Imperium Dekadenz
"Kompromisse gibt es bei uns nicht."
Interview
IMPERIUM DEKADENZ haben heute ihr neues Album „Into Sorrow Evermore“ veröffentlicht, das bei uns im Soundcheck auf den ersten Platz kletterte und auch in der Review gut ankam. Natürlich haben wir deswegen dem umtriebigen Duo ein paar Fragen gestellt, welche sie uns ausführlich beantwortet haben. Denn IMPERIUM DEKADENZ machen keine halben Sachen. Doch lest selbst.
Danke für eure Zeit. Was würdet ihr sagen hat sich auf „Into Sorrow Evermore“ im Vergleich zu „When We Are Forgotten“ verändert?
Danke, dass ihr euch für unser aktuelles Schaffen interessiert! Wir wollten das neue Album kompakter gestalten. Das war zu Beginn ein klar formulierter Wunsch unsererseits. Die Songs sollten schneller auf den Punkt kommen. Aufgrund der Dynamik des Songmaterials haben wir auch bewusst keine akustischen Zwischenstücke mit auf das Album gepackt, weil es die einfach nicht gebraucht hat. Bei früheren Alben nach dem letzten Song eventuell eher erschlagen gefühlt hat von der Fülle der Eindrücke – das sollte diesmal aufgrund der Kompaktheit nicht mehr der Fall sein.
Zudem finden wir, dass unsere Darbietung auf „Into Sorrow Evermore“ nochmal energiereicher und auch emotionaler ist als auf den Vorgängern. Schnelle Parts sind schneller und energischer, melancholisch-doomige Parts noch ergreifender und konsequenter dargeboten. Wir haben es, so glauben wir, geschafft, alle Facetten unseres Sounds zu intensivieren. Der Gesamtsound ist sicherlich aggressiver ausgefallen. Hier hat unser Freund und Producer Christoph Brandes von den Iguana Studios großen Anteil dran. Er hat einmal mehr Nervenstärke und großartiges Können bewiesen, als es darum ging unsere peniblen Vorstellungen und Wünsche in einen großartigen Mix zu überführen.
Die Texte fallen auch persönlicher denn je aus. Geschichtliche Themen wurden diesmal gar nicht verarbeitet.
Wie lange habt ihr an dem Album gearbeitet? Eurer Release-Zyklus von drei bis vier Jahren ist ja meistens recht lang.
Gut Ding will Weile haben. Wir möchten immer das absolut Beste, was uns möglich ist aufnehmen und produzieren. Kompromisse gibt es bei uns nicht. Es braucht einfach immer etwa 3 Jahre, bis wir von der ersten Songidee bei einem fertigen Album angekommen sind. Die Zeit zwischen zwei Album vergeht für uns gefühlt wie im Flug, nicht zuletzt da wir ja auch mit Fulltime-Jobs ganz schön eingespannt sind.
Die ersten Songideen tauschten wir etwa Anfang 2020 aus. Dann kam Corona, und die Welt stand gefühlt still. Auch wir hatten in jenen Tagen mehr Zeit als sonst zur Verfügung. Während allerdings Lockdowns und Beschränkungen so manchen Zeitgenossen ernsthaft auf die Psyche schlug und viele Menschen in einen lethargischen Zustand verfielen, wurden wir immer kreativer und waren voller Tatendrang. So sammelten sich etwa 20 Songs an, von denen es nun 8 zu hören gibt.
Manche Alben von IMPERIUM DEKADENZ widmen sich einem Oberthema. Ist das auch dieses Mal so und wenn ja, welches ist es? Falls nein, wovon handeln die Lyrics?
Im Gesamtkonzept gesehen, symbolisiert das Cover eine Art Waage, eine Wahl zwischen Hell und Dunkel, Glück oder Leid. Die Lieder zeigen unterschiedliche Wege auf, die bewusst durch die Dunkelheit (als Metapher für Leid, Unglück, Unzufriedenheit, Resignation usw.) führen.Wir wählen die furchterregende Seite des Covers („Into Sorrow Evermore“) und ziehen Kraft aus dieser dunklen Energie, wo die allgemeine Gesellschaft hingegen dem Licht entgegen strömt und schlussendlich erblindet. Blind für die Realität und die eigenen dunklen Seite des Geistes, die jedem inne wohnt.
Natürlich hat die Zeit unter der Pandemie das Album geprägt, wo so viel Zeit im Mahlstrom der Belanglosigkeit verloren ging … Träume, sowie Ziele unerreichbar wurden. Doch auch hier schließt sich der Kreis, wenn wir sagen, dass wir aus dieser Zeit schlussendlich die Zeit, Inspiration und Kraft schöpfen konnten, um einen Reigen an kraftvoller Kunst zu erschaffen.
Der Ansatz zweier Gesichter auf dem Cover findet sich in der Mythologie oft wieder. Wer hat das Cover entworfen und wie seid ihr darauf gekommen?
Um ein weiteres eigenständiges Cover an den Start zu bringen wollten wir, wie schon beim Vorgängeralbum, das Motiv selber gestalten und fotografisch festhalten. Die Idee mit den Masken hatten wir schon länger im Kopf. Holzmasken sind tief im Brauchtum unserer Heimat verankert (Stichwort: Fastnacht). Wir waren schon als Kinder von dämonischen Teufels- oder Hexenmasken begeistert. Die Vorstellung die Emotionen der neu komponierten Musik und der Lyrics in Holz geschnitzt zu bekommen, reizte uns.
So reifte die Idee den befreundeten Maskenschnitzer Simon Stiegeler zu kontaktieren, mit ihm unserer Ideen bezüglich des Covers und generell des Artworks auszutauschen. Schnell war klar, dass wir für das Covermotiv, welches als eine Art Waage zwischen Hell und Dunkel gedeutet werden kann, zwei individuelle Masken anfertigen lassen wollten. Das finale Covershooting haben wir dann zusammen mit Void Revelations realisiert. Den letzten Schliff bekam das Foto dann durch Alex (Heresie Studios).
Dieses Mal sind alle Titel auf Englisch, wie entscheidet ihr, welche Sprache ein Song haben soll?
Dies war keine bewusste Entscheidung. Als wir uns auf die 8 Songs für das Album festlegten merkten wir irgendwann, dass diesmal kein deutscher Titel darunter zu finden ist. Alle dieser Lieder funktionieren am besten mit englischen Lyrics (das merkt man schnell beim Schreiben der Texte zur Musik), weswegen wir gar nicht erst versuchten, krampfhaft einen deutschen Text an den Start zu bringen.
In der Box-Version des Albums liegt als Bonus eure „Promo 2005“ bei. Habt ihr euch mit euren Anfängen beschäftigt oder wie kam es dazu, diese ausgerechnet jetzt wieder zugänglich zu machen?
Die letzten Jahre bekamen wir immer und immer Anfragen, ob wir Demo nicht zumindest online stellen können, usw. Wir haben immer abgelehnt. Letztes Jahr haben wir mal wieder in die alten Aufnahmen reingehört und wurden mitunter etwas nostalgisch – sind diese ersten Gehversuche doch ein Relikt einer wilden und extremen Zeit. So reifte dann doch der Entschluss, diese Aufnahmen in einem würdigen Rahmen den interessierten Fans zu offerieren. Und diese limitierte Holzbox ist genau dieser würdige Rahmen.
Das Ganze ist auch als Dankeschön für unser Die-Hard-Supporter zu verstehen, welche uns wirklich fantastisch unterstützen und letztlich Albumproduktionen wie jetzt eben „Into Sorrow Evermore“ erst möglich machen. An den Aufnahmen wurde absolut nichts verändert – das war uns wichtig.
Wenn ihr „…und die Welt ward kalt und leer“ noch einmal aufnehmen würdet, was würdet ihr anders machen, was nicht?
Das Album hat seinen Charme und ist ebenfalls ein Relikt einer sehr intensiven Zeit unseres Lebens. Eine Neuaufnahme macht deshalb keinen Sinn. Allerdings, und da sind wir ehrlich, haben wir seinerzeit im Eifer des Gefechts den Mix auf der Zielgeraden versaut. Wir hatten das Album auf einem 8-Spur Recorder aufgenommen. Damit Spuren frei werden, musste man erstmal mehrere Spuren auf eine Stereospur „überspielen“. Hier schlich sich leider der Fehlerteufel ein. Deshalb klingt z.B. das Schlagzeug mehr als bescheiden. Man hört schlicht viele Details absolut gar nicht, Bassdrumschläge sind verschluckt, usw.
Letztes Jahr haben wir die aufgenommenen Spuren spaßeshalber mal in Ohrenschein genommen und waren mehr als erstaunt wie gut die eigentlich klingen. Es wird vielleicht irgendwann mal einen neuen Mix dieses Albums geben. Versprechen können wir das aber nicht, da es extrem kompliziert ist, die Spuren aus diesem Gerät in eine DAW zu überführen.
Wie findet ihr die aktuelle Scheibe eurer Livemusiker VARGSHEIM, „In The Tower Of Ivory“?
Wir haben die Scheibe erst kürzlich bekommen. Uns gefällt der eigene Stil der Jungs sehr. Das neue Album macht hier keine Ausnahme. Die Jungs haben es geschafft ihre Stärken weiter auszubauen, und einfach geile Nummern abzuliefern. Wir können sie wirklich empfehlen! Unterstützt Vargsheim!
Apropos live, wollt ihr schon etwas zu den Liveplänen 2023 verraten?
Wir sind an einigen Themen dran, können und dürfen an dieser Stelle allerdings noch nichts offiziell verkünden. Wer uns buchen möchte, kann sich aber sehr gerne an uns wenden.
Danke für eure Zeit und die letzten Worte gehören euch!
Wir möchten die Gelegenheit nutzen, uns bei allen Supporten zu bedanken! Wer mit offenen Augen und Ohren die aktuelle Situation im Musikgeschäft wahrnimmt, weiß, wie schwierig sich die Dinge momentan darstellen. Treue und leidenschaftliche Unterstützer hinter sich zu wissen ist ein unbezahlbares Privileg … denn nur deshalb können wir solche Albumproduktionen auf diesem Level überhaupt realisieren. Jetzt hoffen wir, dass Euch unser neues Album intensive Momente beschert, und es Euch die chaotische Welt zumindest für eine Weile aus den Gedanken verdrängt.