Immolation
Interview mit Robert Vigna zu "Shadows In The Light"
Interview
IMMOLATION sind alte Hasen im Business, keine Frage. SIe haben einiges erlebt und Höhen, sowie Tiefen in ihrer Karriere durchgemacht. Aber eines sind sie keineswegs: Schwach und ausgelutscht. Das aktuelle Album „Shadows In The Light“ klingt stärker denn je und umso mehr war es interessant, die Band, bzw. Gitarrist Bob (Zusammen mit Sänger Ross die Urgesteine bei IMMOLATION) zum Album und umzu zu befragen.
Ihr habt mit „Shadows In The Light“ ein erstaunlich gutes Album vorgelegt, das einmal mehr beweist, dass die alte Garde des Death Metals noch lange nicht müde ist. Ist man auch nach so vielen Jahren im Geschäft noch stolz darauf, ein neues Album fertig gestellt zu haben, oder schleicht sich da doch mit den Jahren ein wenig Routine ein?
Wir sind heute noch viel aufgeregter als damals, wenn wir ein Album rausbringen. Es fühlt sich immer an wie beim ersten Mal, so wie wir immer ganz begeistert von neuem Material und neuen Alben sind. Ich denke, wir sind so ehrgeizig wie nie zuvor. Es ist einfach das Interesse und die Leidenschaft für die Musik, die uns vorantreibt.
„Shadows In The Light“ ist meiner Meinung nach deutlich besser produziert als eure letzten Alben. Zwar auch nicht klinisch perfekt (was ich auch überhaupt nicht mag), aber dafür authentisch und trotzdem vollmundig. Mehr Old School im Sound geht heutzutage eigentlich gar nicht. Wer ist denn dafür verantwortlich und wusstet ihr als Band genau, was ihr soundmäßig wolltet, als ihr im Studio eingekehrt seid?
Die Produktion ist meiner Meinung nach sehr stark und fett geworden. Paul Orofino hat bis auf die zwei ersten alle unserer Alben produziert. Paul ist ein sehr umgänglicher Mensch, mit dem es sich leicht arbeiten lässt, und der einen sehr warmen aber harten Sound hinkriegt. Man kann hören, was alles auf dem Album vor sich geht, wo die Nuancen der Musik heraustreten, aber es gibt eine ganz eigene Atmosphere, die die Emotionen der Musik transportiert.
Wie lief das Songwriting für „Shadows In The Light“ ab? Gab es besondere Augenblicke, in denen ihr gemerkt habt, dass es das jetzt ist, oder wart ihr sehr kritisch mit euch. Ging das Schreiben einfach von der Hand oder war es ein hartes Stück Arbeit?
Wir haben das Album in zwei Monaten geschrieben. So haben wir das schon eine ganze Weile getan, und mittlerweile wissen wir, was funktioniert und was uns nicht weiterbringt. Einerseits sind wir sehr kritisch mit uns, denken aber auch nicht zuviel darüber nach. Wir feilen solange an den Songstrukturen bis es das richtige Feeling hat, und gehen dann zum nächsten Song über. Ich glaube, es ist mit der Zeit eher leichter als schwerer geworden, weil wir mit jedem neuen Album wertvolle Erfahrungen sammeln, die uns bei diesem Prozess sehr nützlich sind.
Ich muss gestehen, dass ich eure Alben zwar alle irgendwie OK bis gut finde, aber richtig begeistert hat mich nach dem Debüt „Dawn Of Possession“ erst „Shadows In The Light“ wieder so richtig. Ich habe ohnehin irgendwie das Gefühl, dass diese beiden Scheiben (euer erstes und bislang letztes Album) in Sachen Intensität recht eng beieinander liegen, trotz der Jahre, welche die Alben voneinander trennen. Zumindest ist die Handschrift absolut unverkennbar. Kannst du meinen Eindruck bezüglich der Nähe beider Alben nachvollziehen?
Jedes Album hat seine eigene Atmosphäre und eigenes Feeling. Für mich persönlich gehören die letzten Alben zu unseren besten, aber wenn dir das neueste genauso gut gefällt wie das erste, ist das eine wirkliche tolle Sache. Das neue Material ist auf jeden Fall eingängiger und hat viel mehr Hooks. Wir bringen immer wieder neue Elemente in unsere Musik ein, verleugnen aber dabei nie unsere Wurzeln.
Kränkt es dich, wenn dir als Musiker und somit Künstler jemand sagt, dass er mit einigen deiner Werke nicht ganz soviel anfangen kann? Ich meine, ich will ehrlich sein und ich fand die Alben zwischen dem Debüt und eurem neuen Killer zwar alle OK, aber nicht herausragend…
Du bist eine Person, und du hast deine Meinung – jeder hat seine eigene. Wir schreiben nicht Musik, damit sie anderen gefällt – in erster Linie muss sie uns gefallen und das Gefühl geben, etwas starkes kreiert zu haben. Darüber kann jeder seine Meinung haben. Für die meisten unserer Fans ist jedes Album etwas Spezielles, und das ist wohl auch der Grund, warum sie IMMOLATION über all die Jahre stets die Treue erwiesen haben.
Ich habe IMMOLATION mit „Dawn Of Possession“ kennengelernt und mag das Album bis heute sehr. Die Scheibe hat für mich nach wie vor einen besonderen Status in eurer Discography, auch wenn es das erste Album war. Es hat Kraft und einen schweren Sound. Wie stehst Du zu dem Album? Werdet ihr eigentlich noch auf die Scheibe angesprochen (in Interviews, Gigs, etc) oder ist das Schnee von gestern?
Es ist einfach ein Teil unserer Geschichte. Unter unseren Fans hat jeder ein bestimmtes Lieblingsalbum oder einen Lieblingssong – was für uns echt toll ist: Jeder mag unterschiedliche Alben und Songs, und nicht alle das gleiche. Das bedeutet uns sehr viel. Es zeigt uns, dass jedes Album haben ihren Platz in unserer Geschichte, und dass sie auf ihre Weise gleich stark sind. Jedes Album ist eine Reflektion dessen, wo wir zu dem Zeitpunkt waren, und wir sind auf jedes Album gleichermaßen stolz.
Mal eine ganz andere Frage. Warum habt ihr seinerzeit mit dem Erscheinen von „Failures For Gods“ euren alten Schriftzug verworfen und seid auf ein schlichtes Namen-Logo umgestiegen?
Wir benutzen beide Logos, es kommt nur drauf an, wo sie jeweils am besten funktionieren. Seit dem dritten Album gefällt uns die simplere Variante auf den Albencovers besser, und grad auf dem neuen kommt es richtig gut. Das andere, verschnörkeltere benutzen wir auf dem Merchandise und meistens auch irgendwo im Artwork des Albums. Es geht uns natürlich um die Musik, weniger um die Logos. Aber mir gefallen beide!
Kürzlich habe ich mit Lee Harrison von MONSTROSITY gesprochen, auch eine Band die sich, wie ihr, über die Jahre hinweg oben gehalten hat, und ich habe ihn gefragt, wie er die heutige Arbeit seiner alten Kollegen einschätzt.
Was denkst du über die heutige Arbeit von CANNIBAL CORPSE, MORBID ANGEL, OBITUARY, SUFFOCATION und MONSTROSITY?
All diese Bands sind schon seit langer Zeit bei der Sache, und es ist gut, dass sie immer noch für Bewegung im Genre sorgen. Jede von ihnen hat ihren eigenen Sound und Stil, der das Genre mitgeformt hat.
Was sind deine persönlichen Vorlieben in Sachen Musik. Welche Bands kannst du empfehlen?
Ich mag alles mögliche, sowohl Metal als auch andere Sachen. Es ist mir sehr wichtig, offenherzig an Musik heranzugehen, angefangen bei Jazz und Weltmusik über Nu-Metal und Classic Rock. Jeder hat seine eigene Meinung über Musik und man muss einfach das finden, was einen interessiert.
Sind eigentlich Konzerte geplant in Deutschland? Ich habe IMMOLATION nach Veröffentlichung des Debüts Live gesehen und ich kann mich heute noch an das fette Grinsen auf den Gesichtern meiner Kumpels erinnern…. Ihr habt einfach alles umgeblasen!
Ja, wir spielen auf unserer Europa-Tournee eine ganze Menge Gigs in Deutschland. Und wenn uns deine Freunde schon damals gemocht haben, dann stell dir mal vor, wieviel besser unsere Shows erst heute sind!
Wie ist das mit Live-Auftritten…. Im Laufe der Jahre entwickelt man sicherlich eine Art Routine. Was tut ihr gegen zuviel Routine; wie haltet ihr eure Gigs frisch? Was dürfen wir erwarten?
Erwartet einfach nicht weniger als 110% geballte Live-Kraft. Wir sind eine Liveband und präsentieren unsere Musik absolut energiegeladen. Bei uns gibt’s keine Gymnastikstunde mit Radschlagen und Hopsassa – Wir spielen Death Metal, in seiner rohesten, brutalsten Form!
Dein Traum-Package…. Was wäre für dich die ultimative Killer-Tour?
So ein Traum-Package haben wir gerade auf unserer derzeitigen Tour. Mit GRAVE, KRISIUN und DAWN OF AZAZEL ist sie einfach ein Knaller! Großartige Bands, coole Typen – es ist einfach eine herrliche Zeit. Ein Traum, der wahr geworden ist.
Zum Schluss noch etwas Nostalgie. Was hat sich seit 1991, als „Dawn Of Possession“ in die Läden kam und ihr ins Business eingestiegen seid, verändert? …In der Szene, im Business, bei euch und euren Fans…? Sind die Zeiten schwerer geworden für eine extreme Band wie IMMOLATION oder sogar leichter?
Ich höre häufig von älteren Metallern, die Szene wäre nicht mehr das, was sie einmal war. Es gäbe zu viele Nachahmer, zu viele Plagiate, einfach zu viele gesichtslose und schlechte Bands; der Markt sei hoffnungslos überschwemmt, so dass man manchmal Probleme hat, die richtig gute Essenz herauszufiltern…
Der Szene geht es weitaus besser, gerade weil man über Internet und Myspace viel mehr Zugriff darauf hat. Das war in Zeiten von Tape-Trading noch ganz anders, zumal es damals bei weitem nicht soviele Bands gab wie heute. Heutzutage sind viele Dinge einfacher und wir nutzen die Vorteile, die neue Technologien mit sich bringen.
Ich hoffe und wünsche euch jedenfalls, dass IMMOLATION mit „Shadows In The Light“ einen deutlichen Schritt nach vorne machen. Qualitativ steht das Album jedenfalls deutlich in den oberen Reihen. Mehr davon!
Bitte richte die letzten Worte dieses Interviews an die Leser, bevor sie sich „Shadows In The Light“ reinziehen und von dem Album zerstört werden…
Danke für das Interview – wir freuen uns schon auf all unsere Fans in Europa!!
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