Holy Grail
Interview mit Paul Luna über "Crisis In Utopia"

Interview

Aus drei Ex-Mitgliedern der kalifornischen Heavy Metal-Kombo WHITE WIZZARD gründeten sich NWoTHMler HOLY GRAIL, die mit “Crisis In Utopia” ihr Debüt via Prosthetic Records veröffentlichen. Sänger James Paul Luna sprach mit uns über Klischees im Heavy Metal, HOLY GRAILs Zukunfstpläne und warum es den Kaliforniern so wichtig ist, sich keinen Genre-Limitationen zu unterwerfen.

Holy Grail

Hey! Wie geht’s dir heute?

Mir geht’s prächtig, danke!

Alles Gute zum Release eures Debüt-Albums “Crisis In Utopia” am 26. Oktober. Wie fühlt ihr euch damit?

Danke, ich fühle mich sehr gut damit. Wir haben hart daran gearbeitet und es hat viel Zeit gekostet, es fertig zu stellen. Auf das Resultat bin ich sehr stolz.

Was bedeutet der Titel des Albums “Crisis In Utopia”? Und mit welchen Themen befasst ihr euch darauf?

“Crisis In Utopia” bedeutet, dass nichts so perfekt ist, wie es manchmal scheint und das Chaos hinter jeder Ecke lauert. Es geht auf dem Album um das Leben und dass man gegen seine Unterdrücker und die Kontroll-Freaks dieser Welt ankämpfen muss. Einige Tracks behandeln aber auch ganz klassische Heavy Metal-Themen: Schwerter und Krieger, nordische Mythologie oder die Postapokalypse.

Was ist das Besondere an diesem Album? Sprich, was würdest du jemandem sagen, um ihn zu überzeugen, dass er das Album kaufen sollte?

Was das Album wirklich so besonders macht, ist, dass wir die verschiedensten Metal-Einflüsse der letzten 30 Jahre kombinieren. Es gibt old school Vocals aus Heavy, Thrash und Death Metal und es gibt moderne Riffs. Die Soli sind irre und der Gesang sehr powervoll. Ich denke, es ist einfach für jeden etwas dabei!

Ihr habt euch dem traditionellen Heavy Metal verschrieben, doch auch Power Metal-Einflüsse sind nicht zu leugnen. Was verbindet euch mit dieser Musik und von welchen Bands seid ihr beeinflusst worden?

Jedes Band-Mitglied hat seine eigenen Vorbilder, meine persönlichen sind Bands wie DEEP PURPLE, SCORPIONS, DIAMONS HEAD, ACCEPT, TALON, KREATOR, MEGADETH, METALLICA, TANK und RUNNING WILD. Ich bin also mehr der old school-Typ.

Bei Recherchen bin ich häufig über den Begriff NWOTHM (New Wave Of Traditional Heavy Metal) gestoßen, der mir bisher nicht geläufig war. Was hat es damit auf sich?

Dieser Begriff entstand, als es irgendwann eine Compilation mit jungen, neuen Bands gab, die traditionellen Heavy Metal spielen. Da die Musik der der NWoBHM sehr ähnlich ist, nannte man die Compilation einfach NWoTHM. Meine alte Band WHITE WIZZARD war darauf vertreten, das war unser erstes Release über ein Label.

Mein erster Eindruck war, dass ihr mit “Crisis In Utopia” so einige typische Klischees dieses Genres bedient, so z.B. mit den Songtiteln oder dem Artwork. Macht es euch nichts aus, einfach typisch Heavy/True Metal zu sein oder habt ihr es vielleicht gerade darauf angelegt?

Das macht uns nichts aus. Heavy Metal fließt durch unser Blut und wir schreiben einfach die Musik, die aus unseren Metal-Herzen kommt.

Abgesehen von der Klischeehaftigkeit ist euer Artwork ziemlich gut gelungen. Wer war dafür verantwortlich und wie steht es in Verbindung mit dem Inhalt des Albums?

Im Titeltrack “Crisis In Utopia” geht es um Formen parasitären Lebens, die sich aus unseren menschlichen Überresten entwickeln, wenn wir sterben. Der Künstler Andrei Bouzikov hat sich dieses Konzept genommen und dazu ein passendes Artwork entwickelt, mit dem wir wirklich glücklich sind. Es zeigt einen deformierten Vogelmenschen, man könnte es auch als eine Art brutalen Pterodaktylus sehen.

Ihr habt euch aus Ex-Mitgliedern der Band WHITE WIZZARD gegründet. Wieso seid ihr bei der Band ausgestiegen und macht jetzt als neue Band weiter?

Wir haben die Band verlassen, weil unser Bandleader und Bassist Jon Leon uns nicht erlauben wollte, uns von dem klassischen IRON MAIDEN- und JUDAS PRIEST-Sound abzuwenden. Wir wollten nicht nur reinen traditionellen Heavy Metal spielen, sondern auch Einflüsse aus Thrash, Speed und Death Metal in unsere Musik integrieren. Also haben wir einfach eine neue Band gegründet, in der es keine musikalischen Limitationen gibt.

Wie kamen Eli Santana und Blake Mount anschließend zur Band?

Eli kam zur Band, als wir gerade unsere erste EP aufnahmen, er kam also gerade richtig, um dort schon mitspielen zu können. Bei “Crisis In Utopia” hat er dann selbst sehr viel beigetragen, besonders so einige sehr technische Death Metal-Riffs und -Soli. Blake kam dann einige Monate später zu uns, er ist ein alter Freund aus der Highschool in Pasadena.

Ihr habt für “Crisis In Utopia” bei Prosthetic Records unterschrieben. Wie kam es dazu und was könnt ihr über die noch recht junge Zusammenarbeit erzählen?

Prosthetic Records war das erste Label, das Interesse an WHITE WIZZARD zeigte, nachdem wir die Band verlassen hatten. Jon Leon bemühte sich, die Band ohne Mitglieder am Laufen zu halten und als Prosthetic anfragten, versuchte er, uns dazu zu bringen, wieder einzusteigen, aber wir waren nicht interessiert, da wir an unser eigenes Projekt glaubten. Prosthetic Records fanden dann heraus, dass drei der vier Ex-Mitglieder der Band ein neues Projekt am Start hatten, also kontaktierten sie mich. Monate später, in denen auch andere Labels und Angebote machten, waren Prosthetic Records immer noch der beste und enthusiastischste Kandidat, also entschieden wir uns für sie.

Anfang dieses Jahr wart ihr für den Metal Hammer Golden Gods Award in der Kategorie “Best New Band” nominiert, habt aber nicht gewonnen. Was habt ihr gedacht, als ihr von der Nominierung erfahren habt, vor allem, da WHITE WIZZARD auch nominiert wurden?

Das ist eigentlich eine lustige Geschichte. Ich habe bei Twitter gesehen, dass MASTODON gepostet haben, dass sie nominiert sind, also habe ich auf den Link geklickt, um zu schauen, wer noch so alles nominiert ist. Und dann sah ich gleich auf der ersten Seite nebeneinander HOLY GRAIL und WHITE WIZZARD. Ich dachte wirklich, das muss ein Scherz sein. Ich wusste nicht, dass auch nur irgendjemand HOLY GRAIL bereits kennen oder gar mögen würde. Aber wir waren wahnsinnig begeistert.

Wart ihr enttäuscht, dass ihr nicht gewonnen habt?

Nein, das hat uns gar nicht weiter gestört. Wir waren einfach nur froh, überhaupt nominiert worden zu sein.

Ihr wart vor kurzem mit EXODUS auf Tour und kurz zuvor mit AMON AMARTH. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

Wir haben viel über Dinge wie Bühnenaufbau gelernt und wie sich eine professionelle Band auf Tour anstellt. Hauptsächlich war ich einfach davon inspiriert, die Leute zu sehen, die das seit Jahren machen und immer noch ihrem Traum leben. Ich lernte auch, wie viel Wodka zu viel ist, diese Leute sind große Trinker! Jeder, mit dem wir bisher getourt sind, war wie ein Bruder zu uns und außerordentlich nett, im Grunde genommen sitzen wir eben alle im selben Boot

Ihr seid demnächst auf Tour durch Nordamerika mit BLIND GUARDIAN. Wie seid ihr dazu gekommen und welche Erwartungen habt ihr?

Unser Manager hat versucht, uns mit auf diese Tour zu kriegen und BLIND GUARGIAN haben glücklicherweise akzeptiert. Ich habe ehrlich gesagt keine Erwartungen an diese Tour, aber ich habe ein gutes Gefühl dabei. Die BLIND GUARDIAN-Fans werden uns bestimmt auch mögen.

Ist es nicht problematisch, so häufig auf Tour zu sein? Lässt sich das denn problemlos mit privaten Verpflichtungen, wie Jobs und Familie, unter einen Hut bringen?

Es ist kein Problem, wenn wir unterwegs sind, aber es ist sehr schwierig, wenn wir zu Hause sind und stagnieren. Wir haben keine Festanstellungen, sondern entweder Zeitarbeitsjobs oder Nebenjobs. Ich drucke Shirts für Bands in meiner Garage oder ich mache kleinere Job als Roadie oder verdiene mir ab und an als DJ etwas Geld. Aber hoffentlich wird sich das alles eines Tages bezahlt machen. Wir haben nicht wirklich Zeit für Freundinnen und wir leben alle immer noch Zu Hause mit unseren Familien, aber es wäre wirklich schwieriger ohne ihre Unterstützung. Aber versteh mich nicht falsch, wir sind Feuer und Flamme für die Band und wollen so unbedingt weitermachen, dass uns nichts runter zieht! Wir arbeiten daran, unsere Träume wahr werden zu lassen und jeder Schritt auf dem Weg ist ein neues aufregendes Abenteuer. Außerdem ist es besser als 40 Stunden in der Woche in einer Bürozelle arbeiten zu müssen!

Wird es euch auch über den großen Teich verschlagen, um euer Album hier in Europa zu promoten?

Auf jeden Fall! Wir werden 2011 in Europa sein.

Persönlich glaube ich, dass Europa ein ziemlich gutes Pflaster für euch ist. Gerade in Deutschland und in den südlichen Ländern wie Italien, Spanien und Griechenland ist die Szene in diesem Genre sehr ausgeprägt und es gibt jede Menge Fans und Festivals (Keep It True, Headbangers OA, Bang Your Head, Up The Hammers, Play It Loud,…). Wie seht ihr das? Ist es wichtig für euch, auch hierzulande Fuß zu fassen?

Da kann ich absolut zustimmen und ich denke auch, dass wir zukünftig viel in Europa unterwegs sein werden. Wie du sagst, ist gerade diese Musik in Europa sehr verbreitet, deshalb freue ich mich schon, den Europäern unser neues Album zu präsentieren. Es ist uns wirklich wichtig, uns in Europa zu etablieren, es ist das Mutter-”Land” des Metal!

Wo wollt ihr mit HOLY GRAIL hin? Gibt es konkrete Ziele, die ihr mit der Band erreichen wollt?

Unser Ziel ist es, Metal zu machen, den wir lieben, und viel zu touren. Es wäre schön, eine Karriere daraus machen zu können, aber momentan lassen wir einfach alles auf uns zukommen.

Danke für das Interview. Willst du noch was los werden?

Checkt “Crisis In Utopia” aus und wir sehen uns 2011 auf Tour!

10.10.2010

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