In Hearts Wake
Let Me Hear Your Warcry!
Interview
IN HEARTS WAKE brachten am 26. Mai 2017 ihr Album „Ark“ heraus und waren im Herbst auf ihrer Headliner-Tour auch in Deutschland. Wir hatten in Stuttgart Gelegenheit, mit Sänger Jake Taylor über „Ark“ und das Tourleben im Allgemeinen zu sprechen. Jetzt im März werden die Australier wieder auf deutschen Bühnen ihren Kriegsschrei ertönen lassen, nämlich als Vorband auf der The Final March Tour 2018 von HEAVEN SHALL BURN.
Hey Jake, wir sind Dagmar und Stephie von metal.de. Ihr seid auf einer sehr langen Tour und extrem weit weg von daheim. In den nächsten fünfeinhalb Monaten werdet ihr 92 Shows spielen.
Habt ihr das gezählt?
Ja!
Oh! (er lacht)
Und wir möchten wissen, ob ihr das genießt oder ob ihr es als Strapaze empfindet.
Oh, ein bisschen von beidem. Die Zeit auf der Bühne genießen wir immer. Aber die Zeit dazwischen, oder beim Reisen, die ist schon oft anstrengend. Vor zwei Tagen hatten wir einen platten Reifen, mitten in der Nacht in Italien. Es hätte eine Fünf-Stunden-Fahrt in die Schweiz werden sollen, aber es wurden dann 21 Stunden Reisezeit, weil wir irgendwo neue Reifen auftreiben mussten. Da brauchten wir schon viel Geduld und wir kamen erst 40 Minuten vor der Show an. Also an manchen Tagen genießt Du es, an manchen Tagen musst Du es halt aushalten.
Wenn ihr so viel auf Tour seid, könnt ihr dann von eurer Musik leben oder habt ihr noch Jobs zu Hause? Oder haltet ihr euch mit Gelegenheitsjobs über Wasser?
Manche von uns haben Jobs. Unser Bassist ist Teppichreiniger, unser Drummer arbeitet in einem Lager. Und der Rest von uns macht dies und das. Ich habe Earthwalker Tribe, da verkaufe ich Dinge wie Outdoor-Klamotten, nachhaltige Dinge.
Aber eigentlich machen wir hauptsächlich Musik. Wir schauen, dass wir da so viel Energie wie möglich reinstecken.
Mit „Ark“ habt ihr ein sehr starkes Album herausgebracht. Das Artwork zeigt unseren Planeten und drumherum steht in verschiedenen Sprachen und verschiedenen Schriftzeichen „Ark“. Auch Deutsch ist dabei.
Ja!
Bei uns heißt es „Arche“. Wie habt ihr mit dem Songwriting angefangen? Hattet ihr das Thema, unseren Planeten und die Arche, schon vorher oder hat sich das beim Schreiben so ergeben?
Allright… Ich hatte die Idee schon vor einer Weile. Ich hatte die Idee schon vor drei oder vier Jahren. Ich wollte da etwas draus machen. Die Idee war also schon da, daraufhin entstanden die Songs.
Und wie macht ihr das mit dem Songwriting? Was ist zuerst da, die Musik oder die Texte?
Wir fangen immer mit der Musik an, aber ich habe zu diesem Zeitpunkt schon ein Konzept im Kopf. Das sind zu Beginn zwei separate Dinge und manchmal kommen sie zusammen, manchmal auch nicht. Man kann diese Frage also nicht so genau beantworten, yep.
Das Herz von „Ark“ ist der Song „Warcry“.
Meinst du?
Nein?
Doch, ja. Aber vielleicht ist es nicht das Herz, es ist eher die Wut, oder vielleicht auch die Energie.
Und dann hat es dieses leicht geänderte Shakespeare-Zitat. Du hast es ein bisschen verändert.
Ein kleines bisschen, ja! Hm… (überlegt)
„By the pricking of my thumbs…“
(Jake spricht vor sich hin): „Under the pressing of my thumbs – something wicked this way comes“. Es ist „pressing“ statt „pricking“, ein kleines bisschen, ja.
So schön! Glaubst du, dass wir eine neue Generation brauchen und meinst du, dass eure Generation es schaffen wird, so riesige Probleme zu lösen? Wie siehst du das?
Unsere Generation erbt eine Welt, die man eigentlich dringend erst wieder heile machen muss. Das Leben ist auch schwierig für meine Generation, es ist schwierig Häuser zu kaufen und Dinge, die unsere Eltern sich noch leisten konnten. Also in Australien ist das so, ich weiß nicht, wie das in Deutschland ist. Wir müssen in Miete leben und uns verschulden. Wir sind gezwungen viel länger bei unseren Eltern leben, als es nötig wäre. Das ist gut und auch schlecht. Es ist gut, weil wir so mehr Zeit mit unseren Eltern verbringen können, aber dadurch werden wir eben auch erst sehr spät unabhängig.
Und dann siehst du diese Welt, wie sie ist, chaotisch, in einem wirklich schlechten Zustand… Ich will jetzt nicht sagen, dass es (zu) schwierig ist, das hat einfach mit Verantwortung zu tun und unsere Eltern sagen das ja auch. Sie sagen: „Wow, es wird hart für meine Enkelkinder, hart für unsere Kinder!“, verstehst du? Ich glaube deshalb, dass es unsere Generation, unsere Generation von Führern sein wird, die die Welt wirklich verändern wird. Ich meine, wir MÜSSEN! Es ist unsere Verantwortung! Und dann werden es hoffentlich unsere Enkelkinder sein, die davon profitieren werden, was unsere Generation durchsetzt. Das hoffe ich jedenfalls.
Kyle (Kyle Erich, Bassist und Cleansänger bei IN HEARTS WAKE – Anmerkung der Redaktion) singt auf „Ark“ viel mehr und er hat enorme Fortschritte gemacht beim Singen.
Gut, das werde ich ihm erzählen! (lacht)
Ihr habt sogar eine Ballade dabei ohne Shouts.
Ja!
Und ihr habt mir damit sogar einen Ohrwurm eingepflanzt, ich liege nachts wach mit „Arrow“ und „Bones and marrow“.
Ah, das ist gut!
Sind IN HEARTS WAKE softer geworden?
Hm, ich finde, es ist softer geworden, aber eben auch härter, weißt du, was ich meine?
Ja, vielleicht mit „Warcry“.
„Overthrow!“
Ja, „Overthrow“, toller Song!
Also ich glaube, es geht in beide Richtungen. Und trifft sich wieder in der Mitte, zum Beispiel bei „Waterborne“. Wir haben einfach die Grenzen weiter nach außen geschoben. Wir reizen immer gerne unsere Grenzen aus.
Ihr habt ein paar echt schwermetallische Riffs am Start. Habt ihr metallische Wurzeln oder kommt das nur von eurem Gitarristen?
Ich glaube, er hat gar keine Wurzeln im Heavy Metal. Er spielt Gitarre, er versucht einfach ausdrücken, was er fühlt. Er groovt und groovt und dann sitzt er in seinem Zimmer und sagt oft: „Ich spiele einfach so viele Stunden, bis das Riff durch mich durchgeht und ich es fühle.“ Das ist seine Art, Musik zu schreiben. Gar nicht mechanisch, verstehst du? Er hat auch nicht Metallica oder solche Sachen gehört. Kyle schon, aber Ben (Ben Cairne, Gitarrist und Songwriter bei IN HEARTS WAKE – Anmerkung der Redaktion) gar nicht. Ich glaube, Coldplay oder so war wohl das, was bei ihm am meisten in Richtung Metal ging.
Tatsächlich? Das Riffing ist aber stellenweise richtig, richtig Heavy Metal!
Ja, ich weiß, das stimmt! (lacht und zuckt mit den Schultern)
Der Song „Elemental“ handelt davon, dass die Elemente zurückschlagen und er hebt sich etwas von den anderen Songs ab. Vielleicht, weil die Gitarren immer wieder an Tausendundeine Nacht erinnern.
Ja, ein bisschen. Fernöstlich, ja. Das ist Absicht, dass es so fernöstlich klingt. Ja, es geht hier um die Elemente. Aber auch um uns. Es ist ja nicht so, dass sich die Elemente etwas zurückholen, sie sind nicht sauer auf uns Menschen, weißt du? Es ist eher so, dass der Mensch seit Urzeiten versucht, die Elemente zu kontrollieren. Die lassen sich aber gar nicht kontrollieren. Du kannst sie nicht kontrollieren, du kannst mit ihnen leben. Du kannst versuchen sie zu manipulieren, aber schlussendlich sind sie einfach, wie sie sind. Sie lassen sich nicht kontrollieren. Darum geht es hier.
Die letzte Frage stellen wir dir zu „Refuge“. Ihr werdet diesen Song nachher spielen, ihr habt ihn zusammen mit euren Freunden von NORTHLANE für eine Split-CD geschrieben. Wer kam auf die Idee, drei Songs zusammen zu schreiben und nicht einfach Songs von IN HEARTS WAKE und Songs von NORTHLANE draufzupacken?
Ich will diese Idee jetzt nicht für mich beanspruchen. Wir wollten schon immer mal etwas zusammen machen, weil wir so viel miteinander getourt sind. Wir dachten einfach, das sei eine richtig coole Idee. Aber wer es dann tatsächlich in Angriff genommen hat, das waren Josh und ich. Josh (Josh Smith, Gitarrist bei NORTHLANE – Anmerkung der Redaktion), nicht Jon! (er zeigt dabei auf mein NORTHLANE-Shirt, darauf ist Jon Deiley, auch Gitarrist). Der andere! Es waren dann Josh und ich, wir haben uns einfach gefragt, ob wir das nicht durchziehen sollen. Wir sind beide, nun ja, nicht unbedingt die Bandleader, wir sind einfach am meisten business-orientiert. Wir versuchen, die Kohle für unsere Bands aufzutreiben. Wir hatten da einfach dieses Gespräch auf Tour, wo wir sagten „Jungs! Auf geht’s, packen wir es an!“ und das haben wir dann gemacht. Speziell zu „Refuge“, da hatte ich das Konzept, die Musik war von IN HEARTS WAKE und die anderen brachten „Hologram“ und das lief dann wie geschmiert, verstehst du? Dann haben wir zusammen an der Musik gearbeitet und an den Vocals. Es war echt eine tolle Zusammenarbeit, aber ich würde sagen: Josh und ich waren ausschlaggebend.
Spielen NORTHLANE den Song auch?
„Refuge“? Nein. Sie spielen manchmal „Hologram“. Aber du kannst hören, bei welchen Songs sie mehr Einflüsse eingebracht haben. Das ist, weil jede Band etwas auf den Tisch gelegt hat und dann sind wir sozusagen über die Sachen des anderen drüber gegangen und haben überlegt, welche Vocals und Elemente dazu passen oder auch nicht. Und dann haben wir zusammen den mittleren Track geschrieben, der brachte die beiden anderen zusammen. Der mittlere Track, das ist „Equinox“.
Okay, dann kommen wir zum Ende. Möchtest Du noch etwas zu euren Fans sagen?
Ja! Wir lieben Deutschland, zu einhundert Prozent! Immer wenn wir nach Europa kommen, fragen wir uns, wann es endlich nach Deutschland geht. Das ist wegen der Gastfreundschaft. Wie soll ich es ausdrücken? Vielleicht einfach mit „very welcome“. Das Essen ist immer so gut, die Leute sind so nett und großzügig. Wenn wir in Europa sind, sind wir am liebsten in Deutschland. Das ist wahr, das stimmt wirklich und wir freuen uns, dass ihr gekommen seid!
Galerie mit 24 Bildern: In Hearts Wake auf European Tour 2017: Stuttgart
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Stile | Emocore, Metalcore, Post-Hardcore |
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