Insense
Interview mit Tommy Hjelm zu "The Silent Epidemic"

Interview

Während „The Silent Epidemic“, das neue Album von INSENSE im Heimatland Norwegen bereits seit Anfang April zu haben ist, wird dies in Deutschland erst am 07. Mai veröffentlicht. Also haben wir uns vorab schon einmal mit Sänger und Gitarrist Tommy Hjelm über das neue Album, die norwegische Metalszene und aggressive Musik allgemein unterhalten.

Hi Tommy! „The Silent Epidemic“, euer aktuelles Album, das dieser Tage nun auch in Deutschland veröffentlicht wird, ist teilweise ja ein ganz schönes Brett geworden, das stilistisch recht vielfätig daherkommt. Was ist denn deiner Meinung nach das Beste an dem Album?

Hi Jens! Das Beste meiner Meinung nach ist, dass es sich diesmal insgesamt weitaus kompakter anfühlt als alles zuvor. Es hat einfach mehr von allem, klingt aber weiterhin sehr schizophren wie immer.

Ich habe gelesen, dass ihr das neue Album über einen Zeitraum von 7 oder 8 Monaten hinweg an verschiedenen Orten aufgenommen habt. Wie kam es dazu und wie hat sich das auf die Band und das Album bzw. eure Songs ausgewirkt?

Alle Songs wurden ausgiebig zusammen geprobt. Und als die Zeit kam, um das Album aufnehmen zu können, haben wir ein Studio gemietet und zunächst die Drums aufgenommen. Das geschah im Juni ’06. Dann folgte eine Pause von mehreren Monaten wegen einiger Probleme mit der Software (Streber, richtig?). Als dann die neue Software endlich im Oktober zur Verfügung stand, haben wir mit den Aufnahmen weitermachen können und die Gitarre und den Bass zu Haus eingespielt und das ganze dann „gereampt“, d.h. später im Studio nochmal durch einen Verstärker laufen lassen. So zu arbeiten ist übrigens definitiv eine interessante Methode. Die Vocals wurden im Proberaum aufgenommen, denn am Ende ist alles auch eine Kostenfrage. Wenn wir ein Studio für jeden dieser Schritte gemietet hätten, hätten wir natürlich total unter Strom gestanden, denn du musst ja einen Zeitplan einhalten…du siehst also praktisch jedesmal zu, wie du dein Geld zum Fenster rausschmeisst, wenn du einen Fehler machst. Doch seit wir unsere eigene Einrichtung, unser eigenes Equipment und Know-How nutzen können, sehe ich darin keinerlei Probleme mehr. Und mit Danne Bergstrand, der den Mix machte, klingt das Ergebnis wirklich fantastisch!

Wie habt ihr euch eigentlich als Band zusammengefunden und wie ist der musikalische Stil entstanden, den ihr heute spielt?

INSENSE gibt es seit 1999, allerdings hatten wir mehrere Line-Up Changes. Seit 2 Jahren haben wir jedoch ein gefestigtes Bandgefüge und wir hoffen, dass das auch so bleibt. Am Anfang gingen wir noch ziemlich technisch zu Werke, aber das haben wir im Laufe der Zeit alles über Bord geworfen um immer primitiver zu werden. Wir werden halt alle älter und schludrig!

OK, euer Heimatland ist Norwegen. Nun ist das Land ja eher aufgrund einer Reihe von Black Metal Bands bekannt. Wie schaut denn die Szene in Norwegen – als Insider gesprochen – tatsächlich aus und wie steht ihr allgemein zu Black Metal?

Die Black Metal Bands hier sind nicht sonderlich heiss darauf live zu spielen, also sehen wir sie kaum. Da ist dieses Inferno Festival, das ’ne Menge an Freaks in die Hauptstadt lockt, aber ansonsten ist es recht ruhig. Persönlich hab‘ ich das niemals verstanden… Aber ich kann mir vorstellen, dass ihr Deutschen da drauf abfahrt… Immer wenn ein Review über uns in einem deutschen Zine erscheint sind die erstaunt, dass es hier auch andere musikalische Interessen gibt! HeHe.

Nun, wie manch einer über Black Metal denkt, denken andere über Metal generell… Was haltet ihr denn davon, wenn Bands wie SLIPKNOT zum Beispiel immer wieder in die Mangel genommen werden, wenn solche Dinge wie das Massaker in den USA vor ein paar Tagen passieren? Ihr spielt ja schliesslich einen ähnlichen Stil.

Ich glaub‘ das liegt an der Aggression in der Musik – die Leute verbinden aggressive Musik mit aggressivem Verhalten, was logisch klingt, aber gewöhnlich ist das wohl eher selten der Fall. Ich denke für die meisten Menschen, mich eingeschlossen, ist aggressive Musik wie ein Ventil und wirkt innerlich reinigend. Auf diese Weise läuft alles genau entgegengesetzt dem, was Kritiker behaupten – aggressive Musik hören macht dich zu einer besseren Person! Aber natürlich gibt es auch einige gestörte Kids, die völlig unabhängig von dem was sie interessiert – Gewalt, Musik, Sport, Waffen usw. – aggressiv sind. Und wenn diese Kids dann eines Tages durchdrehen und die Ermittler auch nur ein Metal Album in deren Plattensammlung finden…nun, engstirnige Leute werden ihre Schlüsse ziehen…

Woher nehmt ihr eigentlich eure Ideen musikalisch als auch textlich? Und vor allem, woher nehmt ihr die künstlerischen Ideen für eure Albumcover? Das Artwork vom neuen Album find‘ ich übrigens total genial!

Yeah, das Artwork IST fantastisch – und wir nehmen diesbezüglich kein Lob entgegen!!! HaHaHa. Dieses Kunstwerk wurde von ein paar Freunden erschaffen. Ich hatte ein paar spärliche Ideen vorgeschlagen, die mir im Kopf schwirrten, doch die wurden komplett über den Haufen geschmissen und das Ergebnis ist grandios! Ich hoffe sie werden aufgrund dessen noch weitere Aufträge für Albumcover bekommen. Musikalisch sind wir stark von dem inspiriert, was wir gehört haben, als wir noch jünger waren: Death Metal, Grind, Hardcore, der norwegischen Rock Szene, sogar Progressive Metal (für einige von uns). Jetzt versuchen wir nur noch andere zu beeindrucken. Textlich…fasse ich mich kurz – alles, was mir oder um mich herum geschieht. Hoffentlich können sich einige von euch damit identifizieren. Denn Oslo ist nicht für jeden gleich Oslo!

Nochmal zum Albumcover…welche Symbolik steht denn dahinter? Was soll es aussagen?

Hmmm, im Grunde genommen…ein Typ…mit einem grossen Verdauungsproblem… [*kreisch* – Anm. d. Red.] Ich denke das ist frei für Interpretationen aller Art!

Ich weiss nicht mehr so genau, aber vor einiger Zeit habe ich mal ein Interview mit dir gelesen in dem du gesagt hast, dass du dir wünschst, dass jeder euer Album brennen, downloaden oder einfach stehlen sollte. Bist du heute noch immer der selben Meinung? Und wie stehst du hinter den vielen illegalen Downloads im Internet?

Nun, das ist ein umfangreiches Problem, aber ich denke wenn man noch so klein und underground ist, wie wir es sind, möchtest du einfach um jeden Preis deinen Namen verbreiten. Früher hab‘ ich auch mal ’n ganzen Arsch voll MP3s gezogen und einiges gefunden, dass ich mochte. Das hab‘ ich dann gekauft. Vielleicht bin ich altmodisch, aber ich möchte ein Cover haben, dass ich mir anschauen kann. Ausserdem vermittelt dir ein Album ein umfassendes Erlebnis, während dies bei heruntergeladenen MP3s nicht der Fall ist, es gibt dem Song nicht die richtige Stimmung, wenn man so will… Später habe ich angefangen Zeugs von iTunes zu kaufen, aber ich hab‘ die Software schon wieder deinstalliert, da ich sowieso nur Pornos heruntergeladen habe…

Eure letzte Tour war schon ziemlich umfangreich. Mit wem seit ihr getourt und habt ihr irgendwelche lustigen Ereignisse zu berichten?

Wir haben bisher noch mit keinen nennenswerten Namen getourt, doch wir hoffen, dass sich das in diesem Jahr ändern wird. Auf Tour gibt’s ständig irgendwelche lustigen Dinge zu berichten, aber – was auf Tour passiert, bleibt auch dort! Oder wir wären jetzt schon längst tot!

Mit wem würdet ihr denn, wenn ihr die Wahl hättet, am liebsten auf die nächste Tour gehen?

Hmmm… Es gibt viele coole Bands, mit denen wir ’ne coole Tour machen würden: EL CACO, RED HARVEST, NAPALM DEATH, THE HAUNTED, FEAR FACTORY, OBITUARY, MORBID ANGEL, MACHINE HEAD…nur um ein paar zu nennen.

Zum Abschluss…welche Band und welchen Song würdet ihr covern wollen, wenn ihr einen Cover-Song machen solltet? Oder kommt soetwas für euch gar nicht erst in Frage?

Wir haben erst kürzlich noch darüber gesprochen und uns überlegt, welchen Song wir covern würden. Wir sind dann erstmal mit den folgenden Vorschlägen verblieben: SOIA – „Goatless“, METALLICA – „The Thing That Should Not Be“, S.O.D. – „Seargant D. And The SODs“ und OBITUARY – „The End Complete“, aber ich bin mir nicht mehr so ganz sicher. Ich meine, METALLICA zu covern ist Selbstmord…

Vielen Dank für das Interview und viel Spass auf den anstehenden nächsten Live-Gigs! Cheers & Stay Wild!

Danke Jens! Werden wir! Du auch!!

28.04.2007
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