Insomnium
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Interview

INSOMNIUM begeistern nun bereits mit ihrem vierten Album "Across The Dark" eine immer breiter werdende Masse mit ihrer Mischung aus Härte, Melodien und finnischer Melancholie. Der ideale Grund und eine perfekte Gelegenheit, um Gitarrist Ville Frimann mit ein paar Fragen zu löchern.

Meinen Glückwunsch zu eurem neuen Album. Es ist wirklich ein großartiger, melancholischer Hammer. Was sind denn soweit die Gedanken meiner Pressekollegen und die der Fans?

Danke dir! Ich denke die Reaktionen waren von beiden Seiten sehr gut. Es scheint, dass die Kritiker, und was noch wichtiger ist die Fans, das neue Album mögen. Wir fühlen uns daher sehr geehrt, da es uns natürlich eine Menge Arbeit und Hingabe gekostet hat, um es richtig klingen und die Lieder fertig werden zu lassen.

Meiner Meinung nach zeigt es weniger progressive Elemente, nennen wir es mal den „OPETH-Teil“ eurer Lieder, und geht mehr nach vorne auf die zwölf. Es klingt, zumindest für mich, mehr nach geradem Melodic Death Metal, mit dem INSOMNIUM-typischen melancholischen Element. War es der normale Entstehungsprozess und ist es einfach so gewachsen, oder habt ihr euch vorgenommen, das Album aggressiver und gerader auszurichten?

Ich denke, wir haben das, was wir auf „Above The Weeping World“ gemacht haben, mit diesem Album einen Schritt weitergeführt. Also sind die Lieder mehr nach vorne und gerade ausgerichtet, aber wie du schon erwähnt hast, haben sie die für INSOMNIUM typische Melancholie mit dabei. Natürlich können wir hier nicht von Radio-Hits sprechen, da die Lieder immer noch recht lang sind (das Längste geht an die acht Minuten). Ich denke, dieses Album ist mehr eine Art Album für Live-Konzerte und entstand wirklich sehr natürlich. Vielleicht gehen wir beim nächsten in eine etwas progressivere Richtung. Du weißt nie, wie sich die Songs am Ende entwickeln.

Was sind deine eigenen Gedanken und Gefühle zu „Across The Dark“? Ich meine, es hat bei euch letzten Endes drei Jahre gebraucht, um ein neues Album zu veröffentlichen. Was ist in der langen Zwischenzeit passiert?

Nun, wir sind 2006 bis 2007 viel getourt und dann haben wir da neben der Band noch unsere Arbeit und unsere Familien. Ich meine, einige Fans verstehen wahrscheinlich nicht, was es heißt, eine Band gerade auf einem solchen Level am Laufen zu halten, während man versucht, auch im beruflichen Leben seine Karriere voranzutreiben. Beispielsweise habe ich dieses Frühjahr, nur eine Woche bevor wir ins Studio gingen, promoviert und meine Doktorwürde erhalten. Besonders die letzten drei Jahre waren sehr hektisch und ich hatte leider nur wenige Wochen Urlaub, da all die Freizeit für das Touren oder das Studio drauf ging.

Klingt nach einer Menge Stress. Hoffentlich schafft ihr es auch weiterhin, all das unter einen Hut zu bekommen. Meines Erachtens ist es das beste Album, das ihr bisher veröffentlicht habt. Was ist deine Meinung darüber?

Viele Leute haben das gesagt. Ich persönlich habe nicht diese starke Meinung über unsere eigenen Alben. Sie haben alle ihre schönen Momente und Schwächen. Ich mag „ATWW“ wirklich sehr, aber natürlich haben wir mit dem neuen Album ebenfalls Erfolg. Für mich als Songwriter ist das Wichtigste, ein gutes Album nach dem Anderen zu fabrizieren und es auch eine lange Zeit so zu halten.

Was wollt ihr uns mit dem Albumtitel sagen? Gibt es dort eine tiefergehende Bedeutung zu entdecken?

Der Titel spiegelt das über allem liegende, lyrische Konzept des Albums wieder: Die dunklen Zeiten des Lebens zu durchstehen. Es brauchte bei diesem Album eine etwas andere Herangehensweise an die Texte und es gibt Hinweise auf große Themen, wie Kriege, Zerstörung der Natur, Selbstmord und einen Weg oder ein Ziel für sein Leben zu finden. Auf gewisse Weise wollte ich das textliche Spektrum etwas erweitern und vielleicht hat das auch etwas mit der Tatsache zu tun, dass man Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, sie nicht in Schwarz oder Weiß unterteilt und nicht mehr alles so eng sieht, wenn man älter wird.

Da hast du sicherlich nicht ganz Unrecht. Es wäre großartig, wenn du einen Text, der für die Grundstimmung von „ATD“ steht, raus suchen und ihn uns beschreiben und erklären könntest!

Ich würde den Text des eröffnenden Stücks „Equivalence“ dafür aussuchen. Es geht darum, das Leben so zu nehmen, wie es ist, mit allem Auf und Ab.

‚Lebe, lerne und liebe, sammle all die Farben. Sogar in der dichtesten Nacht herrscht das Tageslicht.‘

Sehr schön, das lasse ich direkt mal so stehen! Worum geht es denn bei dem Cover? Wer hat es gemacht und was waren die Gedanken dahinter?

Das Cover vom Album wurde dieses Mal von unserem guten Freund Wille Naukkarinen gemacht, der bei GHOST BRIGADE mitspielt. Sie haben gerade erst ihr zweites Album veröffentlicht und falls du bisher noch nichts von ihnen gehört haben solltest, solltest du das besser schnell ändern und sie antesten!
Das Bild auf dem Cover basiert völlig auf seiner Vision. Ich denke, jeder kann das Cover interpretieren wie er/sie es möchte, da es nicht wirklich eine richtige Antwort für diese Art der Fragen gibt. Für mich repräsentiert es ein Sich-Stellen, egal welche Herausforderungen das Leben einem auf dem Weg entgegenbringt, und am Ende als Gewinner daraus hervorzugehen.

Ihr habt euch über die Jahre wirklich weiterentwickelt, euer neues Album klingt zumindest für mich erwachsener als die letzten. Würdest du sagen, dass INSOMNIUM seiner Kinderschuhe entwachsen ist?

Nun, es wäre ganz gut wenn das so wäre, da wir schnurstracks auf die 30 zugehen, hehe. Aber ich schätze du hast Recht und wir sind über die Jahre gereift. Ich meine, wir sind nicht die besten oder erfahrensten Musiker der Szene, aber was uns an Können fehlt, machen wir mit Leidenschaft und Herz wieder wett. Ich denke, unsere Musik ist sehr aufrichtig und kommt von Herzen.

Das würde ich direkt so unterschreiben. Vermutlich macht gerade das für viele Leute auch den Reiz an eurer Musik aus. Wenn du Bands zu nennen hättest, die die gesamte Arbeit von INSOMNIUM beeinflusst haben, welche würden das sein?

Definitiv die schwedischen Melodic-Death-Metal-Bands der späten Neunziger (IN FLAMES, DARK TRANQUILLITY, OPETH, KATATONIA, AT THE GATES, EDGE OF SANITY), PARADISE LOST, AMORPHIS, SENTENCED, SEPULTURA, METALLICA, SLAYER und IRON MAIDEN.

Also ein bunter Strauß an metallischen Melodien. Wer hätte es gedacht, hehe. Lass uns über die bald stattfindende Tour mit SWALLOW THE SUN und OMNIUM GATHERUM reden. Aleksi Munter hat euch bereits auf „Across The Dark“ an den Keyboards ausgeholfen, sodass man sich vorstellen könnte, dass ihr euch ganz gut kennt. Kennt ihr euch wirklich und seid ihr sogar befreundet mit den anderen beiden Bands?

Jap, wir sind sehr gute Freunde von Aleksi und ich kannte ihn schon, dank meinem Umzug nach Jyväskylä, bevor wir zusammen bei INSOMNIUM arbeiteten. Wir sind ebenfalls mit ganz SWALLOW THE SUN gut befreundet, da wir auch schon zwei Mal mit ihnen auf Tour waren (in den USA, als Support für KATATONIA und SCAR SYMMETRY, und in Europa, als Support für AMORPHIS). Großartige Jungs und eine gute Gesellschaft um zu Trinken!

Klingt nach einer Menge Party! Kommen wir aber noch mal zurück zu der Tour an sich. Soweit ich weiß, ist es ziemlich lange her, seit ihr auf den europäischen, im Besonderen den deutschen, Straßen unterwegs wart. Was sind deine Erwartungen und Gefühle über die Tour und warum hat es so lange gedauert, bis ihr nochmal aus Finnland heraus kamt?

Wir haben in Deutschland das letzte Mal Ende 2007 gespielt, also werden es bald zwei Jahre Abwesenheit für uns sein. Wir haben uns das ganze letzte Jahr darauf konzentriert das Album fertig zu stellen und unsere Arbeitskarrieren haben uns ebenfalls beschäftigt. Eine wichtige Sache ist, dass wir dieses Mal zum ersten Mal eine europäische Booking-Agentur an Bord haben, also werden wir hoffentlich nächstes Jahr ein paar mehr Festivals in Europa und natürlich Deutschland spielen! Insgesamt sind wir begierig wieder unterwegs zu sein und hoffentlich gibt es in Zukunft ein paar mehr Auftritte. Natürlich kostet das alles Geld. Da manche von uns sich um Familien zu kümmern haben, müssen sie sich unglücklicherweise auch um deren Versorgung, außerhalb der Musik, kümmern und das verlangsamt definitiv unsere Gig-Aktivität.

Verständlicherweise. Welche Lieder werdet ihr denn auf der Tour spielen? Im Besonderen die Neuen oder wird es eine Mischung aus alten und neuen Liedern sein?

Natürlich wird das neue Material eine recht große Rolle in unserem Live-Set spielen. Aber wir werden Lieder von all unseren Alben spielen und versuchen, allen Anfragen und Wünschen der Fans nachzukommen. Wir haben nächste Woche eine Album-Release-Show hier in Finnland, an der wir „Across The Dark“ komplett an einem Abend spielen werden. Also sind wir hauptsächlich darauf vorbereitet, alle Lieder von unserer neusten Veröffentlichung zu spielen!

Da wir eben schon von der Aushilfe von Aleksi und seinem Keyboard-Teil sprachen: Jules Näveri von ENEMY OF THE SUN hat euch ebenfalls mit ein paar klaren Gesangslinien ausgeholfen. Soweit ich weiß der erste klare Gesang der Bandgeschichte. Wessen Idee war das und wie wollt ihr die Lieder live spielen?

Wir haben schon seit vielen Jahren darüber nachgedacht, klaren Gesang in unsere Lieder einzubauen. Ich sang die Demo-Tracks für Jules im Studio und kümmerte mich um die Gesangslinien inklusive der Harmonien. Ich habe auch versprochen es zu versuchen, sie live rüberzubringen. Also werden wir sehen, wie es letzten Endes funktioniert, hehe. Wenn ich es hasse und es sich scheiße anhört, werden wir Hintergrund-Tapes nutzen, haha.

Und last but not least: Was siehst du, wenn du in die Zukunft von INSOMNIUM blickst? Gibt es vielleicht irgendwelche Zukunftspläne?

Schwer zu sagen. Dinge kommen, wie sie kommen. Ich für meinen Teil sehe zumindest ein anderes Album mit einem etwas progressiveren Anstrich, ohne den Weg geradeaus auf die zwölf zu verlieren. Etwas mehr Touren mit einer Menge Kater und Partys, äußersten Spaß, echtes Leiden, sehnend nach der Straße und das Zuhause vermissend.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir:

Leute, geht auf unsere MySpace-Seite, seht das neue Musikvideo, hört euch ein paar Lieder an und kauft unsere Alben! Danke für das Interview!

29.09.2009
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