Imperium Dekadenz
Interview zu "Procella Vadens"
Interview
Mit „Procella Vadens“ veröffentlichte die Schwarzwälder Formation IMPERIUM DEKADENZ gerade ihr erstes Album unter dem Banner von Season Of Mist. Da IMPERIUM DEKADENZ außerdem seit einiger Zeit auch die Bühnen dieser Welt unsicher machen, war es höchste Zeit, mit Drummer Vespasian über den „Wanderer im Sturm“ und anstehende Festival-Auftritte zu sprechen:
Grüß dich, Vespasian! Meine Glückwünsche zur Fertigstellung und Veröffentlichung von „Procella Vadens“! Ich hatte im Review zwar ein bisschen was zu meckern, der Gesamteindruck des Albums ist aber deutlich überwiegend positiv. Wie sehen bisher sonst die Reaktionen von Fans und Presse aus?
Grüß dich Falk! Die Reaktionen sind wirklich grandios! Aus allen Herren Ländern werden tolle Reviews an uns herangetragen, es gibt viele Interviewanfragen und Glückwünsche. Das wichtigste ist allerdings, dass das Album von den Fans hervorragend aufgenommen wird. Dies zeigen uns die vielen Zuschriften, welche uns in diesen Tagen erreichen. Du merkst, wir sind mit der Gesamtsituation mehr als zufrieden.
Ihr habt ja mit dem Gang von Perverted Taste zu Season Of Mist einen ziemlich einschneidenden Labelwechsel vollzogen. Was hat sich dadurch für euch geändert?
Es hat sich schlichtweg ALLES geändert! Wir arbeiten nun mit einem professionell aufgestellten Team zusammen, was sehr angenehm ist. Die Vertriebsstruktur von SOM ist natürlich um Welten besser als jene von PT. Zudem ist der Kontakt einfach herzlicher. Man bekommt umgehend Antwort auf Fragen und Anregungen…, hat das Gefühl, dass die Jungs und Mädels an uns glauben.
Kurzum: Es ist alles größer, professioneller und besser.
Trotz des finanzstarken Labels Season Of Mist im Rücken habt ihr euch entschieden, „Procella Vadens“ in Eigenregie aufzunehmen. Kannst du ein bisschen was zu euren Gründen dafür erzählen?
Zur Zeit von „Dämmerung der Szenarien“ entschlossen wir uns, eigenes Recording-Equipment zu kaufen bzw. unser bisher vorhandenes Gerät sinnvoll zu ergänzen. Für uns ist der Aufnahmeprozess ein sehr intimes Ritual. Nur Horaz und meine Wenigkeit haben während den Aufnahmen im Raum zu sein. Ich will keinen Produzenten neben mir sitzen haben. Natürlich ist der Prozess einer Albumproduktion ein enormer Kraftakt, weil man ja sowohl die künstlerische Seite als auch den technischen Aspekt im Blickfeld haben muss. Das Gefühl des Stolzes ist nach erfolgreicher Beendigung aber umso größer, und rechtfertigt alle Anstrengungen und Entbehrungen. Es gibt einfach Dinge bei IMPERIUM DEKADENZ, welche als in Stein gemeißelte Gesetzmäßigkeiten anzusehen sind. Das selbstständige Produzieren, ein Proberaum mitten im Schwarzwald… all das sind Dinge, die wir brauchen, um diesen ganz speziellen Geist, welcher dem Imperium innewohnt, heraufzubeschwören.
Das Mastering des Album habt ihr in die fähigen Hände von Christoph Brandes (Iguana Studios) gegeben. Wie kam es zu dem Kontakt und inwieweit habt ihr ihm eure Vorstellungen mit auf den Weg gegeben?
Ich wusste seit längerem, dass in der Nähe von Freiburg ein kompetenter Producer agiert, den manche Insider noch als Drummer von MIGHTIEST kennen dürften. Der Kontakt war schnell hergestellt, und Christoph gewann schnell unser Vertrauen (was alles andere als einfach ist, wenn es um „unser“ IMPERIUM DEKADENZ geht). Wir teilten ihm mit, was wir uns vorstellen und vor allem auch was wir nicht wollten. Unser Ziel war es, einen individuellen, undergroundigen, aber dennoch druckvollen Sound zu bekommen. Da unser Mix schon recht gut war, konnten wir nach ein paar wenigen Probemasterings schon die fertige CD in Empfang nehmen. Dankenswerterweise hat Christoph zudem die Spuren unter die Lupe genommen und einige kleine Knackser und andere Unsauberkeiten korrigiert. Dinge, die einem irgendwann nicht mehr auffallen, wenn man fast täglich an dem Material feilt. Auch gab er uns einige kritische Hinweise in Sachen Performance, so dass wir die ein paar Kleinigkeiten nachträglich neu aufnahmen/korrigierten.
Die Songtitel auf „Procella Vadens“ sind in vier verschiedenen Sprachen (Deutsch, Englisch, Latein und Französisch) gehalten. Wie kommt’s?
Wir waren schon immer fasziniert von verschieden Sprachen. In meinem Falle kommt hinzu, dass ich viele Verwandte in Frankreich habe, da mein Vater dort herkommt. Ich hatte also schon immer mit verschieden Sprachen und auch Kulturen zu tun. Zudem besitzt jede Sprache eine eigene Melodie, einen eigenen Charakter. Deshalb bietet es sich unserer Meinung nach an, die individuellen Eigenschaften der einzelnen Sprachen auch künstlerisch zu nutzen und den jeweiligen Song mit der passenden Sprache zu versehen. Wir gehen aber nicht hin und sagen, dass wir auf Gedeih und Verderb fünf verschiedene Sprachen auf einem Album unterbringen müssen…
Gibt es denn trotz der verschiedensprachigen Songtitel ein inhaltliches Konzept hinter „Procella Vadens“?
Ja, das gibt es. Als wir die ersten Liedfragmente, und auch die ersten Texte fertigstellten, wussten wir, dass wir dieses Mal mehr oder minder unbewusst eine dramatische Reise, eine Art Lebensline, zeichneten. Eine Wanderung, die Suche nach Erkenntnis… ein Marsch durch Höhen und Tiefen, symbolisiert durch die Kraft eines Sturmes. Das Coverartwork sowie die gesamte Booklettgestaltung stellen einen wichtigen Teil des Konzeptes dar. Jeder Mensch, der Antworten sucht, begibt sich auf eine Reise… wenn er gar mutig ist, wagt er es mitunter, auch abseits des Weges zu gehen…
Der Song „The Descent Into Hades“ ist ein sehr experimentelles Interludium. Wie kam es dazu? Gibt es spezielle Gründe, warum nur ein Song derart „aus dem Rahmen fällt“?
Wir lieben seit jeher Filmsoundtracks und Künstler wie DEAD CAN DANCE. Wir wollten schon immer etwas in dieser Richtung machen. Diesmal war die Zeit gekommen, da wir die passende Idee sowie das nötige Equipment zur Verfügung hatten. Ich bin sicher, dass wir in Zukunft noch weiter in diese Richtung experimentieren werden.
Ich finde, der Song fällt (abgesehen von der Instrumentierung) nicht sonderlich aus dem Rahmen. Er hat das typische IMPERIUM DEKADENZ-Feeling, lässt Bilder entstehen und stimmt auf das große Finale ein.
Der Albumtitel „Procella Vadens“ bedeutet ja übersetzt so viel wie „Wanderer im Sturm“ – seht ihr euch als Wanderer und, wenn ja, was ist der Sturm?
Wenn man so will, ist das Leben ein einziger Sturm. Mal streichelt er dich eher sanft, mal versucht er dich auf ungestüme Art aus dem Gleichgewicht zu reißen und dir den Boden unter den Füßen zu nehmen. Das Leben ist ein Kampf. Ziel ist es, zu bestehen, Herausforderungen anzunehmen und sich selbst treu zu bleiben. Ein Sturm ist eine sehr intensive Erfahrung, wenn man sich ihm schutzlos aussetzt…
Ihr habt im Mai letzten Jahres, verstärkt durch drei Musiker der Band VARGSHEIM, erstmalig die Bühne betreten und Songs eurer ersten beiden Alben live gespielt. Wie seid ihr mit euren bisherigen Auftritten und der Resonanz zufrieden?
Wir sind bislang absolut zufrieden! Die Resonanzen waren bislang sehr gut. Besonders auf dem Wolfszeit Festival konnten wir unseren Augen kaum trauen. Generell dachten wir nie, dass uns so viele Leute sehen möchten. Jedes Konzert brachte weitere Konzertanfragen mit sich. Wir konnten viele interessante Kontakte knüpfen! In persönlichen Gesprächen stellten wir zudem fest, wie wichtig unsere Musik für so manchen Zuhörer ist. Dies ehrt uns sehr, zeigt aber auch, dass wir Verantwortung haben.
Auf eurer Myspace-Seite habt ihr bereits verkündet, dass ihr dieses Jahr in Wacken spielen werdet. Auf welchen Festivals werden die Fans euch noch sehen können?
Am 13. Februar werden wir in Gießen auf dem Winterfire-Festival auftreten. Zudem sind wir vom Ragnarök-Festival gebucht worden. Im August werden wir uns, du hast es bereits erwähnt, Richtung Norden begeben und ein Konzert auf dem Wacken Open Air bestreiten. Eine tolle Gelegenheit, uns auch den ausländischen Zuhörern zu präsentieren! Weitere Konzerte sind in Planung! Auf jeden Fall werden wir beizeiten das Ausland ins Visier nehmen.
Zum Schluss hätte ich noch eine Frage zu euren Pseudonymen: Sowohl Horaz als auch Vespasian entstammen der römischen Antike: Horaz war ein römischer Dichter, Vespasian war als Kaiser jedoch eine Person der Politik, was im Zusammenhang mit Black Metal zunächst etwas seltsam anmutet. Woher kommt deine Vorliebe für dieses Pseudonym?
Wer sich mit dem Menschen Vespasian beschäftigt, wird sehr schnell feststellen, dass er eine Art Kontrapunkt zu den machtbesessenen, brutalen, mitunter geisteskranken Vorgängern darstellt. Mit seiner weltoffenen, ruhigen Art war er doch so anders als die Kaiser vor ihm. Das finde ich einfach faszinierend und es bestärkte mich, den Namen als Pseudonym zu wählen.
Dann danke ich ganz herzlich für das Interview – die letzten Worte gehören dir:
Falk, ich danke dir herzlich für dieses interessante Gespräch! Wir hoffen, dass sich die Leute mit unserem neuen Album beschäftigen und es Ihnen viele Emotionen vermittelt!