Interitus Dei
Wir sind eine dynamische Band
Interview
Rumänien bot in der Vergangenheit kaum Gelegenheiten sich als Rock- oder Metal-Band zu präsentieren. Dies hat sich allerdings in den letzten paar Jahren positiv geändert und mit der steigenden Anzahl an regelmäßig stattfindenden Rock- und Metal-Festivals im Land, wie dem Artmania Festival in Sibiu oder dem B’Estfest in Bukarest zum Beispiel, auf denen nicht nur internationale Größen wie MOBY, SANTANA, TIAMAT, NIGHTWISH oder MANOWAR und andere aufgespielt haben, sondern auch immer wieder Underground-Bands ihr Können unter Beweis stellen, werden unbekannte Talente gefördert und einem breiteren Publikum vorgestellt. INTERITUS DEI sind bereits seit 1994 unterwegs und keine Unbekannten, zumindest nicht in Rumänien. Die Band spielte zunächst eine zähflüssige Mischung Doom- und Gothic-Metal und öffnete sich im Laufe der Zeit immer häufiger auch anderen Stilelementen und Musikrichtungen. Nach einer langen Pause von sieben Jahren ist die Band jetzt mit einem neuen Album wieder am Start und will endlich ganz hoch hinaus.
Salut! Ihr habt ein neues Album mit dem Titel „In Motion“, und obwohl ihr auf der CD einen Track mit dem selben Namen habt, gibt es doch sicherlich auch eine tiefere Bedeutung dahinter. Welches Konzept ging euch durch den Kopf?
Wir hatten ehrlich gesagt noch zwei weitere Titel im Kopf, „Pagan And Proud“ und „When The Metal Meets The Flesh“, und konnten uns erst gar nicht entscheiden. Letztendlich haben wir aber „In Motion“ als Titel gewählt, weil ich denke, dass INTERITUS DEI eine extrem dynamische Band ist, die sich immer wieder neu erfinden kann. Außerdem wollen wir mit diesem Album allen widersprechen, die uns bereits für Tot erklärt haben, weil wir so lange nichts von uns haben hören lassen.
Ihr habt tatsächlich sehr lange nichts von euch hören lassen. Wie hat euch diese Pause genutzt, oder anders gefragt, welche Nachteile hat das für euch nach sich gezogen?
Eine so lange Pause – zwischen „In Motion“ und unserem letzten Longplayer „Unholy“ liegen mittlerweile sieben Jahre – ist natürlich immer ein Schritt zurück, gerade in einer Zeit, in der fast jede Band Alben im Zwei-Jahres-Rhythmus veröffentlicht. Wenn man gerade kein aktuelles Album hat und nicht ständig am Touren ist, wird man als Band gar nicht mehr beachtet und gerät sehr schnell in Vergessenheit. Eine gemäßigte Stille kann allerdings auch gut sein, denn die macht loyale Fans neugierig. Leider waren wir zu lang untätig… Aber ich denke die Leute, die uns von damals noch gut in Erinnerung haben, bekommen ein hervorragendes Comeback-Album und diejenigen, die uns bisher noch gar nicht kannten, können INTERITUS DEI mit „In Motion“ neu entdecken. So lässt sich das alles jedenfalls von außen betrachten; intern allerdings waren diese sieben Jahre eine halbe Ewigkeit. Aber wie gesagt, INTERITUS DEI ist eine dynamische Band, die sich ihrer Möglichkeiten bewusst ist und die Musik liebt, die sie macht. Wir sind jetzt quasi aus der Asche auferstanden, und wenn ich die positiven Aspekte unserer Pause nennen soll, dann betrifft das vor allem neue Verträge, die wir außerhalb Rumäniens abgeschlossen haben, wie zum Beispiel mit unserer Management-Agentur Booking General Pro und mit Black Bards Entertainment. Ich würde auch die Aufnahmen, die wir in Deutschland gemacht haben, und die letzten paar Konzerte, die wir gespielt haben, als positive Erfahrung für uns werten, wobei wir natürlich darauf hoffen, in Zukunft noch viele weitere Konzerte im Ausland spielen zu können.
Mit welchen Möglichkeiten habt ihr auf diesem Alben gespielt? Welche Ideen habt ihr verwertet?
Die Grundidee unseres neuen Albums unterscheidet sich eigentlich nicht so sehr von unseren vorherigen Alben. Wir beschreiben auch diesmal wieder eine Parallelwelt mit mythologischen Charakteren und einer majestätischen Atmosphäre. Aber wir träumen nicht mit offenen Augen. Wenn jemand seine alltäglichen Probleme vergessen kann, während er unsere Musik hört, und wenn unsere Texte jemanden beeinflussen, dann haben wir unser Ziel und das Maximum erreicht, das wohl jeder Künstler erreichen möchte. Unsere Texte handeln nicht von Drachen und Prinzessinnen und wir erfinden auch keine Götter, sondern wir verwenden authentische Texte und berichten über das, was gewesen ist, wie in unserem „Lord Of Flies“ zum Beispiel. Wir suhlen uns nicht in Utopien, sondern verwenden Symbole, die von jeder Person, wo auch immer sich diese gerade befindet, verstanden wird, und in unseren Songs setzen wir uns mit dem Leben und dem Tod auseinander. Der einzige Song auf „In Motion“, der etwas von einem Märchen hat, ist „Arabia“, aber die Balance zwischen solchen Geschichten und der Realität halten wir mit Songs wie „Deny Denial“ und „Hasta Siempre Comandante Che Guevara“. Insgesamt kann man „In Motion“ wohl als so eine Art „magischen Realismus“ bezeichnen.
Im Gegensatz zu euren bisherigen Alben habt ihr diesmal mit ganz unterschiedlichen Gesangsstilen gearbeitet…
Richtig. Ein Song über Gladiatoren kann auch nicht wie ein Liebeslied gesungen werden. Und wenn man über Che Guevara singt, dann darf das auch nicht so wie ein Schlaflied klingen.
Eure neue Heimat, Black Bards Entertainment, hat viele Bands verpflichtet, die eher im Pagan Metal bzw. Mittelalter Rock anzusiedeln sind. Interessiert ihr euch für diese Musikrichtungen? Ich meine, ihr klingt ja doch ganz anders…
Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob wir uns damit identifizieren können. Ich glaube, dass man für diese Art von Musik einen gewissen Background benötigt, um glaubwürdig zu klingen. Sonst läuft man schnell Gefahr, nicht ernst genommen zu werden.
Ihr habt diesmal einen Song dabei, der einige Leute sehr überraschen wird, vor allem, wenn man das Original kennt. Wie kam es denn dazu, ein Cover von „Hasta Siempra Comandante Che Guevara“ zu machen?
Das Lied hat uns einfach gefallen.
OK… Aber wenn wir schon bei Cover-Songs sind… Vor einigen Jahren habt ihr den RUNNING WILD-Klassiker „Pile Of Skulls“ gecovert, der als Teil eines RUNNING WILD Tribute-Albums – „Rough Diamonds“ – veröffentlicht wurde, das man sich kostenlos herunterladen kann. Gefaellt es euch, Songs zu covern?
Wir haben bisher eigentlich nur sehr wenige Songs gecovert, und wenn uns eine Nummer ganz besonders gefällt, sehen wir eine Neuinterpretation dieses Tracks als Herausforderung. Simples nachspielen kommt bei uns nämlich nicht in Frage. Ich persönlich würde auch, wenn überhaupt, viel lieber Songs außerhalb der Metal-Szene covern. Das ist interessanter, so, als ob man historische Literatur wie zum Beispiel von Homer unter einer postmodernen Perspektive neu verfassen würde. Wenn man ein postmodernes Buch in einer postmodernen Perspektive schreibt, bleibt dieses Buch postmodern, in diesem Fall sollte wenigstens eine eigene Atmosphäre mit eingebracht werden…
Als „Rough Diamonds“ veröffentlicht wurde, habt ihr noch in einem ganz anderen Line-Up gespielt und etwas anders geklungen, als heute…
Etwas anders? Ha Ha! INTERITUS DEI war zu der Zeit eine völlig andere Band als sie heute ist. Und die damals bereits beabsichtigten Stiländerungen, die wir immer häufiger mit in unsere Musik einfließen lassen haben, haben letztendlich wohl auch zu den Änderungen im Line-Up geführt. Unsere Fans und das Publikum hatten plötzlich Schwierigkeiten, sich mit diesen Änderungen anzufreunden. In Rumänien ist das Publikum allgemein ziemlich konservativ, und so lässt sich auch erklären, warum viele Bands, die im restlichen Europa im Moment angesagt sind und Erfolg haben, hier bei uns oft weniger erfolgreich sind, während die „Alteingesessenen“ immer noch abgefeiert werden. Wahrscheinlich kommt das auch durch den Mangel an Konzerten in Rumänien. Vor der Revolution und sogar während den 90ern stand Rumänien einfach nicht in den Plänen der Konzertorganisatoren. INTERITUS DEI war konzerttechnisch zu dieser Zeit eine Konstante, und deshalb war es auch sehr schwer für uns, dem Publikum neue Einflüsse schmackhaft zu machen. Mittlerweile, nach dieser langen Pause, kommen die Leute aber wieder auf uns zu, weil sie uns zum Teil wieder- aber auch völlig neu entdeckt haben und unsere Musik inzwischen so akzeptieren, wie es uns gefällt.
Welche Unterschiede gibt es zwischen dem Publikum in Rumänien und dem im Ausland?
Das Publikum im Ausland zeigt Respekt für die Band auf der Bühne, zumindest haben wir das so erlebt. Leider ist das in Rumänien nicht immer der Fall. Das mag aber auch daran liegen, dass es in Rumänien noch immer keine echte „Konzertkultur“ gibt, wie im restlichen Europa.
Wo seht ihr eigentlich Unterschiede zwischen rumänischen Labels und denen im Ausland?
Ich glaube, dass die meisten Labels, die es in Rumänien gibt – und leider gibt es bisher erst ganz wenige davon, oder nur wenige ernsthafte Labels, die oft auch nur Alben produzieren und veröffentlichen, und sich ansonsten kaum wirklich um die Bands kümmern -, noch nicht begriffen haben, wie das Geschäft wirklich läuft. Dieses Problem betrifft aber auch nicht nur Plattenfirmen, sondern sämtliche Geschäftsbereiche des alltäglichen Lebens. Vor allem der Dienstleistungsbereich hat noch enorme Schwierigkeiten. Außerdem arbeiten die Plattenfirmen hier mit keiner professionellen Booking-Agentur zusammen, denn davon gibt es hier einfach noch zu wenige! Nur wenn eine Band den Besitzer eines Clubs kennt, oder Leute, die bereits Konzerte organisiert haben, hat man große Chancen auf Live-Promotion. Was uns betrifft, so haben wir unsere Platten bisher immer im Alleingang produziert und ein paar Festivals selbst organisiert, um spielen zu können. Wir haben außerdem das Glück, ein paar Leute zu kennen, die beim Radio und beim TV arbeiten, daher konnten wir uns jedesmal auch dort gut präsentieren. Viele von unseren Konzerten und unsere Videos wurden im Fernsehen gezeigt. Alles ist „made by INTERITUS DEI“.
Möchtet ihr unseren Lesern zum Schluss noch etwas mitteilen?
Vielen Dank. Wir wünschen uns natürlich, dass euch unser aktuelles Album „In Motion“ genauso gut gefällt wie uns. Hört es euch an und bildet euch eure eigene Meinung!