In Mourning
Interview mit Björn Pettersson zu "Monolith"

Interview

Ein durchgehend überzeugendes Album haben IN MOURNING just mit ihrem Zweitwerk „Monolith“ abgeliefert. Darauf vermischen die Schweden gekonnt verschiedenste Stile zwischen Death Metal und Prog-Rock, ohne aber als OPETH-Plagiatoren durchzugehen. Wir sprachen mit Gitarrist Björn Pettersson, der sich ausführlich für unsere Fragen Zeit nahm. Los geht’s!

Hallo Björn, was machst Du gerade, wo Euer neues Album „Monolith“ veröffentlicht wird – mal abgesehen davon, darauf zu warten, dass es veröffentlicht wird?

Was uns als Band angeht, so proben wir gerade ziemlich viel, damit wir für die kommenden Auftritte gut gerüstet sind. Daneben versuchen wir, Auftrittsmöglichkeiten an Land zu ziehen und vielleicht sogar eine Tour auf die Beine zu stellen. Jetzt am Wochenende steht noch ein Fotoshooting auf dem Programm, damit wir neue, gute Fotos zur Verfügung stehen haben. Wir hatten zwar ein paar aufgenommen, aber die waren nicht besonders gut geworden. Wir bekommen jetzt aber Hilfe von einem alten Freund, der sich bestens darauf versteht. Außerdem kümmern wir uns um neue T-Shirts, die vielleicht nicht zum Release des Albums fertig werden, aber besser etwas zu spät als nie. Die wird es dann über unsere Website geben. Naja, und daneben gibt es noch jede Menge Interviews, aber das weißt Du ja wahrscheinlich, hehe!

Stimmt, ein strammes Programm! Ich würde gerne zu Beginn über Euer Album zu sprechen kommen – mir gefällt „Monolith“ ziemlich gut. Wie sieht es denn mit den Meinungen von den Fans und der Presse zum Album aus?

Schön, dass es Dir gefällt! Jau, wir haben schon ein paar Meinungen gehört, und hier und da sind Reviews eingetrudelt. Wir haben mit ein paar Magazinen gesprochen, und die Jungs von Pulverised haben jede Menge Promomaterial verschickt, weswegen wir noch den Arsch mit Reviews voll bekommen werden, hehe! Aber wie auch immer, alles, was ich bislang an Reviews oder auf MySpace so lesen konnte, war wirklich sehr positiv. Das ist natürlich sehr schick!

Ihr habt „Monolith“ zusammen mit Produzent Jonas Kjellgren in den Black Lounge Studios und im Abyss Studio aufgenommen. Wie verlief die Arbeit mit ihm und was war sein Einfluss auf das Resultat?

Wir haben Jonas erstmals bei den Aufnahmen unseres letzten Demos “Grind Denial” getroffen, das wir in seinem Studio aufgenommen haben. Das Black Lounge Studio befand sich damals noch in Avesta, und dort haben wir auch unser Debüt aufgenommen. Jonas ist in der Zwischenzeit mit seinem Studio in das Gebäude eingezogen, in dem sich auch das Abyss Studio von Peter Tägtgren befindet, und wir haben uns entschieden, das Album in seinem sozusagen „neuen“ Studio aufzunehmen.
Wie bei den beiden ersten Sessions auch, haben wir die Aufnahmen mit ihm sehr genossen. Und wir sind sehr zufrieden, wie das Album schließlich geworden ist. Was seinen Einfluss auf das Ergebnis angeht, so hat er einen guten Teil zum Album beigetragen. Die Grundlage der Songs, also die Strukturen und die Riffs, ist seit den Proben beibehalten worden. Aber natürlich hat Jonas bei den Sounds, einigen Effekte und bei der ganze Produktion mitbestimmt, und er hat wirklich ein gutes Händchen zu erkennen, was einen Song weiterbringt, und was nicht. Und er ist wie wir sehr pingelig und gibt sich mit nichts zufrieden, was nicht hundertprozentig sitzt, was dem Endergebnis natürlich zugute kommt.

Das Album heißt ja „Monolith“, und auf dem Cover ist ein Monolith aus Stein zu sehen – oder ist das ein Gebäude? Was kannst Du über den Albumtitel verraten?

Was das Coverartwork angeht, so ist es Kunst, und jeder darf hineininterpretieren, was er mag. Ich selbst sehe darin einen Steinmonolith. Die Lyrics auf dem Album basieren auf einem durchgehenden Konzept. Die Geschichte hat sich unser Bassist Pierre (Stam, Anm. d. Autors) ausgedacht, und schon auf unserem letzten Album „Shrouded Divine“ gab es Texte zu diesem Thema. Das gesamte Album handelt vom Leben und Tod eines Mädchens mit dem schönen Namen Julia, die sich durch Ertränken das Leben nimmt, und von einer Elster, die alles beobachtet. Die einzelnen Songs geben kurze Einblicke in besondere Momente und Geschehnisse in Julias Leben, jeweils aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Wir haben das Album „Monolith“ genannt, weil es ein kraftvolles Wort ist, das uns passend erschien und sich nach einer Weile gut zur Geschichte fügte. Mit all diesen finsteren Gedanken und den Schicksalsschlägen von Julia gleicht der Monolith einer riesigen, düsteren und schweren Last auf ihrer Psyche, einem unverrückbaren Hindernis.

Das Coverartwork hat Travis Smith angefertigt, der schon für Bands wie OPETH und viele andere gearbeitet hat. War er ein Wunschkandidat für Euch, und wie zufrieden seid Ihr mit dem Resultat?

Ich finde das Coverartwork ziemlich gelungen, weswegen wir sehr zufrieden mit der Arbeit von Travis Smith sind. Für uns ist es eine coole Sache, dass er das Artwork angefertigt hat, weil er schon für so viele gute Bands gearbeitet hat. Wir hatten ihn zwar nicht auf dem Schirm, aber nur kurze Zeit, nachdem wir den Deal mit Pulverised unterzeichnet hatten, erwähnten die Jungs, dass sie bei Travis Smith schon längst angefragt hätten. Und zum Glück hat er seine Zustimmung gegeben. Na ja, wir werden uns darüber sicherlich nicht beschweren, weil wir seine anderen Arbeiten alle klasse finden.

Ihr habt einen recht vielseitigen Stil, der Elemente von melodischem Death Metal bis hin zu Progressive Rock abdeckt. Habt Ihr Fünf alle einen unterschiedlichen Musikgeschmack oder seid Ihr generell sehr aufgeschlossen gegenüber verschiedenen Musikstilen?

Wir haben innerhalb der Band sehr viele Einflüsse, die weit auseinander liegen. Natürlich gibt es bei uns Fünf auch Überschneidungen bei unseren Musikgeschmäckern, aber insgesamt ist es so, dass die große Bandbreite an Vorlieben dazu beiträgt, dass wir ein solch breites Spektrum an Elementen in unserer Musik vereinen. Und unsere Vorlieben reichen von Pop über Progrock, Ambient-Kram, verschiedene Arten von Metal bis hin zu Grind und was sonst noch alles. Sag mir etwas – es wird sich garantiert in unserer Musik wiederfinden, haha!
Wir sind auf der anderen Seite sehr pingelig und perfektionistisch, was unsere eigene Musik angeht. Bevor wir etwas aufnehmen, üben wir jeden einzelnen Teil der Songs, bis er wirklich sicher sitzt. Außerdem diskutieren wir viel über diesen und jenen Teil, was vielleicht unseren unterschiedlichen Geschmäckern geschuldet ist. Dadurch arrangieren wir häufig Riffs und einzelne Stücke wieder um, bis es wirklich passt. Jeder Song muss also fünf verschiedene Richter überzeugen, bevor er schließlich für gut befunden wird.

Bei all den unterschiedlichen Songs – gibt es einen, den Du favorisierst?

Das ist eine schwierige Frage, weil ich einerseits finde, dass alle Songs ziemlich gut miteinander harmonieren. Andererseits würde ich eher einzelne Riffs oder Passagen hervorheben, als mich auf ganze Songs festzulegen. Ich probiere es aber trotzdem mal: Das wären für mich wahrscheinlich „Debris“ und „The Final Solution“.

Ich würde gerne ein kleines Spielchen aus dem Marketing mit Dir machen: Wenn Du „Monolith“ mit einer Person vergleichen würdest, egal ob männlich oder weiblich, welche Charaktereigenschaften und Begabungen hätte diese Person?

Haha! Ich würde mir „Monolith“ als einen felsenharten Kerl vorstellen, wie ein haariges Biest von einem Mann, aber mit überraschend guten Fähigkeiten im Tanzen, Jazz-Dance wahrscheinlich, shake that hat, man! Weißt Du, es gibt auf dem Album jede Menge fetten, schweren Kram, ein wenig roh, daher die Parallele zu einer männlichen Person. Gleichzeitig gibt es aber reichlich melodiösen, feinen Stoff, ein paar eingängige Melodien hier und dort – und voilà! Das ist dann der Jazz-Dance-Vergleich.

Nicht schlecht! Was ist Deiner Meinung nach das herausragende Merkmal von IN MOURNING?

Ich weiß nicht recht, ob wir ein solches herausragendes Merkmal, das uns von anderen Bands oder deren Musik absetzt, überhaupt besitzen. Wir besitzen ja auch kein richtiges „Image“ als Band, jedenfalls keins, das wir kennen. Was ich meine, ist, dass wir keine spezielle Bühnenkostümierung haben, wir pinseln unsere Gesichter nicht an und so fort. Wenn wir live spielen, möchten wir einfach nur eine schöne Zeit haben und unsere Musik für sich sprechen lassen, auch wenn das wie ein Klischee klingt. Wir haben auf der Bühne keine einstudierten Posen, wir lassen uns einfach zur Musik gehen, und lassen die Energie zwischen uns und dem Publikum den Rest erledigen. Ich glaube, dass wir ziemlich bescheidene Typen sind, die einfach die Musik machen wollen, die ihnen gefällt, und die jede Möglichkeit nutzen wollen, diese Musik live für interessierte Zuhörer zu spielen.

Und was ist das Besondere an Eurer Musik?

Ich denke, es ist die Kombination von allen Elementen auf dem Album, das es zu etwas Besonderem macht. Wenn wir ein Detail weglassen würden, würde das Album auf jeden Fall verlieren, egal, welches Detail es wäre. Wenn du die ruhigeren Passagen wegnimmst, klingt es wahrscheinlich zu langweilig und eindimensional, wenn du die aggressiven Passegn wegnimmst, würde es, abgesehen davon, dass kaum noch etwas übrig bliebe, genauso wenig interessant klingen. Genau das gleiche Spielchen für die proggigen Teile, kurz: alle Teile des Albums sind immens wichtig für das Endergebnis. Das denke ich jedenfalls, aber vielleicht gibt es auch Leute, denen nur einzelne Elemente von uns gefallen. Ich mag halt die Mischung, auch wenn ich eher für die ruhigeren Fahrwasser zuständig bin, aber die würden nicht funktionieren ohne den harten Stoff.

Ihr habt nicht weniger als drei Gitarristen in Eurem Line-Up. Recht ungewöhnlich – wie passt Ihr musikalisch und als Gitarristen zusammen, und inwiefern ergänzt Ihr Euch?

Stimmt, das ist ziemlich ungewöhnlich. Vielleicht können wir ja unser Line-Up auf fünf oder sechs Gitarristen aufstocken, und das wäre dann unser neues Trademark! Dann wären wir „diese schwedische Band mit den sechs Gitarristen“, haha! Aber Spaß beiseite, wir passen durch unser Spiel wirklich hervorragend zueinander. Weil wir so unterschiedliche Gitarristen sind, ergänzen wir uns ziemlich gut. Tim (Nedergård, Anm. d. Autors) hat beispielsweise früher Power Metal gespielt, bevor er bei uns eingestiegen ist, weswegen er eher schnell und solo-orientiert spielt. Tobias (Netzell, Anm. d. Autors) wiederum ist seit Anbeginn bei IN MOURNING dabei, genauso wie Pierre und Christian (Netzell, Drums, Anm. d. Autors), weswegen er diese speziellen Riffs quasi eingebaut hat, hehe! Er hat ein gutes Gespür für Musik, und von ihm stammt auch ein Großteil des musikalischen Grundgerüsts. Bleibe ich übrig – ich stehe eher auf die ruhigen und melodischen Parts, ich spiele auch viele der Melodien bei IN MOURNING. Insofern ergänzen wir uns wirklich gut, und wir können es uns sogar aussuchen, wer welchen Part spielen soll, je nachdem, was einem so gefällt.

Was sind denn Deine Einflüsse als Gitarrist?

Ich stehe ja mehr auf ruhigere und melodische Musik, auch wenn ich mir manchmal härteren Stoff anhöre. Um ein wenig Namedropping zu betreiben: An erster Stelle nenne ich mal MASTODON, sowohl wegen ihrer aktuellen als auch ihrer alten Alben. BURSTs Album „Lazarus Bird“ und MONOs „You Are There“ sind zwei weitere, die in den letzten Wochen ziemlich häufig in meinem CD-Player rotiert sind. Als Gitarrist finde ich vor allem die MASTODON-Gitarristen ziemlich aufregend, sie haben viele gute Ideen. Davon abgesehen, mache ich mir aber wenig Gedanken über einzelne Gitarristen, eher schon über komplette CDs, von denen ich meine Inspirationen beziehe.

Wenn ich mich nicht irre, schreibt Tobias einen Großteil der Musik von IN MOURNING. Sind das fertige Stücke, die er komponiert, oder arbeitet Ihr seine Ideen weiter aus?

Stimmt, Tobias schreibt einen Großteil der Musik und viel vom Fundament der Songs stammt von ihm, aber nicht jede einzelne Note. Je länger wir zusammen spielen, möchten wir auch mehr zur Musik beitragen, und das wird wahrscheinlich sich beim nächsten Album noch verstärken. Tobias hat eben ein gutes Gespür für Musik und kommt häufig mit tollen Ideen bei den Proben an. Üblicherweise arbeiten wir dann zusammen diese Versatzstücke aus und arrangieren sie so lange um, bis wir zufrieden damit sind.

Wie sieht es mit Touren aus? Gibt es Pläne, nach Deutschland zu kommen?

Zum jetzigen Zeitpunkt ist leider noch nichts fix, sorry! Aber trotzdem versuchen wir natürlich, gute Möglichkeiten ausfindig zu machen, um live zu spielen oder vielleicht sogar eine kleine Tour zu fahren. Wir sind gerade in Kontakt mit einem Booker aus den Niederlanden, vielleicht kommen wir ja bald durch seine Mithilfe nach Deutschland. Daneben sind noch einige kleinere Sachen in Planung, aber dazu kann ich derzeit nichts sagen.

Dann wünsche ich Euch, dass Ihr bald eine Tour auf die Beine stellen könnt. Die letzten Worte gehören Dir!

Danke für das Interview! Wir haben zwar keine Ahnung, was jetzt nach dem Albumrelease alles passieren wird, aber das wird sich hoffentlich bald ergeben!

28.01.2010

- Dreaming in Red -

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