Hate
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Interview

Die polnische Death Metal Szene schickt sich an, immer mehr Bands von internationalem Format ins Rennen zu schicken. Auch HATE muß man mittlerweile zu den besseren europäischen Gruppen zählen. Gerade das aktuelle Album "Anaclasis – A Haunting Gospel Of Malice & Hatred" beweist dies eindrucksvoll. Über das aktuelle Langeisen und manches mehr berichtet Bandleader Adam.

HateEndres: Hallo Adam! Wie geht es Dir? Das neue Album „Anaclasis – A Haunting Gospel Of Malice & Hatred“ ist ja wirklich klasse! Welche Reaktionen konntet ihr bisher erhalten?

Adam: Hails! Bisher haben wir großartige Reaktionen erhalten. Bisher wurden wir noch nie mit so vielen Interviews eingedeckt. Das bedeutet wohl schon etwas, oder nicht? Ich konnte sehen, wie einige Kritiker aus ihrem Schlaf erwacht sind und uns nun nach all den Jahren entdeckt haben, hahaha. Ab jetzt werden sie sich an unseren Namen erinnern.

Endres: Wie kam es zu der Idee mit den ganzen Industrial Samples? Ich denke, diese fügen sich perfekt in die Musik ein!

Adam: Ich denke, traditioneller Death Metal ist einfach nicht genug für uns. Wir haben daher einige neue Elemente wie Samples hinzugefügt sowie den Gesamtsound ein wenig verändert. Dieses Mal bringen wir mehr Progressivität, mehr böse und dreckige Sachen als zuvor. Wir finden uns nicht mit charakteristischen Chorusen ab, auch wenn diese die Musik einfacher für den Hörer machen. Wir wollen den Death Metal nicht mehr in der gleichen traditionellen Weise weiterspielen. Wir möchten ihn bis zu den Limits der Extremität weiterführen und einen neuen Sound geben. Vor einiger Zeit waren wir die erste Metal Band unseres Landes (Polen), die eine Sequenzer für Live Shows verwendete. Damit kann man die Background Sounds in Echtzeit auf der Bühne bringen. Man hört also nicht nur Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang, sondern auch noch die ganzen Industrial Backgrounds, exakt genauso wie auf dem Album. Wir entschieden uns während des Komponierens zum neuen Album dazu, mehr Sounds aus dem Sequenzer zu verwenden. Es macht die Musik dreckiger und verleiht ihr diese Industrial Stimmung, was ja nicht gewöhnlich für traditionelle Death Metal Bands ist.

Endres: Wie siehst Du das neue Album im Vergleich zu den Vorgängern?

Adam: Im Vergleich zu „Awakening Of the Liar“ ist das neue Album komplexer, der Sound ist geradezu klinisch klar, und dann sind da noch die Industrial Parts. Wir wollten mit dem neuen Album etwas innovatives im Vergleich zu dem ganzen Death Metal Scheiß bieten, und ich denke, dass uns dies ganz gut geglückt ist.

Endres: Die Musik ist verdammt thight, perfekt auf den Punkt gespielt. Wie oft in der Woche probt ihr eigentlich?

Adam: Wir proben nicht wirklich oft, vielleicht zwei- bis dreimal die Woche. Bevor wir allerdings ins Studio gingen probten wir 7 mal die Woche für über einen Monat. Das war ein Haufen Arbeit, doch das war es auch wert.

Endres: Kannst Du bitte ein wenig auf die Texte eingehen, wovon handeln und wie entstehen diese?

Adam: Dieses Mal holte ich mir meine Inspiration nicht aus geschriebenem Material. Es waren eher meine eigenen Emotionen, die eine Rolle spielten. Alle Texte wurden ziemlich spontan im Studio zwischen den Aufnahmen geschrieben. Während der Arbeiten daran ging ich wie ein Relais zwischen dieser realen Welt und der Welt dahinter vor. Ich glaube, ich empfing einige Emotionen und Schmerzen, welche nicht von mir kamen sondern von anderen Menschen oder Seelen. Eine Art metaphysische/mystische Erfahrung. Es war für mich eine seltsame Erfahrung, da ich noch nie auf diese Weise Texte schrieb. Du wirst diese Idee auch in der Musik reflektiert finden – neben meinem Gesang sind da dämonische und Frauenstimmen, die sich anhören, als ob sie aus dem Jenseits stammen. Wir benutzten solche Effekte in nahezu jedem Song auf dem Album, um die Impression einer geisterhaften Musik zu vermitteln.

Endres: Die Produktion ist einfach nur Killer! Kannst Du uns bitte etwas über die Aufnahmen im Studio erzählen?

Adam: Die Aufnahmen dauerten über einen Monat im Hertz Studio, wo die meißten Tracks aufgenommen wurden. Davor arbeiteten wir am Synthetischen Background und den Samples im Hard Studio in Warschau mit Kris Wawrzak als Co-Produzent. Der ganze Rest wurde im Hertz Studio mit den Wieslawski Brüdern aufgenommen, welche auch die Produzenten zu unserem „Awakening Of The Liar“ Album waren. Wir hatten den Komfort, daß das Studio für 6 Wochen gebucht war. Dadurch hatten wir die Möglichkeit, mit dem Sound zu experimentieren sowie an sehr kleinen Details zu feilen, um das bestmöglichste Ergebnis zu erzielen. Die Geschwindigkeit von nahezu jedem Song liegt bei 240/250 Metronom Schlägen die Minute. Es ist eine wirklich teuflische Geschwindigkeit. Unser Drummer Hellrizer war in einer guten Verfassung im Studio, so daß wir uns dazu entschieden, einige Songs noch schneller als ursprünglich geplant einzuspielen.

Endres: Auch das Cover-Artwork ist sehr professionell und sehr gelungen! Wer zeichnet sich hierfür verantwortlich und auf wessen Konzept beruht dieses?

Adam: Die Zeichnung stammt von Graal, seit langer Zeit unser Grafik Designer, in Übereinstimmung mit meinen Ideen. Ich wollte, dass das Artwork soweit wie möglich im Einklang mit der Musik ist. Es ist krank, gespenstisch und extreme, genauso wie die Musik. Das Cover herzustellen kostete uns ziemlich viel Arbeit: wir fotografierten ein auf dem Boden liegendes, schwangeres Model auf dem Entwurf eines Kreuzes in verschiedenen Positionen. Insgesamt wurden über 300 Fotos gemacht. Wir wollten das Cover so realistisch wie möglich halten. Um diesen Effekt erzielen zu können benötigten wir sehr gute Bilder. Ich denke, es ist das beste Artwork, das wir jemals hatten. Es transportiert auch die Atmosphäre der Musik.

Endres: HATE ist eine stark Antichristliche Band. Gab es durch Eure Einstellung bereits viele Probleme?

Adam: Es wurden in der Vergangenheit einige Konzerte seitens der örtlichen Behörden abgesagt, da diese vor diesen Einflüssen Angst hatten.

Endres: Welchen Stellenwert hat der Satanismus in Deinem Leben?

Adam: Der Satanismus bedeutet mir sehr viel. Allerdings möchte ich diesen nicht in Interviews weiter ausführen. Es ist eine sehr persönliche Sache. Trotzdem, ich möchte hier klarstellen, dass ich den Satanismus nicht als Religion betrachte, eher eine spirituelle Bewegung ohne Hierarchie oder Führer. Satan ist nicht ein weiterer Gott, den man durch blutige Opfer anbetet oder solche Scheiße. Für mich ist Satan ein Anti-Gott, Satanismus ist eine Anti-Religion. Es gibt keinen Grund, dumme Rituale zu praktizieren, die gewöhnlicherweise nur eine Parodie von Christlichen sind. Satanismus ist individueller, tiefer als Dogmen oder Fetische. Er bedeutet Rebellion auf jede Form und vielen Ebenen. Er verkörpert Individualität und Freiheit, aber zur gleichen Zeit auch den Willen zur Zerstörung aller einsperrender Systeme, welche uns umschließen. Religion stellt ein Beispiel und wahrscheinlich das schlechteste eines solchen Systems dar. Die Religion produziert mentale Sklaven.

Endres: Was ist für Dich wichtiger, live zu spielen oder im Studio ein Album aufnehmen?

Adam: Beides ist gleich wichtig. Der wichtigste Teil ist das Komponieren. Das Aufnehmen genauso wie Live Shows hängen viel von dem komponierten Material ab. Ob es hart oder einfach zu spielen ist, ob die Arrangements gut oder schlecht klingen. Ich lege viel Aufmerksamkeit auf das Komponieren, da hier alles entschieden wird.

Endres: Kaos, euer Gitarrist, hat HATE dieses Jahr verlassen. Was waren die Gründe hierfür und sucht ihr nach einem neuen Gitarristen?

Adam: Kaos verließ die Band im Juli aufgrund persönlicher Gründe. Es war seine eigene Entscheidung, die Trennung erfolgte absolut friedlich. Seit diesem Zeitpunkt arbeiten wir in der Dreierbesetzung, manchmal arbeiten wir noch mit einem Session Musiker zusammen. Nach den Aufnahme-Sessions für das „Anaclasis“ Album begannen wir uns nach einem neuen Gitarristen umzusehen. Vor einigen Tagen konnten wir nun einen neuen Gitarristen bekannt geben! Nach zahllosen Vorspielen haben wir uns letztendlich für Hellbeast als neues Mitglied in unserem Lineup entschieden. Er ist ein junger, talentierter Mann, welcher von Underground Bands wie CHAOSPHERE und DAMNED bekannt ist. Er hat einfach alle anderen Kandidaten übertroffen. Wie ich sagte, haben wir das Album als Trio aufgenommen, aber dies sollte nur temporär sein. Ich bin nun wirklich froh, dass wir wieder zu viert sind. Wir proben derzeit sehr viel, um die Songs so tight wie möglich zu machen. Bald werden wir damit beginnen, Konzerte zu spielen, um „Anaclasis“ zu promoten.

Endres: HATE warden ja ein spezielles Tribut Konzert für den verstorbenen Doc (Ex-Drummer von VADER) in Warschau spielen! War er ein Freund von Dir?

Adam: Ja, wir waren gute Freunde und sein tragischer Tod hat mich echt umgehauen. Am 11.12.02 nehmen wir an einem speziellen Konzert namens „Tribite to Doc“ im Proxima Club in Warschau teil. Es wird unser erster Auftritt mit dem neuen Lineup sein. Wir sind da um ihm und seiner Familie Tribut zu zollen.

Endres: Welche Arten von Musik und Bands haben Dich beeinflußt?

Adam: Nun, ich höre eine große Anzahl an Bands und Künstlern. Derzeit läuft bei mir ununterbrochen das neue FIELDS OF THE NEPHILIM Album. Auch solche Sachen wie DEAD CAN DANCE, DIAMANDA GALAS, NINE INCH NAILS etc. Ich höre auch viel Metal, von AD/DC bis KRISIUN. Als ich noch ein Teenager war, brachten mich AC/DC dazu, Metal zu spielen, später noch Bands wie W.A.S.P., SLAYER, DEATH, SUFFOCATION etc. Heutzutage ziehe ich wohl mehr Inspiration aus Bands, welche nicht der Metalszene zugehören, aber eine aggressive, wilde Musik ist immer in meinem Kopf, vor allem wenn ich an neuen Songs arbeite.

Endres: Was sind die Ziele von und mit HATE?

Adam: Nun, ich denke nicht groß über ein spezielles Ziel nach. Wir arbeiten einfach so gut wie wir können und versuchen, uns mit jedem Album weiterzuentwickeln. Es war schon immer so, und ich kann auch kein Ende dieses Prozesses sehen. Es ist etwas wie „Karma“. Du mußt es einfach die ganze Zeit wieder und wieder tun. Es ist, als ob Dir jemand sagt, dass Du es Tag und Nacht tun sollst. Man kann einfach nicht aufhören.

Endres: Was bedeutet Metal für Dich?

Adam: Metal bedeutet für mich das gleiche wie Gott für einige andere Leute bedeutet. Es bedeutet alles für mich.

Endres: Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen! Die letzten Worte gehören Dir!

Adam: Danke für das Interview. Ich kann es kaum noch erwarten, wieder nach Deutschland für einige Konzerte zu kommen. In der Zwischenzeit könnt ihr gerne unsere Internetseite www.hatesatanic.org besuchen. Gepriesen seit Ihr Dämonen!

Galerie mit 13 Bildern: Hate - Party.San Metal Open Air 2024
14.11.2005

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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