Hatred
Hatred
Interview
Die Old-School-Power-Thrasher von Hatred sind einmal mehr ein Beweis dafür, dass der deutsche Underground lebt und immer wieder kleine, aber feine Stilblüten hervorbringt. "Fractured", das erste Lebenzeichen dieser Schweinfurter Combo, ist eine solche und erinnert noch dazu in bestechender Manier an Metallicas Anfangstage. So ergab es sich, dass mir Drummer Daniel "Evil Ewald" Buld ein paar Fragen beantwortete.
Moin! Wie kommt man eigentlich, wenn man Daniel heißt, zu einem Nickname wie Evil Ewald?
Servus! Wie der Name genau entstanden ist weiß ich auch nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass der mal in so einer Bierlaune gefallen ist. Als ich dann meinen Online-Anschluß bekam brauchte ich natürlich einen supercoolen User-Name. Da kam mir doch wieder dieser Evil Ewald in den Sinn. Und nach einigen E-Mails, Gästebuch- und Forumseinträgen kam es dann desöfteren vor, dass Leute auf mich zu kamen und sagten „du bist doch dieser Evil Ewald“. Das hat sich dann einfach eingebürgert und mittlerweile kennen mich viele Leute gar nicht mit meinem richtigen Namen. Is‘ mir aber auch wurscht. Hauptsache, ich weiß, wer gemeint ist.
Eure erste Veröffentlichung „Fractured“ ist seit einiger Zeit zu haben. Wie läuft der Absatz? Wie sind die Reaktionen der einschlägigen Presse?
Der Absatz läuft recht zufriedenstellend, obwohl es doch ein paar mehr sein könnten. Die erste Auflage von Fünfhundert Stück ist aber fast schon weg. Die Pressereaktionen sind echt überwältigend. Wir haben bis jetzt ca. fünfzehn Reviews bekommen, wovon eins eher mittelmäßig war (Legacy 9/15 Punkte) und der Rest sehr gut. Meistens gab es acht oder neun von zehn Punkten. Einmal sogar volle Punktzahl. Ich hatte ja eigentlich mehr mit Kritiken im Legacy-Stil gerechnet, da wir den Metal ja wirklich nicht neu erfinden. Lieber ist es mir allerdings so!
Habt ihr mit „Fractured“ schon bei Labels angeklopft?
Haben wir. Bis jetzt ist allerdings nur eine Antwort gekommen (Nuclear Blast), die dann auch eine Standardabsage war. Ich mache mir da aber auch keine allzu großen Illusionen, da ich glaube, mit dem Verschicken von CDs nicht allzu viel bewegen zu können. Mehr erwarte ich da schon von unserem Beitrag auf dem nächsten Metal Crusade Sampler in der Juli-Ausgabe des Heavy oder was!?, auf dem wir mit „Overlord“ vertreten sein werden.
Wie ernst nehmt ihr die ganze Sache rund um Hatred? Auf einigen Fotos wirkt ihr manchmal wie eine reine Spasscombo.
Wir nehmen die Band sogar sehr ernst. Hatred steht bei uns allen an Nummer Eins! Das heißt allerdings nicht, daß wir nicht dabei Spaß haben können. Das Bild vom bierernsten Metaller passt nicht wirklich zu uns. Wir sehn uns eher in der Tradition von Bands wie Anthrax, die auch vieles mit einem Augenzwinkern versehen. In erster Linie wollen wir zusammen mit unseren Fans (von denen es auch schon drei oder vier gibt. :o) ) Spaß haben, was ja auch der Beweggrund für uns war, eine Band zu Gründen. Der Spaß am Metal!!!
Wie kamt ihr alle zum Metal und dann später als Band zusammen?
Wie es bei den anderen war weiß ich nicht so genau. Ich jedenfalls habe so von zwölf bis vierzehn eigentlich nur AC/DC gehört. Irgendwann stieß ich dann auf die „Arise“ von Sepplultra und damit war es dann um mich geschehen. Von da an (ca. ’92) hab ich mir jedes Rock Hard, jeden Hammer etc. gekauft und bin total der Metalsucht verfallen. Die Anfänge der Band liegen 1999, als ich mit Beff (Gitarre) beschlossen habe, mal zusammen Musik zu machen (wir waren schon vorher in lokalen Bands tätig). Anfangs gab es noch einige Probleme, die richtigen Leute zu finden. Bis wir das erste komplette Line-up zusammen hatten, vergingen ca. eineinhalb Jahre. Danach ging aber alles bis auf zwei Wechsel an der Lead-Gitarre glatt. Doch auch dieser Posten ist mit unserem „Ami“ Fred mittlerweile fest besetzt.
Ihr spielt eine flotte Mischung aus richtig schön old-schooligem Thrash und Power Metal. Sind das auch privat eure bevorzugten Musikstile?
So direkt gibt es bei uns eigentlich keine bevorzugten Musikstile. Wir haben alle sehr unterschiedliche Geschmäcker. Ich höre eigentlich alles von Punk bis Grindcore (meine Liebe gehört allerdings dem Thrash!). Unser Sänger, der Matze, hört mehr die melodischen und vertrackten Sachen und a bissl Death, Black und Thrash. Unser Basser, der Stefan, hört zu 90% Slayer und die restlichen zehn % teilen sich Extrem-Geprügel und Klassik. Der Gitarren-Fred steht mehr auf modernere Sachen wie Fear Factory, Superjoint Ritual und Sevendust. Und der Beff (ebenfalls Klampfe) steht eher auf traditionellen Metal mit ebenfalls einem leichten Hang zum Thrash. Der Dresch-Metal ist sozusagen unser kleinster gemeinsamer Nenner.
Was sind deiner Meinung nach die Gründe dafür, dass im Moment gerade im Undergroundbereich der Thrash der alten Schule wieder richtig boomt?
Weil’s geil ist!
Einfach, aber einleuchtend! Gibt es eigentlich schon Pläne bzw. Ideen für euer nächstes Album?
Wir wollen Ende des Jahres (geplant ist Mitte November) wieder ins Studio. Genaueres geplant ist noch nichts. Wir lassen das einfach auf uns zukommen und schreiben im Moment Songs. Unter anderem wird auch eine Halbballade dabei sein. Die einzige Sache, die denfinitiv feststeht, ist: Es muss rocken wie Sau!
Auf dem Livesektor seid ihr auch nicht gerade faul und konntet einige Gigs mit namhaften Kollegen an Land ziehen, z.B. das Up From The Ground Open Air (mit Die Apokalyptischen Reiter, Final Breath, u.a.) oder das Earthshaker Festival (mit Testament, Annihilator, u.a.). Was erwartet ihr euch von diesen Gigs?
Eine Menge Spaß und viel zu trinken! 😉 Im Ernst: Solche Sachen sind super Gelegenheiten, die eigenen Sachen einem breiteren Publikum vorzustellen. Außerdem hofft man ja doch immer, dass bei so was wichtige Leute von Plattenfirmen, Vertrieben etc. vor Ort sind und Gefallen an einem finden. Und wenn nicht, habe ich zumindest mal mit zwei meiner absoluten Lieblingsbands auf einer Bühne gestanden (wahrscheinlich hab ich nach dem Earthshaker-Festival blutige Knie von den vielen ehrfürchtigen Kniefällen). Testament und Annihilator tun mir jetzt schon leid, wenn ich dran denke wie ich sie zum Signieren meiner CD-Sammlung zwinge. Har Har! Wir werden übrigens auch am 6.9. auf dem Metal Maniacs Open Air in Lichtenfels bei Bamberg mit Sodom, The Haunted und Dew Scented spielen.
Noch so ein Hammerbilling! Wo wir gerade bei Festivals sind…was, denkst du, hat der Dosenpfand für Auswirkungen auf die Dosenbierkultur bei solchen Veranstaltungen? Eine Palette bringt immerhin 6 Euro Pfand. Aber wer wird Lust haben, die ganzen Dosen wieder einzusammeln und mit nach Hause zu nehmen?
Ich auf keinen Fall. Einige Kumpels hatten schon die Idee, Bierfässchen mit zu nehmen. Für mich ist das allerdings nichts. Festival = Dosenbier! Da scheiß ich halt auf die paar Euro Pfand. Auf 12 oder 18 € kommt’s mir dann auch nicht mehr an. Allerdings hat das Pfand auch seine positiven Seiten. Wenn viele Leute ihre Dosen wieder mit heimnehmen, sparen sich die Veranstalter auch eine Menge an Müllentsorgungskosten, was sich dann vielleicht positiv auf die Eintrittspreise in Zukunft auswirken könnte. Ich will einfach mal so gutgläubig sein.
Ihr spielt in Kürze auch einen Benefiz-Gig für Kinder, die an dem bis jetzt kaum erforschten und deswegen unzureichend behandelbaren Morbus Leigh Syndrom erkrankt sind. Eine äußerst lobenswerte Aktion, wie ich finde. Meinst du nicht auch, dass gerade im Metal-Bereich mehr in Richtung solcher Aktivitäten geschehen könnte? Gerade, wenn man bedenkt, wie das letztjährige „Fuck The Flut“-Open Air zugunsten der Flutopfer gefloppt ist.
Sicherlich eine Gute Sache. Es war auch gar keine Frage, dass wir da mitmachen. Sicherlich sollte in dieser Richtung im Metal auch mehr gehen. Allerdings müsste man es da erst mal schaffen, die Trägen Metaller von ihren Sesseln hoch zu ziehen. Es ist schon traurig, wenn eine so lobenswerte Aktion wie das „Fuck the Flut“ von gerade mal 250 Leuten besucht wird. So ein kurzfristig anberaumtes Konzert stellt halt eine Umstellung der Konzertplanung dar. Und als Metaller ist man ja nicht sonderlich spontan und hat seine festen Anlaufstellen und Termine, von denen man nur sehr ungern abweicht. Ich beziehe mich da auch selbst mit ein. Ich war ja auch nicht dort.
Ein weiteres Thema, zu dem ihr klar Stellung bezieht, ist eure Abneigung gegenüber Nazis, die ihr im Song „Metal Massacre“ unmissverständlich an den Mann bringt. Wie beurteilt ihr die Unterwanderung der Szene mit braunem Gedankengut?
Man hört es ja immer wieder, dass vor allem die Black-Metal-Szene unter solchen Idioten zu leiden hat. Früher hätte man solche Idioten gesteinigt. Heute sag man sich halt „och, wenn sie sich ruhig verhalten ist das doch nicht so schlimm“. Traurig!
Glaubst du, es ist heutzutage überhaupt noch möglich, einen Satz wie „beat all the Nazis down and make them fear the metalcrowd“ zu verwirklichen? Die meisten drehen sich doch lieber weg und tun desinteressiert.
Ich weiß nicht ob es möglich ist, aber versuchen sollte man es auf jeden Fall. Wenn nicht wir, die Metaller, zusammenhalten können, wer dann?
Welche fünf CDs rotieren momentan am meisten in deinem Player? Was sind deine Alltime-Faves?
Scheiße, ich hab einen 10fach-Wechsler. Was mach ich jetzt nur? Na gut, dann wähle ich halt mal aus:
Aktuell am Rotieren sind folgende:
-Star One – Live
-Soilwork – Figure number five
-Sum 41 – Does this look infected?
-Malevolent Creation – The will to kill
-Circle II Circle – Watching in silence
Alltime-Faves (Da gibt es echt viele! Aber hier mal fünf):
Ganz klare Nummer eins:
-Metallica – Kill ‚em all (Komisch! Irgendwie hätte ich da bei dem Klang eurer CD meinen Arsch drauf verwettet! 😉 Anm. d. Verf.)
-Testament – The Gathering
-Dropkick Murphys – Sing loud, sing proud
-Heathen – Victims of deception
-Life of Agony – River runs red
Wo siehst du dich in zehn Jahren? Besoffen auf einer Bühne in irgendeinem Jugendclub Deutschlands oder besoffen als Headliner des Wacken Open Airs 2013?
Keine Ahnung, Hauptsache besoffen! Wacken wäre natürlich geil, aber Jugendclub ist auch OK, solang ich nur Spaß an der Mucke und ein Bier in der Hand habe.
Ich bedanke mich für die Zeit, die du dir zum Beantworten der Fragen genommen hast. Die letzten Worte/Grüße/Huldigungen/Kampfansagen/philosophischen Statements gehören dir.
Rettet die Aale, esst mehr Grünkohl, Thrash ‚til death!!!!!!!!!
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