Hypno5e
Said But True: "Französische Wurst, Whiskey, Gin und Haribo"

Interview

Hypno5e

Runde frei für die nächste Ausgabe von „Said But True“: Auf dem vergangenen Euroblast 2015 beantwortete diesmal Gredin, Bassist von HYPNO5E, unsere Fragen nach obskuren Live-Erlebnissen, dem Leben auf Tour und den perfekten Backstage.

Warum ist die ‚5‘ in eurem Bandnamen?
Es macht es einfacher, uns bei Google zu finden (lacht). Wenn du HYPNOSE eintippst, wirst du viel finden, aber nicht uns. Außerdem spielten wir in unseren ersten Jahren viel mit Zahlen: „Diesen Abschnitt fünfmal, diesen dreimal…“. Wir haben viel nach Zahlen strukturiert, da war es logisch, eine Zahl in unseren Namen zu integrieren.

Von welchem Auftritt wirst du deinen Enkelkindern berichten?
Vermutlich von der Tour in Indien. Dort waren wir 2011 – es war sehr schön und es kamen viele Leute. Wir spielten vor 10.000 Leuten auf einem Festival in Kampuch. Das war wunderbar und so anders – kulturell gesehen. Da gibt es viel zu erzählen. Zum Beispiel gibt es dort etwas, das sich „Street Dancing“ nennt. Dabei wird ein Stück aufgeführt, bestehend aus Musik, Schauspiel und Gesang. Dinge, wodurch soviel ausgedrückt werden kann. Manche waren schön, manche weniger. Es kamen Menschen aus dem Abendland – Weiße. Dort wurde ich rausgeschmissen, was ich nicht nachvollziehen konnte. Mittlerweile verstehe ich es und finde es vergleichbar mit dem, was derzeit mit den Flüchtlingen geschieht. Sie müssen dasselbe durchmachen. Sie werden von den einen abgelehnt und von anderen akzeptiert. Man kann an einem Tag glücklich und todtraurig sein. Zwar trifft man wohlwollende Menschen, aber dennoch gibt es diejenigen, die dich nicht wollen. Sich in einem Umfeld zu bewegen, wo der kulturelle Unterschied sehr groß ist, ist hart. Ich war noch in einem weiteren Stück, in einem Theater, in dem es darum ging, dass ein Verlobter seiner Gemahlin keinen Ring geben konnte, da er zu arm ist. Er traf einen Homosexuellen auf der Straße, trat ihn brutal nieder, stahl von ihm einen Ring und das Publikum lachte. Sie applaudierten und lachten. Damals war Homosexualität strafbar. Die Strafen waren lebenslänglich, Gefängnis oder Todesstrafe.

Hattet ihr denn je Probleme mit der Polizei?
Damals hatte ich pinke Haare, also sprachen mich Passanten an, nannten mich „schwul“ und derlei Dinge. Natürlich ist es mein Fehler, als „ich selbst“ dorthin zu kommen. Du kannst das nicht in einem Land, das kulturell gänzlich anders gelagert ist. Du kannst nicht an den Strand gehen, angezogen als du selbst. Ich verstehe das jetzt.

Wann ging das letzte Mal etwas auf der Bühne kaputt?
Mein IOHF – gerade vorhin. Ich steckte es ein, es ging und – plötzlich war es kaputt (lacht). Ich habe immer solche Probleme. Deshalb habe ich alles immer zweimal. Ich habe zwei Bässe, Zwei Effekt-Racks, zwei Verstärker. Nur für den Fall, dass etwas kaputtgeht.

Habt ihr schon mal auf der Bühne wirklich versagt?
Heute?! (lacht) Ich konnte einfach nichts hören. Der Tontechniker war ein Arschloch. Wirklich. Er sorgte dafür, dass wir zu spät und verwirrt waren. Erst war es viel zu laut, was ich ihm sagte, und er hat mich einfach ausgedreht. Ich würde ihm wirklich gern nochmal begegnen.

Habt ihr Rituale vor einem Gig?
Eigentlich nicht. Ich dehne mich etwas, damit ich besser tanzen kann. Das ist alles. Ansonsten trinken wir sehr viel. Wenn wir touren, spielen wir oft Karten und trinken. Das wäre so etwas wie unser Ritual.

Was trinkt ihr auf der Bühne?
Kommt darauf an, was verfügbar ist (lacht). Normalerweise Gin Tonic. In Frankreich trinke ich sehr gerne Pastis.

Wann hatte ihr das letzte mal eine berauschende Backstageparty?
Letztes Jahr auf dem Euroblast. Wir hatten Spaß mit Salami und Mayonnaise.

Wie würde der perfekte Backstage für dich aussehen?
Na ja, Saucisson, französische Wurst, Whiskey, Gin und Haribo (lacht und beginnt „Haribo macht Kinder froh“ zu singen). Kennst du diese Erdbeeren? Die sind perfekt mit Saucisson.

Was ist dein Lieblingssong von IRON MAIDEN und warum?
„Wasted Years“. Ich liebe den Song, weil er mich daran erinnert, Musiker zu sein, seitdem ich 16 Jahre alt bin. Dass ich bereits mehr als mein halbes Leben unterwegs bin. Das Lied lässt mich über meine Vergangenheit nachdenken und das Video ist toll. Man sieht die Band auf der Bühne, beim Fußballspielen – ich mag das sehr. Viele Erinnerungen.

Könntest du dir vorstellen, von Bruce Dickinson geflogen zu werden?

Das wär grandios (lacht).

Gibt es landesspezifische Dinge, auf die durch im Voraus einer Tour freust?
Die Australier zum Beispiel mögen Rockmusik sehr gerne. Sie tanzen und singen lautstark mit. Das freut uns ungemein.

Wieviel Schlaf bekommt ihr auf Tour?
Nicht viel. Als wir in den USA waren mieteten wir ein RV, Recreation Vehicle, also einen Camping-Wagen. Das war sehr komfortabel.

Seid ihr eigenltich mit GOJIRA befreundet?
Oh ja. Wir sahen sie sich zu etwas Großem entwickeln. Sie sind wirklich tolle Menschen.

Wurdest du mal mit jemandem verwechselt?

Ja, schon oft. Ständig kommen Leute zu mir und sagen, dass sie mich in dieser oder jener Stadt gesehen hätten, in der ich noch nie war. Dann gibt es da noch jemanden in Avignon. Er begrüßt mich immer, wenn er mich auf der Straße sieht und erzählt mir aus seinem Leben. Er scheint mich zu kennen, er kennt meinen Namen, aber ich habe wirklich keine Ahnung wer er ist.

Welchen Song hättest du gern geschrieben?
Wahrscheinlich „Bohemian Rhapsody“. Ein schöner Song.

Was würde man nicht von dir erwarten?

Wenn ich erzähle, dass ich elektronische Musik mache, sind die Leute oft verwundert. Ich spiele Acht-Bit-Musik. In Frankreich machen das nicht viele. Ich gehe auf die Bühne mit meinem GameBoy, dann sehen mich die Leute an und fragen, ob ich von HYPNO5E sei.

Hast du noch weitere Nebenprojekte?
Woran ich derzeit arbeite hat damit gar nichts zu tun. Das Projekt heißt „Classic Porn“, wobei ich Stöhnen und Schreien aus Pornofilmen sample und Musik daraus mache. Es braucht unglaublich viel Zeit.

Habt ihr Musik studiert?
Ja, wir waren alle am Konservatorium. Ich habe Komposition studiert und über Harmonisierung und Solfège geschrieben. Ich mag die Neue Wiener Schule um Schönberg. Dort wurde Musik in Blöcken betrachtet. Wenn du die Augen schließt, hörst du Blöcke, die sich bewegen. Wie ein zeitgenössisches Herz in der Musik, das Bilder kreiert.

Hast du selbst mal dodekaphonische Musik geschrieben?
Natürlich – während meiner Studienzeit wollte ich das selbstverständlich ausprobieren. Es klang aber nicht gut. Es kann aber auch gar nicht gut klingen, da es zu chaotisch ist. Ich denke, es ist eine Basis für etwas Neues, doch man muss sich erst den Kopf darüber zerbrechen, um etwas daraus zu machen. Kennst du VILDHJARTA? – Deren Riffs sind für mich ähnlich zur Zwölftonmusik: Es geht rauf und runter und der Rhythmus ist nie der gleiche.

10.01.2016
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