Hangatyr
"Nun, es bleibt jedem selbst überlassen, in welche Schublade er uns stecken möchte." - Interview mit Silvio und Tele zum neuen Album "Elemente"

Interview

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Vier Jahre lang war es nach ihrem Debüt „Helwege“ still um die Thüringer Black/Pagan Metaller HANGATYR geworden – und nun melden sie sich mit ihrem Zweitwerk „Elemente“ zurück. Sänger Silvio und Gitarrist Tele stehen Rede und Antwort:

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Moin moin!
Zunächst einmal Gratulation zur Veröffentlichung Eures neuen Albums „Elemente“.

Tele: Vielen Dank!

Seit dem Release des Vorgängers, „Helwege“, sind mittlerweile fast vier Jahre vergangen, was ja heutzutage schon ein nahezu ungewöhnlich langer Intervall ist. Gab es dafür spezielle Gründe? Oder hat sich das einfach so ergeben? Und wie viel von dieser Zeit ist in das Album geflossen?

Silvio: Im Prinzip hat es sich so ergeben. Das Songwriting für „Elemente“ war Anfang 2012 abgeschlossen. Die Aufnahmen begannen im April, und wurden im Februar 2013 beendet. Für das Arrangement des Intros benötigten wir nochmals zwei Monate. Dann ging noch einige Zeit mit Mix und Mastering ins Land, zudem waren noch wichtige Entscheidungen zu treffen, was letztlich dazu führte, dass wir nun 2014 haben und die Scheibe endlich da ist.

Tele: Zum einen liegt das daran, dass alle in der Band einer Arbeit nachgehen, daher die Zeit auch aufgrund von Schichtarbeiten oft knapp bemessen ist. Zum anderen gibt es keine Zeit im Jahr, die wir der Arbeit am neuen Album widmen, sondern die Songs entstehen wie es die Zeit erlaubt. Es gibt hier und da Auftritte, dann werden wir im Vorfeld natürlich verstärkt unser Set proben, wenn wieder „Ruhe“ ist, arbeiten wir an neuen Songs. Ähnlich ist es mit der Aufnahme an sich, auch hier konnten wir nur Stück für Stück einspielen, wie es die Zeit des Einzelnen erlaubt hat. Das heißt also auch, es war nicht wirklich so, dass wir fast ein Jahr im Studio verbracht haben.

Während „Helwege“ via Nocturnal Empire veröffentlicht wurde, bringt Ihr „Elemente“ nun in Eigenregie heraus. Laut Infosheet war das eine bewusste Entscheidung, weil Ihr die volle Kontrolle behalten wolltet – wie kam es denn dazu? Sprich, aus welchen Gründen habt Ihr diese Entscheidung getroffen?

Tele: Das liegt einmal daran, dass wir auf der Suche nach einem neuen Label waren (oder auch sind), aber auch die fertige Scheibe hatten und diese endlich unter das Volk bringen wollten. Es war sozusagen ein Kompromiss.

Silvio: Das ist richtig, aber ich möchte hier sagen, dass wir immer die Kontrolle hatten und Nocturnal Empire nie versucht hat, uns diesbezüglich reinzureden. In finanziell schwierigen Zeiten kämpfen die kleinen Labels um’s Überleben und die Budgets sind eng bemessen, da bleibt oft kein Spielraum, um unbekannten Bands die nötige Promotion zu gewährleisten. Aus diesen Gründen haben wir uns dazu entschlossen, „Elemente“ selbst zu produzieren.

Und hat sich denn daraus, dass Ihr diesmal völlig eigenständig gearbeitet habt, auch eine andere Situation ergeben? Also, damit meine ich, habt Ihr diesmal etwas gemacht, was ihr bei „Helwege“ noch nicht machen konntet?

Tele: Nein, aus der Situation ergab sich nicht zwangsläufig ein völlig anderer Prozess.

Silvio: Ich finde, im gewissen Sinne schon, wir waren selbst verantwortlich für die Pressung. Dem zufolge mussten wir recherchieren, welches Presswerk für uns in Frage kommt und in welchen Format die Scheibe erscheinen soll. Da wir vorhatten, ein Digipack zu produzieren, war das Angebot von Karus-Media am überzeugendsten.
Zum Anderen lag es nun bei uns, in Sachen Promotion aktiv zu werden. Mit Metal Promotions und Ladydany-Bandmanagment haben wir Partner gefunden, die uns dahingehend unterstützen.

Und generell: Inwiefern unterschieden sich denn die Entstehungsprozesse der beiden Alben in Bezug auf Aufnahmen, Post-Production, Songwriting und all das? Habt Ihr mit der Produktion von „Elemente“ gänzlich neue Wege eingeschlagen oder grundsätzlich alles wie früher gemacht?

Tele: Vieles ist ähnlich wie beim Vorgänger abgelaufen, das Songwriting und auch die Aufnahmen (die ja wieder im Unholy Studio bei Christo stattfanden – schon daher war der Ablauf kein völlig neuer oder anderer). Lediglich entschieden wir uns nach langen Überlegungen, die Scheibe beim Alex mastern zu lassen.

Silvio: Die Songs sind wie immer auf unsere Art entstanden, heißt es gibt einen Riff, um den die Struktur gebaut wird, wobei sich jeder mit einbringt. Dann kommt die zweite Gitarre und zum Schluß setze ich den Text um, der meist parallel zum Song geschrieben wird. Neu für uns (bzw. Micha, er hat es verflucht) war, dass wir „Elemente“ auf Klick eingespielt haben, was beim Demo und der „Helwege“ nicht der Fall war. Wo wir gerade beim Schlagzeug sind, da wurde auch investiert, weil wir in diesem Bereich beim Vorgängeralbum Schwächen ausgemacht hatten. Überdies haben wir uns wirklich Zeit genommen, um die bestmöglichen Aufnahmen hin zu bekommen.
Was die Post-Production betrifft, war die Zusammenarbeit mit Alexander Dietz (HEAVEN SHALL BURN, Chemical Burn Studios) eher Zufall. Es stand noch die Entscheidung aus, ob wir das Material nochmal neu mastern und wenn, dann von wem. Genau zu dem Zeitpunkt tauchte der Herr Dietz bei Ali in der Kneipe auf und der Rest ging dann ziemlich schnell.

Wo wir schon beim Vergleich der beiden Alben sind: Wir würdet Ihr denn die Unterschiede der jeweiligen Endprodukte beschreiben? Vergleichbar? Was ganz anderes?

Silvio: Ich will nicht sagen, dass wir etwas komplett anderes gemacht haben, musikalisch sind wir uns treu geblieben. Aber aus den oben genannten Gründen, den Versuch unsere Schwächen zu erkennen und daran zu arbeiten, dem verbesserten Equipment und vor allem Christo, der sich echt Gedanken gemacht hat, wie er uns voranbringen kann, würde ich schon sagen, dass uns mit „Elemente“ ein Schritt vorwärts gelungen ist.

Tele: Wir waren jeweils mit dem Endprodukt zufrieden – im Nachhinein gibt es immer etwas, was man „hätte besser oder anders machen können“. Vergleichbar? Ja. Wir sind eine Band, die sicher das Rad nicht neu erfindet (auch nicht will), daher gibt es wenig Experimente. Allerdings finde ich persönlich, dass die Songs um einiges kompakter geworden sind, man hat mit „Elemente“ eher eine Linie im Album als noch auf „Helwege“, aber das empfindet jeder anders.

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Ist es eigentlich Absicht, dass alle Stücke auf dem Album nicht viel länger als fünf Minuten sind? Ich frage, weil eine der ganz großen Stärken von „Elemente“ meiner Meinung nach ist, dass alle Songs so schön pointiert und auf den Punkt komponiert sind. Hat sich das einfach ergeben, oder war das durchaus von Anfang an so gedacht?

Silvio: Die Frage ist interessant, in der Tat peilen wir, wenn wir einen neuen Song komponieren, die Fünfminutenmarke an, wobei es kein Muss ist. Wir lassen uns eher von dem Gefühl leiten, wann das Material an seine Grenzen stößt und wann wir damit zufrieden sind. Komischerweise landen wir dann meist in dieser Zeitspanne. Aber wie gesagt, es ist kein Muss und vielleicht ändert sich das auf dem nächsten Album.

Tele: Naja, grundsätzlich ist es weder so, dass wir einem Song eine bestimmte Mindestzeit geben noch eine Grenze nach oben gezogen ist. Es ergibt sich meist so. Fünf Minuten sind eine Zeit, die ausreicht, um eine Geschichte zu erzählen, ohne dabei langweilig zu werden. Ein Zehn-Minuten-Song besteht dann vielleicht aus entweder zu vielen verschiedenen Momenten oder enthält dieselben Teile zu oft und wiederholt sich dann. Das führt dann dazu, dass der Hörer schnell gelangweilt ist. Umgekehrt wären zwei Minuten auch zu kurz, um etwas aussagen zu müssen. Die Texte sind bei HANGATYR ein essentieller Teil und mit einem Vierzeiler in zwei Riffs gepackt kann man da nicht viel aussagen. Aber wie Silvio schon sagt – es ist kein Zwang dahinter.

Thüringen ist ja gerade in Sachen Black und Pagan Metal relativ breit gefächert, allerdings würde ich Euren Stil als in erster Linie aus Schweden und – etwas weniger deutlich – Norwegen beeinflusst beschreiben. Könnt Ihr das nachvollziehen oder seht Ihr das gänzlich anders?

Silvio: Nun, es bleibt jedem selbst überlassen, in welche Schublade er uns stecken möchte. Für uns gibt es keinen Stil, den wir nacheifern. Sicher, bei der zweistimmigen Gitarrenarbeit könnte man schwedische Einflüsse vermuten und die norwegischen vielleicht am Drumming festmachen. Aber wenn man will, findet man bei jeder Band irgendwelche Einflüsse aus verschiedensten Stilrichtungen. So auch bei uns, dem kann man sich nicht verwehren, jedoch würde ich uns das auf keinen Fall auf die Fahne schreiben.

Tele: Unsere Einflüsse sind eben so breit gefächert und jeder bringt sich in die Songs ein, das ergibt natürlich – ob bewusst oder auch unterbewusst – ein breites Spektrum an Stilmitteln. Die favorisierte Band/das neu gekaufte Album in diesem Moment, die persönliche Situation oder Stimmung, alles spielt da eine Rolle.

Aufgenommen wurde „Elemente“ ja wie schon sein Vorgänger bei Christo im Unholy Studio, nur dass der dieses Mal auch die Bassspuren einspielte, weil Euer eigentlicher Bassist Marco kurzfristig ausfiel. Darf man fragen, was da passiert ist, oder ist das privat?

Tele: Fragen darf man immer. 😉 Aber das beantworten wir gern, Marco ist nicht im Streit gegangen, er hatte einmal beruflich wichtige Veränderungen und eine neue Verantwortung zu meistern, zum anderen ist er auch familiär eingebunden. Daher zog er sich aus dem Bandgeschehen zurück. Marco ist jedoch weiterhin auf der Bühne mit uns zu sehen und bleibt ein wichtiger Bestandteil von HANGATYR. Er engagiert sich auch selbst, so gut es die Zeit hergibt.

Silvio: Genau, da sich der Aufnahmeprozess etwas in die Länge zog und Marco dabei war, seine berufliche Selbständigkeit umzusetzen, hat er uns mitgeteilt, dass er sein Engagement einschränkt und uns vorerst nur noch live zur Verfügung stehen kann. Tele hätte den Bass auch einspielen können, aber dann wäre noch mehr Zeit ins Land gegangen, weil er und Christo durch ihre Arbeitszeiten kaum einen gemeinsamen Termin fürs Studio gefunden haben. Kurzer Hand hat Christo uns dann angeboten, die Bassspuren einzuspielen, so hat er dem Album noch ein wenig von seinem Können mitgegeben.

Um auch kurz auf die Texte von „Elemente“ zu sprechen zu kommen: Titel wie „Die Sprache der Zwölf“, „Gelobt und gejagt“ oder „Sie vergessen nicht“ muten auf den ersten Blick wenig zugänglich an – erzählt ihr da eine Geschichte (zumal das Album ja mit einem „Rückzug“ aufhört) bzw. seid ihr da einem bestimmten Konzept gefolgt? Und wenn ja: Worum geht es dabei?

Tele: Das sollte am besten Silvio beantworten, er ist für alle Texte verantwortlich. Aber an sich ist kein Konzept im herkömmlichen Sinne hinter der Scheibe, jeder Song ist eine „Geschichte“ für sich selbst.

Silvio: Nein, bei den Texten handelt es sich um kein Konzept, vielmehr enthält jeder Song seine eigene Geschichte. Im Groben geht es darum, was einzelne Begebenheiten, Figuren oder Erzählungen der Mythologie, einem sagen können, bzw. was ich mir darunter vorstelle und inwiefern ich diesen Darstellungen vielleicht heute noch begegnen kann. Letztendlich darf aber jeder die Texte selbst interpretieren, ich denke dazu habe ich genug Spielraum gelassen.

Und zum Abschluss natürlich noch die obligatorische Live- und Zukunftsfrage. Ergo: Wo wird man euch in nächster Zeit live sehen können und gibt es darüber hinaus schon konkrete Pläne für die Zukunft?

Tele: Am 01. Februar kann man uns im Café Wagner in Jena sehen, dies ist die offizielle Releaseparty für „Elemente“. Ansonsten ist momentan noch das Barther Metal Open Air im August ein fester Termin, alles andere (und es werden hoffentlich noch ein paar Gastspiele mehr als diese beiden) ist noch in Planung oder nicht sicher.

Silvio: Wenn wir uns nicht auf Gigs vorbereiten, sind wir emsig dabei, neues Material zu sammeln, um hoffentlich nicht wieder vier Jahre bis zum nächsten Album zu brauchen.

Das war’s soweit von mir – vielen Dank für Eure Zeit und Antworten! Die letzten Worte gehören natürlich Euch.

Tele: Vielen Dank für das Interview. Besucht uns auf unseren Konzerten oder im Internet (ja, ein bißchen Werbung für unsere brandneue Homepage) unter www.hangatyr-metal.de oder www.facebook.com/derGehangene.

Silvio: Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen.
Horns up!

14.01.2014

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