In Extremo
Interview zum neuen Album "Kunstraub"
Interview
IN EXTREMO. Eine Band, die eigentlich schon alles erreicht hat. Ausverkaufte Touren, Platz-1-Charterfolge, TV-Auftritte. Und noch immer haben sie Feuer im Blut, was auch ihr neues Album „Kunstraub“ bestätigen wird. Lest hier, warum KORN den Jungs noch Geld schulden, was ROCKBITCH mit den Liveauftritten von IN EXTREMO zu tun haben und warum „Kunstraub“ etwas ganz besonderes geworden ist.
Euer neues Album hört auf den schönen Namen „Kunstraub“, was ja ein nicht allzu häufig benutzter Begriff in der Rockszene ist. Wie seid ihr darauf gekommen?
Florian „Specki T.D.“ Speckardt (Schlagzeug): Begonnen hat das eigentlich alles mit einem Zeitungsartikel bzw. einem Bericht über den Rotterdamer Kunstraub, bei dem sieben Gemälde geklaut wurden. Das war für uns natürlich gleich ein Wink mit dem Gartenzaun, weil wir ja sieben Leute in der Band sind. Es hätte ja, rein theoretisch, sein können, dass jeder von uns sieben jeweils eins von diesen Kunstwerken mitgehen lässt. Wir waren dann später bei der Vorproduktion zum neuen Album in Berlin und haben Abends ein wenig gebechert, so ganz nebenbei. Und irgendwann hat dann einer von uns vorgeschlagen, das Album einfach „Kunstraub“ zu nennen. Wir waren jedenfalls sehr schnell Feuer und Flamme, denn das ist ein gutes Wort, ein guter Aufhänger und einfach ein guter Titel. Bei uns ist es häufig so, dass die Ideen für einen Titel in den Raum geworfen werden und alle begeistert sind, aber nach zwei Wochen flaut die Euphorie dann wieder ab. Der Titel „Kunstraub“ hat allerdings über die Zeit Bestand gehabt. Und das war schon erstaunlich, denn wie häufig diskutiert man darüber, wie ein Album, eine Tour etc. heißen soll. Wenn man sich dann diese Diskussionen sparen kann, dann ist das schon mal viel wert.
Wo wir schon mal beim Thema Raub sind. In eurer Biografie outet ihr euch als Leute, die auf Tour schon mal was haben mitgehen lassen. Waren denn da auch schon mal Kunstwerke dabei oder war es eher eine Übertreibung?
Sebastian Oliver „Van Lange“ Lange (Gitarre): Oh, da fragst du aber jetzt den falschen. Ich bin ein Typ, der noch nie was geklaut oder hat mitgehen lassen!
Florian: Da kann ich nur für Basti sprechen.
Nicht mal ein Handtuch oder sowas?
Sebastian: Na ja, ein Handtuch, gut, mal ein Handtuch. Jeder hat ja seine Kisten in der Gaderobe und da ist es vielleicht schon mal passiert, dass da was reingefallen ist. Aber grundsätzlich lasse ich nie was mitgehen, das schwöre ich! Wenn du darauf abzielst, ob man musikalisch mal was geklaut hat, dann muss ich dir auch eine Absage erteilen. Nee, wir sind keine Diebe! Die ganze Geschichte des Raubs hat uns einfach fasziniert, mehr nicht.
Florian: Gib es zu Ingo, du bist in Wirklichkeit Polizist! (lacht)
Mist, aufgeflogen! Seid ihr in der Band denn interessiert an Kunst, sei es moderne oder klassische Kunst?
Florian: Innerhalb der Band? Nein! (lacht)
Sebastian: Hm, wir sind jetzt nicht wirklich Sammler von Kunstgegenständen, oder Specki?
Florian: Zumindest nicht fanatisch. Jeder hat so seinen bestimmten Geschmack für verschiedene Sachen. Sei es ein guter Whisky oder tolle Weine…
Sebastian: Oder Musik, Platten oder sowas.
Florian: Das ist ja auch alles eine Art Kunst, was mit Zeit und Know How geschaffen wird. Ich kaufe z.B. keine Skulpturen oder Gemälde, das ist einfach nicht meins.
Sebastian: Im Sinne von Liebhaberei – da hat jeder so seine Ecke, was er eben so sammelt. Ich z.B. hatte schon zu DDR-Zeiten eine riesige Plattensammlung, die mich sehr viel Geld gekostet hat. Man musste damals zu Plattenbörsen fahren um englische, amerikanische oder westdeutsche Alben zu bekommen. Und die haben dann schon mal 100 Ost-Mark gekostet. Das ist jedenfalls eine kleine Lieberei für mich gewesen. Mittlerweile hab ich das zwar ein wenig reduziert, aber das war eon großes Hobby von mir.
Konnte man die Alben wirklich damals schon legal erwerben?
Sebastian: Die konnte man halb legal erwerben.
Um mal auf das Cover von „Kunstraub“ zu kommen. Ich muss sagen, dass ich es am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig fand, schon im Vergleich zu den Covern von „Sterneneisen“ oder „Sängerkrieg“. Wer hat es entworfen und wessen Idee war es?
Sebastian: Nun ja, du kannst für solch einen Titel natürlich keinen Pandabären verwenden. Und Michael hatte den Vermerk, dass das Cover von „Sterneneisen“ schon sehr geil war, dem ich zustimme, denn das Cover war wirklich eins der besten von uns und es galt einfach, da mitzuhalten. Wir hatten also eine Grundidee und einen Künstler, mit dem wir schon lange arbeiten, beauftragt, ein paar Entwürfe anzufertigen. Nun war das Cover in der Band schon ein wenig strittig. Die einen meinten, es sei ein toller Eyecatcher, die anderen fanden es zu Beginn nicht so toll.
Michael „Das letzte Einhorn“ Rhein (Gesang): Also mich hat einfach die Schlichtheit überzeugt.
Sebastian: Genau, die Schlichtheit eines der ersten Entwürfe war irgendwie ausschlaggebend. Und wenn das Album veröffentlicht wird, dann wird es eine Edition geben, in der die sieben gestolenen Gemälde reproduziert worden sind. Dann kann sich jeder Fan sein Lieblingscover auswählen, von jedem Bandmitglied gibt es ein Gemälde.
Florian: Das Schöne an der Sache ist ja die Schwierigkeit, mit wenig viel auszudrücken. Der Titel „Kunstraub“ gibt ja viel vor, aber wir wollten es reduzieren auf das Wesentliche. Das kann man natürlich gut oder schlecht umsetzen. Es hätte ja auch ein schlechter Bilderrahmen sein können. Es war jedenfalls mehr Arbeit als man denkt, wenn man sich das Cover anschaut. Und die Gebrüder Posin aus Berlin, welche wirlich anerkannte Kunstfälscher sind, haben nicht nur den Gag gut umgesetzt sondern auch eine verdammt tolle Arbeit gemacht.
Michael: Um es mal auf den Punkt zu bringen: Das Flugzeug von „Sterneneisen“ war einfach nicht zu übertreffen. „Kunstraub“ hingegen überzeugt durch seine Schlichtheit, ist aber dennoch ein Hingucker. Letzte Woche habe ich eine Anzeige oder einen Handzettel gesehen mit den neuesten Covern. Und „Kunstraub“ sticht da einfach direkt heraus, du siehst es sofort – genauso wird es im CD-Regal später sein.
Es ist auf jeden Fall außergewöhnlich, sowas hatte bisher noch niemand.
Michael: Das ist auch Sinn und Zweck der Übung. Und du selber als Journalist, der schon viele Cover gesehen hat, hinterfragst das.
Es fällt auf jeden Fall auf.
Michael: Klassenziel erreicht! (lacht)
Ein Cover wie von „Sängerkrieg“, welches auch schon sehr speziell war, und nun das Cover von „Kunstraub“, was wieder etwas ganz anderes ist – Drachen, Schwerter und Co. sucht man bei euch ja eh vergebens. Auffallend ist, dass ihr euch nie wiederholt, bei keinem Album. Das könnte immer von einer anderen Band sein.
Michael: Du kennst das Cover bisher ja nur von außen. Die Innen- und die Rückseite setzt da sogar noch einen drauf.
Ich bin mal gespannt. Produziert wurde das gute Stück ja mal wieder von Vincent Sorg…
Florian: Und Jörg Umbreit!
…genau, in den Principal-Studios.
Florian: Basti hatte außerdem einen sehr großen Anteil.
Ja, ist das so?
Michael: Beim letzten Album doch auch schon!
Florian: Aber jetzt auch erwähnt.
Ihr habt mit den Jungs ja schon das ein oder andere Album aufgenommen. Ist es mittlerweile so, dass ihr euch blind versteht?
Michael: Man sagt ja immer, dass neue Besen gut kehren. Aber manchmal kehren alte Besen besser. Wir kennen die Jungs schon lange und ich persönlich finde es bei denen besser. Wir hätten auch z.B. nach Amerika fahren können, aber mit unserem verschrobenen Haufen, braucht ein neuer Produzent evtl. ein halbes Jahr, um damit klar zu kommen.
Sebastian: Lustigerweise hatten wir auch diverse Angebote von Produzententeams, die mit uns arbeiten wollten und die Einzigartigkeit der Band erkannt haben. Wollten wir aber nicht. Jörg und Vince sind Freunde von uns. Wir wissen, wie die ticken und die wissen, wie wir ticken. Warum sollen wir das ändern? Ist doch quatsch.
Michael: Die Freizeitbeschäftigung in diesem Studio ist mit keinem anderen vergleichbar!
Das habe ich gesehen. Kino ist da, Billardtische…
Michael: Das ist ein unübertreffbares Studio. Entschuldigung (ruft die Kellnerin zu sich). Ich möchte noch einen Wodka. Welchen hatte ich vorhin? Ach ja, genau den. Ingo, willst du auch was trinken?
Nee, ich muss noch fahren.
Michael: Du trinkst jetzt einen mit mir! Du stehst hier nicht eher auf, bis du mit mir einen getrunken hast!
Okay, bevor du mich schlägst. Ich werde das positiv vermerken!
Michael: (lacht) Gut!
Bestechungsversuch, nein, quatsch. Spielen Produzenten für euch eigentlich noch eine tragende Rolle? Oder ist ein Studio nur ein Ort, in dem ihr aufnehmen könnt. Ich meine, ihr seid ja schon so viele Jahre dabei…
Michael: Ich sag mal so, wir könnten auch mit Basti eine komplette Platte machen. Aber eben weil wir uns so gut kennen, würde das Ganze in eine bestimmte Gasse laufen.
Sebastian: Jeder würde in diese Gasse laufen und sich total zerfleddern.
Michael: Das sind ja nicht nur Produzenten, die beiden sind auch Aussortierer. Wenn Basti z.B. etwas spielt und nicht weiterkommt oder jemand anderes sich zu sehr in seine Sache verstrickt, dann kommen die Jungs schon mal mit Ideen oder sagen, dass man dies oder das weglassen soll. Da steht man manchmal und denkt sich, oh, daran hab ich noch gar nicht gedacht.
Es ist ja auch bestimmt nicht einfach, sieben Leute im Studio zu bändigen, oder?
Sebastian: Das ist der Punkt. Die beiden teilen sich schon mal auf. Vince nimmt sich die drei vor, Jörg zwei andere, der Rest geht pennen. So bekommen sie die Situation gehändelt.
Michael: Die wissen auch, wie sie mit jeder einzelnen Charaktere umzugehen haben.
Sebastian: Davon mal abgesehen sind die beiden Soundmäßig auch mit die besten, die auf dem Markt zu finden sind. Außerdem bekommen sie viele internationale Anfragen. ICED EARTH haben, glaube ich, ne Platte mit denen gemacht. Das ist ja auch wieder ein Aspekt für sich. Man weiß ja auch nie, an was für Leute man so gerät. Es gibt auch Produzenten, die Bands untereinander ausspielen. Und wie Michael schon sagte, warum sollen wir das ändern?
Von Kunstraub habe ich bisher leider nur den Teaser eurer Homepage gehört, „Himmel und Hölle“. Das Stück hörte sich jedenfalls schon mal sehr vielversprechend an. Würdet ihr sagen, dass ihr euren Fans wieder einmal die Vollbedienung bietet?
Michael: Machen wir immer!
Florian: Keine halben Sachen!
Sebastian: Wie definierst du „Vollbedienung“?
Nun ja, die Band IN EXTREMO: Man weiß, die und die Elemente sind auf jeden Fall drauf.
Florian: Wir hätten den falschen Bandnamen, wenn wir mit halben Sachen um die Ecke kämen. Also IN EXTREMO ist ja auch Programm. Wir wollen ja nicht nur immer möglichst hart sein oder möglichst differenziert – wir wollen möglichst gut sein.
Sebastian: Abwechslungsreich.
Na, da kann euch aber keiner so schnell was vormachen! Auf jedem eurer Alben findet man Abwechslung.
Michael: Danke.
Ich kenne z.B. Leute, die normalerweise eher Popmusik hören, aber die mögen auch IN EXTREMO.
Sebastian: Egal, wir hören ja auch teilweise Popmusik.
Michael: Meine ich aber auch.
Das sollte jetzt kein Vorwurf oder so sein..
Sebastian: Nee, nee, haben wir auch nicht so verstanden.
Haben die Stücke auf dem Album denn ein Grundthema oder ein auf Kunst gemünztes Konzept?
Florian: Nein, das ist kein Konzeptalbum.
Sebastian: Haben wir noch nie gemacht, können wir auch gar nicht.
Florian: Wollen wir das?
Sebastian: Würden wir auch gar nicht wollen.
Manche machen gerne Konzeptalben.
Michael: Ich persönlich finde sowas bescheuert. Das sind wir auch einfach nicht. Wenn du ein Konzeptalbum machst, dann ist das auch immer nur für eine gewisse Hörerschaft. Wir sind Musiker. Wir möchten die Leute erreichen. Du als Journalist möchtest ja auch, dass möglichst viele Leute deine Zeilen lesen. Und so geht es einem Musiker auch. Und jeder, der etwas anderes behauptet, ist in meinen Augen ein dreckiger Lügner. Punkt, fertig, aus. Oder?
Es gibt ja immer noch einige Bands die sagen, dass sie die große Masse nicht brauchen…
Michael: Und ich mache Musik nur für den Proberaum!
Florian Na ja, das macht aber keinen Sinn. Warum dann Musik? Um drei Leuten zu sagen, dass man eigentlich keine Hörer will? Das ist ja auch eine Art Arroganz, dass man sagt, ich brauche euch alle gar nicht.
Sebastian: Aber um noch mal auf deine Frage zum Konzept zu kommen: Wir könnten das wirklich nicht. Das wäre einfach zu engstirnig und zu wenig Freiraum. Du kannst dich dann nur auf das Thema beschränken. Wir sind ja sieben Leute und dafür interessieren uns einfach auch viel zu viele Themen. Wenn wir uns nun auf ein Thema versteifen müssten – das wäre einfach zu unnatürlich. Wir wurden schon mal darauf angesprochen, aber dann meinten wir nur „Was meinst du denn damit, Konzept? Sollen wir ein Album über einen runden Stein machen? Zwölf ganze Songs?“ Das geht gar nicht.
Florian: Wir wollen das auch gar nicht forcieren.
Bevor ihr ins Studio geht: Schreibt ihr die Lieder schon vorher oder fangt ihr erst richtig an, wenn es losgeht?
Sebastian: Wir hatten für „Kunstraub“ schon 20 oder 25 Stücke geschrieben und davon ca. 15 fertig. Dann bearbeitest du die übrigen Stücken im Studio noch etwas, man hat ja Zeit und neuer Input kommt hinzu. Man siebt auch noch Sachen aus und vielleicht hat man zwischenzeitlich auch noch den ein oder anderen Song geschrieben.
Hattet ihr denn dieses Mal wieder irgendwelche Gäste an Bord? Bei „Sterneneisen“ und „Sängerkrieg“ waren ja die ein oder anderen Gastmusiker am Start.
Florian: Nein, wollten wir dieses Mal bewusst nicht. Das eigentliche Album besteht aus zwölf Songs, es gibt auch noch drei Bonustracks. Anzumerken ist, dass es das erste voll deutschsprachige Album der Bandgeschichte ist – bis auf die Bonustracks der Special Edition.
Michael: Ah, da kommen unsere Getränke, dann mal Prost.
Ja, vielen Dank. Mal ganz am Rande, ich hatte letzte Woche zu der Zeit ein Interview mit KORN hier. Die kennt ihr doch auch gut, oder?
Michael: Ja, die schulden uns noch einen Dudelsack!
Einen Dudelsack? Ach daher hat Jonathan Davies (Gesang) seinen Dudelsack.
Michael: Wenn du ihn das nächste Mal siehst, dann sagst du ihm einen schönen Gruß und dass wir noch Geld für den Dudelsack bekommen!
Sebastian: Ja, den hat der Michael ihm damals eigenhändig überreicht. In Hannover war das, oder?
Michael: Wir waren mit denen mal gemeinsam auf Tour. Wir kennen uns ziemlich gut.
Mit Jonathan habe ich nicht gesprochen, aber mit James „Munkey“ Shaffer und Brian „Head“ Welch (beide Gitarre).
Sebastian: Michael, das sind Amerikaner, du weißt nicht, ob die uns noch kennen.
Basti, du als Gitarrist der Band…
Basti: Ja!
Du hast ja die Aufgabe, dich gegen eine Vielzahl anderer Instrumente durchzusetzen…
Sebastian: Wem sagst du das! (lacht)
Gestaltet sich das denn immer einfach? Oder gibt es da schon hin und wieder Reibereien?
Sebastian: Ne, eben weil wir schon so lange miteinander arbeiten, gestaltet sich das immer ziemlich easy. Letztlich könnte ich ja noch lauter werden, wenn du so willst. Es hat sich so eingespielt, dass wir einen gut funktionierenden Arbeitsmechanismus gefunden haben, bei dem es keinen Kampf gibt und ich mich nicht durchsetzen muss.
Und Specki für dich war es ja das zweite Album mit IN EXTREMO.
Florian: Ja.
Haben dich denn die anderen Jungs einfach machen lassen? Oder musstest du, als „Neuer“, dir Anweisungen geben lassen?
Florian: Nein, schon bei „Sterneneisen“ durfte ich frei arbeiten. Das Interessante bei „Sterneneisen“ war für mich, dass wir bereits im Oktober ins Studio gegangen sind – ich war seit April dabei. Nun kannte ich zwar die Band, die Bandmitglieder aber noch nicht so intensiv. Und die Kunst dabei ist, dass man sich selbst erst einmal finden muss. Auch als Band muss man sich finden, und das dauert manchmal nicht nur ein halbes Jahr. Nun war „Sterneneisen“ für mich deswegen interessant, weil ich mich auch in das Bandgefüge einarbeiten musste. Und schon während der Aufnahmen war ich auf das nächste Album gespannt, um dann meine neuen Erfahrungen und meine neuen Erkenntnisse aus „Sterneneisen“ noch mehr einbringen zu können. Bei der gesamten „Kunstraub“-Produktion habe ich mich sehr wohl gefühlt, weil ich die Leute schon seit über drei Jahren kenne.
Sebastian: Wir haben mit Specki ja auch schon viel mehr sprechen können. Über Details im Vorfeld, über die Vorproduktion usw.
Okay, eine Vorproduktion habt ihr also auch gemacht.
Sebastian: Ja, wir haben da so ein kleines Studio.
Michael: Das muss man auch. Ins Studio zu gehen und keine fertigen Songs zu haben, ist ziemlich doof und gefährlich.
Das machen denn evtl. Punkbands noch.
Michael: Nee, selbst die nicht mehr. Das wäre teilweise auch fatal.
Sebastian: Na ja, der Specki weiß mittlerweile ja auch viel mehr, wie wir so ticken. Wir können vielmehr miteinander umgehen und reden und an Details arbeiten. Wir haben eine gemeinsame Sprache gefunden, die bei „Sterneneisen“ vielleicht noch nicht so ganz klar war.
Florian: Man muss sich erst mal finden. Das ist ja so, als ob du in einer neuen Firma anfangen würdest. Du brauchst ja auch ein paar Monate, bis du dich als Teil fühlst und angekommen bist.
Michael: Mach ich um halb 5 Feierabend oder erst um viertel vor 5? (lacht)
Florian: Bei einer Band, deren Mechanismen schon seit 20 Jahren funktionieren und vor allem erfolgreich funktionieren, ist es gar nicht so einfach, mal eben einen neuen Mann zu integrieren.
Ich bin mir sicher, dass ihr die Frage oft gestellt bekommt: Eure letzten beiden Alben konnten den 1. Platz der Charts erreichen. Habt ihr dementsprechend auch einen gewissen Erwartungsdruck in der Band?
Michael: Weißt du, den Druck macht man sich selbst. Wenn das noch mal passieren sollte, wäre das toll. Aber es ist wie ein Lotteriespiel. Ich persönlich wäre auch mit der 2 zufrieden, wobei die 1 natürlich besser wäre. Die Scheibe kommt am 27. September raus und es ist eine gewisse Konkurrenz vorhanden. U.a. auch ANDREA BERG und sowas (Anm. d. Red.: Das Album von Andrea Berg wurde bereits am 6. September veröffentlicht, war zu dem Zeitpunkt aber noch nicht bekannt)
Oh, die ist natürlich auch immer ganz oben mit dabei.
Michael: Ja, da gibt es nichts zu lachen. Andrea Berg ist genau seit 6 Jahren nonstop in den Top Ten der Charts.
Ihre Fans laden nix runter, die kaufen ihre Alben.
Michael: Das ist unglaublich!
Sebastian: Ich glaube an dem Tag kommt auch das neue Album von CASPER. Was ich auch berechtigt finde, ich finde den Kerl gut.
Echt? Den findest du gut?
Sebastian: Ja, auch wenn ich die Leser von metal.de gerade vergraule. (lacht) Also er macht gute Musik, hat ne geile Band und macht ne gute Show. Und er hat sich sehr viele Fans wirklich erspielt. Ich glaube, das ist an dem Tag wirklich die härteste Konkurrenz. Aber wie Michael schon meinte, der 2. Platz ist auch toll.
Michael: Außerdem: Wir hatten zwei mal die 1, die kann uns keiner mehr nehmen. Wir haben ein gutes Album gemacht, alles andere steht in den Sternen. Wenn es nicht passiert, sind wir trotzdem keine Loser, denn das Album ist klasse geworden.
Ich glaube, die Verkaufszahlen werden schon stimmen. Was sollte die Leute davon abhalten, auch eure neue Platte zu kaufen?
Sebastian: Na ja, darauf verlassen sollte man sich nicht, die Fans bekommt man nicht geschenkt.
Aber ihr habt euch in den Jahren doch so einen Namen erspielt!
Michael: Kennen uns denn so viele?
Na, das müsstest du doch am besten wissen!
Michael: (lacht) Spaß ist immer wichtig.
Auf jeden Fall. Um meine Zeit nicht zu überziehen: Ihr geht ja im Herbst wieder auf Tour. Was können die Leute denn von den kommenden Shows erwarten?
Michael: Wir haben dieses Mal ne ganz besondere Überraschung, denn wir haben die alte Band ROCKBITCH wieder reanimiert und mit dabei.
Nein!
Michael: Doch! Wir werden mit denen gemeinsam auf der Bühne stehen, mit allen Facetten.
Das ist doch jetzt Spaß, oder?
Michael: (prustet los vor lachen, zeigt auf Florian) Klar! Er ist aber der Neue!
Das goldene Kondom!
Sebastian: Oh, er kennt sich aus.
Boah Specki, du musst ran, tut mir leid!
Michael: Na, was können die Leute erwarten. Wir haben ein neues Bühnenprogramm, wir werden viele der neuen Songs spielen, jedoch nicht alle. Dann kommen noch ein paar Stücke, die wir länger nicht gespielt haben, mindestens drei. Der Rest ist eine Überraschung.
Pyros, hoffentlich auch!
Michael: Ja, aber auch noch anderes dieses Mal.
Jungs vielen Dank für das Interview.