.