In Aphelion
Kinder, Katzen und Konzertpläne

Interview

NECROPHOBIC ist eine Band, bei der die Leute ziemlich konkrete Erwartungen haben, wie sie klingen soll, nehme ich an. Bei IN APHELION dürfte das nicht in dem Maße der Fall sein. Mir ist zum Beispiel auch aufgefallen, dass die Lead-Gitarren-Arbeit noch ein gutes Stück ausgefeilter ist als bei deiner Stammband. Deswegen frage ich mich, ob IN APHELION für dich möglicherweise auch die persönlichere Band ist.

Sie ist es, auf jeden Fall ist sie das. Ich war bei NECROPHOBIC kein Gründungsmitglied. Ich musst in die Fußstapfen von David Parland treten, der ein exzellenter Musiker und ein echter Visionär war [Parland ist 2013 verstorben – Anm. d. Red.]. Ich nahm seinen Platz bei NECROPHOBIC ein und versprach, sein Erbe zu wahren; vor allem nun, da er tot ist. Ich wollte niemals seine ursprüngliche Idee von der Band verfälschen. Die Band ist außerdem seit vielen Jahren eine starke Gruppenleistung. Ich schreibe zwar die meisten Songs und ich schreibe Songs, die ich wirklich schreiben will, aber ich kann bei NECROPHOBIC nicht einfach tun, was ich will. Ich mache die Songs auf eine Weise, die ich nicht wählen würde, wenn ich sie nicht für Joakim, Johan und Anders schreiben würde.

IN APHELION: Zu drei Vierteln NECROPHOBIC?

Bei IN APHELION genieße ich den Luxus, dass ich freier bin und mir nicht um Death Metal Gedanken machen muss. Wie ich schon sagte, mag ich Death Metal im Vergleich zu früher nicht mehr so besonders; wobei ich schon noch gern solche Riffs schreibe – ich höre sie mir nur bei anderen nicht mehr gern an. Ich muss nur daran denken, wie ich den Song an sich haben will. Bei NECROPHOBIC ist außerdem das sehr persönliche Drumming von Joakim Sterner fundamental, an das ich mich anpassen muss beim Komponieren. Bei IN APHELION schreibe ich die Drums einfach, wie sie mir gefallen und Marco [Prij – Anm. d. Red.] setzt das problemlos um. In zehn Jahren gibt es solche Erwartungen vielleicht auch bei IN APHELION, keine Ahnung.

Sind die Drumparts dann allesamt deine Ideen oder bringt Marco auch etwas ein? Mir ist auch aufgefallen, dass sie wesentlich technischer als bei NECROPHOBIC sind, deswegen fragte ich mich, ob das deine oder seine Neigungen sind.

Ich schreibe eigentlich für beide Bands die Drums. Ich schreibe 90 Prozent von Joakims Drums und 90 Prozent von Marcos Drums. Aber Marco und Joakim haben jede Freiheit, etwas zu ändern. Ich bin aber auch ganz gut darin geworden, ihnen etwas anzubieten, was sie mögen und sowieso tun würden. Marco hat natürlich einige Dinge geändert, weil er im Gegensatz zu mir ein echter Drummer ist. Aber das meiste kommt von meinen programmierten Drums und das funktioniert auch bei NECROPHOBIC, weil ich inzwischen sowieso weiß, was Joakim an einer bestimmten Stelle spielen würde.

In Aphelion Bandfoto 2 2024

Eine echte Band – IN APHELION (Foto: Leo Bergebäck)

Da Bassist Tobias Cristiansson nun wie Johan und du auch bei beiden Bands spielt, stellt sich die Frage, ob es eigentlich leichter oder schwerer ist, Dinge zu organisieren, wenn sich drei Typen in zwei Bands überschneiden.

Es ist sehr einfach. Ich finde, Tobias ist der beste Bassist, mit dem ich je zusammengespielt habe. Er ist nicht deswegen Bassist, weil er ursprünglich mal der schlechteste Gitarrist in der Gruppe war. Bei 90 Prozent der Bassisten im extremen Metal ist das  der Fall. Tobias hat seinen Background wie ich im melodischen Hard Rock. Er kann der Musik mit dem Bass richtig Seele geben, weil er eben nicht nur die ganze Zeit so hart wie möglich Sechzehntel Noten schrubbt. Leider ist er auf “Reaperdawn” nicht zu hören, weil er etwas zu spät beigetreten ist.

Konzertfoto von Necrophobic - Summer Breeze Open Air 2024

Tobias Cristiansson (Foto: metal.de)

Tobias half uns aber auch bei den Live-Gigs, daher war es naheliegend, dass wir ihn als erstes fragten. Es war aber eigentlich nicht die Absicht, gleich drei Leute von NECROPHOBIC in der Band zu haben [lacht]. Überraschenderweise interessiert das aber niemanden. Wir sind eben keine verdammten Rockstars. Niemanden juckt es, was Sebastian tut [lacht erneut].

Natürlich waren zunächst nicht alle bei NECROPHOBIC glücklich darüber. Es ging aber für alle in Ordnung, als sie verstanden, dass es kein Wettbewerb ist. Weißt du, es gibt unterschiedliche Motivationen in dieser Band. Manche sind glücklich damit, alle sechs Jahre ein Album zu veröffentlichen und ich könnte am liebsten alle sechs Monate ein neues Album herausbringen. Somit war es für alle am Ende eine Win-Win-Situation.

Mich hat es ehrlich gesagt auch nicht übertrieben überrascht. Mein Freundeskreis und ich machen oft Witze darüber, dass schwedische Musiker eurer Generation häufig auf vier, fünf legendären Alben ganz verschiedener Bands gespielt haben.

[schmunzelt zustimmend]

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Quelle: Sebastian Ramstedt | Fotos: Leo Bergebäck, metal.de
14.09.2024

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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