Immolation
Immolation
Interview
Ross Dolan, bekannt als Obergrunzer der US-Traditionskapelle IMMOLATION hat es mit seinen Mannen wieder einmal vollbracht ein neues Stück Death-Metal zu erschaffen. "Majesty And Decay" soll dabei an alte Stärken anknüpfen und diese gleich noch in den Schatten stellen. Ob Ihnen das gelungen ist und noch so einiges mehr lässt der sympathische Mann hier durchscheinen.
Bisher war das Feedback nur überragend. Jeder scheint das Album zu lieben. Die Leute haben unseren voraus gegangenen Produktionen immer kritisch gegenüber gestanden, aber dieses Mal kommt nur Positives über unser neues Album. Jeder scheint zu glauben, dass dies wohl eines unserer stärksten Alben in letzter Zeit ist, wenn nicht sogar das stärkste unserer bisherigen Karriere. Zur Zeit sind wir in den Staaten ja auf Tour mit NILE, KRISIUN und DREAMING DEAD. Dort verkaufen wir das Album nebenher und die Reaktion der Fans ist einfach phänomenal. Die meisten haben es bereits online gehört und können es kaum erwarten, das Ding auch zu besitzen. Du kannst dir also vorstellen, dass wir eine ganze Menge an CD’s auf Tour schon verkauft haben und die überwältigend positiven Meinungen haben uns einfach weggefegt.
Gab es denn irgendwelche Schwierigkeiten während den Arbeiten am Album?
Nicht viele. Dank einer sauberen Vorproduktion, unserer ersten in 22 Jahren, sind wir bestens vorbereitet in Studio gegangen. Dadurch konnten wir bereits Feinabstimmungen durchführen, bevor wir richtig loslegten. Das hat uns wirklich geholfen, den ganze Prozess reibungsfreier zu gestalten. Die Zeit ist immer ein großer Faktor und dieses Mal haben wir auch bis zum letzten Tag gearbeitet. Alle Vocals wurden am letzten Tag eingespielt, die meistens Leads hat Bob zuhause am Computer fertiggemacht und sie per Email zu unserem Producer Zack geschickt. Dieses Mal waren wir auch nicht am Mix beteiligt. Also nicht direkt. Alle fertig aufgenommenen Tracks wurden zu Zack Ohren nach Kalifornien geschickt und alles hat wirklich gut funktioniert. Es war auch nicht so kompliziert, wie wir es uns vorgestellt haben.
Bitte erzähle uns doch etwas über den Schreibprozess an sich. Wie geht ihr normalerweise vor?
Grundsätzlich schreibt Bob die ganze Musik, das macht er schon seit den ersten Tagen. Wenn er eine ordentliche Anzahl Riffs im Arsenal hat, setzen wir uns zusammen und schauen uns das Ganze an. Die Schwächeren werfen wir raus und beginnen die verbleibenden Parts zu arrangieren und grundlegende Songstrukturen zu erarbeiten. Wenn wir soweit sind, erstellt Bob Drum Beats zu den Arrangements und sendet sie per Email an unseren Drummer Steve, der in Ohio lebt. Der kann dadurch schon mal die Songs lernen und ihnen seinen eigenen Touch anfügen. Wenn wir uns dann zu den Proben treffen, sind uns allen die Songs bereits bekannt und es geht eigentlich nur noch darum, das ganze perfekt zu machen und das Feintuning vorzunehmen. Wenn es ins Studio geht oder, wie in diesem Fall, schon einige Wochen vorher, überlege ich mir Lyrics. Ich hatte eine ganze Palette an guten Ideen und konnte die Songs im Studio weiterentwickeln. Wenn ich dann soweit zufrieden mit ihnen bin, bekommt sie Bob, um sie sich anzuschauen. Nun beginnt ein hin und her, solange, bis alle zufrieden sind damit.
Hast du eigentlich schon einmal mit dem Gedanken gespielt, neben Metal auch andere Musik zu machen?
Wir würden gar keine Zeit haben, um uns auf etwas anderes neben IMMOLATION zu konzentrieren, denn wir haben wirklich enge Zeitpläne. IMMOLATION ist unsere Leidenschaft und unsere Hingabe. Wir sind sehr auf das was wir tun fokussiert und brauchen nicht wirklich noch zusätzliche Ablenkung neben unserem täglichen Leben. Natürlich hören wir allesamt auch andere Musik und unser Musikgeschmack ist sehr vielseitig. Wenn wir also etwas anderes machen würden, wäre es kein Metal und auch nicht so ernst, wie es bei IMMOLATION der Fall ist. Wir haben uns in der Vergangenheit bereits darüber unterhalten und sind zum Schluss gekommen, dass die nie der Fall sein wird, solange wir aktiv mit IMMOLATION beschäftigt sind.
Gibt es ein Konzept, ein Schema hinter den Songs?
Es gibt ein grundlegendes Thema, welches sich durch das ganze Album zieht. Textlich handelt das Album vom menschlichen Missbrauch von Macht und den daraus resultierenden Konsequenzen. Es geht um die menschliche Selbstsucht, um Überheblichkeit und wie all das zusammen zum Krieg führt, die Gesellschaft beeinträchtigt, den Zustand der Menschheit zum Zusammenbruch führt. Es zeigt auch die Geringschätzung gegenüber unserem Planeten während wir uns weiter darauf ausbreiten. Es ist eine sehr düstere Beobachtung der Menschheit des vergangenen Jahrhunderts und es ist sehr ehrlich und passend. Wir sprechen viele Themen an. Vom Krieg bis zur Religion und alle durch einen roten Faden verbunden.
Ihr wart in den Milbrook Sound Studios im Staat New York. Wie war die Arbeit mit Paul Orofino? Welche Momente werden in Erinnerung bleiben?
Paul ist ein toller Kerl und und schon seit vielen Jahren ein guter Freund. Er ist wie unser Onkel und wir respektieren ihn als Person und als Geschäftspartner. Jeder Moment in seinem Studio ist, nicht zuletzt durch seine Anwesenheit, unvergesslich. Für uns ist es jedes Mal wie Urlaub, wenn wir da sind. Die beste Zeit des Tages ist dessen Ende. Wenn die Session vorbei ist, wir uns in der Studio-eigenen Bar befinden und gezapftes importiertes Bier trinken, das Paul extra für uns da hat. Dazu seine großartigen Geschichten aus all den Jahren über großartige Musiker, mit denen er seither zusammengearbeitet hat.
Ihr habt „The Purge“ als ersten Song via Myspace freigegeben. Wieso gerade diesen?
Dieser Song ist schlicht perfekt, um den Fans einen Eindruck vom neuen Album zu vermitteln. Er hat einfach alles. Er hat die Geschwindigkeit, die Intensität, die Stimmung, die Emotion, die Heavyness, die großartige Dynamik und die allgegenwärtige Finsternis, die einem auf dem neuen Album entgegenweht. Es ist ein sehr starker Song, der schnell auf den Punkt kommt und der dich richtig hart trifft, selbst wenn du schon am Boden liegst. In jedem Fall war es eine gute Wahl, denn die Reaktionen waren exakt jene, welche wir uns erhofft haben und live ist es genau so.
Wir haben hier zwölf Songs (inklusive dem Intro und einem Zwischenspiel), die richtig ins Mark gehen, beispielsweise das mächtige „Power & Shame“. Wie seht ihr das? Was gefällt euch besonders an „Majesty & Decay“?
Für mich ist es beinahe perfektes IMMOLATION Album. Das bedeutet ziemlich viel, weil wir eigentlich nie zufrieden sind mit dem was wir tun. Das Album hat alles. Es ist definitiv unser dunkelstes und finsterstes Album. Alles was wir damit erreichen wollten, haben wir erreicht. Heavy und einprägsam, schnell und böse. Textlich gesehen steht es, meiner Meinung nach auch über den anderen Alben. Eine ehrliche Beobachtung der heutigen Welt und deren Vergangenheit ist es, was es stärker und kraftvoller macht. Das neue Material hat für den Zuhörer sehr viel zu bieten. Jeder Song ist ein Unikat und steht für sich alleine. Doch alle Songs zusammen formen das Gesamtbild. „Power And Shame“ ist es starker Song und war ursprünglich als Opener angedacht, wurde jedoch von „The Purge“ geschlagen. „Power And Shame“ ist einer meine Favoriten, denn er kommt direkt zur Sache, hat einen großartigen Breakdown Part in der Mitte, ist heavy wie die Sau, tolle Gitarrenarbeit und hat einen epischen Part, der das Ganze abrundet. Alles in Allem ist jeder Song ein Schatz für sich. Das ist es, was das Album für uns so besonders macht.
Was sind denn nun deine absoluten Lieblingssongs? Meiner auf der Scheibe ist „A Glorious Epoch“.
Hahaha, das ist auch einer meiner Faves. Sehr dunkel und heavy. Hat ein sehr cooles Arrangement, das sich aufbaut und aufbaut bis es schließlich in diesen sehr militanten Sound mündet, sich erneut wieder hinaufschraubt und schließlich den Sack zu macht. Auch textlich ist der Song einer meiner Lieblinge. Ich würde sagen, dass neben „Son Of Iniquity“ vom „Harnessing Ruin“ Album, dies der Song mit der meisten Heavyness ist. „The Purge“ ist ebenfalls noch ein Favorit für mich.
Wie und wo, würdest du sagen, hat sich IMMOLATION seit dem letzten Album weiterentwickelt und wo liegt deiner Meinung nach heutzutage die treibende Kraft bei IMMOLATION?
Ich denke, wir haben definitiv einen Schritt nach vorne gemacht seit dem letzten Album. Es war ein nötiger Schritt um dorthin zu gelangen, wo wir jetzt stehen. Ebenso wie die sechs Alben zuvor. Dies ist nun der Höhepunkt all unserer harten Arbeit und Entwicklung über die letzten 22 Jahre hinweg. Darauf können wir stolz sein. Unsere Stärke lag und liegt immer noch in unserer Leidenschaft. Wir haben immer noch das Feuer in uns, das ganz zu Beginn bereit brannte. Tatsächlich brennt es heute noch heißer als je zuvor und wir sind konzentrierter und engagierter denn je. Mit den Jahren kommt eine gewisse Zufriedenheit. Ich denke, das spielt eine essentielle Rolle, wenn es darum geht, neues Material zu schreiben, welches Power hat und in unseren Back-Katalog passen soll. Wir versuchen nie uns selbst zu übertreffen oder etwas in der Art, wir machen nur das, was wir tun.
Die Band IMMOLATION existiert nun doch schon ein paar Jahre. Einen Blick in die Vergangenheit geworfen, was würdet ihr anders machen oder lief alles, wie es laufen sollte?
Nichts lief wirklich, wie es hätte laufen sollen. Aber im Nachhinein betrachtet kam doch alles genau so, wie es kommen musste…hahaha! Wir machten viele Fehler und waren uns selbst das größte Hindernis. Aber die Rückschläge und Hindernisse machten uns stärker und entschlossener darin, weiterzumachen und uns zu beweisen. Wir haben wirklich die ganze Reise genossen und nichts anderes getan. Wir haben allen widrigen Umständen getrotzt, nie aufgegeben, sind nie zerbrochen, haben Trends kommen und gehen sehen, sind stärker geworden und immer noch wichtig in der Musikszene. Das ist es doch was zählt und unsere Fans sehen das. Unsere Fans sind ohnehin die besten! So unterstützend und inspirierend, wir haben wirklich Glück.
Woher bekommt ihr denn außerdem noch eure Inspiration? Wir wissen ja alle, dass IMMOLATION eine Quelle der Ideen für viele andere Bands darstellt.
Wir werden vom Leben inspiriert, von unserer täglichen Existenz und dem Wechselspiel mit der Welt. Ich lese viel und denke nach. Dadurch sehe ich klarer durch einen ganzen Haufen Mist da draußen. Das inspiriert. Meine Familie und Freunde inspirieren mich genau so wie meine Bandkollegen. Bands mit großartigen Musikern und guten Einstellungen ebenso. Eine gute Haltung ist mir sehr wichtig und sehr viel wichtiger als die Frage, wer am schnellsten spielen kann oder mehr Platten verkauft. Im Endeffekt ist es aber das Leben was uns alle inspiriert und dich machen lässt, was du tust.
Ihr seid jetzt bei Nuclear Blast untergekommen. Was erwartet ihr euch von dem Deal für die Zukunft?
Wir haben alle Fulltime Jobs und sind immer realistisch geblieben bezüglich dem was wir tun. Wir haben bisher so viel gemacht, haben die Welt gesehen, haben viele Freunde dadurch gewonnen, das hat uns reich gemacht. Nuclear Blast ist im Moment das beste Label für uns. Sie sind großartig, haben Geschichte geschrieben hinsichtlich dem Metal Underground und haben sich für uns innerhalb weniger Monate bewiesen. Wir sind sehr glücklich darüber und hoffen, dass uns die Zukunft ausschließlich gute Dinge aus dieser Kollaboration hervorbringt.
Noch eine Frage bezüglich dem Cover-Artwork. Habt Ihr das Cover von HATE ETERNAL’s „King Of All Kings“ heran gezoomt? Oder das vom DETHRONED/EXCOMMUNION Album? Haha. Mit ein wenig Fantasie könnte man es meinen. Aber trotzdem sieht es gut aus. Vieldeutig, mit einer gewissen Tiefe.
Also das Cover hält die Stimmung und das Feeling der ganzen Platte fest, auch hinsichtlich den Texten. Par Oloffson hat wirklich einen hervorragenden Job gemacht. Er hat unsere Ideen und Konzepte lebendig werden lassen in einer sehr eleganten und „majestätischen“ Art. Es ist ein sehr starkes Stück Kunst, welches perfekt in die starke Geschichte von IMMOLATION passt. Es verdeutlicht die dunkle Seite der Macht, den Überfluss, den Reichtum in einer sehr direkten Weise. Einen König oder eine Person auf einem Thron zu sehen, ist uns seit Jahrhunderten bekannt. Aber was du damit machst und welche Message dadurch vermittelt wird, das ist was zählt. Und Par hat das super hinbekommen.
Eine letzte Frage: Warum habt ihr eigentlich dem früher immer so „kryptischen“ Logo einen neuen Anstrich verpasst?
Es war schlicht eine Frage des Geschmacks und der Möglichkeit zu verstehen, wie die Band überhaupt heißt. Es tut einer Band nicht gut, wenn Fans den Namen überhaupt nicht lesen können. Deshalb haben wir ihn geändert. Wir haben schon darüber nachgedacht, es auf dem neuen Album zu verwenden. Und als wir dann gesehen haben, dass sich das alte Logo nicht so gut mit dem neuen Cover verträgt, dass es das ganze Kunstwerk eher kitschig aussehen lässt haben wir uns dafür entschieden, es hier auch zu ändern. Das alte Logo ist allerdings auf dem Album zu finden, man muss nur genau schauen.
Dann danke ich für deine Zeit und deine Antworten. Die letzten Worte gehören selbstverständlich dir:
Ich danke für das tolle Interview und hoffe euch alle auf Tour zu sehen. Macht’s gut. Ross.