Hammerfall
"Physische Verkäufe sind nicht tot."
Interview
Habt ihr bestimmte, textliche Themen auf dem Album, die du hervorheben möchtest? „Too Old To Die Young“ klingt schon ein bisschen selbstironisch.
Ja, wir sind einfach schon zu lange dabei, dass wir nicht mehr jung sterben können. Dafür sind wir einfach zu alt geworden. Joacim mag diese kleinen Wortspiele, die sich ein bisschen abheben. So haben wir den Song dann auch angegangen. Er steht für das Vermächtnis von HAMMERFALL, wofür wir die ganze Jahre schon stehen.
Hast du Favoriten auf dem Album? Mir gefällt „Brotherhood“ und der Titeltrack sehr gut.
„Brotherhood“ war einfach die perfekte Wahl, er fällt direkt mit der Tür ins Haus. Die beiden Songs, die du genannt hast, haben wir tatsächlich auf Tour geschrieben. „Brotherhood“ haben wir in den USA, als wir 2018 mit FLOTSAM & JETSAM getourt sind, geschrieben. „Hammer Of Dawn“ habe ich in Ludwigsburg angefangen und ein paar Tage später in einem Hotelzimmer in Trieste beendet. Der kam relativ natürlich zustande, wir hatten einen Offday, an dem ich den Song beendet habe.
Songs schreiben gibt dir auch eine weitere Beschäftigung auf Tour. Nach ein paar Wochen ist der Ablauf einfach immer ähnlich und so kannst du dich selbst beschäftigt halten. Es macht auch wahnsinnig viel Spaß, kreativ zu sein. Zudem sind die Ergebnisse meines Songwritings auf Tour immer besonders gut.
Also schreibst du auch Songs auf Tour, die nicht zwingend auf dem nächsten Album sein müssen?
Genau. Das war eine bewusste Entscheidung. „Brotherhood“ habe ich gegen Ende des Songwritings für „Dominion“ geschrieben, das wir erst im Januar 2019 angefangen haben aufzunehmen. Als ich den Song im Sommer 2018 geschrieben hatte, waren die meisten Lieder schon fertig. Ich hatte für „Brotherhood“ im Kopf, dass er einen besonderen Platz auf dem Album bekommen sollte. Und auf „Dominion“ wäre er vermutlich einfach nur irgendwo gelandet. Es hätte sich angefühlt, den Song zu verschwenden. Also habe ich ihn zurückgehalten, weil ich ihn für so besonders gehalten habe. Und wieder stimmte Joacim mir zu, als ich ihm ihn vorspielte.
Es ist also wieder eine Sache der Planung. Wir möchten das bestmögliche Ergebnis in Albumform abliefern, aber ich möchte auch verhindern, dass einzelne, spezielle Songs in der Menge untergehen.
Denkst du trotzdem, dass Alben immer noch das Format der Wahl sind? Es geht der Trend teilweise ja auch hin zu EPs oder Singles, gerade aus den Gründen, die du auch eben genannt hast.
Ich habe darüber auch lange nachgedacht, schon vor fünf, sechs Jahren, statt einem Album alle zwei, drei Jahre meinetwegen zwei EPs alle drei Jahre zu veröffentlichen. Aber du weißt wie es ist, man kann einem alten Hund keine neuen Tricks beibringen. Wir sind älter geworden, sind mit dem Albumformat groß geworden, ich denke nicht, dass wir daran was ändern werden.
Außerdem glaube ich, dass Metalfans sehr traditionell sind. Ich denke nicht, dass das für uns funktionieren würde. Es passt auch finanziell nicht, weil du jedes Jahr ins Studio müsstest. Das ist einfach nicht der Typ Band, der HAMMERFALL ist. Außerdem glaube ich, dass die Fans es nicht mögen würden. Sie wollen lieber eine vollwertige Veröffentlichung haben. Physische Verkäufe sind nicht tot. Viele Leute hören Streams, klar, es ist einfach über den Computer Musik mit Knopfdruck verfügbar zu haben. Ich benutze das auch. Aber du kannst es nicht damit vergleichen, das richtige Album in der Hand zu haben.
Da bin ich ganz bei dir. Zum Album-Hören gehört auch das Blättern im Booklet und so weiter.
Ja, da beschwert sich auch Joacim schon seit Jahren drüber. Er nimmt sich viel Zeit, Lyrics zu schreiben und keiner liest sie. Es frustriert ihn manchmal.
In unserem letzten Interview sagtest du, du bist optimistisch gegenüber dem Neustart von großen Touren. In zwei Monaten geht ihr mit HELLOWEEN auf Tour. Wie optimistisch bist du, wenn man sieht, wie viele Touren schon auf 2023 verschoben werden?
[Anm. der Redaktion: Zum Zeitpunkt des Interviews war die Tour noch nicht verschoben] Ja, ich weiß. Die Situation ist nicht gut zur Zeit. Omikron läuft überall Amok. Das Ding ist, das könnte eine gute Sache sein, die Omikron-Welle gerade. Die Symptome sind weniger stark, es sterben weniger Leute und weniger Leute werden ernsthaft krank. Es ist hoffentlich die letzte große Covid-Welle.
Dänemark, Spanien und weitere Länder degradieren Covid-19 zu einer normalen Erkrankung anstelle von einer gefährlichen Pandemie. Deren Einstellung ist, dass es es nicht wert ist, die Gesellschaft herunterzufahren, weil sie nun Möglichkeiten haben, damit umzugehen. Das liegt natürlich auch an der hohen Impfquote in den Ländern.
Was auch immer passiert, wir werden dieses Jahr zurück auf die Bühne gehen. Das ist 100% sicher. Aber gerade für Deutschland und Schweden sieht es derzeit leider echt düster aus. Das Schlimmste an der Pandemie ist nicht, dass wir nicht live spielen können, sondern, dass wir immer wieder neue Hoffnung bekommen und uns auf eine Tour vorbereiten, die dann immer und immer wieder verschoben wird. Das nervt.
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Stile | Heavy Metal, Power Metal |
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