Hollywood Undead -
Wir nennen uns Hollywood Hasselhoff

Interview

Rap Metal, Nu Metal, Crossover Metal. Das Internet versucht HOLLYWOOD UNDEAD schon seit vielen Jahren irgendwie einer Kategorie zuzuordnen. Einfach ist das jedoch nicht, denn die Jungs aus dem sonnigen Kalifornien lassen sich mit ihrer Musik ungern in eine Schublade packen, und dass seit nunmehr erfolgreichen 15 Jahren. Mit ihrem neuen Album „New Empire Vol.I“ geht es um Neuanfänge, die gleichzeitig keine sind und neue Kapitel, die dennoch die Bandgeschichte nahtlos weitererzählen sollen. Ja,so wirklich greifbar ist die Band, die sich unter anderem mit Masken aus der Bühne ein Markenzeichen verpasst hat, nicht. Wir griffen uns deshalb kurzerhand Fronter George „Johnny 3 Tears“ Ragan um mit ihm über seine Musik, die neuen Platte und David Hasselhoff zu reden.

Hallo Johnny. Danke, dass du dir kurz Zeit für uns nimmst. Wir haben ja beide schon einmal zusammen telefoniert. Zuletzt sprachen wir vor ein paar Jahren über „V“. Da wären wir also wieder.

Ich weiß. Krass, oder? Wie schnell die Zeit vergeht. Kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen. Schön, wieder mit dir zu reden (lacht).

Dann lass uns direkt mal über die neue Platte „New Empire Vol.I“ sprechen. Was hat sich geändert und was ist geblieben?

Puh. Die Zeit hat uns verändert. Definitiv. Diesmal ging es darum, sich aus einer Grundbasis heraus irgendwie neu zu finden und für uns selber zu schauen, wie wir unseren Sound neudefinieren können, wie wir uns quasi selbst neu erfinden können. In diesem Prozess war aber gleichzeitig unser Ziel nicht auf einmal vollständig anders zu klingen. Es sollte alles weiterhin in unsere bisherige Diskographie passen, aber sich dennoch weiterentwickeln. Das war nicht leicht, aber ich denke wir sind diesem Ziel sehr nahe gekommen und sind sehr glücklich mit dem Ergebnis. Das Album war jede Menge Arbeit und ich hoffe einfach, dass die Menschen es mögen.

Das Ganze klingt nicht mehr so fluffig sondern weitaus ernster. Besonders der Track „Enemy“ startet ziemlich düster. Worum geht es in dem Song? Gibt es dazu eine Hintergrundgeschichte?

Im Grunde geht es um dich selber. Selber sein eigener, größter Feind zu sein. Der Song hat starken Bezug zu mir und meiner Persönlichkeit und den schwierigen Zeiten, die ich selber durchgemacht habe. Es ist eine Art Selbstreflexion. Ich versuche mir selbst immer wieder klar zu machen, dass ich am Ende des Tages mein größter Feind bin und das ich es mir ab und an unnötig selber schwer mache. Wie hart man manchmal zu sich ist, sich verurteilt oder beurteilt überrascht mich aber nicht, wenn man mal betrachtet in was für einer gewalttätigen, beängstigenden Welt wir leben. „New Empire Vol. I“ ist kein Album, welches man sacken lassen muss, um es zu verstehen. Da bracht man nicht lange darauf herum denken. Wir sind diesmal sehr direkt unterwegs und präsentieren das, was uns beschäftigt sehr öffentlich und laut. Prangern an, regen uns auf. Wir wollen damit direkt treffen. Von der ersten Sekunde an.

Was regt dich persönlich denn schnell oder am meisten auf?

Am meisten rege ich mich tatsächlich gar nicht über andere auf. Ich hasse mich selber mehr, als andere. Ich sage mir immer, dass ich nicht das Recht habe, mich über andere aufzuregen, wenn ich nicht viel anders bin. Wir sind alle irgendwie gleich und machen Fehler. Und ich halte mich nicht für etwas besseres. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass es für viele Menschen der einfache Weg ist, sich über andere zu ärgern, als sich einfach mal mit sich selbst auseinander zusetzen. Es würde uns viel mehr bringen, wenn sich jeder mal um seinen eigenen Scheiß kümmert anstatt mit den Finger auf andere zu zeigen. Ich versuche wirklich, und klar manchmal ist das echt schwer, vieles erstmal mit mir selber auszumachen. Wenn alle so drauf wären,wäre die Welt vielleicht ein besserer Ort.

Schön gesagt

Ja oder? (lacht)

Photo by Darren Craig

„Welt“ ist aber auch ein gutes Stichwort. Auf eurem aktuellen Cover befindet sich die Erdkugel mit einer weißen Taube. Was wollt ihr mit dem Artwork symbolisieren/ ausdrücken?

Ich versuche jetzt mal nicht so superkünstlerisch zu klingen, warte… (lacht)… also.. es hat viel mit Veränderungen zu tun und dem was es aus uns gemacht hat. Unsere Songs sind zwar sehr direkt aber auch sehr emotional. Diese Band besteht seit 15 Jahren, wir sind keine Kinder mehr, wir haben mittlerweile Kinder und jeder hat seine Schrammen vom Leben abbekommen. Es steht symbolisch für unsere Standfestigkeit, für Veränderungen und Weiterentwicklung. Aber eben auch nicht nur auf uns, auf HOLLYWOOD UNDEAD bezogen, sondern auf alle da draußen, die jeden Tag aufstehen und viel einstecken müssen und trotzdem den Kopf oben halten. Das ist nicht leicht und wir wissen das und vielleicht klingen wir diesmal genau deshalb auf der Platte so angepisst (lacht.)

Für dich verändert sich wieder was, und zwar in den nächsten Wochen dein Wohnort. Es geht mit PAPA ROACH auf EU-Tour. Was muss man dringend über das Reisen im Tourbus wissen?

Das es sehr ekelhaft ist (lacht.) Nein, im Ernst, es ist nicht schön auf engen Raum mit zehn-zwanzig Männern. Um Abzuschalten lese ich viel. Ich nehme einen Haufen Bücher mit aus Reisen. Ich wertschätze es sehr, wenn ich mit der Band unterwegs sein kann. Was viele vergessen ist, dass ich die Möglichkeit dadurch habe so viele coole Orte auf der Welt zu sehen, für eine kurze Zeit in eine andere Kultur einzutauchen. Ich erinnere mich noch genau, wie wir in Frankfurt einen Gig hatten. In der Nähe des Clubs stand eine Kirche, die vor 11.000 Jahren erbaut wurde. Wenn du dort lebst, denkst du sicher „Ja ok. Nichts besonderes. Eine Kirche halt,“ Aber ich, der in Los Angeles lebt und aufgewachsen ist, und wo das älteste Gebäude vielleicht 100 Jahre alt ist, stehe vor so einer Kirche in Deutschland und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Hollywood Undead – Rock im Park 2018

 

In einem Interview vor einigen Jahren erwähnst du aber, dass du lieber im Aufnahmestudio bist als zu touren.

Das liegt einfach daran, dass ich es liebe neue Sachen zu schreiben, neue Musik zu entwickeln, zu produzieren und herumzuexperimentieren. Ich bin zuhause, kann entspannen, kann mich total auf die Musik konzentrieren. Wir alle lieben das sehr. Das soll aber nicht heißen, dass ich das Touren total hasse. Das mag ich natürlich auch. So wirklich vergleichen kann ich das gar nicht miteinander. Aber ja, zuhause im Studio fühle ich mich am wohlsten.

Wo siehst du dich und HOLLYWOOD UNDEAD in zehn Jahren?

Krasse Frage (lacht). Ich weiß nicht einmal was morgen ist. Aber lass mich überlegen. Solange uns das Ganze noch Spaß macht und so lange die Energie dafür da ist, würde ich gerne mit HOLLYWOOD UNDEAD solange weitermachen, wie es geht. Es kann natürlich auch morgen sein oder auch in zwanzig Jahren, wo wir alles hinschmeißen. Niemand weiß was passieren wird. Vielleicht machen wir auch eine längere Pause, spielen dann nur noch seichte Popmusik und touren dann nach Ewigkeiten wieder durch Deutschland. So wie David Hasselhoff.

So wie „The Hoff“?

Ja (lacht), wir nennen uns dann HOLLYWOOD HASSELHOFF und touren nur durch Deutschland. Und dann machen wir beide ein Interview und reden drüber.

Deal. Guter Plan. Wobei mir die Hasselhoff-Sache etwas Angst macht.

Mir auch…mir auch… (lacht)

Bevor es noch angst-einflößender wird, hast du noch ein paar Worte, Grüße an die Leser, die du loswerden möchtest?

Wer auch immer das hier lesen mag, dem möchte ich sagen: Wir können alle froh sein, dass es eine Kunst wie Musik gibt. Wenn ich die Musik nicht hätte, wenn ich HOLLYWOOD UNDEAD nicht hätte, wüsste ich nicht was ich machen würde. Ernsthaft. Seid froh euch zu haben, seid froh Musik zu haben. Selbst, wenn ihr mich und meine Band hasst, wir lieben euch trotzdem. Musik ist ein Geschenk. Genießt das.

 

Quelle: Hollywood Undead; George „Johnny 3 Tears“ Ragan
14.02.2020

It`s all about the he said, she said bullshit.

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