Immortal
Interview mit Demonaz zu "The Seventh Date Of Bashyrkh"
Interview
Seit der Reunion im Jahre 2006 und der Veröffentlichung des Comeback-Albums „All Shall Fall“ sind IMMORTAL wieder voll und ganz in der Metalwelt präsent, was sie unter anderem auch mit der Veröffentlichung einer verdammt starken Live-DVD bestätigen. Da wurde es einmal höchste Zeit, Textwriter und Gründungsmitglied Demonaz nach seinen Ansichten zur Metalszene, Medien und der Zukunft zu befragen. Auch wenn er sich hartnäckig weigerte, irgendetwas über die norwegische Black-Metal-Szene zu erzählen (oder gerade deshalb!) führten wir ein äußerst ausgelassenes Gespräch über den Sinn von Auszeiten, Interviews und neue Strömungen in der Rock- und Metalwelt. Doch lest im Folgenden selbst, was der gestandene Black-Metal-Veteran und Blashyrkh-Schöpfer mir am Hörer zu sagen hatte!
Hallo?
Hi, Demonaz!
Ja, tut mir leid, ich bin gerade aus dem Studio gekommen.
Erzähle mir ein wenig darüber, was so alles passiert ist, seit ihr „All Shall Fall“ veröffentlicht habt?
Nun, nachdem wir das Album veröffentlicht hatten, haben wir ein paar Konzerte in Kanada, den USA und einige in Norwegen gespielt, außerdem waren wir auf den großen Festivals im Sommer vertreten und haben noch ein paar vor uns. Wir haben außerdem ein Video für den Song „All Shall Fall“ in Norwegen gedreht, im Gebirge.
Klingt cool!
Hoffentlich wird es in einem Monat oder so veröffentlicht, und ja, wir haben jetzt endlich eine rockende DVD herausgebracht.
Ihr spielt dieses Jahr eine Menge Festivals.
Ja.
Nachdem ihr nun zwei Dekaden lang Black Metal gespielt habt, wie würdet ihr euren Status in der norwegischen Black-Metal-Szene einschätzen?
Ich denke es gibt keine Szene, weil die Szene immer von den Medien gemacht wurde. Und wir haben uns nie einer Szene zugehörig gefühlt, es gibt andere Bands die eine ähnliche Art von Musik spielen, aber wir haben es nie so wahrgenommen, dass es eine Szene gegeben hätte. Jedes mal wenn irgendein Metal-Magazin ein Interview über die Black Metal Szene führen wollte lehnte ich ab, weil wir uns nicht wie eine Szene fühlen, wir sind IMMORTAL und wir kümmern uns um niemanden. Es gibt andere Bands, die ich mag, und die die gleiche Art von Musik machen, aber ich habe immer gefühlt, dass wir anders waren.
Zahlreiche Leute mögen eure Musik und auch euer neues Zeug, insofern spricht das für euch.
Naja, wir machen seit zwanzig Jahren mehr oder weniger das gleiche, also hoffe ich doch, dass es ein paar Leute gibt, die das mögen.
Euer Sound hat sich sehr verändert, er ist weitaus epischer und moderner geworden.
Der Sound hat sich verändert, aber ich denke, das war nötig, weil der Sound auf unseren ersten Alben der Musik nicht gerecht werden konnte. Seit „At The Heart Of Winter“ haben wir jedes Album mit Peter (Anm.: Peter Tätgren) produziert, und er brachte genau die Härte in den IMMORTAL-Sound, die wir wollten. Deshalb denke ich, dass das neue IMMORTAL-Album eines der besseren ist, wobei jedes Album von IMMORTAL anders geworden ist, weshalb du keine Lieder der selben Art findest. Ich denke, sie sind zeitlos, aber das ist meine Meinung.
Denkst du, dass IMMORTAL kommerzieller geworden sind?
(lacht) Das ist eine gute Frage. Natürlich wollen die Labels immer etwas an deiner Band verdienen, aber dieses Jahr sagten wir nein zum norwegischen Grammy, wir sagten nein zu einem Interview mit Mojo, wir sagten nein zu einer Menge Dinge wie Studioberichten. Wir haben nichts dergleichen gemacht, wir haben keine Promo-CDs für das letzte Album gemacht, weshalb ich denke, dass man uns nicht als kommerziell bezeichnen sollte. Das ist eine Frage die einem viele Leute immer stellen, aber wir haben keinen kommerziellen Stil, wir haben nie versucht, IMMORTAL mit zu vielen Produkten und zu viel Medienkram an die Spitze zu bringen, also sagen wir nur ja zu den Dingen von denen wir glauben, dass sie zur Band passen. Und das gleiche mit der Musik: Ich denke nicht, dass wir von großen, erfolgreichen Bands inspiriert sind, wir folgen niemandem, um selbst bekannter zu werden. Wir haben diese Sache, die wir „Blashyrkh“ nennen, diese Sache namens IMMORTAL, innerhalb deren wir uns bewegen, deshalb denke ich nicht, dass wir von vielen anderen beeinflusst sind.
Was war der Hauptgrund für eure Wiedervereinigung?
Ich werde dir eine ehrliche Antwort geben: Wir hatten Anfang 2001 Probleme, weil wir nie ein anständiges Management sowie die richtigen Leute um uns hatten. Wir hatten Probleme damit, und jeder wollte etwas von uns weil wir ein paar erfolgreiche Alben gemacht haben, aber uns war nicht danach, das mit der Welt zu teilen, weil wir nie bei IMMORTAL gespielt haben, um Geld zu verdienen. Wir haben immer unsere Leidenschaft in die Musik gelegt und nie versucht, davon zu leben. Also mussten wir eine Pause nehmen, anders wäre die Band gestorben weil wir fühlten, dass es nicht der richtige Augenblick für eine Tour war. Wir wollten einfach eine Pause haben, und fingen zwei monate später an, am Projekt I zu arbeiten und es war gut, eine Pause zu machen und den Leuten „Fuck Off!“ zu sagen. Es war wirklich herrlich! (Lacht)
Dir ist IMMORTAL wichtiger als I?
Natürlich! I war nur ein Projekt, weil wir in der Zwischenzeit etwas tun mussten. Abbath und ich hatten bereits geplant, IMMORTAL Anfang 2006 wiederzubeleben, wir wussten also, was kommen würde, aber wir brauchten eine Auszeit. Wir brauchten Ferien. Einfach um wegzugehen und zurückzukehren. Es war das Klügste, was wir je getan haben, weil ich denke, dass wir, wenn wir immer weiter gemacht hätten, ausgebrannt wären. Abbath und ich haben so lange zusammen gearbeitet, außerdem hatten wir Probleme mit den Schlagzeugern, den Bassisten, dem Management, den Labels. Wir fühlten einfach, dass wir eine Pause brauchen, es ist nicht komplizierter als das. Als wir also 2007 zurückkehrten, waren alle Shows für 2007 bereits ein halbes Jahr vorher geplant. Ich sehe es nicht als ein Come-Back, wir machten einfach da weiter, wo wir aufgehört hatten.
Was sind die Hauptinspirationen für deine Lyrics?
(lacht) Mein eigener Geist. Nun, ich denke, die Inspirationen kommen von einer Menge Dinge. Ich war schon immer sehr interessiert an Lyrics, Büchern, Filmen und Dokumenten. Ich war schon immer dafür zu begeistern. Ich denke, die Inspirationen sind vielseitig, aber ich wollte nie, dass IMMORTAL religiös oder politisch ist.
Ich denke auch, Metal sollte keinesfalls politisch sein.
Ich halte uns nicht für eine Punk-Band. Ich wollte lediglich etwas Einzigartiges erschaffen, etwas, das anders ist als alles andere. Auch wenn wir nicht denken, dass IMMORTAL die originellste Band der Welt ist was Lyrics, Musik, Image oder sonstwas anbelangt so ich denke ich, wir haben eine eigene Art, einen eigenen Ausdruck und zwar deshalb, weil wir nicht so sehr von anderen beeinflusst sind. Wir hatten nie Angst davor, genau das zu tun, was wir wollen, selbst wenn Leute sagten, dass es nicht gut sein würde. Ich erinnere mich an diesen Fettsack der zu mir kam und sagte „Ich mag euer erstes Album, aber das zweite mag ich nicht“ und ich sagte dazu „Naja, warum hast du es dir gekauft? Kauf etwas anderes. Wir sind nicht die einzige Band auf der Welt“. Mit allem anderen ist es das gleiche, es scheint mir, als ob keiner etwas mit seiner Zeit anzufangen wüsste, wie mit dem Internet. Eine Menge ist passiert, seit wir eine Auszeit genommen haben. Alles ist heute anders als noch 2001.
Klar. Was denkst du über das Internet, Myspace und all diese Sachen?
Jetzt reden wir über kommerzielle Angelegenheiten. Ich mag keine News, ich mag die Presse nicht besonders. Ich wollte Interviews mit Leuten machen, die über die Musik schreiben. Gestern sagte ich nein zu einem Artikel bei der größten norwegischen Zeitung, weil sie über unsere Erinnerungen an Touren mit diversen Bands schreiben wollte und ich sagte „Kommt wieder, wenn ihr über Immortal schreiben wollt!“
(lacht)
Ja, aber weißt du, eine Menge Leute fragen uns dauernd „Warum habt ihr dazu nein gesagt?“ Weißt du was? Warum sollen wir ja dazu sagen?! Ich sage immer ja zu Dingen, wenn Leute etwas über meine Band machen wollen. Wenn sie nichts für meine Band tun wollen, dann machen sie es nur für sich selbst. Und es ist mir egal, weil ich all das nicht wegen des Geldes mache. Natürlich machen wir es auch wegen dem Geld, aber das ist es nicht, was uns antreibt. Wenn es das wäre, was uns antreibt, würden wir nicht diese Art von Musik spielen oder zumindest nicht so extrem sein. Wenn es um Geld ginge, würden wir um die Welt touren, denn wir hätten die Möglichkeit dazu. Wir könnten touren, wo immer wir wollen. Im Augenblick tun wir das, weil wir eine Menge Tonträger verkaufen und die Band groß ist, aber wir wollen nicht nur so etwas tun, sondern wir wollen tun, was sich richtig anfühlt, wir wollen Festivals spielen, auf denen wir eine großartige Show bieten können, mit Pyros und alldem, damit wir jeden ausblasen können. Das ist das Wahre!
Das ist Metal.
Natürlich!
Aber lass mich dir diese eine Frage stellen: Was hälst du von Vargs Comeback?
Warum stellst du diese Frage?
(lacht) Ich weiß, du hast mir von deiner Meinung dazu erzählt. Aber es wäre wirklich interessant zu wissen, weil hier in Deutschland viel darüber diskutiert wurde.
Ich beantworte solche Fragen nie, wenn ich Interviews führe. Das wird immer missverstanden.
Es wäre jedenfalls interessant gewesen.
Ja, aber weißt du was: Es ist nicht interessant für mich.
In Ordnung. Welche Art von Musik beeinflusst dich denn?
Nun, ich höre größtenteils alte Musik aus den 80ern, 90ern, 70ern, wie MOTÖRHEAD, BLACK SABBATH, das alte KISS-Zeug und eine Menge düstere Musik wie FIELDS OF THE NEPHILIM, natürlich BATHORY, all die klassischen Black-Metal-Alben, ich höre viel Musik und wenn ich Musik kaufe, dann nur auf Vinyl.
Das ist cool!
Ja, ich habe keine CDs, weil ich keine mag.
Es ist schon ein wenig traurig, dass das alles zunehmend verloren geht, ich meine, viele Leute laden ihre Musik im Internet herunter und betreiben File-Sharing…
Ja, aber man kann das nicht bremsen, deshalb denke ich nicht viel darüber nach. Ich stimme mit dir überein. Wir machten keine Promo-Exemplare für „All Shall Fall“ und schickten niemandem CDs, also sagten mir viele Leute „Du könntest eine Menge Interviews verpassen“. Nun, was dann? Wir haben diese Band nie gegründet, um Interviews zu führen. Wir haben diese Band gegründet, um die beste Musik auf Erden zu spielen, und ich das ist glaube ich das, was wir immer noch tun (lacht)
Das ist ein großartiges Konzept! (lacht ebenfalls)
Aber natürlich, wir hören uns die Magie der alten Zeit an, all die alten Alben. Mir kommen selten neue Bands unter, die ich mag. Aber ich denke viele empfinden das so, weil es eben die Szene gab, es gab Thrash-, Death- und Black Metal, und Punk… Es war vor zwanzig Jahren einfach anders. Da gab es all diese Bands wie die SEX PISTOLS, und wir hingegen hörten VENOM, BATHORY und viele andere Bands. Wir arbeiteten im Untergrund und spielten Demos ein. Deshalb ist eine Menge dieser Magie verloren. Es sind sehr wenige Bands übrig, und auch diese Bands, wie MOTÖRHEAD, sind irgendwie am altern… Es gibt einen Grund warum einige dieser Bands sich immer noch herumtreiben, weißt du? Weil es keine neuen guten Bands gibt, glaube ich.
Ja, aber es gibt schon einige neue Bands die ebenfalls gut sind. Natürlich, die alten Bands haben einen Sonderstatus…
Ich denke es gibt eine Menge Müll.
Wohl wahr.
Überall.
Du hast Recht.
Ich meine es ernst, ich habe seit vielen Jahren keine neue CD oder LP gekauft weil ich fast nur das alte Zeug höre.
Ich bin auch so manches Mal über den Müll überrascht, den ich kriege.
Es gibt eine Menge großartiger Musik, wenn du in der Zeit zurückgehst. Ich denke, das ist ziemlich logisch, da früher Bands dem Label etwas beweisen mussten, um einen Vertrag zu bekommen und bekannt zu werden. Heute denke ich, dass gerade in der Alternative-Szene die Labels ihr Geld nicht in eine, zwei oder drei Bands stecken wollen, sie wollen gleich fünf oder zehn Bands im selben Monat herausbringen, so dass alle Bands davon leben können und genug Geld verdienen können, um weiterzumachen. Das hat eine Menge Musik getötet. Und heutzutage spielt jeder in einer Band.
Was sind eure Zukunftspläne für IMMORTAL, abgesehen von all den Shows?
Wir haben diesen Sommer noch einige Festivals und verbringen dann den Herbst und Winter im Norden, um eine Inspirationsrundfahrt für unser nächstes Album zu starten. Wir haben bereits ein paar Lieder und eine Menge Arrangements, deshalb fangen wir im Herbst an, am neuen Album zu arbeiten.
Habt ihr bereits fertiges Material?
Ja, wir haben bereits etwas, aber es steht noch nichts fest, wir haben nur eine Menge Riffs und Ideen, wir stehen also am Anfang, wenn du weißt, was ich meine. Wir haben gerade erst angefangen, über Dinge zu reden und der Ball ist am Rollen. „All Shall Fall“ klang ganz anders als die Sachen zuvor also denke ich, das nächste Album wird eine Herausforderung, aber es wird wie jedes andere IMMORTAL-Album sein. Wir haben keinen Plan.
Inwiefern eine Herausforderung?
Es wird auf natürliche Weise entstehen.
Denkst du auch, es wird technischer sein?
Wir wollen nicht technisch sein. Ich denke, wir werden unsere Songs machen, wie wir es immer taten: mit dem Old-School-Kassettenspieler und der Gitarre.
Und dem typisch gefrorenen IMMORTAL Sound.
Ja, ich denke, es ist immer der gleiche Prozess. Eine neue Suche nach Ideen, ein anderer Titel und ein anderer Versuch, es einfach auf natürliche Weise entstehen zu lassen. Wir haben diese Band nie strukturiert, wir machen nie „dieses Album“ oder „diesen Sound“, alles kommt während der Arbeit. Wir müssen so arbeiten, wir machen das seit zwanzig Jahren so. Natürlich ist jede Produktion etwas anders, aber es gibt keine Formel, das Bauchgefühl hat Vorrang.
So sollte es sein, nicht wahr?
Ja, wir wollen einfach die Musik machen, die wir lieben! Es kümmert mich nicht, ob es sich verkaufen würde, es war das gleiche vom ersten Album an. Als wir „Diabolical Fullmoon Mysticism“ veröffentlichten, das erste IMMORTAL-Album, kümmerte es uns nicht, wie sehr es sich verkaufen würde, weil es bereits für sich selbst ein Erfolg war. Erfolg muss innerlich sein, wenn wir den Erfolg fühlen ist es wirklich egal, was die Welt denkt! Und das ist eine Aussage, denn das ist das, was wir wirklich darüber denken! Und wenn wir IMMORTAL erneut auf Eis legen müssten, würden wir das tun. Ich habe alle Zeit der Welt, niemand sagt mir, was ich tun muss. Ich glaube, wenige denken so, jeder folgt der Industrie und ist andauernd auf Tour, um Geld zu verdienen. Wir wollen das nicht, wir wollen diese Bands nicht leiden und einfach nur touren sehen. IMMORTAL bedeutet für uns viel mehr als nur Touren. Ich würde eher zu Hause bleiben als eine langweilige Tour zu machen. Eine Menge Leute lachen darüber, aber das ist die Wahrheit. Ich kann nicht sagen, wie sehr wir uns darin von anderen unterscheiden.
Ihr plant, einen neuen Videoclip zu produzieren? Eure Videos haben ja auch einen gewissen Kultstatus.
Wir haben ihn bereits gedreht, wir waren schon in den Bergen um den Titeltrack des Albums zu filmen.
Ich bin gespannt!
Wir werden ihn sobald er fertig ist auf die Website stellen und ich glaube, sie haben schon angefangen ihn hineinzustellen. Ich habe gestern ein paar Auszüge gekriegt, also denke ich, in ein paar Wochen ist er soweit.
Klingt gut!
Und es ist unser erstes Video seit zwölf Jahren oder mehr…
Seit „Blashyrkh Mighty Ravendark“, richtig?
Ja.
Nun, ich danke dir herzlich für deine Zeit und hab noch einen netten Abend. Ich hoffe, ihr kommt gut mit eurem neuen Album voran!
Danke sehr und vielen Dank für die großartigen Fragen!