Imperium Dekadenz
Interview mit Vespasian zu "Meadows Of Nostalgia"
Interview
IMPERIUM DEKADENZ haben mit „Meadows Of Nostalgia“ vor kurzem via Season Of Mist einen heißen Anwärter für den Titel „Black Metal-Album des Jahres 2013“ abgeliefert. Grund genug, Vespasian ein paar Fragen zu dem Werk zu stellen.
Hallo Horaz, hallo Vespasian! Alles gut bei euch?
Vespasian: Ave Katharina! Alles gut soweit!
Glückwunsch zum Release eures neuen Albums „Meadows Of Nostalgia“. Meiner Meinung nach ein wirklich herausragendes Album! Seid auch ihr zufrieden damit?
Vespasian: Ja, wir sind sehr glücklich mit dem Resultat. Wir haben uns wirklich extremst die Ärsche aufgerissen und viele Entbehrungen in Kauf genommen, um dieses Album-Projekt wahr werden zu lassen. Wenn man jetzt das fertige Endprodukt in den Händen hält, ist das schon ein bewegendes Gefühl für uns. Wir sind stolz auf unsere Leistung und auch dankbar, dass wir das alles in so einem professionellen Umfeld realisieren durften.
Förmlich alles an dem Werk schreit „Nostalgie“, natürlich der Titel, doch auch das Cover und selbstverständlich die Musik, mit der ihr euch nach „Procella Vadens“ spürbar wieder ein Stück zu euren musikalischen Wurzeln bewegt habt. War diese Entwicklung geplant und habt ihr euch bewusst zum Schreiben eines solchen Albums entschlossen? Oder war dies Teil der natürlichen Entwicklung von euch als Band?
Vespasian: Es war ein lang gehegter Wunsch von uns, einmal ein Album zu erschaffen, welches sich mit der Thematik Schwarzwald, den damit verbundenen Emotionen, Erinnerungen usw. befasst. Im Prinzip ist dieses Unterfangen schon seit Jahren in unseren Köpfen gereift. Jetzt hat alles zusammengepasst, wir fühlten, dass es nun der Zeitpunkt gekommen war, dieses anspruchsvolle und für uns auch sehr persönliche Thema anzugehen.
Weder haben wir bewusst auf die Thematik „hinkomponiert“, noch haben wir uns lyrisch vom Gesamtkonzept einengen lassen. Es hat nun einfach alles gepasst. Die Musik, die Texte, die grafischen Illustrationen… alles fügte sich genau ab dem Moment zusammen, als wir für uns den Entschluss fassten, ein „Heimatalbum“ aufzunehmen. Auch wenn es verrückt klingt: Wir hatten mehr als einmal das Gefühl, dass wir teilweise von unbekannten Kräften geleitet werden.
Besonders beeindruckend auf dem Album fand ich den Song „Ave Danuvi“ mit seinem hintergründigen Chor, der dem Song so unglaublich viel Gefühl, Tiefe und Epik verleiht. Wie kamt ihr auf diese Idee und wir habt ihr das technisch umgesetzt – einen ganzen Chor hattet ihr ja bestimmt nicht mal eben mit im Studio! 😉
Vespasian: Es war ein lang von mir gehegter Wunsch mal mit Chorpassagen zu arbeiten, da diese, geschickt eingesetzt, einem Song unglaubliche Tiefe und, wie du sagst Epik verleihen kann. Bei Ave Danuvi war uns gleich ab dem ersten komponierten Ton klar, dass hier ein Chor passen würde.
Ein Freund von mir, Stefan Dittrich, komponiert gerne Filmscores und ähnliches. Dementsprechend verfügt er über eine riesige und professionelle Soundlibrary. Wir schickten ihm die Textpassage und die Melodie. Den Rest erledigte er in seinem Studio in mühsamster Kleinarbeit, denn: Der Chor musste ja wirklich unseren Text und unsere Melodie performen. Stefan hat wirklich tolle Arbeit geleistet. Und wer uns kennt, weiß, dass wir die involvierten Leute sehr stark „belasten“ können mit Änderungswünschen etc, haha.
Gelungen ist auch das Zusammenspiel zwischen den zarten, verzaubernden Akustik-Parts und den übrigen oftmals düsteren und harschen Passagen. Würdet ihr dies als wichtigen Teil eures individuellen Sounds bezeichnen? Was macht euren Stil eurer Meinung nach besonders aus?
Vespasian: So klischeebeladen es klingen mag. Wir komponieren direkt aus dem Bauch und versuchen sämtliche Emotionen und Gefühle, welche uns innewohnen zu vertonen. Da ist es nur logisch, dass eine große Bandbreite an unterschiedlichen Emotionen den Weg in unsere Musik findet. Schließlich sind wir nicht immer nur am Hassen, und schon gar nicht sind wir immer nur ruhig und ausgeglichen.
Ein weiterer entscheidender Punkt ist sicher unser Gitarrenspiel. Die Kombination Horaz/Vespasian funktioniert einfach, bzw. lässt uns doch recht eigenständig klingen.
Habt ihr selbst Favoriten auf „Meadows Of Nostalgia“? Bestimmte Songs oder Parts, die euch am meisten bedeuten, die euch nach eurer Meinung am besten gelungen sind oder die das Album einfach „ausmachen”?
Vespasian:Ich für meinen Teil habe eigentlich keinen Favoriten. Je nach Stimmungslage preferiere ich den ein oder anderen Song.
Worum geht es genau auf „Meadows Of Nostalgia“? Könnt ihr uns etwas über das textliche Konzept hinter dem Album und seine Bedeutung für euch erzählen?
Vespasian: Die Album Idee beziehungsweise das Konzept entstand durch die Erkenntnis, dass viele unserer Diskussionen um spezielle, gleichartige Themen kreisen und zumeist in der Ergründung des persönlichen Werdeganges liegen. Diese Themen haben zu meist einen nostalgischen Charakter, doch der Mehrwert ergibt sich aus der Feststellung wie sich damalige Entscheidungen, Gedankengänge, Emotionen und Schicksalsschläge auf den Status Quo unseres Lebens auswirkten.
Wir haben versucht, die Eckpfeiler dieser Themen und Gedankengänge herauszukristallisieren und diese musikalisch und Lyrisch umzusetzen. Es ist aber auch eine Ergründung dessen, wie und warum wir mental zu der Kunstrichtung Black Metal gekommen sind, wie wir sie leben und interpretieren. Die einzelnen Stücke stehen beispielhaft für die 3 wichtigsten Themen:
- Romantisiert-geschichtliche, aber auch nostalgische Gedankengänge zu eigenen Lebenserfahrungen und der Leidenschaft zu antiker Geschichte.
- Naturverehrung im Hinblick auf ihre dunkle, mystische, geheimnisvolle und erhabene Seite des Schwarzwaldes.
- Eigene Träume, Vorstellungen, Ideen und Sehnsüchte, die unseren Lebensweg formten (und formen) und oft entfernt vom Verständnis unserer allgemeinen Gesellschaft liegen.
Ein Beispiel: „Ave Danuvi“ ist eine Ehrerbietung an die Donau, welche in Donaueschingen entspringt. „Brigach und Breg bringen die Donau zu Weg“! Die Brigach fließt in der Nähe meines Elternhauses entlang, die Breg direkt vor dem Elternhaus von Horaz. Dies kann man nun auf IMPERIUM DEKADENZ übertragen. Zusammen lassen wir etwas Kraftvolles entstehen, so wie die kleinen Flüsse Brigach und Breg die kraftvolle und stolze Donau entstehen lassen.
Man darf dieses Album gerne als unser „Schwarzwaldalbum“ ansehen.
Meiner Meinung nach ist das Cover sehr gelungen und stimmungsvoll und fängt die Atmosphäre des Albums wunderbar ein. Wer zeichnete sich dafür verantwortlich und wie entstand es?
Vespasian: Begonnen hat alles in dem Moment, als ich in einer alten Schwarzwaldchronik das Bild eines Hausierers fand. Horaz und mir war sofort klar, dass dieser Hausierer das zentrale Element des Covers werden sollte. Leider lag uns das Bild in sehr schlechter Auflösung vor. Somit begann die Suche nach dem Original-Druck. Irgendwann landete ich bei einem Verlag in Freiburg , welcher uns Auskunft geben konnte, in welchem Buch das Bild ursprünglich veröffentlicht wurde. Es handelte sich um ein Bildband von Anfang des 20. Jahrhunderts. Wir mussten längere Zeit suchen…irgendwann fanden wir ein Exemplar, welches wir dann für teures Geld erstanden haben.
Unser Grafiker, Simon Bossert, erarbeitete mit uns dann das fertige Coverbild. Er verstand es perfekt, der Szenerie noch mehr an Tiefe zu verleihen.
Gibt es Bands oder Alben, die euch generell, aber insbesondere auch bei diesem Album besonderes inspiriert haben? Ich höre da beispielsweise einiges aus den norwegischen 90ern! 😉
Vespasian: Natürlich ist man nicht frei von Einflüssen, und ganz sicher sind auch wir von alten norwegischen Klassikern beeinflusst. Es gab und gibt aber keine Band aus dieser glorreichen Zeit, welcher wir ganz gezielt nacheifern wollen.
In meinem Review zu dem Album kürte ich „Meadows Of Nostalgia“ bereits zum Anwärter auf das Black Metal-Album des Jahres. Welche Veröffentlichungen haben euch denn im bisherigen Jahr 2013 besonders gut gefallen, gern auch außerhalb des Black Metal? Und gibt es auch kommende Alben, auf die ihr euch sehr freut?
Vespasian: Ich freue mich auf die neue MY DYING BRIDE EP, welche dieser Tage erscheint. Ansonsten habe ich dieses Jahr bislang nur eine CD gekauft. Und das ist die neue WARDRUNA.
Euer neues Album erscheint auch auf Vinyl und vor kurzem wurden auch eure ersten Album als LPs veröffentlicht. Wie wichtig ist euch diese Art der Veröffentlichung? Sammelt ihr auch selbst Vinyl?
Vespasian: Vinyl ist ein tolles Medium und macht natürlich einiges her, wenn die Verpackung liebevoll gestaltet ist. Uns war es immer ein Anliegen, dass unsere Alben auch auf Vinyl erscheinen. Bis auf die „Procella Vadens“ sind nun auch alle Alben auf Vinyl erhältlich. Aber als Vinylsammler kann ich mich nicht bezeichnen.
Welchen Stellenwert räumt ihr demgegenüber „moderneren“ Veröffentlichungs-Arten wie Downloads bei itunes & Co. ein? Und würdet ihr euch selbst auch Musik auf diese Art kaufen?
Vespasian: Wenn mir ein Album zusagt muss und will ich es auf CD/Vinyl haben. Punkt. Da bin ich oldschool. Ich finde es aber gut, dass man heutzutage die Platten im Netz probehören kann. Die Label streamen ja auch mittlerweile ihre Neuveröffentlichungen. Ich habe mir aber noch nie ein Album im mp3-Format gekauft. Wie gesagt: Wenn mit eine Platte zusagt, bestelle ich sie umgehend auf CD oder Vinyl.
Einige Konzerte sind für dieses Jahr schon bestätigt, doch wird es darüber hinaus vielleicht auch eine Tour geben? Oder weiter Shows, insbesondere im Laufe des Festival-Sommers?
Vespasian: Eine Tour soll es auf jeden Fall geben. Wann und in welchem Umfang eine solche Konzertreise stattfinden wird, kann ich noch nicht sagen. Wir sind dran!
Als nächstes steht nun das Beastival Festival in Geiselwind an, auf welches wir uns sehr freuen.
Vielen Dank für das Interview. Du hast das letzte Wort!
Im Namen von IMPERIUM DEKADENZ möchte ich mich bei allen Leuten da draußen bedanken, die unseren Alben hören, sich mit unseren Texten beschäftigen und unsere Konzerte besuchen!
Bei dir, Katharina, bedanke ich mich für dieses Interview! Cheers!