Heldmaschine
"Das ist das Risiko, wenn man von jetzt auf gleich mit einem neuen Album kommt - Zackbumm!"

Interview

HELDMASCHINE – Das unangekündigte Album!

Das kommt nun wirklich plötzlich! Die aufstrebende NDH-Band HELDMASCHINE ist ohne Vorankündigung mit ihrem neuen Album “Im Fadenkreuz“ am Start, und das pünktlich zur gleichnamigen Tour. Warum dieses Album für die Band besonders abwechslungsreich ist, weswegen sie einen derart unkonventionellen Release-Weg gehen und warum die Menschheit ruhig etwas emotionaler sein könnte lest ihr im exklusiven Interview mit Drummer Dirk und Sänger René!

metal.de: “Im Fadenkreuz“ erscheint ohne große Ankündigung spontan am 27.09. – weswegen habt ihr auf den großen Werberummel verzichtet?

Dirk: (lacht) Die HELDMASCHINE ist ja mittlerweile bekannt dafür, dass sie ihre eigenen Wege geht. Wir wollten einfach wieder etwas Neues versuchen. Die üblichen Pfade, die man so im Musikgeschäft zu gehen hat, muss man manchmal aufbrechen. Wir sind halt irgendwo immer auch ein bisschen Piraten: Manchmal muss man Regeln brechen, wenn man den eigenen Kopf durchsetzen will. Auch wenn das System das dann kacke findet. Würden wir das nicht tun, hätte es zum Beispiel weder die LED-Fan-Box im Eigenbau gegeben, noch unsere EP “Volles Brett“ aus gelasertem Holz!

metal.de: Das Album beinhaltet 4 Tracks, die bereits als EP veröffentlicht worden sind. Warum seid ihr diesen Weg gegangen? Ihr hättet ja beispielsweise auch nur vereinzelte Tracks der EP auf das Album packen können.

René: Hätten wir, stimmt. Wir fanden die Songs aber zum einen durchweg zu stark, um sie NICHT auf dem Album dabei zu haben. Sie haben von mir im Studio auch nochmal ein neues Soundgewand bekommen und klingen nun besser denn je! Und zum anderen gab es auch Fans, die keine EP wollten, sondern lieber auf das Album gewartet haben. Denen wollten wir keinen Song vorenthalten.

metal.de: Im Song “Leck mich fett“ singt ihr (meins Wissens nach) im Refrain das erste Mal auf Englisch. Warum passt das aus eurer Sicht gut in den Song?

Dirk: Das Album “Im Fadenkreuz“ ist tatsächlich aus unserer Sicht das bisher abwechslungsreichste und dabei auch das mutigste Album, das wir je gemacht haben. Es finden sich viele genreuntypische Elemente darauf. Dieser englische Refrain gehört mit dazu. Der Inhalt geht jeden an, der mit Medien zu tun hat – das ist praktisch jeder auf dieser Welt. Daher auch auf Englisch.  Als René mit dieser Idee um die Ecke kam, waren wir direkt alle begeistert! Außerdem gibt es mittlerweile sehr, sehr viele ausländische Fans, die sich darüber sicher freuen werden.

metal.de: Wie sähe eure persönliche “Arschloch-Firewall“ aus?

René: Als allererstes würde sie sämtliche nationalsozialistische und rassistische Hetze wegfiltern, die sich mittlerweile fast täglich in den sozialen Medien tummelt! Dieses “Teile und Herrsche“ ist einfach gruselig. Wir sind eine Menschheit und wir haben nur einen Planeten – und zwar alle gemeinsam.

metal.de: In „Luxus“ wird reichlich Gesellschaftskritik geübt. Glaubt ihr, dass auch ihr selbst „Luxusprobleme“ habt?

Dirk: Natürlich! Das geben wir unumwunden zu. Alleine die Möglichkeit zu haben, sich künstlerisch ausdrücken und dabei frei seine Meinung äußern zu können, ist strenggenommen schon ein Luxusproblem. Und dabei ist es schon längst nicht mehr überall selbstverständlich, sich frei ausdrücken zu können.

metal.de: Die Strophen von “Gottverdammter Mensch“ erinnern mich ein wenig an FALCO. Gewollt, Zufall oder völlig absurder Vergleich?

Dirk: FALCO war ein großer Künstler, und wenn diese Strophen dich an ihn erinnern, ist das sicher ein Riesen-Kompliment für uns. René hat in diesem Song unglaublich viele Emotionen in den Gesang gelegt und man kann sie förmlich nachspüren. Für uns war das beim Einspielen ein purer Gänsehaut-Moment! Da hat dann auch keiner an irgendwelche Vergleiche gedacht. Wir waren viel zu sehr gepackt von der Emotion dahinter.

metal.de: Im Song selbst seid ihr emotional, ehrlich und gesteht eigene Fehler ein. Glaubt ihr, dass die Welt zu einem besseren Ort machen würde, wenn die Menschen öfter ein solches Verhalten an den Tag legen würden?

Dirk: Absolut! Reflexion, Selbstkritik, Fehler eingestehen, sich entschuldigen können, auch Zweifel, ob es immer so richtig ist, was man tut – das sind Eigenschaften, die leider völlig unhip geworden sind. Aber davon können wir noch Einiges gebrauchen, wenn wir als eine Menschheit zusammenleben wollen. Das braucht jede Beziehung, jede Familie und auch im Job kann das nicht schaden. Und global sowieso – denn die Alternative heißt immer nur Krieg.

metal.de: “Klingt wie Rammstein“ – beim Titel denkt man zunächst, ihr bereitet diese häufige Anschuldigung an HELDMASCHINE ironisch auf. Doch der Song ist eher ein Statement gegen Gewalt und Krieg, sowie die Sensationslust, die damit einhergeht. Wie passt das zum Songtitel?

Dirk: So ziemlich alle Bands, die aus dem NDH – Genre kommen, haben mit diesen Vergleichen zu tun, aber wer uns kennt, der weiß, dass wir uns nicht zu ernst nehmen. Wir haben uns nie so richtig darum geschert und fanden das teilweise sogar echt witzig. Der Song “®“ vom “Himmelskörper“-Album war unsere erste Antwort darauf. Mit “Klingt wie Rammstein“ dachten wir: Warum nicht mal einen Song schreiben der TATSÄCHLICH wie RAMMSTEIN klingt – and here we go … (lacht).  Als der Song dann fertig war, haben wir ihn sogar an das RAMMSTEIN-Management geschickt, um zu fragen, ob Till Lindemann ihn nicht selbst einsingen möchte.  Leider gab es dazu eine (zugegeben: sehr nette) Absage. Aber René vertritt Till hier mehr als würdig, findet ihr nicht auch? Stellt euch vor, wir machen dazu ein Video, dann würde im Titel bei YouTube “HELDMASCHINE – Klingt wie Rammstein“ stehen – dann wäre es ganz offiziell! (lacht sich halb kaputt)

metal.de: “Maschinenliebe“ ist nahezu ein reiner Elektrotrack. Glaubt ihr, dass das die klassischen NDH-Fans nicht abschrecken könnte?

Dirk: Wir finden ja, ein guter Track ist ein guter Track, ob er nun elektronisch, akustisch oder super heavy verpackt ist. Wir sind ja Kinder der 80er und sind natürlich auch mit Synthie-Bands aufgewachsen und zudem große KRAFTWERK-Fans. Die Idee, auch mal eine rein elektronische Nummer zu schreiben, stand schon seit längerem auf dem Wunschzettel, und mit “Maschinenliebe“ haben wir nun das Ergebnis. Auch ein Grund, warum wir das Album selber mutig finden, denn wer weiß schon vorher, ob die Fans das auch mögen werden? Wir sind jedenfalls suuuuper gespannt auf die Reaktionen!

metal.de: Werden die neuen Songs auch auf der “Im Fadenkreuz“-Tour gespielt?

René: Im Ernst – Wir scharren schon derartig mit den Hufen! Wir können es kaum erwarten, den Fans die neuen Songs um die Ohren zu ballern! ABER SOWAS VON!

metal.de: Was glaubt ihr: welcher Song zündet live am besten?

René: Oh Mann, das ist eine gute Frage. Jeder Song hat seine eigene Qualität und wir hoffen natürlich, dass alle gut ankommen werden. Es gibt so viel neues und sehr verschiedenes Material. Super spannend wird es für uns auf jeden Fall, denn wir haben ehrlich gesagt keine Ahnung. Das ist das Risiko, wenn man von jetzt auf gleich mit einem neuen Album kommt – Zackbumm!

metal.de: Danke für eure Zeit und viel Erfolg mit dem Album!

Dirk: Vielen Dank metal.de für das Interview!

Quelle: Mail-Interview, metal promotions
26.09.2019
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