Hammer King
Royaler Zusammenhalt
Interview
Der König ist lebendig, es lebe der Kaiser! Wenn euch dieser Satz seltsam vorkommt, habt ihr das neue HAMMER-KING-Album „König Und Kaiser“ noch nicht gehört. Die zehn Nummern der neuen Scheibe sind erneut sehr royal ausgefallen – wir sprachen mit „Chefhammerkönig“ Titan Fox V über die schnelle Entstehung der Scheibe und die anstehende Tour mit den WARKINGS.
„König Und Kaiser“ als Albumtitel fällt direkt ins Auge. Wieso habt ihr euch für einen deutschen Titel entschieden?
Die schönsten Fragen bekommen die langweiligsten Antworten und so ist es auch hier – es ist aus dem Gefühl heraus passiert. Das Lied „König Und Kaiser“ trug den Arbeitstitel „Infinite King“. Die Musik dazu fanden wir super, aber immer, wenn Gesang dazukam, wurde der Track kleiner. Der Song liegt in einem Tempo, das zu schnell oder zu langsam für unsere normalen Titel ist. Entweder war der Refrain stinklangweilig oder er klang total nach „Trallala“. Beides passte nicht zur Musik.
Eines Tages fuhr ich dann über die Autobahn zu unserem Drummer Dolph und hatte eine Melodie im Kopf. Ich versuchte, sie mir bis zu meiner Ankunft zu merken. Darum habe ich irgendeinen Text darüber gesungen und der war zufällig auf Deutsch, was mir äußerst selten passiert. Ich habe es aufgenommen und wollte ihm es präsentieren, nur eben mit englischem Text. Egal was ich ausprobiert habe, es hätte das Lied wieder kleiner gemacht. Also habe ich Dolph gesagt, er solle es sich auf Deutsch anhören. Das ist auch das Grundthema dieses Albums – viele Dinge hätten wir allein nie so umgesetzt, aber zusammen haben wir uns gegenseitig bestärkt.
Als Dolph sich das Stück anhörte meinte er, es sei gut so, nur die Zeile „Dieses Land braucht den Infinite King“ sei doch Quatsch. Ich kam auf nichts anderes, da guckte Dolph mich nur an und meinte: „Dieses Land braucht den HAMMER KING“. Irgendwo in der Mitte des Textes gab es eine Stelle mit „Kaiser“ und da „Hammer Kaiser“ blöd klingt, haben wir „König Und Kaiser“ draus gemacht. Das ist auch historisch bereits vorgekommen, von daher haben wir es dann genau so gelassen.
So kam der Stein ins Rollen. Wir haben den Tribun von den WARKINGS als Feature-Gast angefragt. Dann sprachen wir mit Joost van den Broek (u.a. AYREON), weil wir epische Fanfaren in dem Stück haben wollten. Der hat uns etwas zusammenkomponiert und wir haben das auf den Track gespielt. Ich finde es super, dass der Gesang natürlich der Refrain ist, die Trompeten sind aber ihr eigener, parallel stattfindender Refrain. Wir fragten Joost, was er für seine Arbeit haben möchte, und er hat uns nur viel Erfolg mit dem Album gewünscht – das war eine total nette Erfahrung!
Jetzt war uns klar, dass das Lied etwas Besonderes ist. Irgendjemand sagte, wir sollen daraus den Titelsong machen und ich war überzeugt, dass Napalm Records das niemals freigeben würde. Sie mögen keine englischsprachigen Bands mit deutschem Titel. Als ich trotzdem anfragte, kam als Antwort nur: „Finden wir gut, mach doch!“ Das Cover war dann auch ein Selbstläufer. Ich habe gesagt, ich brauche die Königsfigur, nur royaler, weil sie auch Kaiser ist.
Du hast das Feature im Titeltrack schon angedeutet – wie darf man sich es vorstellen, wenn ein Hammerkönig auf einen untoten Tribun trifft?
Morbid und gefährlich. (lacht) Der pragmatische Hintergrund ist, dass man uns geflüstert hat, die WARKINGS wollen uns mit auf Tour nehmen. Das haben wir uns gewünscht, denn die Band passt zu uns wie die Faust aufs Auge. Im Idealfall sollten wir bis zum Tourstart ein neues Album am Start haben. Wir hatten zu dem Zeitpunkt noch keine einzige Nummer geschrieben.
Trotz des langen Findungsprozesses des Titeltracks war der Rest des Songwritings sehr entspannt. Diverse Seiten merkten an, es wäre zauberhaft, wenn wir ein gemeinsames Stück für die Tour hätten. Wir haben den Tribun gefragt und er hat zugestimmt. Wir haben zu dem Stück ein Video in Österreich gedreht. Er kam am Tag vorher mit einem fetten Jetlag vom 70000 Tons Of Metal wieder. Da muss man ein toter Römer sein, um nicht umzufallen.
In dem Video gibt es zwei Könige, was die Frage aufwarf, wer dazu noch der Kaiser sei. Es soll im Video nicht klar sein, denn keiner soll über dem anderen stehen. Wir haben es so konstruiert, dass es einen schönen Twist gibt und ich glaube, es ist gut geworden. Es war eine extrem angenehme Zusammenarbeit.
Ihr legt in Sachen Veröffentlichungen ein ordentliches Tempo vor. Wie bekommt ihr das zusammen mit den ganzen Liveaktivitäten unter einen Hut?
Ich wurde vorhin gefragt, was ich außer Musik gerne mache und die Antwort ist: gar nichts. Gut, ich mag die Natur und gucke gerne Filme, aber es ist nie etwas außer Musik meine Leidenschaft gewesen.
Wir haben ein Umfeld von Leuten, die alle nur das machen, was sie ohnehin machen wollen. Das ist sehr angenehm.
Es war nie unser Ziel, im Anderthalbjahrestakt Alben rauszubringen. Das hat während Corona angefangen. Wir hatten ein Album, dazu gab es aber keine Shows. Dann wurden die Shows nachgeholt, die sind aber Mist ohne ein neues Album – so ist „Kingdemonium“ entstanden. Jetzt gibt es eine Tour, die auch besser mit einem Album funktioniert. Ich hoffe, dass wir jetzt eine Zeitlang nur live spielen dürfen.
Ich sehe das wie JUDAS PRIEST oder SAXON. Sie haben in den Achtzigern zwei Alben in einem Jahr rausgebracht. Da kann niemals viel Zeit zwischen den Touren gewesen sein und das sind heute alles Klassiker. Als Gegenbeispiel sehe ich PHIL COLLINS, ungeachtet seiner heutigen gesundheitlichen Probleme. Er wurde von Tour zu Tour immer schwächer, das fing schon vor Jahrzehnten an. Da waren immer lange Pausen zwischen den Touren. Ich finde, wenn du Musiker bist, insbesondere Drummer oder Sänger, dann ist es nicht schlecht, wenn du das dauerhaft machst. Gib Gas solange es Spaß macht!
Stehen die Lieder auf dem Album für sich oder gibt es eine übergreifende Storyline?
Eine Storyline haben die Alben nicht. Es ist eine Kollektion von Kurzgeschichten zu einem Kapitel in der HAMMER-KING-Saga. Dieses Mal geht es darum, dass der König kriegerisch, royal und mächtiger denn je ist. Der König möchte in die Welt hinaus, um diese Macht an den Mann zu bringen, wie auch immer er das tut – wahrscheinlich mit dem Hammer. Das passt gut dazu, dass wir auf Tour gehen, denn da fahren wir auch in andere Länder und bringen unsere Musik an die Leute.
Der König reist nach Arabien, er baut sein „Kingdom Of Hammers And Kings“ auf, aber wir haben auch klassische Motive eingebaut. In „Divided We Shall Fall“ geht es darum, dass man zusammen alles einfacher bewältigen kann. Das ist in der Musik auch so. Wir sind eine sehr individuelle Gesellschaft geworden und wir müssen uns daran erinnern, dass wir gemeinsam eine gewisse Stärke haben, die man nicht verschenken sollte.
Ich habe ein paar Songtitel von anderen Bands vorbereitet, die entweder etwas mit „Hammer“ oder „King“ zu tun haben und ich wollte dich abfragen, wie viele du davon kennst.
Großartige Idee! Wir haben immer gesagt, dass wir im Falle eines Coveralbums nur Stücke mit „Hammer“ oder „King“ covern würden.
Ich habe mich erstmal nur auf „Hammer“ fokussiert, „King“ hätte den Rahmen gesprengt. Fangen wir an:
ASPHYX – „Deathhammer“
Wunderbar, kenne ich.
CRADLE OF FILTH – „Hammer Of The Witches“
Der ist mir nicht untergekommen.
THE CROWN – „Necrohammer“
Die kenne ich tatsächlich garnicht.
DEBAUCHERY – „Hammer Of The Blood God“
Respekt, wusste ich auch nicht. Wir haben zwar mal mit DEBAUCHERY gespielt, aber das war in unseren Anfangstagen.
ENDSEEKER – „Flesh Hammer Prophecy“
Wunderbar!
EQUILIBRIUM – „Wingthors Hammer“
Schön!
JUDAS PRIEST – „Between The Hammer & The Anvil“
Ah ja, der wäre auf unserem Coveralbum definitiv drauf! Wenn es möglich wäre, würden wir ihn sogar „Between The Hammer & The King“ nennen, aber der King bräuchte dafür zwei Silben. Großartiger Song, total unterbewertet.
MACHINE HEAD – „Ten Ton Hammer“
„Ten Ton Hammer“, natürlich. Auf dem zweiten Album meine ich.
MYSTIC PROPHECY – „Killhammer“
Ja, habe ich auf Tour sehr oft gehört – meistens sogar zweimal am Abend, denn es ist auch der Soundchecksong gewesen.
Einen habe ich noch: TÝR – „Hail To The Hammer“
Wunderbar, passt sehr gut. Ich vermisse aber noch einen, auf der „Ace Of Spades“ von MOTÖRHEAD heißt ein Lied „The Hammer“.
Ja, ich habe nicht alles mit reingenommen. Ganze Bands wie HAMMERFALL oder GLORYHAMMER sind auch außen vor geblieben.
Oh ja, „Let The Hammer Fall“ und so weiter. Aber insbesondere „Killhammer“ von MYSTIC PROPHECY ist göttlich, denn beim Soundcheck stand die Truppe da immer und hat „Kill“ und „Hammer“ ins Mikrofon gebrüllt. Wenn du nicht genau hingehört hast, konntest du da auch „King“ und „Hammer“ raushören. Da haben wir uns totgelacht. Tolle Nummer!
Wenn HAMMERFALLs Hector auf euren HAMMER KING trifft – wie sähe das Duell aus und wer würde gewinnen?
Das Duell sähe kollegial aus. Sie würden erkennen, dass man sich zusammentun muss – der Hammerkönig und Hector würden anerkennend nicken und uns dazu verdonnern, gemeinsam auf große Tournee zu gehen. Das halte ich für einen guten Kompromiss. Wir haben vor ein paar Jahren schon einmal gewitzelt, ob wir nicht HAMMERFALL und die WARKINGS auf einer Tour mit uns haben könnte. Dann hätten wir das „Hammer“ von HAMMERFALL und das „King“ von den WARKINGS und wären sozusagen die Schnittmenge beider Bands.
Doch HAMMERFALL fokussieren sich gerade darauf, mit größeren Bands auf Tour zu gehen, um selbst noch etwas zu wachsen. Das ist auch sinnvoll. Wir wurden mal gefragt, warum wir nicht mit POWERWOLF auf Tour gehen. Da stellt sich die Frage, warum die uns mitnehmen sollten. Jeder, der POWERWOLF hört, kennt und mag uns vermutlich schon. Wir werden bald einen eklatanten Wegfall alter, großer Bands haben. Biff Byford von SAXON ist über 70, vor ein paar Jahren hätte niemand gedacht, dass Bands das in dem Alter noch machen. Wir brauchen große Bands, die nachkommen.
So ist es nun auch mit der WARKINGS-Tour. Sie haben durch ihre Tour mit POWERWOLF neues Publikum hinzugewonnen, von dem wir jetzt wiederum etwas abbekommen können. So muss man an die Sache rangehen, wir müssen uns gegenseitig unterstützen. Denn es geht darum, dass diese Musik nicht verschwindet. Wir brauchen jüngere Bands, die den Fortbestand für die nächsten 15 bis 20 Jahre sichern.
Danke dir für deine Zeit und die letzten Worte gehören dir!
Danke für das Interview, das sagt man nicht oft genug. „Danke für deine Zeit“ höre ich häufig, es ist eher umgekehrt der Fall. Was bringt es, wenn wir Musiker Platten machen und keiner schreibt drüber? Ansonsten freue ich mich unglaublich auf die Tour mit netten Leuten und netten Bands. Ich freue mich darauf, unterwegs zu sein und vor vollen Häusern zu spielen. Zudem ist es eine Chance für uns, darüber bin ich sehr glücklich.
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Stile | Heavy Metal, Power Metal, True Metal |
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