Insomnium
Interview mit Markus Hirvonen zu "One For Sorrow"

Interview

Insomnium

Mit „One For Sorrow“ haben INSOMNIUM ein wirklich mitreißendes Album veröffentlicht, welches sehr dicht und wie gewohnt atmosphärisch aus den Boxen schallt. Grund genug für uns, sich mit Schlagzeuger Markus Hirvonen über Kinderlieder, cleanen Gesang und das geistige Niveau von Amöben auf Tour zu unterhalten.

Hallo Markus und herzlichen Glückwunsch zu „One For Sorrow“! Ihr habt mal wieder ein hervorragendes Album auf die Menschheit losgelassen. Wie fallen denn die bisherigen Reaktionen aus?

Hi! Wir merken, dass das Album sehr gut ankommt! Die Leute flippen im Internet wegen unserer neuen Songs total aus und ich habe bisher auch nicht so viele negative Reviews gelesen. Natürlich bekommst Du auch ein paar negative Kritiken, aber bisher sieht es so aus, als wären nicht nur wir mit der Veröffentlichung ziemlich glücklich.

Anfangs war ich etwas enttäuscht von „One For Sorrow“, aber es wächst mit jedem Hördurchgang und inzwischen empfinde ich es als euer bis dato reifestes Werk. Für mich klingt es noch etwas kompakter und griffiger als eure vorherigen Platten. Diesen Weg hattet ihr im Grunde schon zu „Across The Dark“ eingeschlagen, aber jetzt noch weiter verfeinert. War es eine bewusste Entscheidung, noch weiter in diese Richtung zu gehen?

Ich würde nicht sagen, dass wir uns wirklich dazu entschieden haben, auf einem speziellen Weg zu bleiben. Wir verbesserten unsere Arrangements und legten ein wenig mehr Augenmerk auf die kleinen Details, welche letztendlich den Unterschied ausmachen. Wir entwickeln stetig unser Songwriting und unsere Arrangements weiter und dieser Prozess wird immer besser und besser. Wir hatten nur drei Proben mit der gesamten Band und somit mussten wir uns eben wegen der wenigen Bandproben mehr auf das Arrangement, usw. fokussieren.

Die größte Veränderung stellen die relativ häufigen cleanen Gesangspassagen von Ville dar. Hat er viel Unterricht genommen, um es so hin zu bekommen, oder ist er ein so Naturtalent?

Ville war auch schon vor „Across The Dark“ ein ziemlich guter Sänger, aber wir entschieden damals, Jules Näveri von PROFANE OMEN auf dieses Album zu holen. Als dann die Touren starteten, musste Ville diese cleanen Parts übernehmen und das funktionierte auch sehr gut. Somit war es dann letztendlich eine vollkommen logische Entscheidung, Ville auf diesem Album singen zu lassen. Dies ist das erste Album, auf dem du Villes Stimme überhaupt hören kannst. Er ist nicht nur bei den Aufnahmen im Studio super, sondern auch live ein klasse Performer.

Wofür steht der Titel „One For Sorrow“? Welche Gedanken verbergen sich hinter den Stücken?

Der Titel hängt entfernt mit diesem alten Kinderlied zusammen, welches mit den Worten „One For Sorrow“ beginnt. Das gesamte Lied hat zehn verschiedene Verse. Es heißt, es geht darum, Krähen in einem Baum zu zählen, um die Zukunft vorauszusagen. Es gibt verschiedene Variationen des Lieds, manche melancholischer, manche weniger. Wir dachten, dass „One For Sorrow“ als Albumtitel die ganze Atmosphäre einfängt, nachdem unsere Texte tendenziell eher von Verlust, Hoffnung, Liebe, Tod und solchen Sachen handeln.

Welches Stück würdest du deinen persönlichen Favoriten auf „One For Sorrow“ nennen? Und warum?

Das ist schwer! Wenn ich darüber so nachdenke, wäre es der Song „Lay The Ghost To Rest“. Das Stück hat all die Elemente, für die INSOMNIUM bekannt sind und es hat einen sehr coolen Fluss. Schlagzeuger tendieren ja dazu, ein wenig mehr die rhythmischen Stücke hervorzuheben, wenn sie ihren Lieblingssong wählen sollen. „Lay The Ghost To Rest“ ist aus dem selben Grund auch einer der Songs, die für mich live am meisten Spaß machen. Flow baby, flow!

 

 

Das Cover stammt wieder von Wille Naukkarinen (GHOST BRIGADE). Wie darf man die Verbindung von Artwork und Musik verstehen?

Die Krähen, die von diesem Baum wegfliegen, repräsentieren uns perfekt. Das passt nicht nur zum Kinderlied „One For Sorrow“, welches um das Zählen der Krähen im Baum geht, sondern auch zu uns, da es unsere Verbindung zur Natur sehr gut repräsentiert. Es gibt hier keine versteckten Nachrichten im Cover, aber es soll ja auch nur eine Visualisierung unserer Musik sein. Wir denken, dass Wille mit dem Cover und dem Booklet mal wieder einen großartigen Job gemacht hat.

Ihr habt letztes Jahr ein ganz besonderes Stück, „Weather The Storm“, mit Mikael Stanne von DARK TRANQUILLITY aufgenommen, welches damals zur gemeinsamen Tour erschien und jetzt als Bonustrack auf „One For Sorrow“ enthalten ist. Wie war es denn, mit ihm zusammenzuarbeiten und wie kam es überhaupt zu der Kooperation?

DARK TRANQUILLITY und wir sind ja beim selben Label und so entschieden wir uns, zusammenzuarbeiten. Wir fühlen uns sehr geehrt, Mikael Stanne bei diesem Stück dabei zu haben, nachdem wir DARK TRANQUILLITY schon unser ganzes Leben lang gehört haben. DARK TRANQUILLITY ist eine der einflussreichsten Bands, wenn nicht die einflussreichste, in der gesamten Melodic-Death-Metal-Szene. Die Kooperation erfolgte ausschließlich übers Internet und wir verbrachten niemals wirklich gemeinsame Zeit miteinander. Die moderne Technologie macht halt unser Leben vielleicht einfacher, aber auch ein wenig langweiliger. Letztendlich waren wir gemeinsam mit DARK TRANQUILLITY im letzten Herbst auf Tour, wodurch wir diese gemeinsame Zeit ausgiebig nachholen konnten. DARK TRANQUILLITY ist eine coole Band und die Leute dahinter sind noch viel netter.

Kommen wir mal auf das Tour-Leben zu sprechen. Ihr ward ja in den letzten Jahren sehr viel unterwegs. Seht ihr euch lieber auf großen Festivalbühnen oder in kleinen lauschigen Club-Shows?

Das hängt immer davon ab. Kleine Clubs bringen uns näher an die Besucher und man fühlt sich wie ein Teil der Headbanger. Das Aufbauen des Equipments in dunklen Clubs ist zwar absolut schrecklich, aber letztendlich ist es das dann doch wert. Festivals hngegen sind zwar eine großartige Gelegenheiten, neue Fans zu gewinnen, aber man bekommt niemals diese Verbindung zu den Leuten, wie in kleinen Clubs. Meine Wahl wären daher kleine, nette Clubs, wie die meisten hier in Deutschland.

Wenn du so zurückblickst: Gibt es irgendwelche netten Anekdoten aus dem Tour-Dasein?

Hahaha, das würde eine endlose Geschichte werden und letztendlich würden wir wahrscheinlich auch noch Fans verlieren, wenn ich zu sehr ins Detail gehe. Normalerweise geht es in diesen lustigen Geschichten doch darum, dass wir ein wenig betrunken nach der Show sind, um Nacktheit, verschiedenste Ausscheidungen und so weiter. Normalerweise sind diese Geschichten wirklich ekelig, aber wenn du einmal im Tour-Modus bist, verlierst du irgendwann deinen menschlichen Charakter. Deine Hirnfunktionen sind dann auf dem Level einer Amöbe. Sogar die dümmsten Sachen scheinen dann völlig ok und die besten Situationen enden dann im endlosen Geschichtenbuch des Tourens.

Was dürfen denn die Fans auf der kommenden Tour von euch erwarten?

Wilde Live Shows, Meet & Greets und kaltes Bier mit uns nach der Show. Soweit einfach alles, was du dir von einer coolen Metalnacht erwartest! Wir haben ein geniales Line-up für die kommende Europa-Tour im November am Start, das du dir garantiert nicht entgehen lassen willst.

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir …

Liebe Deutsche, INSOMNIUM liebt euch! Ihr seid ein absolut großartiges Publikum und wir hoffen, immer mehr und noch mehr Shows in Deutschland zu spielen. Seht zu, dass ihr euch unser aktuelles Album “One For Sorrow“ vom Plattenladen eures Vertrauens oder von unserem offiziellen Webstore holt und kommt auf unsere Show in eurer Nähe um ein oder fünf Bier mit uns zu trinken. Stay Metal, wir sehen uns im November!

21.10.2011
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