In Vain
Von den kolossalen Veränderungen und Wechsel unserer Zeit
Interview
Nach fünf langen Jahren haben IN VAIN endlich den Nachfolger zu „Ænigma“ veröffentlicht, und was für einen! Das neue Album „Currents“ liefert dabei wieder den klassischen, hochwertigen Konglomerat-Stil aus Black, Death und Progressive Metal, für welchen die Norweger bekannt sind. Wir sprachen mit Gitarrist Johnar Haaland über das neue Werk.
Zum neuen Album „Currents“ von IN VAIN
Fünf Jahre nach eurem letzten Album „Ænigma“ habt ihr endlich wieder ein neues Studiowerk namens „Currents“ veröffentlicht. Weshalb liegt so eine lange Zeit zwischen den beiden Veröffentlichungen?
Es scheint da Leute zu geben die denken, dass wir fünf Jahre damit verbrachten, dieses Album zu schreiben. Aber das stimmt absolut nicht. Es gab verschiedene Gründe, weshalb dieses Album verschoben wurde. Persönliche Gründe zwangen mich dazu, das Komponieren für fast ein Jahr auf Eis zu legen. Und da ich der einzige Songwriter in der Band bin, brachte dies den kompletten Prozess zum Stillstand. Außerdem arbeitete ich noch am Debütalbum meiner anderen Band FROM STRENGTH TO STRENGTH. Das ist eine Hardcore-Band, welche ihr Debütalbum im Lauf dieses Jahres veröffentlichen wird. Darüber hinaus verbrachte ich den Großteil meiner Freizeit in den vergangenen drei Jahren neben meinem Vollzeitjob damit, für den Chartered Financial Analyst zu lernen, was ein Selbststudium des Finanzwesens ist. „Currents“ war tatsächlich im Juni 2017 fertig, aber wir konnten noch keinen Veröffentlichungstermin festlegen, bis wir eine geeignete Tour, um die Veröffentlichung zu unterstützen, gebucht hatten. Es gab also viele Gründe für diese lange Verzögerung. Hoffentlich wird es nicht wieder fünf Jahre dauern, bis das nächste Album fertig ist.
Für mich klingt euer neues Album reichhaltiger, vielfältiger und progressiver. Wie betrachtest du „Currents“? Hast du an der Art, wie du Songs schreibst, etwas geändert?
Wir haben bei „Currents“ nicht wirklich etwas verändert oder verbessert, da wir mit „Ænigma“ sehr zufrieden waren. Wir hatten uns einfach darauf konzentriert, gute Songs zu schreiben. Eine Sache, die ich aber verändern wollte, war, dass ich kürzere Songs haben wollte anstatt Stücke mit einer Länge von 7 oder 8 Minuten und 15 bis 20 Riffs. Was die Produktion anbelangt, wollten wir einen organischeren Sound als auf „Ænigma“ haben und ich denke, das konnten wir erreichen. Eine weitere Veränderung ist, dass wir dieses Mal mehr Death Metal und weniger Black Metal haben.
Ich vermute, dass die Vielfältigkeit an verschiedenen Stilen in eurer Musik von vielen verschiedenen musikalischen Einflüssen kommt. Bitte nenne uns die wichtigsten Einflüsse für IN VAIN und beschreibe in deinen eigenen Worten, wie sich die Musik von IN VAIN seit den Anfängen entwickelt hat!
Ich kann in diesem Zusammenhang nur für mich selbst sprechen und ich bin generell ein großer Musikliebhaber. Ich höre alle Arten von Musik, aber ein gemeinsamer Punkt von all diesen Künstlern die ich mag ist, dass sie eine starke Identität und einen bestimmten Anteil an Originalität haben. Um die Namen einiger meiner Allzeit-Lieblinge in der extremeren Musik zu geben kann ich Bands wie IN THE WOODS, SHAI HULUD, EMPEROR, KORN (die älteren), EXTOL und OPETH nennen.
Ich finde insbesondere der Song „Origin“ ist besonders geeignet, das Album zu repräsentieren, da das Stück eine gute Kombination aus brutalem und luftigem Black/Death Metal sowie atmosphärischem Sound. Welcher Song gefällt dir besonders gut?
Ich stimme dir zu, dass „Origin“ das Album als Ganzes gut repräsentiert, da der Song ein wenig von allem enthält und voller Kontraste ist. Für mich ist es schwierig einen Lieblingssong auszuwählen. Ich mag sie alle und das ändert sich auch immer von Zeit zu Zeit. Im Moment würde ich als Lieblingssong „And Quiet Flows The Scheldt“ nennen, eine doomige, melancholische Hymne über die Zeit, welche ich vor über 10 Jahren in Antwerpen verbrachte.
Die Texte sind in Englisch aber auch in eurer Muttersprache Norwegisch gehalten. Gibt es zu dem Album ein Konzept oder verbindende lyrische Themen? Welche Bedeutung stecken hinter dem Albumtitel und dem Cover von „Currents“?
„Currents“ ist kein Konzeptalbum nach der traditionellen Art, wenngleich sich ein Thema und eine rote Linie durch die Musik, Texte und Artwork ziehen. „Currents“ reflektiert die kolossalen Veränderungen und Wechsel unserer Zeit. Die heutige Welt ist charakterisiert durch den konstanten Fluss an Menschen, Traditionen und Kulturen. Die Migration von Menschen über Kontinente und Grenzen hinweg. Kulturen verschmelzen. Dramatische Veränderungen im Lebensstil von einer Generation zur nächsten. Das sind alles Ströme („Currents“), Bewegungen die alte Strukturen verwerfen, Spannungen erschaffen genauso wie neue Chancen. Dieses Thema existiert sowohl in den Texten als auch in der Musik. Dabei berühren wir es immer auf abstrakte Weise und betrachte es mit einem Blickwinkel von oben. Für mich ist es wichtig klarzustellen, dass wir keine direkten politischen Sichtweisen in dieser Sache in unseren Texten reflektieren.
Ihr hattet für „Currents“ viele für den Metal eher untypische Instrumente verwendet, wie auch viele Gastmusiker daran teilgenommen hatten.
Wir haben immer einige Gäste auf unseren Alben und wir setzen sie ein, wann immer wir fühlen, dass es notwendig ist. Baard Kolstad (Schlagzeug), Kristian Wikstøl (Hardcore Gesang), Matthew Kiichi Heafy (Gastgesang), Simen Høgdal Pedersen (Gastgesang), Audun Barsten Johnsen (B3 Hammond und Kirchenorgel), Magnhild Skomedal Torvanger (Violine und Viola), Ingeborg Skomedal Torvanger (Cello), Line Falkenberg (Saxophon) und zusätzliche Orchestrierung durch MIDAS Productions.
Die Zukunft
Inwieweit könnte man „Currents“ als Ausblick auf eure zukünftige musikalische Entwicklung sehen?
Es ist schwierig zu sagen, wie das nächste Album klingen wird. Das einzige, was ich sagen kann ist, dass wir den typischen IN VAIN Trademark-Sound beibehalten werden.
Was habt ihr in nächster Zukunft alles geplant?
Wir sind gerade von einer Europatour mit ORPHANED LAND, SUBTERRANEAN MASQUERADE und AEVUM. Wir spielen in diesem Sommer auf einigen Festivals und hoffen darauf, im Herbst und Winter noch weitere Auftritte zu bekommen. Auch wollen wir noch eine weitere Europatour spielen.