Hammerfall
Hammerfall
Interview
Der Donner grollt wieder und sämtliche True Metal-Fans kriechen erneut aus ihren Höhlen, denn die Jungs von HAMMERFALL veröffentlichen ihr siebtes, offizielles Studio-Album. Nach dem Best-of „Steel Meets Steel“ und dem Cover-Album „Masterpieces“ ist die Menschheit wieder bereit für einen brandneuen Silberling mit Titel „No Sacrifice, No Victory“. Fredrik, was hast du dazu zu sagen?
Hi Fredrik, zuallererst, wie geht es dir?
Hallo Mathias. Mir geht es super, danke. Wir sind zurzeit auf Tour und haben unsere ersten Shows bereits gespielt. Die Reaktionen waren fantastisch und es ist wunderbar, wieder einmal unterwegs zu sein.
Cool zu hören. Dann stimmt also die Atmosphäre unter den Bandmitgliedern?
Wir sind wie eine große Familie und zurzeit funktioniert es besser denn je. Frag mich nach der Tour noch einmal… Nein, Spaß beiseite. Wir haben eine tolle Zeit zusammen und kommen sehr gut miteinander aus. Wir verbringen aber extrem viel Zeit zusammen, sodass jeder wirklich Rücksicht auf die anderen nehmen muss, besonders im Tourbus.
Seit März 2007 bist du zurück an Bord des HAMMERFALL-Schiffes. Warum hast du dich damals nach den Aufnahmen zu eurem Debüt „Glory To The Brave“ entschieden, bei HAMMERFALL die Segel zu streichen? Was hast du in der Zwischenzeit gemacht?
Ich habe HAMMERFALL damals verlassen, da ich mich nicht auf eine einzige Band konzentrieren wollte. Ich spielte Death und Thrash Metal, und so entschied ich mich dafür, dass es im Endeffekt für HAMMERFALL besser wäre, wenn sie einen Bassisten hätten, der wirklich hundertprozentig für die Band da ist. Ich spielte danach in mehreren regionalen Bands, habe aber nie ein Album veröffentlicht. NONE war zu dieser Zeit meine Hauptband, ich spielte aber auch bei EVERGREY und mache immer noch ein Projekt namens DEATHDESTRUCTION mit Henrik und Jonas von EVERGREY. Außerdem habe ich eine kurze Tour mit Joacims Soloprojekt CANS gespielt, was wirklich witzig und cool war, aber trotz allem war es für mich eine leichte Entscheidung wieder zurückzukehren.
Auch Stefan (Anm. Red.: Elmgren, Gitarrist) hat die Band im Frühling 08 verlassen. Warum hat er entschieden seine Zukunft ohne HAMMERFALL zu verbringen?
Das war so: Stefan hat in jeder freien Minute, sogar auf Tour, für seine Pilotenlizenz gelernt und als er sein Ziel endlich erreicht hatte und sogar noch einen großartigen Job angeboten bekam, konnte er schlecht nein sagen. Ich denke, dass er nicht erwartet hatte, dass er so schnell eine gute Stelle bekommen würde, deswegen war diese Entscheidung sehr plötzlich für uns alle. Wir wissen, dass er wirklich hart dafür gearbeitet hatte und verstehen natürlich total, dass er seinen Traum nun ausleben will. Wir sind immer noch in Kontakt mit ihm und vor ein paar Monaten ist er außerdem noch stolzer Vater geworden!
Euer neuer Mann ist der Ex-POODLE Pontus Norgren. Wie seid ihr an diesen Typ gekommen? Wollte er die Band verlassen?
Naja, wir kennen Pontus, seit THE POODLES Gäste auf unserer letzten Europa-Tournee waren und ich habe schon ein paar Mal mit ihm zusammen gearbeitet. Wir wollten ihn natürlich den POODLES nicht wegnehmen, da sie alle gute Freunde von uns sind, also fragte Joacim einfach mal nach, ob er einen guten Gitarristen kenne, der zu HAMMERFALL passen würde. Er antwortete, dass er jemand kenne, nämlich sich selbst. Für sich persönlich hatte er bereits die Entscheidung getroffen, THE POODLES zu verlassen und war natürlich glücklich über diese tolle Möglichkeit. Er ist ein toller Typ und hat sich gleich mit ein paar guten Ideen beteiligt. Ich denke, dass Pontus neue, frische Energie in die Band bringt.
Anno 2009 ist HAMMERFALL ein großer Name im riesigen Metal-Business. Ihr seid das Flaggschiff von Nuclear Blast, eine der größten Plattenfirmen unserer Zeit, und euer neues Album hat einen regelrechten Sturm erzeugt. Was denkst du über den riesigen Erfolg und über die Prominenz, die ihr in den letzten zwölf Jahren erreicht habt?
HAMMERFALL ist eine Band, die niemals Kompromisse eingehen wird und macht was sie will. Wir machen die Art von Musik, die wir uns selbst kaufen würden, und ich denke, dass es unglaublich ist, wie weit uns dieses Vorgehen bis jetzt gebracht hat. Als ich die Band verließ, war HAMMERFALL eigentlich… gar nichts… Ich hätte mir nie erträumen können, dass wir es so weit schaffen würden, aber über die Jahre sind wir immer ein wenig gewachsen und ich denke, dass wir mit dem Wachsen nicht so schnell aufhören werden. Unser bestes Album kommt erst noch! Obwohl wir mit „No Sacrifice, No Victory“ bereits ein wirklich geiles haben!
Was denkst du persönlich über die letzten beiden Veröffentlichungen „Threshold“ und „Chapter V: Unbent, Unbowed, Unbroken“? Gefallen sie dir?
Ich liebe diese Alben! Vielleicht nicht alle Titel im Einzelnen, aber als Gesamtpaket funktionieren sie großartig. Beide Platten haben Songs, die aus unserem Live-Set nicht mehr weg zu denken sind und es wird mit jeder Tour schwerer, Songs auszuwählen, da wir immer mehr gute haben! Ich will nicht zu viel verraten, aber auf dieser Tour werden wir ein paar Titel spielen, die wir in der Vergangenheit nur sehr selten gespielt haben.
Kommen wir nun zu eurem neuen Album: Ich persönlich denke, dass sich die Band in letzter Zeit total entwickelt hat. Die oben genannten Alben konnten mit damals nicht wirklich sonderlich überzeugen, aber mit „No Sacrifice, No Victory“ glaube ich, dass ihr wieder auf dem richtigen Weg seid! Bitte erzähl mir ein wenig über die Entstehung des Albums.
Ich denke, dass HAMMERFALL sich mit jedem Album weiter entwickelt haben, aber wahrscheinlich in einem relativ begrenzten Spielraum. Ich meine, wir reden über Heavy Metal! Das ist, was wir machen und auf „No Sacrifice, No Victory“ denke ich, dass wir einen weiteren großen Schritt in Richtung nächstem Level gemacht haben und ich hoffe, dass die Fans das hören werden.
Wer war verantwortlich für das Songwriting? Seid ihr alle an diesem Prozess beteiligt?
Naja, Oscar schreibt eigentlich den Großteil der Songs und Joacim viele Texte und Melodien. Pontus schrieb „Something For The Ages“, das Instrumental-Teil, das großartig geworden ist, und Jesper Strömblad von IN FLAMES komponierte „One Of A Kind“ zusammen mit Oscar.
Ich muss zugeben, dass mir euer neues Album sehr gefällt. Es rotiert dauernd in meinem CD-Player. Nur die Cover-Version des THE KNACK-Klassikers „My Sharona“ überraschte mich ein wenig. Wer hatte die Idee für eine HAMMERFALL-Version dieses Songs?
Wenn ich mich recht erinnere, hat das Ganze damit angefangen, dass Oscar ein paar Riffs auf der Bühne spielte, so wie seine Vorbilder ACCEPT, JUDAS PRIEST und ein paar andere. Eines Abends hat er dann den Main-Riff von „My Sharona“ mit eingebaut und das Publikum ist förmlich ausgerastet. Anders hat dann entschieden den Song zu proben und so hast du deine Cover-Version!
Wo habt ihr das Album produziert und wer war daran beteiligt?
So wie schon bei den letzten paar Alben war Charlie Bauerfeind unser Produzent. Er macht einen guten Job und ich denke, dass Pontus ihn noch zusätzlich inspiriert und gepusht hat, da er selbst ein großartiger Sound- und Studio-Techniker ist. Sie saßen viele Stunden zusammen und haben über ProTools und anderes Zeugs geredet, richtig nervtötend, wenn du keinen Plan davon hast…
Mein Lieblings-Song auf der Platte ist definitiv der Titeltrack. Er klingt nach ACCEPT in guten, alten Zeiten. War es eure Absicht eure Musik an den traditionellen 80ern zu orientieren?
Wir alle lieben diese Musik aus den 80ern und es ist auch kein Geheimnis, dass es für uns ganz natürlich ist, auch so zu klingen. Wir haben alle unsere Favoriten, aber der zentrale Faktor ist mit Sicherheit Heavy Metal aus den 80ern. Ich glaube, dass wir einen guten Mix getroffen haben, indem wir Material aus der alten Zeit mit gegenwärtigem vermischt haben.
Hast du auch einen persönlichen Favoriten auf dem Album? Die CD beinhaltet eine großartige Ballade in Form von „Between Two Worlds“. Bevorzugst du die schnelleren oder die langsamen Tracks?
Es ist unmöglich, so knapp nach der Veröffentlichung meinen persönlichen Favoriten herauszufinden. Jeder Song hat seinen speziellen Platz und mit jedem verbinde ich positive Erinnerungen und die Ballade ist wahrscheinlich die beste, die HAMMERFALL bis dato gemacht hat. Es ist eine gute Mischung aus langsamen, mittelschnellen und schnellen Songs geworden.
Das Cover-Design von „No Sacrifice, No Victory“ ist wie immer genial geworden. Woher bekommt ihr diese großartigen Entwürfe?
Sam Didier ist verantwortlich für unsere Cover. Das ist der Typ, der World of Warcraft so geil aussehen lässt. Die Ideen kommen aber von Joacim und Oscar in Zusammenarbeit mit Sam.
Ist Hector nun definitiv euer Maskottchen geworden? Auf jedem eurer Cover kann man ihn in einer anderen Pose betrachten!
Er begleitet uns mittlerweile seit 1997, also kann man eigentlich sagen, dass er absolut unser Maskottchen ist! Zurückblickend betrachtet, als jedes neue IRON MAIDEN-Album stundenlang untersucht werden müsste, ist es toll, dass Hector immer bei uns ist.
Was darf der Fan von der Limited Edition des Albums erwarten?
Es gibt eine exklusive Lederbox, von der nur 750 Kopien hergestellt wurden. Darin findest du eine Vinyl-Platte, ein Poster in Form einer Flagge und ein Extra-Booklet. Die volle Packung also…
HAMMERFALL ist, neben den schrägen Typen von MANOWAR, wohl eine der kontroversesten Metal-Bands des gegenwärtigen Planeten. Die eine Hälfte hasst euch, die andere behandelt euch wie reinste Götter. Was denkst du über die Leute, die eure Musik durch den Kakao ziehen und kritisieren?
Jeder hat das Recht, zu denken und zu mögen, was er will. Ich meine, es gibt genug Bands, die mir absolut nicht gefallen, aber trotzdem habe ich Respekt vor diesen Leuten, keine Frage. Manchmal ist es einfach nur noch lustig, wenn man sieht, wie viel Zeit die Leute in Foren verbringen, um über eine Band zu sprechen, die sie offensichtlich gar nicht mögen?!
Ursprünglich kommt ihr alle aus Schweden. Was denkt die schwedische Bevölkerung über HAMMERFALL? Sind Schweden Metal-Freaks?
Ja, es gibt eine Unzahl von Bands, die aus Schweden stammen und sehr erfolgreich sind. Metal ist sehr populär, aber Schweden ist ein kleines Land mit circa neun Millionen Einwohnern, daher ist der Markt nicht all zu groß. Aber HAMMERFALL ist eine wirklich bekannte Band in Schweden, ohne Zweifel!
Eure Tour begann in den Niederlanden und mittlerweile habt ihr auch schon Paris aufgesucht. Was waren deine ersten Eindrücke?
Bis jetzt einfach nur fantastisch. Das Publikum ist unglaublich und die Reaktionen auf unsere Konzerte waren großartig.
Die Tournee führt euch durch fast ganz Europa. Werdet ihr auch außerhalb des alten Kontinentes zu sehen sein?
Wir sind da gerade am Planen, offiziell ist aber noch nichts.
Werdet ihr auch eine eurer Shows mitschneiden für eine eventuelle DVD?
Wir werden den Sound auf der Tour mitschneiden, haben aber keine wirkliche Verwendung dafür. Es ist einfach nur für uns gedacht, damit wir uns selbst hören und verbessern können.
Unterhaltet ihr auch Verbindungen zu anderen Metal-Bands eures Genres? Hast du viele Freunde in diesem harten Business?
Ich muss zugeben, dass ich in Wirklichkeit nicht gerade viele Leute aus unserem Bereich kenne, aber man trifft jeden Tag neue, nette Leute, das ist also kein Problem! Auf Anhieb fallen mir die Jungs von SABATON und BULLET ein, das sind wirklich tolle Typen!
Wo liegen deine musikalischen Einflüsse? Was hörst du in deiner spärlichen Freizeit?
Natürlich meistens Metal, aber es darf auch mal etwas anderes sein. Ein guter Song ist ein guter Song, gleich welcher Spielart!
Heißt also, dass ihr zurzeit viel zu tun habt?
Oh ja… ich glaube, wir spielen 37 Konzerte auf dieser Tour und nach den Festivals im Sommer geht es dann wieder weiter. Ich kann dir gar nicht genau sagen, wie viele Auftritte wir im Endeffekt haben. Ich weiß nur, dass wir zurzeit eifrig am Arbeiten sind…
Wie sehen deine Pläne für die nahe Zukunft aus?
Ähm… die nächste Show? Im Prinzip das Gleiche, wie am Tag davor… Nein, Spaß beiseite. Wir haben mehrere Songs, mit denen wir unsere Live-Setlist ein wenig durchmischen werden und gerade sind wir dabei noch ein paar mehr zu proben, damit die Leute nie wissen, was auf sie zukommt!
So, Fredrik, kommen wir langsam zum Schluss. Eines interessiert mich aber noch: Hast du einen persönlichen Lieblings-Track aus der gesamten HAMMERFALL-Diskographie? Wenn ja, warum?
Puh… ich muss sagen, dass ich die Energie in Songs wie „The Dragon Lies Bleeding“ und die Power von „Stonecold“ wirklich sehr mag. Und natürlich auch alle Songs von der neuen Platte. Wie schon gesagt, für einen Favoriten vom aktuellen Album, ist es noch zu früh.
Gut, dann denke ich, dass das genug Fragen fürs Erste sind. Die letzten Worte überlasse ich an dieser Stelle dir…
Vielen Dank! Ich freue mich euch alle irgendwo auf unserer Tour zu sehen. Strengt euch an und besucht ein Konzert, denn HAMMERFALL klangen noch nie besser!
Große Worte zum Abschluss. Danke dir für deine Zeit, Fredrik!
Nein, ich danke dir!
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