Hypnos
Hoffnung statt Hass

Interview

Mit „The Whitecrow“ meldeten sich HYPNOS nach fünf Jahren wieder zurück. Das tschechische Death-Metal-Kommando hat hier ein Konzeptalbum mit moralischem Kern auf die Menschheit losgelassen, dessen musikalischer Kern ebenso komplex ist wie sein lyrischer. Demnach hat ein junger Mann genug von der Unfreundlichkeit und der Animosität der Gesellschaft und beschließt, diese „Pest“ als Pestarzt unter dem Namen „White Crow“ zu bekämpfen. Wie er das zu tun gedenkt und woher diese Idee stammt, erläuterte uns Sänger Bruno im Interview.

Hypnos

Hypnos – The Whitecrow

Bruno von HYPNOS redete mit uns…

… über die Produktion des Albums

Ja, wir sind zufrieden. Wir sind im Grunde genau dort angekommen, wo wir hinwollten – ein Zurück gibt es nicht. Ich denke, dass wir einen natürlichen Sound haben. Wir haben sämtliche Effekte wie etwa Pre-Amps ausgelassen und eigentlich nur einen Trigger für die Bassdrum verwendet beim ansonsten natürlichen Schlagzeug. Der Bass wurde direkt aufgenommen, wie auch der Gesang. Unser Fokus liegt auf der Ryhtmussektion. Das treibt den Sound voran und hin zu unserer Vorstellung von Perfektion. Unser neuer Sound ist wahrscheinlich etwas düsterer als „Heretic Commando„. Das war ja im Vergleich mit dem neuen Werk eher ein reines Death-Metal-Album. Die neue Platte hingegen hat schon was von Doom und Black Metal. Es ist atmosphärischer, dunkler.

… über das Songwriting

Die Songs sind definitiv komplexer geworden. Dabei sollte sich keines der Riffs mehr als vier mal wiederholen. Jede Wiederholung sollte grundsätzlich irgendwie variiert werden. Dennoch klingen wir immer noch nach HYPNOS. Schließlich haben wir unseren Stil ja nicht über Bord geworfen, nur verfeinert. Wäre das anders, müssten wir wahrscheinlich unseren Namen ändern.

… über das Konzept

Wir wollen eine Botschaft senden. Normalerweise geht es ja um Musik, immerhin ist das so ziemlich das erste, was man von einer Platte wahrnimmt, sobald sie rotiert. (lacht) Die meisten Hörer achten ja eher nur auf die Musik, weniger auf deren Inhalt. Dabei fiel uns die Konzeption von „Whitecrow“ sogar leicht. Innerhalb der Band haben wir alle ähnliche Ansichten über die Gesellschaft, in der wir leben. Also war es nicht schwer, einen Konsens zu finden, der sich im Konzept des Albums widerspiegelt. Das Songwriting dauerte etwa 18 Monate. Wir waren zuvor noch mit KRABATHOR [Brunos ehemalige Band, Anm. d. Red.] unterwegs und nahmen anschließend umgehend die Arbeit an der Platte in Angriff. Während der Aufnahmen suchten wir ein Label, weshalb es auch solange gedauert hat, bis das Album endlich draußen war. Zu Zeiten von „Heretic Commando“ waren wir bei Einheit Produktionen für ein Album unter Vertrag genommen worden. Wir versuchten unser Glück und landeten schließlich wieder bei Einheit. Ich muss sagen, dass es wirklich gut tut, wieder dort zu sein, auch wenn die Verkäufe besser laufen könnten.

… über den Pestarzt und die Pest an sich

Die Idee ist ja, dass die „Pest“ die Unsozialität der Gesellschaft ist. Daher versucht der Hauptcharakter, die Lebensqualität seiner Mitmenschen zu verbessern und so der Pest beizukommen. Es ist meiner Meinung nach einfach, glücklich zu sein, wenn man erst einmal gut gelaunt ist. Lächeln kostet schließlich nichts. Und White Crow zeigt seinen Mitmenschen Dinge, die sie glücklicher machen könnten, die auch einen positiven Einfluss auf Gesundheit, Familie und Freunde haben könnten. Die Stimmung in der Gesellschaft kann vielleicht genau dadurch verbessert werden. Er versucht allerdings nicht, das Ganze von oben herab zu verändern. Stattdessen rollt er es von unten nach oben auf. Im Grunde haben wir versucht, etwas zu schreiben, mit dem sich die Leute identifizieren können. Nicht viele erkennen sich wieder, wenn man über Hass, Tod, Teufel und Drachen singt. (lacht) Aber Hoffnung und Vertrauen sind Dinge, nach denen sich viele sehnen. In dieser Hinsicht ist es natürlich immer schön, wenn sich Publikum und Band einig sind.

… über den Stil von „The Whitecrow“

Wir haben unser Handwerk nicht geändert, aber unsere Vorstellung von unserer Musik und wie wir uns durch sie ausdrücken wollen. Unsere Songstrukturen sollten effektiver werden. Dazu wollten wir Filler um jeden Preis vermeiden und so die Zeit unserer Hörer möglichst nicht verschwenden. Nein, wir haben uns im Kern nicht geändert, sind nur fünf Jahre älter geworden, haben an Erfahrung gewonnen und neue Einflüsse in uns aufgenommen.

… über die Gastmusiker

Ganze neun Gastmusiker haben bei „The Whitecrow“ mitgeholfen. Das fängt bei Paul Speckmann an, der die Rolle des Erzählers übernimmt. Er ist ja im Grunde mein Nachbar, seit dem er von den Staaten nach Tschechien ausgewandert ist. In“Mordschlag“ sind der Sänger von PROTECTOR sowie V. Santura von DARK FORTRESS zu hören. In dem Track geht es übrigens um Vorurteile.

… über HYPNOS live 2017

Wir werden dieses Album wohl nicht in Gänze spielen. Das würde, glaube ich, nicht funktionieren. Allerdings haben wir natürlich unser Bühnenbild angepasst, wie auch unseren Stil. Die Bühne selbst ist in weiß gehalten, wie auch das Backdrop. Drei Songs von „The Whitecrow“ haben es in unser Set geschafft. Das sind der Titeltrack, „One Flesh One Blood“ und „Get Inspired By The Light“. Vielleicht kommt zu einem späteren Zeitpunkt mehr dazu, wenn unser Publikum sich an den Sound gewöhnt hat. Es klingt eben doch anders, als die Hörer erwartet haben.

14.04.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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