In Aphelion
Kinder, Katzen und Konzertpläne

Interview

Das bringt mich aber zu einer weiteren Frage. Ich finde es wirklich cool, dass du beinahe in jeder Band, in der du in den letzten 30 Jahren gewesen bist, gemeinsam mit Johan Bergebäck als Gitarrenpartner gespielt hast. Was ist das Besondere an eurem Zusammenspiel und eurer Kommunikation?

Diese Beziehung existiert schon so lange, dass wir kaum noch darüber sprechen müssen, was der jeweils andere will. Ich muss ihm auch nicht erklären, was ich spiele oder was er spielen soll. Wir waren noch nicht mal richtig erwachsen, als wir uns kennenlernten. Ich war 17 und er 16. Unser Gitarrenspiel klingt zusammen einfach wie eine Einheit. Wenn du einen von uns wegnimmst, fehlt etwas.

Konzertfoto von Necrophobic - Summer Breeze Open Air 2024

Seit mehr als 30 Jahren Gitarrenkumpels: Sebastian und Johan, hier live mit NECROPHOBIC (Foto: metal.de)

Wir haben auch unterschiedliche Prioritäten. Während ich jeden Morgen aufwache und versuche, herauszufinden, wie man besser Soli spielt, wacht er jeden Morgen auf und fragt sich, wie man die Band voranbringen und promoten könnte. Mir hingegen fällt es schwer, mein ‘Produkt zu verkaufen’. Wenn ich meine eigenen Sachen anhöre, denke ich schon, ‘das ist gut.’ Aber ich würde niemals davon ausgehen, dass jemand am anderen Ende der Welt Geld dafür ausgeben würde. Dann kommt Johan hinzu und sagt ‘Sebastian, wir müssen das veröffentlichen. Alle werden es lieben!’ Er ist natürlich auch ein sehr guter Musiker, aber wir haben unterschiedliche Herangehensweisen. Er möchte gern ein Rhythmus-Gitarrist sein und hat noch nie oberhalb des zwölften Bundes gespielt.

Du hast in mehreren Interviews den Einfluss von klassichem Hard Rock und Heavy Metal auf dein Spiel und Songwriting betont und auf “Reaperdawn” gibt es wirklich eine Vielzahl von grandiosen Gitarrensoli. Mit welcher toten oder lebendigen Person würdest du gerne mal auf einem Album so richtig einen wegshredden?

[seufzt] Ich denke an Jake E. Lee, der bei OZZY OSBOURNE auf “Bark At The Moon” und “The Ultimate Sin” spielt. Er ist einer meiner Alltime Faves. Ich weiß aber auch, dass Lead-Gitarristen häufig introviert und schwierig zum Zusammenarbeiten sind. Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee wäre [schmunzelt]. Auch an Warren DeMartini von RATT denke ich. Sein melodischer Stil und mein Stil könnten zusammen zu etwas ganz Coolem beitragen. Auch wenn ich britische Musik mehr mag, liebe ich vor allem die L.A.-/US-Gitarristen der Achtziger, die Bands wie MAIDEN oder PRIEST in Sachen Technik und Einfallsreichtum um Lichtjahre übertroffen haben.

Glenn Tipton und K. K. Downing haben perfekte Soli für die Art von Musik, die sie gemacht haben, gespielt. Aber Eddie Van Halen, Steve Vai und Jake E. Lee haben die Möglichkeiten auf der Gitarre ohne jedes Limit neu erkundet. Jeden Tag bin ich davon beeinflusst.

Da ihr nun schon einige Shows mit IN APHELION gespielt habt – hast du dich inzwischen daran gewöhnt, dass du nicht nun auch der Sänger und Frontmann in einer Band bist?

Ich singe und spiele tatsächlich schon Gitarre seit meiner Schulzeit – wir hatten da eine Punk-Band. Bei NECROPHOBIC habe ich auch direkt nach “Darkside” Chöre und Backing Vocals mitgesungen. Auf “In The Twilight Grey” singe ich die letzte Strophe des Titelsongs. Aber ich habe das noch nie für 60 Minuten gemacht, was die Herausforderung darstellt. Die Stimme für eine Stunde aufrechtzuerhalten, ängstigt mich ehrlich gesagt zutiefst. Wenn ich mich nicht gut höre und zu Beginn eines Sets zu viel Lautstärke kompensiere, laufe ich Gefahr, meine Stimme zu verlieren, da ich nicht über diese modernen Techniken verfüge. Ich nehme aber die Herausforderung an, so wie ich Gitarrensoli gelernt habe, die eigentlich über meinen Fähigkeiten liegen. Es war harte Arbeit, weil auch die Riffs sehr kompliziert sind, aber es hat sich gelohnt. Gene Simmons konnte auch alles gleichzeitig singen und spielen, was nötig war [lacht].

Wollt ihr mit IN APHELION eine Tour machen? Was sind eure Zukunftspläne mit dieser Band?

Daran arbeite ich sogar gerade, wir buchen gerade etwas zusammen. Das Problem bei Touren mit IN APHELION ist, dass wir in unseren Fünfzigern sind und Jobs, Häuser und Familien haben. Ich habe vier Kinder und fünf Katzen – diese Dinge kosten Geld! Wie also bringt man eine Band so klein wie IN APHELION auf Tour ohne Geld zu verlieren? Jetzt mit Century Media könnte das funktionieren, aber bisher war das der Grund, weshalb wir noch nicht auf Tour waren. Wir können uns nicht mehr wie mit 18 benehmen. Aber es wird etwas passieren!

Danke für deine Zeit und das tolle Interview, Sebastian. Einen schönen Abend dir noch!

Cheers, bye und danke!

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Quelle: Sebastian Ramstedt | Fotos: Leo Bergebäck, metal.de
14.09.2024

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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