Hate Meditation
Interview mit Blake Judd zu "Scars"
Interview
Mit HATE MEDITATION hat NACHTMYSTIUM-Mastermind Blake Judd das nächste Projekt wiedererweckt. Bereits seit 2003 existiert die eigentlich als „Hommage-Band“ gegründete Truppe, doch in der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Das Konzept hat sich gewandelt und mit „Scars“ erschien dieser Tage ein rohes Schwarzwerk, über das metal.de kürzlich mit Kopf hinter dem Ganzen sprach.
Hallo Blake, an vielen Stellen lässt sich nachlesen, dass HATE MEDITATION als eine Art Hommage an Black/Thrash-Bands wie BLASPHEMY oder BEHERIT gegründet wurde. Warum gebührt diesen Bands eine solche Aufmerksamkeit?
Das war unsere Intention, als die Band im Jahr 2003 gegründet wurde und wir das Demo “Condemned To Death“ aufgenommen haben. Ich hatte das Gefühl, dass diese Bands eine Hommage brauchten, weil sie einfach zu meinen Favoriten gehörten. Zu dieser Zeit war einzig NACHTMYSTIUM meine Band, mit der ich kreativ sein konnte, wohingegen HATE MEDITATION eigentlich nahezu eine Tribute-Band zu den oben genannten Gruppen sein sollte. Natürlich ist der stilistische Umschwung, den wir seit dem durchgemacht haben, mehr als offensichtlich. “Scars“ klingt nicht wirklich wie irgendeine dieser Bands. Wie auch immer, unsere erste Demo tat es.
Sind das Bands, die dich in deiner musikalischen und persönlichen Entwicklung beeinflusst haben?
Absolut. Ich denke, deren Einflüsse auf meine Art des Songwritings waren vor zehn bis zwölf Jahren deutlich größer, doch ich liebe diese Truppen noch immer und bin der festen Meinung, dass sie eine der wichtigsten Positionen in der Entwicklung des Black- und Death Metal einnehmen. Dazu kommt, dass PROFANATICA wohl die erste amerikanische Band in diesem Sektor war, die weltweite Anerkennung bekam (gleichzeitig mit der vorangehenden Band, HAVOHEJ). Da ich ein Typ bin, der seit Mitte der Neunziger Black Metal in den USA aufnimmt und veröffentlicht, halte ich diese Band in Ehren, weil sie ihren Weg mit denselben Idealen mit mir geteilt hat und zusammengegangen ist. Denn du musst wissen, in den Neunzigern und selbst in den frühen 2000ern war die Idee von “Amerikanischem Black Metal“ in der Öffentlichkeit nicht viel mehr als ein Witz. Niemand dachte, dass die Staaten etwas Derartiges erschaffen könnten, was eigentlich nur als Unikat in Europa geschah. PROFANATICA war eine der ersten Bands, die gezeigt haben, dass dies nicht der Fall ist.
Unterm Strich ist “Scars“ ein äußerst raues, hasserfülltes Black Metal Album, ohne vorher genannte Death Metal Einflüsse, geworden. Was hat sich an deiner Vision von HATE MEDITATION in den letzten zehn Jahren geändert?
Da kommt einiges zusammen. Ich denke, dass ich den vorherigen Fragen die Transformation der Band über die Jahre bereits relativ klar ausgebreitet habe. “Scars“ ist genau das, was es sein sollte – zumindest in meiner Meinung. Der Stil, der sich auf dieser Aufnahme präsentiert, ist exakt der, wie ich es im besten Fall im Vorfeld gehofft hatte. Ich bin sehr zufrieden, dass wir uns in diese Richtung entwickelt haben und glaube nicht, dass wir von diesem Weg in Zukunft großartig abweichen werden. Sicherlich wird die Musik noch ein wenig reifen, doch wir sind sehr bemüht, die Grundstimmung und den Vibe auch in zukünftigen Veröffentlichungen beizubehalten. Ich hoffe einfach, nur dass wir diesen Weg noch weiter ausfeilen können.
Erstmal habt ihr euch dafür entschieden, “Scars“ mit einer sehr rohen, fast hölzernen Produktion zu versehen. Warum kamt ihr zu dieser Entscheidung?
Ich wollte die Abartigkeit meiner musikalischen Expressionen auf die bestmögliche Art und Weise einfangen. Das Gefühl der Musik auf “Scars“ passt meiner Meinung nach nicht in den Rahmen einer kristallklaren Produktion. So roh wie “Scars“ auch produziert ist, so kannst du trotzdem sämtliche Instrumente identifizieren. Es ist ja nicht so, dass wir die Platte mit einem 4-Track-Recorder aufgenommen hätten, sondern schon mit recht modernem Studio-Eqiupment (obwohl “Scars“ auf einem Dachboden aufgenommen wurde und nicht in einem richtigen Studio). Doch mit der Produktion habe ich alles daran gesetzt, den Sound so hinzubiegen, wie wir ihn haben wollten. Ich denke, dass er perfekt zur Musik passt.
Ihr spielt allesamt noch in anderen Black Metal Projekten wie etwa TWILIGHT oder NACHTMYSTIUM. Welche Themen und Stimmungen kannst Du mit HATE MEDITATION exklusiv verarbeiten?
HATE MEDITATION ist längst nicht so experimentell wie TWILIGHT oder NACHTMYSTIUM würde ich sagen – soll es auch nicht sein. Jener Black Metal Stil, den wir mit HATE MEDITATION präsentieren wollen, ist ein solcher, der in den heutigen Tagen gewissermaßen verloren ist. Dieser Tage gibt es soviel Zeug quer durch alle Genres oder etwa diesen War Metal Kram, dem Heute viele hinterher sind…es kommt nicht oft vor, dass mich Bands an die frühen Alben von EMPEROR, THORNS, STRID und so weiter erinnern. Das ist grundsätzlich ein Black Metal Stil, den ich besonders mag. Viele skandinavisch motivierte Bands in dieser Hinsicht arbeiten dann noch viel mit Keyboards, sodass sich letztlich irgendwie alles wie ein DIMMU BORGIR-Abklatsch anhört. Nichts gegen diese Truppe, aber das ist nicht das, was ich machen möchte. Ich will wirklich die dunkle Stimmung und die Kälte von diesen alten Releases oben genannter Bands einfangen und neu entflammen. Dazu kommen natürlich noch andere unerwähnte Werke, denen ich nun lange Zeit in meinem Leben gehuldigt habe.
Worum geht es bei “Scars“ thematisch? Ich denke, man kann nicht von einem Konzeptalbum sprechen, oder?
“Scars“ dreht sich um Verlust, Wiederherstellung, das wirklich Ich zu erkennen und die Wiedergeburt als eine stärkere Individualität. Es handelt davon, die volle Kontrolle über den eigenen Körper und Seele wiederzuerlangen.
Ich habe gelesen, dass einige Session-Mitglieder am Bass zu Werke gingen. Warum hat denn euer Stammbassist, Wrest, nicht alle notwendigen Passagen übernommen?
Ja, das stimmt. Er konnte auf ein paar Songs nicht spielen (ich glaube er ist auf vier von sieben zu hören), weil er längere Zeit unterwegs war, um zu tätowieren, wobei wir aber eine gewisse Deadline einhalten mussten. Demnach habe ich zwei der Songs eingespielt und der Produzent (Scott Judd, mein Onkel, der mir mit diesem Release sehr geholfen hat und viel Energie in diese Arbeit gesteckt hat) hat auf dem Titeltrack “Scars“ den Bass übernommen. Das wäre allerdings auch der Fall gewesen, wenn Wrest verfügbar gewesen wäre, denn Scott und Ich hatten entschieden, dass er wenigstens auf einem Song auftauchen sollte. Das kam dann zu dem Ergebnis, dass es sich dabei um den Titeltrack handelte.
Wenn Du derzeit in einem anderen Projekt als NACHTMYSTIUM musizierst, zieht man automatisch Vergleiche. Ich weiß, dass HATE MEDITATION an ganz anderer Stelle ansetzt, doch man hört schon, dass Du die Feder in der Hand hattest.
Ich habe wirklich alles versucht, dass HATE MEDITATION nicht nach NACHTMYSTIUM klingt. Ich finde da habe ich auch einen ganz guten Job gemacht. Wie auch immer scheint es so, dass alle Leute mit denen Ich in Interviews gesprochen habe, die selbe Auffassung haben und entsprechende Fragen gestellt haben. Das Einzige was mich so sicher macht, dass ich mein Ziel ganz ordentlich erreicht habe, ist die Tatsache, dass musikalisch, etwa im Sinne der Riffs, nur wenige Parallelen zu NACHTMYSTIUM zu ziehen sind. Vermutlich ist es aber, die Art wie ich Songs schreibe, was die Leute zu diesen Eindrücken bringt. Ich kann das zu wenig objektiv bewerten, als jemand der ganz einfach nur die Musik hört. In meinen Ohren klingt HATE MEDITATION ganz anders als NACHTMYSTIUM, allerdings habe ich sowas wie ein Trademark-Stil in meinem Songwriting. Es ist für Leute, die meine Musik kennen, wohl sehr offensichtlich, dass das Songwriting aus meiner Feder stammt.
Wo liegt der entscheidende Unterschied zwischen US-Black-Metal und schwedischem oder norwegischem?
Ich habe in diesem Zusammenhang eigentlich keine richtige Meinung, es kümmert mich auch nicht. In allen Ecken der Welt gibt es gute Black- oder Death Metal Bands, seien es viele oder wenige. Ich höre aktuell viel zu wenig Metal, um in diesem Bereich eine ernstzunehmende Stellungnahme formulieren zu können.
Das war alles. Vielen Dank für das Beantworten der Fragen und alles Gute weiterhin. Eine Frage, die ich vergessen habe zu stellen?
Danke für das Interview und Danke an alle Fans von NACHTMYSTIUM/TWILIGHT, vielleicht findet sich hier auch der eine oder andere neue Fan. Wir sehen uns auf Tour in diesem oder im nächsten Jahr.
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Stile | Black Metal, Old School Black Metal |
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