In Extremo
Interview zum neuen Album "Kunstraub"
Interview
Ich bin mal gespannt. Produziert wurde das gute Stück ja mal wieder von Vincent Sorg…
Florian: Und Jörg Umbreit!
…genau, in den Principal-Studios.
Florian: Basti hatte außerdem einen sehr großen Anteil.
Ja, ist das so?
Michael: Beim letzten Album doch auch schon!
Florian: Aber jetzt auch erwähnt.
Ihr habt mit den Jungs ja schon das ein oder andere Album aufgenommen. Ist es mittlerweile so, dass ihr euch blind versteht?
Michael: Man sagt ja immer, dass neue Besen gut kehren. Aber manchmal kehren alte Besen besser. Wir kennen die Jungs schon lange und ich persönlich finde es bei denen besser. Wir hätten auch z.B. nach Amerika fahren können, aber mit unserem verschrobenen Haufen, braucht ein neuer Produzent evtl. ein halbes Jahr, um damit klar zu kommen.
Sebastian: Lustigerweise hatten wir auch diverse Angebote von Produzententeams, die mit uns arbeiten wollten und die Einzigartigkeit der Band erkannt haben. Wollten wir aber nicht. Jörg und Vince sind Freunde von uns. Wir wissen, wie die ticken und die wissen, wie wir ticken. Warum sollen wir das ändern? Ist doch quatsch.
Michael: Die Freizeitbeschäftigung in diesem Studio ist mit keinem anderen vergleichbar!
Das habe ich gesehen. Kino ist da, Billardtische…
Michael: Das ist ein unübertreffbares Studio. Entschuldigung (ruft die Kellnerin zu sich). Ich möchte noch einen Wodka. Welchen hatte ich vorhin? Ach ja, genau den. Ingo, willst du auch was trinken?
Nee, ich muss noch fahren.
Michael: Du trinkst jetzt einen mit mir! Du stehst hier nicht eher auf, bis du mit mir einen getrunken hast!
Okay, bevor du mich schlägst. Ich werde das positiv vermerken!
Michael: (lacht) Gut!
Bestechungsversuch, nein, quatsch. Spielen Produzenten für euch eigentlich noch eine tragende Rolle? Oder ist ein Studio nur ein Ort, in dem ihr aufnehmen könnt. Ich meine, ihr seid ja schon so viele Jahre dabei…
Michael: Ich sag mal so, wir könnten auch mit Basti eine komplette Platte machen. Aber eben weil wir uns so gut kennen, würde das Ganze in eine bestimmte Gasse laufen.
Sebastian: Jeder würde in diese Gasse laufen und sich total zerfleddern.
Michael: Das sind ja nicht nur Produzenten, die beiden sind auch Aussortierer. Wenn Basti z.B. etwas spielt und nicht weiterkommt oder jemand anderes sich zu sehr in seine Sache verstrickt, dann kommen die Jungs schon mal mit Ideen oder sagen, dass man dies oder das weglassen soll. Da steht man manchmal und denkt sich, oh, daran hab ich noch gar nicht gedacht.
Es ist ja auch bestimmt nicht einfach, sieben Leute im Studio zu bändigen, oder?
Sebastian: Das ist der Punkt. Die beiden teilen sich schon mal auf. Vince nimmt sich die drei vor, Jörg zwei andere, der Rest geht pennen. So bekommen sie die Situation gehändelt.
Michael: Die wissen auch, wie sie mit jeder einzelnen Charaktere umzugehen haben.
Sebastian: Davon mal abgesehen sind die beiden Soundmäßig auch mit die besten, die auf dem Markt zu finden sind. Außerdem bekommen sie viele internationale Anfragen. ICED EARTH haben, glaube ich, ne Platte mit denen gemacht. Das ist ja auch wieder ein Aspekt für sich. Man weiß ja auch nie, an was für Leute man so gerät. Es gibt auch Produzenten, die Bands untereinander ausspielen. Und wie Michael schon sagte, warum sollen wir das ändern?
Von Kunstraub habe ich bisher leider nur den Teaser eurer Homepage gehört, „Himmel und Hölle“. Das Stück hörte sich jedenfalls schon mal sehr vielversprechend an. Würdet ihr sagen, dass ihr euren Fans wieder einmal die Vollbedienung bietet?
Michael: Machen wir immer!
Florian: Keine halben Sachen!
Sebastian: Wie definierst du „Vollbedienung“?
Nun ja, die Band IN EXTREMO: Man weiß, die und die Elemente sind auf jeden Fall drauf.
Florian: Wir hätten den falschen Bandnamen, wenn wir mit halben Sachen um die Ecke kämen. Also IN EXTREMO ist ja auch Programm. Wir wollen ja nicht nur immer möglichst hart sein oder möglichst differenziert – wir wollen möglichst gut sein.
Sebastian: Abwechslungsreich.
Na, da kann euch aber keiner so schnell was vormachen! Auf jedem eurer Alben findet man Abwechslung.
Michael: Danke.
Ich kenne z.B. Leute, die normalerweise eher Popmusik hören, aber die mögen auch IN EXTREMO.
Sebastian: Egal, wir hören ja auch teilweise Popmusik.
Michael: Meine ich aber auch.
Das sollte jetzt kein Vorwurf oder so sein..
Sebastian: Nee, nee, haben wir auch nicht so verstanden.
Haben die Stücke auf dem Album denn ein Grundthema oder ein auf Kunst gemünztes Konzept?
Florian: Nein, das ist kein Konzeptalbum.
Sebastian: Haben wir noch nie gemacht, können wir auch gar nicht.
Florian: Wollen wir das?
Sebastian: Würden wir auch gar nicht wollen.
Manche machen gerne Konzeptalben.
Michael: Ich persönlich finde sowas bescheuert. Das sind wir auch einfach nicht. Wenn du ein Konzeptalbum machst, dann ist das auch immer nur für eine gewisse Hörerschaft. Wir sind Musiker. Wir möchten die Leute erreichen. Du als Journalist möchtest ja auch, dass möglichst viele Leute deine Zeilen lesen. Und so geht es einem Musiker auch. Und jeder, der etwas anderes behauptet, ist in meinen Augen ein dreckiger Lügner. Punkt, fertig, aus. Oder?
Es gibt ja immer noch einige Bands die sagen, dass sie die große Masse nicht brauchen…
Michael: Und ich mache Musik nur für den Proberaum!
Florian Na ja, das macht aber keinen Sinn. Warum dann Musik? Um drei Leuten zu sagen, dass man eigentlich keine Hörer will? Das ist ja auch eine Art Arroganz, dass man sagt, ich brauche euch alle gar nicht.
Sebastian: Aber um noch mal auf deine Frage zum Konzept zu kommen: Wir könnten das wirklich nicht. Das wäre einfach zu engstirnig und zu wenig Freiraum. Du kannst dich dann nur auf das Thema beschränken. Wir sind ja sieben Leute und dafür interessieren uns einfach auch viel zu viele Themen. Wenn wir uns nun auf ein Thema versteifen müssten – das wäre einfach zu unnatürlich. Wir wurden schon mal darauf angesprochen, aber dann meinten wir nur „Was meinst du denn damit, Konzept? Sollen wir ein Album über einen runden Stein machen? Zwölf ganze Songs?“ Das geht gar nicht.
Florian: Wir wollen das auch gar nicht forcieren.
Bevor ihr ins Studio geht: Schreibt ihr die Lieder schon vorher oder fangt ihr erst richtig an, wenn es losgeht?
Sebastian: Wir hatten für „Kunstraub“ schon 20 oder 25 Stücke geschrieben und davon ca. 15 fertig. Dann bearbeitest du die übrigen Stücken im Studio noch etwas, man hat ja Zeit und neuer Input kommt hinzu. Man siebt auch noch Sachen aus und vielleicht hat man zwischenzeitlich auch noch den ein oder anderen Song geschrieben.
Hattet ihr denn dieses Mal wieder irgendwelche Gäste an Bord? Bei „Sterneneisen“ und „Sängerkrieg“ waren ja die ein oder anderen Gastmusiker am Start.
Florian: Nein, wollten wir dieses Mal bewusst nicht. Das eigentliche Album besteht aus zwölf Songs, es gibt auch noch drei Bonustracks. Anzumerken ist, dass es das erste voll deutschsprachige Album der Bandgeschichte ist – bis auf die Bonustracks der Special Edition.
Michael: Ah, da kommen unsere Getränke, dann mal Prost.
Ja, vielen Dank. Mal ganz am Rande, ich hatte letzte Woche zu der Zeit ein Interview mit KORN hier. Die kennt ihr doch auch gut, oder?
Michael: Ja, die schulden uns noch einen Dudelsack!
Einen Dudelsack? Ach daher hat Jonathan Davies (Gesang) seinen Dudelsack.
Michael: Wenn du ihn das nächste Mal siehst, dann sagst du ihm einen schönen Gruß und dass wir noch Geld für den Dudelsack bekommen!
Sebastian: Ja, den hat der Michael ihm damals eigenhändig überreicht. In Hannover war das, oder?
Michael: Wir waren mit denen mal gemeinsam auf Tour. Wir kennen uns ziemlich gut.
Mit Jonathan habe ich nicht gesprochen, aber mit James „Munkey“ Shaffer und Brian „Head“ Welch (beide Gitarre).
Sebastian: Michael, das sind Amerikaner, du weißt nicht, ob die uns noch kennen.
Basti, du als Gitarrist der Band…
Basti: Ja!
Du hast ja die Aufgabe, dich gegen eine Vielzahl anderer Instrumente durchzusetzen…
Sebastian: Wem sagst du das! (lacht)
Gestaltet sich das denn immer einfach? Oder gibt es da schon hin und wieder Reibereien?
Sebastian: Ne, eben weil wir schon so lange miteinander arbeiten, gestaltet sich das immer ziemlich easy. Letztlich könnte ich ja noch lauter werden, wenn du so willst. Es hat sich so eingespielt, dass wir einen gut funktionierenden Arbeitsmechanismus gefunden haben, bei dem es keinen Kampf gibt und ich mich nicht durchsetzen muss.
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