Hatesphere
Hatesphere
Interview
Das Zweitwerk "Bloodred Hatred" der Dänen von Hatesphere kann getrost von sich behaupten, eines der Highlights des letzten Jahres gewesen zu sein. Trotzdem hat es komischerweise über ein halbes Jahr gedauert, bis Jacob, seines Zeichens Frontpsycho bei Hatesphere, nach Feierabend gut gelaunt bei mir durchklingelte und mir eine äußerst kurzweilige, halbe Stunde bescherte. Mal abgesehen davon, dass sich dieses Interview gegen Ende auf ein recht "stinkiges" Niveau begab, muss man dieser Band trotzdem eine goldene Zukunft attestieren.
Hi Jacob! Was macht der Feierabend? Schon ein Bierchen genossen?
Nein, leider noch nicht. Ich habe eben gerade schon drei andere Interviews für amerikanische Magazine gegeben. „Bloodred Hatred“ ist nämlich gerade in den USA erschienen.
Sind die Reaktionen dort genauso gut wie hier?
Ja, das kann man so sehen. Anscheinend mögen die Amis unsere Musik. Ich bin recht glücklich damit.
Das freut zu hören. Wie war eigentlich der Rest der Europatour mit The Haunted, nachdem der Gig in Köln ja ein ziemlicher Triumph war.
Sehr cool! Wir kamen überall gut an, unser Merchandise lief gut und wir hatten natürlich noch eine Menge Spass.
Was hat dir auf dieser Tour am meisten gefallen?
Wir haben schon viel gefeiert. Die Shows in München und Köln waren sehr sehr gut. Aber das coolste ist in Hamburg passiert. Da war eine ganz süsse Frau. Mehr sage ich dazu nicht. (lacht)
Ok, habe verstanden! 🙂
Sehr gut! (lacht immer noch) Deutschland war aber wirklich generell ein ziemlicher Hammer. Nur Bielefeld fiel da etwas aus dem Rahmen.
Wenn du die Tour im April mit The Haunted mit eurem kleinen Abstecher im Januar mit Infliction vergleichst, wie fällt dieser Vergleich aus?
Die Sache mit The Haunted war natürlich viel besser. Es waren mehr Leute da. Und natürlich war es im Nightliner wesentlich gemütlicher als in dem kleinen Van, den wir im Januar hatten und in dem wir manchmal auf dem Boden schlafen mussten. Das war zwar auch ok, weil man als kleine Band nicht mehr erwarten kann. Jetzt im April war nur alles viel besser organisiert.
Wieviel bedeutet euch, die ihr immer noch ein Geheimtipp seid, der Kontakt zu den Fans?
Viel. Nach den Gigs war ich ja immer am Merchandise-Stand und hatte öfters die Möglichkeit, mit ihnen zu sprechen. Es ist immer ein gutes Gefühl, wenn die Leute kommen und sagen, dass ihnen die Show gefallen hat. Natürlich macht es auch immer Spass, neue Leute kennen zu lernen, die dieselbe Musik hören, wie man selbst, und die genauso drauf sind, wie man selbst. Über wenige e-Mails kann ich auch nicht klagen, da aus ganz Europa sehr viele in meine Mailbox flattern, die ich auch alle beantworte. Zu seinen Fans einen persönlichen Kontakt aufzubauen, ist sehr wichtig.
Wie findest du dann Auftritte in größeren Hallen oder auf Festivals, wo Bands und Fans eher voneinander abgeschottet sind?
Mit Hatesphere haben wir noch gar nicht so viele Festivals gespielt, weil wir ja noch ziemlich jung und unbekannt sind. Aber mit Barcode (seine Hardcore-Zweitband, Anm. d Verf.) habe ich das schon getan. Es ist ein ganz anderes Gefühl. Das Publikum ist viel weiter weg. Es ist zwar cool, vor einer großen Menge zu spielen, aber ich mag die kleinen Clubshows lieber. Da ist die Atmosphäre intensiver, hitziger und du hast die Leute direkt vor deiner Nase. Da wird mehr Energie freigesetzt.
Danke für die perfekte Überleitung! 🙂 Du bist ja bekannt für deine äußerst intensive Bühnenperformance. Wie oft kommt es eigentlich vor, dass du nach oder während einer Show wegen Überanstrengung kotzt?
Dass ich kotze? (tut überrascht) Das hat mich ja noch nie jemand gefragt. Aber hey, in Dänemark ist es total normal zu kotzen! (lacht lauthals)
Alrrrrright!
Nein, nicht wirklich! Aber es stimmt schon. Manchmal kommt das vor. Anscheinend mag mich mein Körper nicht. Ich bin wohl nicht gut genug in Form, da ich nicht trainiere. Aber ich gebe immer alles, wenn ich auf der Bühne stehe. Das bin ich den Leuten schuldig. Und manchmal muss ich dann eben kotzen!
Man hat es in Köln gesehen! 🙂 Aber irgendwann müsste dann doch im Laufe einer Tour deine Stimme mal den Geist aufgeben, oder?
Ja, das Gefühl habe ich auch ab und an. Manchmal ist es echt harte Arbeit, damit sie so funktioniert, wie ich das will. Aber das ist nunmal Rock n‘ Roll. Mal bist du gut bei Stimme, mal schlecht.
Magst du es eigentlich, mit Tompa Lindberg (ex-At The Gates) verglichen zu werden?
Ohne Zweifel, er ist ein klasse Sänger. Als ich die ersten At The Gates-Alben gehört habe, dachte ich: „WOW!“ Als ich dann „Slaughter Of The Soul“ gehört habe, dachte ich: „WOOOOW!“ Natürlich bin ich von ihm in gewisser Weise beeinflusst worden, aber ich versuche immer, meinen eigenen Stil zu singen. Das ist jedoch schwer, wenn man nur am Schreien ist. (lacht) Ich fasse es aber schon als Kompliment auf, wenn man mich mit ihm vergleicht.
Kommen wir nochmals zurück auf das Thema Konzerte. Jensen von The Haunted hat letztens im Interview zu mir gesagt, dass eine gute Band live besser sein muss als auf CD. Würdest du dem zustimmen?
Auf jeden Fall! Live kannst du die Energie, die in der Band steckt doch besser an den Mann bringen, als wenn man die Musik nur auf CD hört. Auf CD hörst du nur die Musik, live siehst du auch die Leute. Wenn die Band aber ihr Material live nicht rüberbringen kann, ist das beschissen. Man muss live doppelt so gut sein wie auf Konserve. Das ist das richtige Verhältnis, das bei uns meiner Meinung nach stimmt.
Das kann man laut sagen. Wo kann man euch denn dieses Jahr noch antreffen?
Wir spielen auf den Nuclear Storm Festival in der Tschechischen Republik als Co-Headliner neben Vader und Behemoth. In Deutschland kann man uns noch noch auf dem Fun & Crust zusammen mit Testament, Napalm Death und Clawfinger begutachten. Das findet, glaube ich, parallel zum Party.San Open Air statt. Im Oktober stehen vielleicht noch ein paar kleinere Wochenendgigs bei euch auf dem Programm.
„Bloodred Hatred“ hat mittlerweile in Europa schon mehr als ein halbes Jahr auf dem Buckel. Könnt ihr schon abschätzen, inwieweit es eure Karriere voran gebracht hat?
Die Kritiken waren allerorts sehr gut. Das hilft einem natürlich immer. Sogar die großen Magazine haben nur positive Worte über uns verloren und uns immer mit Interviews gefeaturet. Die beiden Touren im Januar und April haben uns auch weitergeholfen, da wir den Leuten auf diesem Wege zeigen konnten, wer wir sind.
Vergleicht man euer Zweitwerk mit eurem selbstbetitelten Debüt, fällt auf, dass es auf der einen Seite melodischer, auf der anderen aber auch aggressiver ist. Ist diese Weiterentwicklung auch für das dritte Album geplant?
Momentan glaube ich, dass das nächste Album in eine ähnliche Kerbe schlagen wird wie „Bloodred Hatred“. Schneller Thrash Metal mit einigen groovigen Beatdown-Parts.
Habt ihr schon etwas zu Papier gebracht?
Wir haben schon einige Ideen zusammen getragen, ja. Aber es ist noch kein einziger Song fertig, da wir seit Jahresbeginn sehr beschäftigt waren mit Konzerten. Außerdem haben wir ja auch einen neuen Gitarristen, den wir erst in unsere Welt einarbeiten mussten. Mal schauen, was wir in den nächsten Wochen so auf die Reihe kriegen.
Wann kann man also konkret mit einem neuen Album rechnen?
Hoffentlich nächstes Jahr im Frühling. Das hängt davon ab, wie schnell wir sind. Manchmal gibt es auch Abschnitte, wo es einfach hakt und einem absolut nichts einfällt.
Jap, dieses Gefühl von kreativer Leere kennt man sogar als kleiner Schreiberling. Ihr habt nochmals für ein Album bei dem kleinen italienischen Label Scarlet Records unterschrieben. Demnach seid ihr zufrieden mit deren Arbeit?
Ja, sie machen einen guten Job. Es ist zwar ein kleines Label, das aber stetig wächst. Natürlich könnte man auch immer etwas Besseres haben, aber wir sind gerade glücklich, so wie es ist. Sie haben unsere beiden Alben in Japan veröffentlicht und kürzlich einen Deal mit Century Media USA an Land gezogen. Es gibt also nichts, worüber ich mich beschweren könnte.
Es klang aber eben trotzdem so, als hätten auch einige größere Labels angeklopft.
Fuck! Mit der Frage habe ich jetzt gerechnet. Ja, es haben zwei größere Plattenfirmen ihr Interesse bekundet.
War vielleicht Nuclear Blast unter diesen? Könnte ich mir gut vorstellen.
So ganz vielleicht, ja! (lacht) Aber wir warten jetzt erst mal unser drittes Album ab und dann schauen wir, wer danach noch Interesse hat. Es gibt immer das Dilemma, dass ein großes Label zwar viel Kohle in die Band stecken kann, deine CD in allen Läden im Regal steht, du aber trotzdem immer ein kleines Pferd in deren Stall bist. Bei einem kleineren Label könntest du gleichzeitig die Nummer 1 sein und sie konzentrieren sich mit ihrer Arbeit nur auf dich. Was ist da besser? Jetzt z.B. sind wir ein großer Fisch in einem kleinen See. Bei einem großen Label würden wir wahrscheinlich mehr Platten verkaufen, was auf jeden Fall erstrebenswert ist. Aber wir wollen auch gleichzeitig gut behandelt werden. We’ll see!
Den Überblick über diese Thematik dürftest du ja haben, da du bei einem kleineren Label namens Die Hard Records arbeitest. Wie genau sieht da deine Arbeit aus?
Ich bin dort Shopmanager. Wir haben einen Plattenladen, der nur Metal führt. Da kommt dann manchmal auch noch ein wenig A&R-Arbeit dazu wie z.B. das Anhören von neuen Bands, Promotion, Mailverteiler, etc. Ich bin da so eine Art Mädchen für alles. Aber es macht Spass.
War es von vornherein dein Traum, quasi Job und Hobby in der Metalszene zu verbinden?
Eigentlich nicht. Das kam erst so mit der Zeit. Jetzt bin ich total zufrieden, dass ich einen Job habe, der mit Musik zu tun hat, die mich interessiert und mit der ich gleichzeitig noch den Rest meines Lebens verbinde.
In der Tat beneidenswert. Als Mensch der beide Seiten kennt…wie schätzt du die Wichtigkeit von kleineren online-Zines im Vergleich zu den großen Print-Mags ein?
Das Problem bei den Webzines ist, dass es so unglaublich viele von ihnen gibt. Dadurch wird es schwer, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, welche wirklich gut und welche entbehrlich sind. Aber ihre Wichtigkeit ist in meinen Augen nicht zu verachten, da heutzutage fast jeder, der Metal hört, auch im Internet zugange ist. Gerade bei den jüngeren, die als die Computergeneration gelten, haben sie einen höheren Stellenwert als die normalen Zeitungen. Außerdem erleichtern sie den Informationsfluss. Und noch dazu sind sie kostenlos, wenn man jetzt mal die Verbindungsgebühren nicht beachtet. Im Internet promotet sich auch alles viel leichter. Aber um ehrlich zu sein, mag ich die Printzines schon mehr. Die kann man überall lesen. Beim Scheißen auf dem Klo, beim Relaxen im Bett, etc. Das ist deren Vorteil.
Jap, ein PC beim Scheißen auf den Knien wäre unpraktisch! 🙂 Wo steht die dänische Metalszene im europäischen Vergleich?
Puuh, soviel vergleichen kann ich da gar nicht. Ich kenne sonst nur die deutsche Szene recht gut, weil Deutschland nunmal DAS Metalcountry Europas ist. Bei euch geht am meisten, was Bands, Konzerte und Festivals angeht. In Dänemark ist alles viel kleiner und beschissener. Es gibt z.B. nur ein kleines Metalfestival im November (den Namen habe ich nicht verstanden. Sorry! Anm. d Verf.). Das war es dann auch schon. Und Roskilde kann man ja nicht wirklich als Metalveranstaltung bezeichnen.
Lass uns zum Schluss noch ein bißchen über Songs reden. Was ist dein Lieblings-Hatesphere-Song?
Ganz klar „Believer“, weil er alles hat, was ein Metalsong braucht: schnelle Double Bass, viel Thrash Metal, viel heavy-groovy Stuff, Soli. Da passt alles. Und Deiner?
Ganz klar „Disbeliever“. Es gibt kaum einen anderen Song, der live so dermaßen Arsch tritt wie dieser.
Das stimmt. „Disbeliever“ ist ganz besonders gut für die Bühne geeignet.
Da fällt mir gerade ein…auf eurem Debüt ist ein Song namens „Ill Will“, auf dem ihr anfangs ständig schamlos ins Mikro furzt. Genauso wie ihr in Köln meinem Kollegen übelst fies in sein Diktiergerät gebläht habt. Was macht für euch die „Faszination Furz“ aus?
(lacht) Das kann ich dir wirklich nicht sagen. Ich glaube, wir finden alle, dass furzen das Lustigste auf der Welt ist. Also furzen wir die ganze Zeit. Wenn man dann noch einige dieser Geräusche aufnehmen kann, ist das doch wunderbar. Deswegen sind sie auch auf dem Album gelandet. (und er lacht immer noch)
Zum Glück sind noch keine CDs erfunden worden, die Gerüche transportieren können. Jetzt aber wieder zurück zu den Songs. Gib doch mal den männlichen Metalheads da draußen ein paar Tipps. Was ist der beste Metaltrack, um einer Frau näher zu kommen?
Hmm…ich würde sagen Nevermore’s „The Heart Collector“.
Welcher ist für den ersten Kuss geeignet?
Muss das ein Metalsong sein? Egal! Ich sage jetzt einfach mal: Madonna – Erotica oder irgendwas von Leonard Cohen.
Jetzt kommt der Sex.
Ganz klar Danzig!
Hey, das passt ja wunderbar! Wenn dann wieder Schluss ist, wird nämlich von den Misfits „Die, Die My Darling“ eingelegt, oder?
(lacht) Ja, Mann! Genau das hätte ich auch vorgeschlagen!
Was gibt es Schöneres als Einigkeit am Ende eines Interviews…
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